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Lexx Offline



Beiträge: 3.730

05.12.2007 20:02
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten
Anonymous:
Welche "Millionen" werden denn seit den Reformen nicht mehr mitgezählt?

Die letzte Reform, an die ich mich erinnere, hat die Arbeitslosenzahl um mehrere 100.000 erhöht, ein rein statistischer Effekt.
DP Offline



Beiträge: 5.248

06.12.2007 09:36
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

Anonymer User schrieb am 05.12.2007 14:10

Zitat:

Lexx schrieb am 04.12.2007 23:00
Man muss doch nichtmal neue Arbeitsplätze schaffen.

Schon wenn man nur offene Stellen besetzt kann man die Arbeitslosigkeit um eine sechs- bis siebenstellige Zahl senken (nur sind die Arbeitsagenturen die meiste Zeit mit Berichteschreiben beschäftigt, und kaum mit Vermittlung).

Mit Umschulungen sollte das ja wohl erreicht werden, vermutlich aber mit sehr mäßigem Erfolg.




Gegenüber den offenen Stellen gibt es ein Mehrfaches an Arbeitslosen. Selbst wenn man jede offene Stelle sofort mit einem Arbeitslosen besetzen könnte (was bei einem so großen Arbeitsmarkt nicht möglich ist), blieben immer noch Millionen übrig (plus einiger Millionen, die seit der "Reformen" nicht mehr mitgezählt werden).




Gestern habe ich einen Bericht gelesen, wonach in D im Jahre x (vergessen welches, 2012? 2015?) etwa 5-6m offene Stellen existieren. Mal abgesehen von der seriosität solcher Voraussagen ist es schon erstaunlich, wie schnell sich der Wind dreht. Noch vor 10 Jahren sorgten Rationalisierung, Automatisierung und Globalisierung für eine Austrocknung des Arbeitsmarktes, die totale Versteppung drohte mit Arbeitslosen im zweistelligen Millionenbereich.
Heute liesst man von Programmen, wie man Rentner wieder auf freiwilliger Basis in den Arbeitsmarkt bringt.

Grundsätzlich ist das Vorhandensein von Arbeitslosen kein Problem sondern Bedingung eines Marktes. Selbst im Sozialismus mit Vollbeschäftigung gab es Arbeitslose. Bei einer Rate bis etwa 4% würde ich von Vollbeschäftigung sprechen, einem Zustand, der für den Einzelnen angenehm aber für die Wirtschaft problematisch ist, weil sie dann das erste Angebot nehmen müssen und nicht das beste. Alles über 10% ist für Staat und Gesellschaft schädlich, weil das die Steuermittel auffrist.

kater_5 Offline

Besucher

Beiträge: 1.018

06.12.2007 10:06
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten
"Gestern habe ich einen Bericht gelesen, wonach in D im Jahre x (vergessen welches, 2012? 2015?) etwa 5-6m offene Stellen existieren. Mal abgesehen von der seriosität solcher Voraussagen ist es schon erstaunlich, wie schnell sich der Wind dreht."

So neu sind diese Prognosen auch wieder nicht. Die gab es schon länger, letztlich ist das ja auch nicht überraschend in Anbetracht der demografischen Entwicklung. Richtig krass wird es dann nochmal 2030, wenn die 60er Jahrgänge in Rente gehen.

Was allerdings das Problem ist, ist, dass es deswegen nicht unbedingt weniger Arbeitslose gibt. Wenn 2 Mio Menschen schlicht zu dämlich sind, die Jobs auszufüllen, die es gibt, helfen die 5 Mio offene Stellen auch nicht.

Gruss
Kater
dewo Offline



Beiträge: 544

06.12.2007 11:00
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

kater_5 schrieb am 06.12.2007 10:06
Was allerdings das Problem ist, ist, dass es deswegen nicht unbedingt weniger Arbeitslose gibt. Wenn 2 Mio Menschen schlicht zu dämlich sind, die Jobs auszufüllen, die es gibt, helfen die 5 Mio offene Stellen auch nicht.


Vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass - wenn sie denn kommen - diese offenen Stellen zum ganz überwiegenden Teil nur für Höherqualifizierte in Frage kommen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Bodensatz derer, mit denen man, da zu dämlich, überhaupt nichts anfangen kann, sich von dieser (geschätzten) Zahl von 2 Millionen steil nach oben bewegen dürfte. Der Trend ist nicht zu übersehen, wird doch an manchen (Haupt-)Schulen schon das Lehren des richtigen Ausfüllens von Antragsformularen für Hartz IV-Zuschüsse bevorzugt praktiziert, statt den "lieben Kleinen" den richtigen Umgang mit der deutschen Grammatik beizubringen oder sie in die Geheimnisse der Dreisatzrechnung einzuführen.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

06.12.2007 12:20
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

kater_5 schrieb am 06.12.2007 10:06
Was allerdings das Problem ist, ist, dass es deswegen nicht unbedingt weniger Arbeitslose gibt. Wenn 2 Mio Menschen schlicht zu dämlich sind, die Jobs auszufüllen, die es gibt, helfen




Wir müssen uns einfach darauf einstellen, daß wir auf Dauer immer ca. 3 Mio Leute mit durchfüttern müssen. Das sollte auch hinzubekommen sein.

kater_5 Offline

Besucher

Beiträge: 1.018

06.12.2007 12:51
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten
"Wir müssen uns einfach darauf einstellen, daß wir auf Dauer immer ca. 3 Mio Leute mit durchfüttern müssen."

