ich habe überhaupt nicht versucht, Homöopathie zu bewerten, vor allem nicht auf irgendeiner statistischen Basis. Wenn ich mal krank bin gehe ich zum Schulmediziner, der mir ab und zu auch schon geholfen hat.
Ich kenne natürlich auch die allgemeine Lästerei über Homöopathie. Ich habe lediglich festgestellt, dass ich zwei Beispiele kenne, die zumindest ein Anlass wären, an der pauschalen Kritik an der Homöopathie zu zweifeln. Wäre ich an dieser Sache systematisch interessiert, würde ich genau an diesen Beobachtungen anknüpfen. Im übrigen war in beiden Fällen der Erfolg sehr kurzfristig (innerhalb von Stunden / Tagen). Sonst hätte ich dem überhaupt keine Beachtung geschenkt.
ich habe jetzt den Artikel nicht gelesen, aber ich möchte (neben meiner tiefsitzenden Skepsis gegenüber Homöopathie) mal kurz folgendes zu bedenken geben: Es gibt in der H. diverse Mittel gegen ein und diesselben Beschwerden. Der erfahrene Homöopath versucht nun herauszufinden, welche Begleitumstände denn beim Erkrankten noch vorliegen, darunter ist vieles das ein Schulmediziner schlicht nicht abfragen würde. Mal ein Fantasiebeispiel (ich habe mal vor Jahren ein Telefonat meiner ex-Frau mit einer Bekannten gehört, das ist die Vorlage des Beispiels):
Also, was hat dein Pferd neben dem Lahmen auf dem linken Vorderbein noch? (Dann wurde alles abgefragt, was auch nur irgendwie mit dem Bein zu tun hatte, Temperatur, wo genau erhöht, Fell, offene Stellen usw - das alles interessiert einen Tierarzt auch). Danach Fragen nach Harn und Stuhlgang (Farbe, Geruch), was es frisst, säuft (stehendes oder fließendes Wasser, Zusätze), Schreckhaftigkeit und vieles mehr (furzt er auf dem linken oder dem rechten Bein?). Grund: Bestimmte Mittel wirken besser je mehr man die sonstigen Umstände kennt und einordnen kann. Sollte eigentlich in der Schulmedizin nicht anders sein, zumindest mein Hausarzt ist auch ziemlich neugierig.
Und oft genug wird das Viech freiwillig oder durch Behandlung tatsächlich wieder gesund...
Ich hab mich schon immer gewundert, wie der Herr Hahnemann die einzelnen Symptome und Symptomzusammenhänge in einem einzigen Menschenleben herausgefunden haben will!
Gibt es eigentlich irgend jemanden hier im Forum der der Meinung ist, HP sollte von der Kasse übernommen werden?
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Martin: "ich habe überhaupt nicht versucht, Homöopathie zu bewerten, vor allem nicht auf irgendeiner statistischen Basis. Wenn ich mal krank bin gehe ich zum Schulmediziner, der mir ab und zu auch schon geholfen hat. "
Das ist doch schon mal konsensfähig.
"Ich habe lediglich festgestellt, dass ich zwei Beispiele kenne, die zumindest ein Anlass wären, an der pauschalen Kritik an der Homöopathie zu zweifeln. Wäre ich an dieser Sache systematisch interessiert, würde ich genau an diesen Beobachtungen anknüpfen. Im übrigen war in beiden Fällen der Erfolg sehr kurzfristig (innerhalb von Stunden / Tagen)."
Es wird oft auch viel alternative Medizin, insbesondere Naturheilverfahren, mit der Homöopathie in einen Topf geworfen. Die Medikation der klassischen Homöopathie, so wie im zitierten Artikel beschrieben, halte ich für prinzipbedingt (zwangsläufig) unwirksam. Die Individualbehandlung durch einen homöopathischen Praktiker hat vermutlich Placebo-Wirkung. Man staunt im Übrigen darüber, wie stark die ist. Durch den Nocebo-Effekt (Gegenteilige Wirkung) kann man sogar krank werden, eine Erkältung oder Grippe bekommen, nur weil man sich etwas einredet. Warum sollte durch den Placebo-Effekt nicht auch eine Gewebeverhärtung beseitigt oder Krebs bekämpft werden können?
Womöglich steckt hinter den von dir erlebten Erfolgen auch keine klassische Homöopathie, sondern ein empirisch vorgehender Heilpraktiker mit zwei (Einzel-?)Erfolgen. Vielleicht auch ein fähiges Licht im Nebel der Quacksalber.
Das kann alles sein. In der Sportmedizin geht auch vieles empirisch. Aber letztlich muss man sich bei allgemeinen(!) Bewertungen bestimmter Therapiemethoden doch auf Statistik verlassen. Und die spricht nunmal klar gegen die Homöopathie.
Dass in der Hochschulmedizin einiges zu unkritisch übernommen wird aufgrund der guten theoretisch beschriebenen Zusammenhänge zeigt nicht zuletzt die Studie zu Knieoperationen. Die kritische Überprüfung dieser etablierten Verfahren ist für mich aber immernoch eine andere Baustelle.
WRL: Du hast deinen Beitrag eingestellt, während ich meinen geschrieben habe. Dennoch kann ich dich auf diesen verweisen - Placebo wirkt auch bei Tieren!
Zudem ist nicht überall wo HP draufsteht auch HP drin. Ich denke viele Naturheilpraktiker mit eigentlich besseren Verfahren stecken sich das Label "HP" an, weil das so beliebt ist. Bei dem Pferde-Beispiel würde ich mir daher als erstes die Frage stellen, ob dieser Heilpraktiker tatsächlich der Lehre Hahnemanns folgt oder nicht.
Meine letzte Erfahrung mit einem Homöopathen war die "Iris-Diagnose", bei der mir anhand bestimmter Iris-Flecken gesagt wurde, welche Organbeschwerden meine früheren Vorfahren hatten. Klingt auf den ersten Blick beeindruckend, nur hatte es 1. nichts mit der eigentlichen Behandlung zu tun und 2. habe ich mich hinterher gefragt, worin der Unterschied zwischen Iris-Diagnose und Handlesen besteht.
"habe ich mich hinterher gefragt, worin der Unterschied zwischen Iris-Diagnose und Handlesen besteht."
Frage ich mich auch, vor allem weil man angeblich aus Veränderungen der Iris auf gewisse (akute) Erkrankungen schließen kann. Andererseits wird ein Iris-Scan als "unveränderliches Merkmal" bei Zugangskontrollen verwendet und ich stelle mir da vor, dass ich nicht mehr an meinen Arbeitsplatz komme weil ich zuckerkrank werde.... (das ist hypothetisch, an meinem Arbeitsplatz reicht ein fast normaler Schlüssel).
Allerdings hat Handlesen manchmal fatale Folgen ("Oh, ich sehe da eine kurze Lebenslinie...)
Zurück zur Medizin: Gibt es eigentlich Studien, die ergründen warum bei Ärzte-Streiks die Sterblichkeitsrate i.d.R. deutlich zurückgeht? :-)
Schönen Tag WRL
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Zitat Lexx: Es wird oft auch viel alternative Medizin, insbesondere Naturheilverfahren, mit der Homöopathie in einen Topf geworfen.
Und das mit Recht. Allen gemein ist nicht die Unwirksamkeit, das zeigen ja nicht nur Martins Beispiele, jeder kennt wundersame Heilungen ohne Medis, plötzliche Gesundungen scheinbar ohne Grund und Erholung von chronischen oder gar unheilbaren Krankheiten durch Blüten, Globulis oder Handauflegen. Gemein ist die fehlende Systematik. Was heute mit Blüten funktionierte geht morgen nicht. Was gestern mit Globuli heilte wird morgen bei einem anderem Patienten schlimmer. Und obwohl alle Homöopathen und Alternativheiler weltweit fiberhaft daran arbeiten; es gibt keinen einzigen (!) nachweisbaren Hinweis auf eine Systematik oberhalb des Zufallsprinzips. Das muss nun niemanden daran hindern die unkonventionelle Therapie zu versuchen. Schliesslich sind sie ohne (Wirkung und) Nebenwirkung. Ohne systematischem Wirkungsnachweis wäre es aber fahrlässig diese Therapien gesetzlich zu versichern, weil sonst dem Missbrauch Tür und Tor geöffnet ist, denn wo keine Systematik ist kann ja jeder alles zu allen Kosten völlig unkontrolliert anbieten. Deshalb hat man in der Schweiz damals festgelegt; jede alternative Heilmethode, die ihre Wirksamkeit nachweisen kann, kann gesetzlich versichert werden. Das konnte aber keine.
DP: Die meisten alternativen Methoden genügen in der Tat wissenschaftlichen Anforderungen nicht.
Ich gestehe einigen ernsthaften von ihnen aber durchaus zu, per Empirie wirksame Therapien gefunden zu haben. Die traditionelle chinesische Medizin hat uns nicht nur die Akupunktur gebracht, sondern auch zahlreiche pflanzliche Arzneien.
Nicht hochschulmedizinisch zu sein heißt nicht automatisch, dass es quacksalberische Geldmacherei ist. Wobei die auch die tcM dann fragwürdig wird, wenn sie allzu dogmatisch angewendet wird.
Du machst immer denselben Fehler alles mit allem zu vermischen. Wer mit termini wie "ernsthaft", "durchaus" oder "zu dogmatisch" agiert kommt hier in Teufels Küche. Deshalb noch einmal: Für eine gesetzliche Krankenversicherung muss relevant sein, ob eine Methode einem überprüfbaren Wirkmechanismus Stand hält. Selbstverständlich zählt eine planzliche Arznei dazu, denn sie enthält überprüfbare Wirkstoffe. Und die chinesische Medizin gehört inklusive Akupunktur leider nicht dazu weil ihre Wirkung nicht belegt werden kann. In einem Zulassungskatalog sollte der Gesetzgeber nicht Therapien zulassen, die gut klingen oder von der die Allgemeinheit irgendwie glaubt dass da was dran ist oder die irgendwie doch vielleicht ernsthaft sein könnten. Ihre Wirkung muss objektiv für jeden nachvollziehbar sein. Dann darf die Allgemeinheit das auch zahlen. Alles andere sollte individuell geregelt werden; wer an die Wunder der chinesischen Medizin glaubt soll das in einer Zusatzversicherung zahlen.
DP: Du machst immer denselben Fehler, alles auf alles zu beziehen.
In der jüngsten Diskussion geht es gar nicht mehr darum, was von der KK bezahlt werden soll oder nicht. Das ist längst abgehakt: Bezahlt wird, was nachweisbar wirksam ist. Punkt. Meine Argumentation geht gegen die Behauptung, alles wozu es keine positiven Studien zu gibt (sind bei Akupunktur übrigens vorhanden. Zumindest in Teilbereichen der Anwendung), sei automatisch unwirksam. Ein fehlender Beweis für die Wirksamkeit beweist nicht automatisch die Unwirksamkeit!
Es wäre mal interessant zu erfahren, welche Wirkstoffe aus Heilkräutern der chinesischen Medizin inzwischen bei hochschulmedizinischen Medikamenten Einzug gehalten haben. Dazu auch ein Link: http://www.welt.de/wissenschaft/krebs/ar...egen_Krebs.html
Zum Abschluss mache ich extra für dich nochmal meinen Standpunkt klar: Traditionelle chinesische Medizin ist keine Alternative zur Hochschulmedizin. Aber sie ist brauchbarer als zum Beispiel die Homöopathie, weil sie durchaus wirksame Therapien hervorgebracht hat.
Zitat von LexxDP: Meine Argumentation geht gegen die Behauptung, alles wozu es keine positiven Studien zu gibt (sind bei Akupunktur übrigens vorhanden. Zumindest in Teilbereichen der Anwendung), sei automatisch unwirksam.
Lexx, dass du den Unterschied zwischen Wirkung und systematisch nachweisbarer Wirkung, um den es ja hier im ganzen Thread nun lang und breit geht, nicht erkennst, ist ja ziemlich erschreckend.
DP: Wenn du dieser Meinung bist, kannst du mir den Unterschied sicherlich anhand des Beispieles Salbei erkären. Sonst muss ich wohl für immer ignorant (nicht-kennend) bleiben.
Werden die Wirkstoffe des Salbeis analysiert und ihre Wirksamkeit in klinischen Tests nachgewiesen kann von Fach- und Hausärzten das Kraut je nach Wirkung als Ganzes, in Tablettenform, als Salbe verabreicht oder meinetwegen geraucht werden. Die Wirkung sollte gemäss Plan eintreten, was nicht immer geschieht, es gibt Abstossreaktion, Absorbtionsverhalten oder andere Unwirksamkeitsreaktionen, aber lt. Studien können vielleicht 70 von 100 Probanden auf Linderung und Besserung hoffen.
Selbstverständlich kann eine Kräuterhexe behaupten, Salbei ist gut für die Potenz, wenn man sie sich nachts um 3 auf einem Friedhof in die Haare schmiert. Diese Wirkung kann dann durchaus bei 10 von 100 Probanden eintreten, der Glaube versetzt schliesslich Berge, aber solange diese Therapie unter Laborbedingungen nicht mehr wirkt als im Zufallsprinzip (dieselbe Wirkung wird erzielt von 10 von 100 Probanden mit Kieselerde, Tomaten, Holzwolle statt Salbei zu unterschiedlichen Tageszeiten an unterschiedliche Körperteile gerieben) isat und bleibt die Wirkung reiner Zufall.
Das zeigt sehr anschaulich den Unterschied zwischen nachgewiesener Wirksamkeit und nachgewiesener Unwirksamkeit.
Es gibt aber noch die ungeprüften Substanzen dazwischen, denen Hochschulmediziner eine Wirkung nachsagen bzw. sie vermuten, die aber bislang nicht in klinischen Studien geprüft wurde. Ein Teil der tcM ist nachweisbar wirksam. Das sind jene pflanzlichen Stoffe, die getestet wurden und Einzug in die Hochschulmedizin gefunden haben. Ein anderer Teil ist nachweisbar unwirksam. Der größte Teil dürfte allerdings noch garnicht untersucht sein. Und bei einem solchen Zustand lehne ich es ab, die tcM in einer oder anderer Weise abzustempeln.