F-W schrieb am 07.12.2007 16:05
Ich denke, Demographiezahlen sind mit am zuverlässigsten zu prognostizieren weil die zugrunde liegenden Trends langfristig angelegt sind. Die deutsche Durchschnittsfrau kriegt nun mal nicht dieses Jahr 1,4 und nächstes 2,5 Kinder.
Eben. Und sie bekommt eh keine 1,4 oder 2,5 Kinder, sondern gar keins - oder eins - oder zwei - oder vielleicht auch mal drei. Und das ist alles von überhaupt nicht vorhersagbaren Faktoren abhängig. Im Einzelnen reichen da evtl. schon Kopfschmerzen oder Überstunden des Partners, um die Zahl zu ändern.
Ansonsten steht auch in den Sternen, ob es z.B. Horrormeldungen über die Pille gibt oder die Zuverlässigkeit der Lümmeltüten durch Produktionsstandortverlagerung zu- oder abnimmt. Ebenso weiss keiner, ob es viele Arbeitsplätze mehr oder weniger gibt - und ob die ersehnten, neuen Arbeitsverhältnisse nun verantwortungsbewusste bzw. materiell orientierte Paare eher abschrecken, Kinder zu zeugen, oder ob sie mehr zeugen, weil die "Ab ins Heim"-Fremdbetreuungspolitik geschluckt wird.
Nein, mit Demografie kann man nett spielen - oder eben auch erschrecken - aber Vorhersagen über Zukunft, die weiter als ein paar Jahre liegt, kann man nur auspendeln o.ä.
F-W schrieb am 07.12.2007 16:05
Ich denke, Demographiezahlen sind mit am zuverlässigsten zu prognostizieren weil die zugrunde liegenden Trends langfristig angelegt sind. Die deutsche Durchschnittsfrau kriegt nun mal nicht dieses Jahr 1,4 und nächstes 2,5 Kinder.
Eben. Und sie bekommt eh keine 1,4 oder 2,5 Kinder, sondern gar keins - oder eins - oder zwei - oder vielleicht auch mal drei. Und das ist alles von überhaupt nicht vorhersagbaren Faktoren abhängig. Im Einzelnen reichen da evtl. schon Kopfschmerzen oder Überstunden des Partners, um die Zahl zu ändern.
Ich schrieb nicht von deiner Frau, sondern von der statistischen Durchschnittsfrau.
Was du da sonst noch in den Sternen liest hat kaum Einfluss auf die langfristigen Trends. Solche kleineren Veränderungen der Rahmenbedingungen hat es auch in der Vergangenheit ständig gegeben ohne dass die Prognosen falsch wurden. Es würde reichen, du vergleichst mal demographische Hochrechnungen mit der tatsächlichen Entwicklung. Die stimmen auffällig genau. Im Gegensatz zu sonstigem Vorhersagehokuspokus. Wie Wahldemoskopie, die oft nicht vom Freitag bis zum Sonntag der Wahl hält oder Konjunkturprognosen, an die keiner nach einem Jahr erinnert werden will.
Anonymer:
Und welchen Einfluss auf die zahl von ca. 25 mio. Arbeitsfähigen hat es, wenn EINE Frau nun 0,1, oder 2 Kinder bekommt?
Eben!
Im übrigen musst du bedenken: Die 2015 Arbeitsfähigen SIND bereits geboren und inzwischen mindestens 10 Jahre alt. Prognostizieren muss man da lediglich noch den Anteil derer, die tatsächlich arbeitsfähig werden, den kann man aber auch ohne größeren Fehler als konstant annehmen.
kater_5 schrieb am 06.12.2007 12:51
Interessant dazu mal ein Kommentar zum Thema Rente mit 67 für den berühmten Dachdecker. Da schrieb mal einer, dass in anderen Ländern die Dachdecker mit 40 in der Schule und mit 42 am Schreibtisch sitzen.
DER Dachdecker existiert auch nur in Beck's Phantasie. Mein Dachdecker bezieht seine berufliche Daseinsberechtigung längst zum großen Teil aus Know How incl. aller Bauvorschriften aund daraus resultiernd Beratung, und weniger aus körperlicher Arbeit.
Gruß, Martin
Becks Bild vom Dachdecker wird wohl wesentlich von seinem Landsmann Ernst Neger geprägt. Dem will will er ein paar Jahre mehr auf der Fassenachstbühne gönnen.
FW
Bekannt durch
Das "Humba-Täterä" und "Winniwinni wannawanna", "Heile, heile Gänsje", "Rucki Zucki"
und so.
Leider schon im siebten Karnevalistenhimmel (seit 1987) zusammen mit dem Mann am Klavier, Toni Hämmerle (seit 1968).
Lexx schrieb am 08.12.2007 18:23
Anonymer:
Und welchen Einfluss auf die zahl von ca. 25 mio. Arbeitsfähigen hat es, wenn EINE Frau nun 0,1, oder 2 Kinder bekommt?
Den Einfluss, den EINE Frau darauf hätte, wenn man nur von EINER Frau sprechen würde, weil es nur EINE Frau gäbe.
Es gibt aber mehr als eine.
Zitat:
Im übrigen musst du bedenken: Die 2015 Arbeitsfähigen SIND bereits geboren und inzwischen mindestens 10 Jahre alt. Prognostizieren muss man da lediglich noch den Anteil derer, die tatsächlich arbeitsfähig werden, den kann man aber auch ohne größeren Fehler als konstant annehmen.
Abgesehen davon, dass man die Arbeitsfähigen halbwegs schätzen kann, aber nicht die Anzahl der Jobs, in denen die Arbeitsfähigen einen Sinn machen würden, sind es bis 2015 eben jene "ein paar Jahre", die noch halbwegs abschätzbar sind. Was ich meine, ist die Panikmache über mehrere Jahrzehnte (z.B. "In 30 Jahren gibt es keine Rente mehr", "In 50 Jahren sind die Deutschen ausgestorben" usw.)
Zitat:
F-W schrieb am 08.12.2007 17:17
Ich schrieb nicht von deiner Frau, sondern von der statistischen Durchschnittsfrau.
...die es nicht gibt. Deshalb gibt es auch real keine Unsicherheiten, die ein Paar entschließen lässt, es doch mal mit einem 0,3-Kind zu versuchen, sondern da nur die Entscheidung, ob Kind (1) oder kein Kind (0).
Ausserdem werden Einzelfaktoren zu Massenfaktoren, wenn sie den Einzelnen in Massen betreffen
Zitat:
Was du da sonst noch in den Sternen liest hat kaum Einfluss auf die langfristigen Trends.
Doch, grad langfristig können sich auch "kleinere" Entscheidungen gravierender auswirken. Wenn heute eine Frau nicht geboren wird, fehlen in zwanzig Jahren vielleicht nur ihre drei Kinder, aber in vierzig Jahren fehlen dadurch schon drei mögliche Erzeuger weiterer Kinder. Usw.
Und damit kommen wir genau zu den Argumenten, die man dir hier schon vielfach entgegengebracht hat:
[i]"Die deutsche Durchschnittsfrau kriegt nun mal nicht dieses Jahr 1,4 und nächstes 2,5 Kinder."[/i] (FW)
[i]"Ich schrieb nicht von deiner Frau, sondern von der statistischen Durchschnittsfrau. "[/i] (FW)
[i]"Demographie kann man schließlich auf Jahrzehnte voraussagen. "[/i] (Ich)
[i]"Was ich meine, ist die Panikmache über mehrere Jahrzehnte (z.B. "In 30 Jahren gibt es keine Rente mehr", "In 50 Jahren sind die Deutschen ausgestorben" usw.) "[/i]
Diese "Panikmache" ist nichts anderes als die Extrapolation der Bevölkerungsentwicklung auf Basis der aktuellen Zahlen. Die Entwicklung der Rentner-Zahlen ist auf Basis der heutigen Bevölkerungspyramide für die nächsten rund 60 Jahre BEKANNT. Zwar nicht auf die Person genau, aber statistisch ist sie bekannt, denn jeder, der in 60 Jahren mit frühestens 60 in Rente geht, IST bereits GEBOREN. Die einzige Korrektur ist da das Wanderungssaldo.
Was man nicht kennt, die Zahl der Nachfolger ins Berufsleben. Aber auch die steht schon zu ca. 1/3 auf Basis der heutigen Zahlen fest!
Für die restlichen 2/3 gilt das, was FW gesagt hat: Die Geburtenrate macht von heute auf morgen keine riesigen Sprünge.
[url=http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Content/Statistiken/Bevoelkerung/VorausberechnungBevoelkerung/InteraktiveDarstellung/Content75/Bevoelkerungspyramide1W1,templateId=renderSVG.psml]hier[/url] gibt es eine sehr anschauliche Prognose der Bevölkerungsentwicklung. Da kann man auch recht genau die Zahl des Rentner-Arbeiter-Verhältnisses abschätzen.
Daran sieht man, dass bis 2037 die Zahl der Arbeitsfähigen um ca. 20% sinkt. Bei einem Wirtschaftswachstum von 1,7% p.a. (+66% bis 2037) würde das bedeuten, dass die Arbeitsproduktivität um 2,5% p.a. steigen müsste, um den Arbeitskraftverlust auszugleichen, oder anders gesagt: Pro Arbeitskraft müsste 2037 doppelt so viel Werschöpfung erzielt werden - angesichts der weiteren Konzentration auf Dienstleistungen eher unrealistisch. Deswegen weiß man schon heute, dass verstärkt Frauen ins Berufsleben geholt werden müssen, um den niedrigeren Basispool (so nenne ich das mal) besser zu nutzen.
Lexx schrieb am 09.12.2007 18:09 "Was ich meine, ist die Panikmache über mehrere Jahrzehnte (z.B. "In 30 Jahren gibt es keine Rente mehr", "In 50 Jahren sind die Deutschen ausgestorben" usw.) "
Diese "Panikmache" ist nichts anderes als die Extrapolation der Bevölkerungsentwicklung auf Basis der aktuellen Zahlen.
Und bleibt doch Panikmache. Man "extrapoliert" auch gern reale Klimazahlen zu "Die Eiszeit kommt" oder "Deutschland wird Wüste". Diese Demografiemärchen sind da oft nichts anderes.
Zitat:
Die Entwicklung der Rentner-Zahlen ist auf Basis der heutigen Bevölkerungspyramide für die nächsten rund 60 Jahre BEKANNT.
Selbst, wenn man die zukünftige Definition kennen würde, wüsste man nicht, wer in 60 Jahren noch lebt. Und allein schon eine Veränderung des Eintrittsalters kann die Zahl der so genannten Rentner um Millionen schwanken lassen.
Zitat:
von heute auf morgen keine riesigen Sprünge.
Ich sprach auch nicht kleine Zeiträume an, sondern die Teesatzleserei über Jahrzehnte.
Zitat:
Da kann man auch recht genau die Zahl des Rentner-Arbeiter-Verhältnisses abschätzen.
Nur das Verhältnis von Altersgruppen. Wer in Jahrzehnten Rentner ist, steht bis dahin in den politischen Definitionssternen.
Zitat:
Daran sieht man, dass bis 2037 die Zahl der Arbeitsfähigen um ca. 20% sinkt.
Die "Arbeitsfähigen" sind ebenso Definitionssache, wie die "Rentner".
Zitat:
Pro Arbeitskraft müsste 2037 doppelt so viel Werschöpfung erzielt werden - angesichts der weiteren Konzentration auf Dienstleistungen eher unrealistisch. Deswegen weiß man schon heute, dass verstärkt Frauen ins Berufsleben geholt werden müssen, um den niedrigeren Basispool (so nenne ich das mal) besser zu nutzen.
Angesichts realer Entwicklungen (allein schon im technischen Bereich) könnten dagegen zusätzlich noch die Frauen überflüssig statt benötigt werden.
Anonymer:
Der wesentliche Unterschied zwischen Klimaprognosen und Bevölkerungsprognosen ist die Unsicherheit.
Während man bei Klimaprognosen nichtmal weiß, ob ein Temperaturwachstum degressiv oder progressiv ausfallen würde (positive oder negative Rückkopplung?), ist die Unsicherheit bei Bevölkerungsprognosen äußerst gering. Als Basis dienen die aktuellen Zahlen, die bekannt sind, und empirisch ermittelte Entwicklungen.
Wenn man weiß, dass heute in einer Altersgruppe von x bis y Jahren z Menschen leben, werden es in 30 Jahren in der entsprechend älteren Gruppe (x+30, y+30) garantiert nicht doppelt so viele sein, sondern vielleicht etwas mehr (Zuwanderung) oder eher etwas weniger (Todesfälle) bis deutlich weniger (viele Todesfälle).
Mit anderen Worten: Wenn man weiß, dass die Altersgruppe zwischen 10 und 15 Jahren heute(!) 20% geringer vertreten ist, als die heute(!) 30 Jahre ältere (40-45 J), dann kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Bevölkerungsanteil dieser älteren Gruppe (40-45 J) sinken wird.
Nachtrag:
Wenn du mir hier nicht zustimmst, hat es keinen Sinn, irgendetwas zum Rest zu sagen.
Lexx schrieb am 13.12.2007 00:41
Anonymer:
Der wesentliche Unterschied zwischen Klimaprognosen und Bevölkerungsprognosen ist die Unsicherheit.
Während man bei Klimaprognosen nichtmal weiß, ob ein Temperaturwachstum degressiv oder progressiv ausfallen würde (positive oder negative Rückkopplung?), ist die Unsicherheit bei Bevölkerungsprognosen äußerst gering. Als Basis dienen die aktuellen Zahlen, die bekannt sind, und empirisch ermittelte Entwicklungen.
Wahrscheinlich kann man das Wetter der nächsten 100 Jahre besser abschätzen als manche politische Entscheidung. Insofern ->
Zitat:
Wenn man weiß, dass heute in einer Altersgruppe von x bis y Jahren z Menschen leben, werden es in 30 Jahren in der entsprechend älteren Gruppe (x+30, y+30) garantiert nicht doppelt so viele sein, sondern vielleicht etwas mehr (Zuwanderung) oder eher etwas weniger (Todesfälle) bis deutlich weniger (viele Todesfälle).
-> stellst du selbst fest, dass es Faktoren wie Zuwanderung oder Todesfälle gibt. Und Todesfälle sind sehr abhängig von z.B. Gesundheitspolitik oder Sozialpolitik -> s. wieder o.
Zitat:
Mit anderen Worten: Wenn man weiß, dass die Altersgruppe zwischen 10 und 15 Jahren heute(!) 20% geringer vertreten ist, als die heute(!) 30 Jahre ältere (40-45 J), dann kann man mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der Bevölkerungsanteil dieser älteren Gruppe (40-45 J) sinken wird.
Mal abgesehen davon, dass die Entwicklungen "durchgereicht" werden (heute weniger Junge = morgen auch weniger Alte), sagen deine Zahlen immer noch nichts darüber aus, wer nach welcher Definition als Rentner gilt (siehe z.B. Eintrittsalter) oder wer als arbeitsfähig gilt oder ob und welche Jobs es für die Arbeitsfähigen geben könnte.
Zitat:
Nachtrag:
Wenn du mir hier nicht zustimmst, hat es keinen Sinn, irgendetwas zum Rest zu sagen.
Ich widerspreche nicht der Logik hinter der Theorie "Heute wenig Junge = morgen wenig Alte" o.ä. sondern manchen Spekulationen oder Schlüssen und mancher Panikmache (und wieso ich das mache, habe ich nun mehrmals erklärt).
Rocky:
Ich neige tatsächlich zu dieser Zweifelsfreiheit....wenn ich der Ansicht bin, dass die Gegenseite ganz offensichtlich und fundamental falsch liegt. Und diese Konsequenz "its my way or the highway" habe ich mir bei der Diskussion mit Werhamster angewöhnt, weil es mir irgendwann zu mühselig geworden ist, mich immer wieder zu wiederholen.*)
Wenn du denkst, dass das bei mir ein Dauerzustand wäre, dann wäre das das fünfte mal, dass du dich bei mir irrst (das fünfte mal von fünf Versuchen). Deswegen hoffe ich, dass dem nicht so ist.....
*) Und wenn jemand Bevölkerungsprognosen mit Klimaprognosen gleichsetzt, dann ist dieser Zustand bei mir definitiv erreicht.
Anonymer:
"Ich widerspreche nicht der Logik hinter der Theorie"
Das ist ja schonmal was.
"sondern manchen Spekulationen oder Schlüssen und mancher Panikmache"
"manchen, manchen", das ist wiederum so weichgespült, dass es fast eine Nullaussage ist.
Beispiel Rentner: Du schreibst, dass die Zahl derer, die als Rentner gelten, von der Politik abhängig ist. Richtig. Aber was, wenn die Leute keine Rentner sind?
Wenn sie kein eigenes Einkommen mehr haben, werden sie trotzdem in irgendeiner Form von der Gesellschaft bezahlt werden. Wenn nicht als Rente, dann als Sozialhilfe. Insofern ist die Frage, wieviele - nennen wir sie mal alte Leute - in Zukunft unterhalten werden müssen tatsächlich relativ unabhängig von der Politik.
Wenn eine Katastrophe oder ein Wunder geschiet, DANN kann eine solche Prognose natürlich über den Haufen geworfen werden, aber dass diese Möglichkeit ausgeschlossen werden muss, weil eine Prognose immer nur unter der Beschränkung "unter normalen Umständen" gültig ist, sollte eigentlich selbstverständlich sein.
Andersrum, wenn du von Panikmache sprichst: Man kann und sollte sich nicht drauf verlassen, dass durch irgendein Wunder oder eine Katastrophe das Arbeiter-Rentnerverhältnis drastisch verschoben wird. Man muss vernünftigerweise davon ausgehen, dass ein solcher ebenso drastischer wie unwahrscheinlicher Fall NICHT eintritt. Andernfalls passiert das, was wir derzeit erleben: Vor einigen Jahrzehnten war bereits demographisch absehbar, dass die Situation so sein wird wie heute, aber man hat nicht vorgesorgt. Deswegen haben wir jetzt hohe Schulden und solidarsysteme wie den Generationenvertrag, die einfach nicht mehr lange funktionieren.
"Ich widerspreche nicht der Logik hinter der Theorie"
Das ist ja schonmal was.
"sondern manchen Spekulationen oder Schlüssen und mancher Panikmache"
"manchen, manchen", das ist wiederum so weichgespült, dass es fast eine Nullaussage ist.
Weichgespülte Nullaussagen sind ja wohl eher Panikmache, Spekulationen, usw.
Zitat:
Beispiel Rentner: Du schreibst, dass die Zahl derer, die als Rentner gelten, von der Politik abhängig ist. Richtig. Aber was, wenn die Leute keine Rentner sind?
Wenn sie kein eigenes Einkommen mehr haben, werden sie trotzdem in irgendeiner Form von der Gesellschaft bezahlt werden. Wenn nicht als Rente, dann als Sozialhilfe. Insofern ist die Frage, wieviele - nennen wir sie mal alte Leute - in Zukunft unterhalten werden müssen tatsächlich relativ unabhängig von der Politik.
Ja und nein.
Wie gesagt: Theoretisch kann man sagen, dass man z.B. in 70 Jahren 500000 70-jährige hat, wenn in diesem Jahr 500000 Menschen geboren wurden. Praktisch weisst du nicht, wer bis dahin gestorben ist (und da kann eine weitere Verschlechterung der gesundheitlichen Versorgung mancher sozialer Schichten bzw. Altersgruppen gravierend die Zahl nach unten verändern) oder was so alles einwandern durfte (auch da weiss man aus Erfahrung, dass damit die Zahl gravierend nach oben geschraubt werden kann).
Wenn man nun noch meint, in fünf Jahren würden auch 500000 geboren und in 75 Jahren gäbe es dann eben auch 500000 70-jährige, wird die Spekulation noch schwammiger.
Und fängst du dann noch an, über mehrere Generationen zu spekulieren (wie z.B. bei der Rente, wo ja nicht nur die Kinder die Rente der Eltern bezahlen, sondern auch Enkel oder gar Urenkel), wirds noch lustiger, weil du dann noch über alle Bedingungen und Möglichkeiten (z.B. Stichworte wie sexuelle Gewohnheiten, Partnersuche, (Un)Fruchtbarkeit, etc.) der Kinder- und Enkelproduktion nachdenken musst.
Zitat:
Wenn eine Katastrophe oder ein Wunder geschiet, DANN kann eine solche Prognose natürlich über den Haufen geworfen werden, aber dass diese Möglichkeit ausgeschlossen werden muss, weil eine Prognose immer nur unter der Beschränkung "unter normalen Umständen" gültig ist, sollte eigentlich selbstverständlich sein.
S.o. Beispiel Einwanderung, Gesundheitspolitik.
Zitat:
Andersrum, wenn du von Panikmache sprichst: Man kann und sollte sich nicht drauf verlassen, dass durch irgendein Wunder oder eine Katastrophe das Arbeiter-Rentnerverhältnis drastisch verschoben wird. Man muss vernünftigerweise davon ausgehen, dass ein solcher ebenso drastischer wie unwahrscheinlicher Fall NICHT eintritt. Andernfalls passiert das, was wir derzeit erleben: Vor einigen Jahrzehnten war bereits demographisch absehbar, dass die Situation so sein wird wie heute, aber man hat nicht vorgesorgt.
Du meinst, durch Katastrophe oder Wunder könne sich das Arbeiter-Rentnerverhältnis nicht drastisch verschieben - durch Vorsorge hätte man das aber schon tun können?!
I.Ü. ist doch grad die Panikmache mit der Rente ein schönes Beispiel.
Erstens sagt das Verhältnis nicht viel aus, weil schon die Definition von Rentner und Arbeiter relativ ist - und dann kann man schon durch Verschiebung des Eintrittsalters sehr schön das Verhältnis verändern.
Zweitens spielt die Produktivität u.ä. eine große Rolle bei der Frage, wieviel Rentner ein Arbeiter schultern kann.
Drittens spielt der Anspruch des Rentners eine Rolle (Rente wie üblich? Niedrigere Grundrente? Usw.)
Zitat:
Deswegen haben wir jetzt hohe Schulden und solidarsysteme wie den Generationenvertrag, die einfach nicht mehr lange funktionieren.
Also die Schuldenproblematik ist vielfältig und hat ja nun kaum etwas mit Demografie zu tun.
Der Generationenvertrag hat auch funktioniert. Schwankungen bei Einzahlen und Auszahlen gab es auch immer. Gab es Überschüsse, wurde aus der Kasse genommen - ansonsten wurde zugeschossen. Hat auch niemanden gestört, bis irgendwann mal ein Spinner die Demografie ins Spiel brachte - natürlich nur, was die Zuschüsse betrifft. Dass man auch aus der Rentenkasse entnommen hat, ist irgendwie nie Thema.
Und selbst, wenn die Demografie für mehr Zuschüsse sorgt, ist das keine Katastrophe, sondern eine Frage des Wollens und der Prioritäten. Natürlich wurde bisher zu viel Zeit verplempert, sich darauf einzustellen, aber das bedeutet ja nicht, dass man nun den Kopf in den Sand stecken müsste. Und nicht zuletzt ist das auch nur ein temporäres Problem, weil die Rentnerspitze auch mal wegstirbt.
ihr schmeisst ja hier munter Demographie und die Folgerungen, die daraus gezogen werden ducheinander.
Hamsters Grundaussage war ja, Demographische Prognosen seien genauso Humbug wie Konjunkturprognosen, Klimahochrechnungen oder demoskopische Wahlprognosen. Das ist aber eindeutig falsch.
Rentner: Demographische Prognosen stellen natürlich nur die künftige Altersschichtung der Bevölkerung in Relationen und absoluten Zahlen fest. Die demographischen Prognosen sagen uns ab welchem Punkt die Rentenversicherung mit einer gegebenen Rentenformel unmöglich wird. Selbst konjunkturell bedingte Mehr-/Mindereinnahmen ändern daran nichts, sie geben höchstens einen Spielraum von sehr wenigen Jahren, die notwendigen Entscheidungen zu fällen. Ab wann man Rentner wird ist dann natürlich eine politische Entscheidung, genau wie die Veränderungen der anderen Stellschrauben des Systems wie tatsächliches Renteneintrittsalter, Berufseintrittsalter (beides zusammen = Lebensarbeitszeit), Leistungshöhe, um nur die wichtigsten zu nennen.
Sterberate: Hamster, es gibt keinerlei Hinweise, dass Gesundheits- oder Sozialpolitik einen Einfluss auf die Sterberate oder die Lebenswerwartung hat.
Geburtenrate: Je geringer der Anteil der gebärstarken Jahrgänge an der Gesamtbevölkerung ist, desto weniger machen sich Änderungen der Geburtenhäufigkeit dieser Jahrgänge in der Gesamtrechnung bemerkbar. Selbst Anreize wie Elterngeld oder Rundum-Ausser-Haus-Versorgung würden, wenn sie überhaupt angenommen werden, die Gesamtrechnung nur wenig beeinflussen.
Zuwanderung: Natürlich würden stark unterschiedliche Zuwanderungszahlen Auswirkungen auf die demographischen Prognosen haben. Dafür gibt es dann aber auch unterschiedliche Rechnungen. Aber der Einfluss der Zuwanderung darf nicht überschätzt werden. In den Grössenordnungen, wie wir sie bisher haben, hat sie kaum Einfluss auf die Altersstruktur.
FW: "Hamsters Grundaussage war ja, Demographische Prognosen seien genauso Humbug wie Konjunkturprognosen, Klimahochrechnungen oder demoskopische Wahlprognosen. Das ist aber eindeutig falsch. "
Genau das wollte ich ihm die ganze Zeit klarmachen. Wenn ich dabei auch die "Demographie und die Folgerungen" durcheinandergeworfen habe, hab ich wohl übers Ziel hinausgeschossen.