Nö, das sehe ich anders.

Man muss allerdings mal darüber nachdenken, wie man die entsprechend schult.

Interessant dazu mal ein Kommentar zum Thema Rente mit 67 für den berühmten Dachdecker. Da schrieb mal einer, dass in anderen Ländern die Dachdecker mit 40 in der Schule und mit 42 am Schreibtisch sitzen.

Ich denke, in dem Sinne müsste es laufen.

Und natürlich mit ein bischen Druck. Hartz4 ist da schon ok aber der Trend ist ja leider ein anderer.

Gruss
Kater
MartiS2 Offline



Beiträge: 7.094

06.12.2007 13:02
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

kater_5 schrieb am 06.12.2007 12:51
Interessant dazu mal ein Kommentar zum Thema Rente mit 67 für den berühmten Dachdecker. Da schrieb mal einer, dass in anderen Ländern die Dachdecker mit 40 in der Schule und mit 42 am Schreibtisch sitzen.




DER Dachdecker existiert auch nur in Beck's Phantasie. Mein Dachdecker bezieht seine berufliche Daseinsberechtigung längst zum großen Teil aus Know How incl. aller Bauvorschriften aund daraus resultiernd Beratung, und weniger aus körperlicher Arbeit.

Gruß, Martin

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

06.12.2007 13:56
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

Lexx schrieb am 05.12.2007 20:02
Anonymous:
Welche "Millionen" werden denn seit den Reformen nicht mehr mitgezählt?




U.a. all jene, die damals noch mit 1 Euro/Monat Arbeitslosenhilfe mitgezählt wurden, aber nun wegen 0,0 AlG/H4 nicht mehr. Weggerechnet.

Zitat:


Die letzte Reform, an die ich mich erinnere, hat die Arbeitslosenzahl um mehrere 100.000 erhöht, ein rein statistischer Effekt.




Wenn damit gemeint ist, dass die arbeitslosen SHE nach Reform mitgezählt wurden, war das ja nun ausnahmsweise mal seriöser Realismus, der sich durchsetzte.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

06.12.2007 14:09
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

DP schrieb am 06.12.2007 09:36
Gestern habe ich einen Bericht gelesen, wonach in D im Jahre x (vergessen welches, 2012? 2015?) etwa 5-6m offene Stellen existieren. Mal abgesehen von der seriosität solcher Voraussagen ist es schon erstaunlich, wie schnell sich der Wind dreht. Noch vor 10 Jahren sorgten Rationalisierung, Automatisierung und Globalisierung für eine Austrocknung des Arbeitsmarktes, die totale Versteppung drohte mit Arbeitslosen im zweistelligen Millionenbereich.
Heute liesst man von Programmen, wie man Rentner wieder auf freiwilliger Basis in den Arbeitsmarkt bringt.




Es kommt auf weitere Entwicklungen an. Z.B.: Eintrittsalter rauf und Rente runter - und schon wären solche Programme überflüssig.

"Versteppung" durch Rationalisierung ist an sich auch noch kein Problem.
Einen Betrieb so zu modernisieren, dass die Arbeit z.B. mit nur noch 100 statt 500 Leuten zu bewältigen ist, ist ja auch kein Problem oder etwas Unmoralisches. Solche Fragen stellen sich erst, wenn es darum geht, was man mit den 400 Überflüssigen macht.

Zitat:


Grundsätzlich ist das Vorhandensein von Arbeitslosen kein Problem sondern Bedingung eines Marktes. Selbst im Sozialismus mit Vollbeschäftigung gab es Arbeitslose. Bei einer Rate bis etwa 4% würde ich von Vollbeschäftigung sprechen, einem Zustand, der für den Einzelnen angenehm aber für die Wirtschaft problematisch ist, weil sie dann das erste Angebot nehmen müssen und nicht das beste. Alles über 10% ist für Staat und Gesellschaft schädlich, weil das die Steuermittel auffrist.




Die Frage ist doch, wer in den vier oder zehn Prozent steckt bzw. wer aus diversen Gründen nicht drin stecken soll.

Und ob schon zehn Prozent schädlich sind, hängt ebenfalls davon ab, wer diese zehn Prozent sind und was man mit ihnen anfängt bzw. was man ihnen erlaubt, mit sich anzufangen (z.B. nur Beschäftigung mit der eigenen Arbeitslosigkeit oder mehr Freiheit für soziale bzw. gemeinnützige Arbeit in der Familie, der Nachbarschaft, Vereinen, usw.).

Auch die Höhe der "aufgefressenen" Steuermittel kann schädlich hoch (hohe Leistungen und/oder hohe Verwahrungs- und Kontrollkosten) oder unschädlich niedrig (minimale Leistung und/oder minimale Verteilungsverwaltungskosten) sein.

F-W Offline




Beiträge: 1.679

06.12.2007 17:44
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

MartiS2 schrieb am 06.12.2007 13:02

Zitat:

kater_5 schrieb am 06.12.2007 12:51
Interessant dazu mal ein Kommentar zum Thema Rente mit 67 für den berühmten Dachdecker. Da schrieb mal einer, dass in anderen Ländern die Dachdecker mit 40 in der Schule und mit 42 am Schreibtisch sitzen.




DER Dachdecker existiert auch nur in Beck's Phantasie. Mein Dachdecker bezieht seine berufliche Daseinsberechtigung längst zum großen Teil aus Know How incl. aller Bauvorschriften aund daraus resultiernd Beratung, und weniger aus körperlicher Arbeit.

Gruß, Martin


Becks Bild vom Dachdecker wird wohl wesentlich von seinem Landsmann Ernst Neger geprägt. Dem will will er ein paar Jahre mehr auf der Fassenachstbühne gönnen.

FW

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

06.12.2007 20:13
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

kater_5 schrieb am 06.12.2007 10:06
"Gestern habe ich einen Bericht gelesen, wonach in D im Jahre x (vergessen welches, 2012? 2015?) etwa 5-6m offene Stellen existieren. Mal abgesehen von der seriosität solcher Voraussagen ist es schon erstaunlich, wie schnell sich der Wind dreht."

So neu sind diese Prognosen auch wieder nicht. Die gab es schon länger, letztlich ist das ja auch nicht überraschend in Anbetracht der demografischen Entwicklung. Richtig krass wird es dann nochmal 2030, wenn die 60er Jahrgänge in Rente gehen.

Was allerdings das Problem ist, ist, dass es deswegen nicht unbedingt weniger Arbeitslose gibt. Wenn 2 Mio Menschen schlicht zu dämlich sind, die Jobs auszufüllen, die es gibt, helfen die 5 Mio offene Stellen auch nicht.

Gruss
Kater


Die Prognosen sind sogar so alt, dass ich sie schon vor 5 Jahren in meinem Schulbuch gesehen habe. Ist eigenlich auch kein Wunder, Demographie kann man schließlich auf Jahrzehnte voraussagen.

Und nach der (und meiner 5 Jahre alten Erinnerung) erreicht die Zahl der Arbeitsfähigen 2010-2020 (weiß nicht mehr genau wann) ein Maximum und geht danach zurück. Die genannte Folge: entweder offene Stellen, oder der Arbeitskräftebedarf geht in gleichem Maß zurück, mit entsprechenden Folgen.

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

06.12.2007 20:17
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten
Irgendwer:
"U.a. all jene, die damals noch mit 1 Euro/Monat Arbeitslosenhilfe mitgezählt wurden, aber nun wegen 0,0 AlG/H4 nicht mehr. Weggerechnet."

Das musst du mir mal näher erklären, ich kann dir nicht so ganz folgen.
Das fängt schon damit an, dass ich nicht weiß, was du mit "damals" meinst.
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

07.12.2007 14:11
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

Lexx schrieb am 06.12.2007 20:17
Irgendwer:
"U.a. all jene, die damals noch mit 1 Euro/Monat Arbeitslosenhilfe mitgezählt wurden, aber nun wegen 0,0 AlG/H4 nicht mehr. Weggerechnet."

Das musst du mir mal näher erklären, ich kann dir nicht so ganz folgen.
Das fängt schon damit an, dass ich nicht weiß, was du mit "damals" meinst.




Achso.
Dann frag doch gleich nach dem, was du nicht weisst.
Deine Frage beinhaltete "nach den Reformen" - und hier ging es ja um Hartz -> Damals.
Besser?!

Folgen: Wer "damals" noch ein wenig AlHi erhalten hat (und wenn es nur ein paar Euro z.B. wegen Geringverdiener als Partner waren o.ä.), galt offiziell noch als Arbeitsloser (wenn er nicht in diversen Kursen, "Maßnahmen", alljährlichen Bewerbungs"trainings" u.ä. versteckt wurde), während H4 da heutzutage einen härteren Schnitt macht und die Menschen eher keine (null, 0,00) Leistung erhalten und somit auch keine offiziellen Arbeitslosen sind.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

07.12.2007 14:18
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten

Zitat:

Lexx schrieb am 06.12.2007 20:13
Ist eigenlich auch kein Wunder, Demographie kann man schließlich auf Jahrzehnte voraussagen.




Das gilt doch höchstens für Wunsch- bzw. