SPD - Gesundheitslautsprecher Lauterbach schlug vor ein paar Tagen vor, Erstattungen für Homöopathie aus dem Leistungskatalog der GKV zu streichen. Die Union hat bereits Sympathie für den Vorschlag signalisiert.
Wir erinnern uns, dass diese Leistungen unter Rot-Grün auf Vorschlag der SPD den Kassen aufs Auge gedrückt wurden.
Die Grünen in Person von Frau Künast verwahren sich dagegen und möchten die Hokus-Pokus Medizin weiter von den Kassen erstattet wissen.
Das Schöne an der Homöopathie ist ja, dass da alle was zu beitragen können. Somit der ideale Lückenfüller zur Sommerpause.
Das die Kosten im Vergleich zu den Verschwendungen bei anderen Medikamenten marginal sind, spielt da wohl eher keine Rolle, das Thema ist doch viel zu kompliziert.
Mal davon abgesehen, dass sie in vielen Fällen genausogut hilft wie die konventionelle Medizin, aber billiger ist.
Zu den Kosten fehlen mir die Zahlen, aber ich kann mir vorstellen, dass mit der Kassenleistung auch Angebot und Nachfrage gestiegen sind. Da Homöopathie neben billigen Globuli auch ärztliche Leistung ist, könnte sich Letzteres in den letzten Jahren durchaus zu einem Kostenfaktor entwickelt haben.
Im Zweifel kann die Omi, der lediglich soziale Kontakte fehlen, lieber zu einem "billigen" Homöopaten als zu einem teuren Arzt gehen. Wenn der dann unwirksame Globuli verschreibt ist das allemal besser, als wenn die vom Arzt ein richtiges Medikament bekommt.
Wenn man sich überlegt, dass Deutsche viel häufiger zum Arzt gehen als andere Bürger, wäre das viellleicht ein Ausweg :)
Zitat von Kater Wenn man sich überlegt, dass Deutsche viel häufiger zum Arzt gehen als andere Bürger, wäre das viellleicht ein Ausweg :) Gruss Kater
Das ist ja noch längst nicht erwiesen. Die hohe Ziffer kommt von den Dauermedikationen, die von den Ärzten pro Quartal mit einem Besuch abgerechnet werden, obwohl sie den Patienten höchstens 1x pro Jahr persönlich sehen.
Ich denke, die Homöopathie ist eher unser kleinstes Problem...
"Während Schlenker sich nicht recht auf eine positive oder negative Deutung der Zahlen festlegen mochte, fiel die Kritik des GEK-Vorsitzenden an Teilen der Gesundheitsreform umso deutlicher aus. Der „morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich“, kurz Morbi-RSA, sei viel zu undifferenziert umgesetzt worden und müsse nachgebessert werden. Der Morbi-RSA bewirkt, dass Kassen für Mitglieder mit schweren Erkrankungen mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds erhalten als für gesunde Mitglieder.
Allerdings sind diese Erkrankungen offenbar zu unpräzise definiert, wie Thomas Grobe von der Uni Hannover am Beispiel der Depression verdeutlichte. Knapp 60 Prozent der diagnostizierten Depressionen wurden von den Ärzten der Kategorie „depressive Episode, nicht näher bezeichnet“ zugeordnet. Zugespitzt könnte man einen solchen Befund auch so umschreiben: Nichts genaues weiß man nicht.
Sicher hingegen ist, dass die Diagnose Depression erhebliche Umverteilungen zur Folge hat: Insgesamt 4,1 Milliarden Euro dürften nach Grobes Berechnungen 2009 aufgrund der Diagnose umverteilt werden. 45 Prozent der Fondsmittel in einer Gesamthöhe von mehr als 160 Milliarden Euro werden 2009 über den Morbi-RSA an die Kassen fließen. Schlenker: „Die Krankheitsbegriffe müssen enger gefasst werden, sonst verteilt der Fonds Milliarden mit der Gießkanne.“ "
Dennoch wäre ich für eine NICHT-Bezahlung der Homöopathie, jedenfalls nicht pro Behandlung. Eher pro Behandlungserfolg - wer danach nicht nochmal einen Arzt wegen derselben Erkrankung aufsucht, bekommt seine selbst vorausgeleisteten Behandlungskosten erstattet.
"Dennoch wäre ich für eine NICHT-Bezahlung der Homöopathie, jedenfalls nicht pro Behandlung. Eher pro Behandlungserfolg - wer danach nicht nochmal einen Arzt wegen derselben Erkrankung aufsucht, bekommt seine selbst vorausgeleisteten Behandlungskosten erstattet."
Nun, da musst Du aber aufpassen, dass die dafür zu installierende Überwachungsbürokratie nicht mehr Geld verschlingt als sie einbringt. Nach spätestens 5 Jahren tritt dieser Fall nämlich unweigerlich ein (Schätzung WRL, optimistisch..)
Es gibt ja immer so "Modekrankheiten", in meiner Jugend hieß das "vegetative Dystonie".
Nein, wenn man bei den Krankheits- bzw. Gesundheitskosten nicht an die Leistungen geht wird sich das Dilemma nicht lösen lassen.
Bonna Notte WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat von Kater Das die Kosten im Vergleich zu den Verschwendungen bei anderen Medikamenten marginal sind, spielt da wohl eher keine Rolle, das Thema ist doch viel zu kompliziert. Mal davon abgesehen, dass sie in vielen Fällen genausogut hilft wie die konventionelle Medizin, aber billiger ist. Gruss Kater
Im Prinzip gehört das in den Komplex Reform des Gesundheitswesens, der parallel schon diskutiert wird. Auch hier kann ich eine Parallele aus der Schweiz mitbringen; vor ein paar Jahren hat das Gesundheitsministerium (FDP) eine Abstimmung lanciert und die Leute haben sich dafür entschieden, die gesamte Komplementärmedizin aus dem gesetzlichen Grundkatalog zu streichen. Dies hatte zwei positive Auswirkungen, erstens sank damit die Grundversorgungsprämie (oder: sie stieg weniger stark) und zweitens konnten sich mehrere KK mit einer Zusatzversicherung für komplementärmedizinische Behandlung von anderen KK differenzieren.
Ich hab die Zahlen nicht mehr ganz im Kopf, erinnere mich aber, dass die Kostenzahlen doch recht gravierend waren. Wahrscheinlich zur konventionellen immer noch Peanuts aber es wurde mehr und mehr zum Problem, dass sich Homöopathen, Bachblütentherapeuten oder Aromatherapisten mit einem Diplom in der Abendschule ihre Stunden wie Ärzte von den KK vergüten liessen, was die Kosten schnell hochtrieb. Es waren nicht die Globuli sondern die rapide ansteigende Zahl von sogenannten Helfern, Heilern und Handauflegern, die die Kosten trieben. Dazu kam, dass es (per Definition) keine Definition von alternativer Heilung gibt, dort herrscht ein riesiger Wildwuchs. Einmal gefördert bilden sich schnell neue Kreise und neue Methoden, jede Heilpflanze hat dann ihre Philosophie. Völlig unübersichtlich wird es dann bei den hunderten von verschiedenen fernöstlichen Heilungspraktiken. Da reicht dann schon ein selten klingender Name, ein Kellner aus dem Chinarestaurant und fertig ist die nach kassenarztstruktur abgerechnete Klinik.
Die Diskussion in der (für Alternatives, Märchen, Mythen stets empfangsbereite) Schweiz war entsprechend kontrovers. Am Ende setzte sich aber der Standpunkt durch, dass wer das will dann auch dafür zahlen soll.
"Am Ende setzte sich aber der Standpunkt durch, dass wer das will dann auch dafür zahlen soll."
Ich wußte doch schon immer, dass man der schweizer direkten Demokratie trauen darf!
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
"Am Ende setzte sich aber der Standpunkt durch, dass wer das will dann auch dafür zahlen soll."
So handhabe ich das auch, allen Bemühungen meiner Frau zum Trotz, die möchte, dass ich für die Kinder eine Krankenversicherung mit Zusatz für Homöopathie abschliesse. Da Homöopathie aber im Regelfall nicht bei tödlichen Krankheiten eingesetzt wird (für die ja noch eine "richtige" Krankenversicherung vorhanden ist) und die Behandlungen durchaus selbst finanzierbar sind, sehe ich nicht ein, da noch eine Versicherung mit zu füttern und mich dann auch noch mit denen über die Notwendigkeit oder die Höhe der Rechnungen zu streiten.
Zu den Kosten fehlen mir die Zahlen, aber ich kann mir vorstellen, dass mit der Kassenleistung auch Angebot und Nachfrage gestiegen sind. Da Homöopathie neben billigen Globuli auch ärztliche Leistung ist, könnte sich Letzteres in den letzten Jahren durchaus zu einem Kostenfaktor entwickelt haben.
Gruß, Martin
Ganz im Gegensatz zu den Scheininovationen im schulmedizinischen Bereich und den Krebsmitteln, die nichts bringen.
An einer Stelle wird auch die Homöopathie genannt; während man sich jetzt um einige wenige Millionen Euro bei homöopathischen Medikamenten streitet, könnte man bei den Arzneimitteln Millarden sparen.
Die einzigen Länder in Europa, wo die Pharmahersteller ihre Preise selbst bestimmen können sind Deutschland, Dänemark und Malta. In Großbritannien sind die Gewinne beschränkt, in vier anderen Ländern (Frankreich, Italien) werden die Preise mit den Herstellern vereinbart. Der Rest Europas legt die Preise gesetzlich fest. In Deutschland sind Medikamente im Schnitt 20% teurer als im Rest der EU, bei patentgeschützten Medikamenten ist der Unterschied größer.
Zitat von Lexx An einer Stelle wird auch die Homöopathie genannt; während man sich jetzt um einige wenige Millionen Euro bei homöopathischen Medikamenten streitet, könnte man bei den Arzneimitteln Millarden sparen.
Nochmal (weil Lexx meine Beiträge nicht liest und leider nur unkritisch Volksverdummungspropagandaschau guckt); bei der Alternativmedizin sind die Kostentreiber nicht die Medikamente selbst sondern der unkontrollierte Personalaufwand. Es waren nicht die Globuli sondern die rapide ansteigende Zahl von sogenannten Helfern, Heilern und Handauflegern, die die Kosten trieben. Dazu kam, dass es (per Definition) keine Definition von alternativer Heilung gibt, dort herrscht ein riesiger Wildwuchs. Einmal gefördert bilden sich schnell neue Kreise und neue Methoden, jede Heilpflanze hat dann ihre Philosophie. Völlig unübersichtlich wird es dann bei den hunderten von verschiedenen fernöstlichen Heilungspraktiken. Da reicht dann schon ein selten klingender Name, ein Kellner aus dem Chinarestaurant und fertig ist die nach kassenarztstruktur abgerechnete Klinik. (DP)
Ich habe persönlich nichts gegen Kostendruck bei den bösen Pharmafirmen aber dieArgumentation, dass da irgendwelche Milliarden zu holen seien und deshalb die Sitten in allen anderen Bereichen irgendwie verlottern können weil unerheblich ist ziemlich abenteuerlich. Eben typisch Tageschau.de
Wer den Videobeitrag sieht, dem fällt auf, dass das die Aussage eines Europaabgeordneten ist, der von der Tagesschau lediglich zitiert wird. Im Übrigen ein Abgeordneter der CDU/EVP!
Zudem, DP, ist die Aussage, dass die homöpathische Behandlung DER Kostentreiber bei den GKV ist, unrichtig. Nach meiner Recherche ist die Behandlung durch homöopathische Ärzte eine freiwillige Leistung der Krankenkassen, keine Vorschrift. Im Leistungskatalog stehen lediglich einige homöopathische Medikamente, deren Kosten im Vergleich zu schulmedizinischen Medikamenten vernachlässigbar sind (0,06%).
Wir sollten uns also schon klar werden, worüber wir hier eigentlich diskutieren.
Die Medikamente MÜSSEN bezahlt werden, bieten aber kein Einsparpotential (8,4 mio. €). Die Erstattung der Behandlungskosten bietet Einsparpotential, aber sie MUSS NICHT bezahlt werden. Das ist ein Wahltarif, den etwa die Hälfte der Krankenkassen anbietet - die andere Hälfte könnte sich theoretisch durch günstigere Beiträge profilieren und dadurch einen echten Wettbewerb ermöglichen zwischen Homöopathie ja vs. Homöopathie nein.
Aus diesem Grund, sieht Rösler da auch keinen Handlungsbedarf.
edit: Nachtrag: "800.000 Verschreibungen im Wert von 8,4 Millionen Euro – Alternative Heilmittel machen nur einen Bruchteil der Arzneimittelaufwendungen der Krankenkassen aus. Die Zahlen des Arzneimittelverordnungsreports aus dem Jahr 2008 lassen kaum Einsparpotenzial vermuten. Nach Angaben des Bundgesundheitsministeriums (BMG) liegt der Anteil an den GKV-Arzneimittelausgaben bei 0,06 Prozent." http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Markt/11183.html
"Die Gesamtausgaben für ambulante Versorgung zulasten der GKV betrugen 2009 26 Milliarden Euro und damit etwa 15 Prozent der Gesamtausgaben der GKV. Die Ausgaben für homöopathische ambulante Versorgung im Bereich GKV lagen bei 7 Millionen Euro - also etwa 0,25 Promille. Von etwa 140.000 in vertragsärztlichen Praxen in Deutschland niedergelassenen Ärzten haben etwa 7.000 Ärzte eine Zusatzbezeichnung Homöopathie - also etwa 0,5 Prozent." http://nachrichten.freenet.de/wissenscha...538_533376.html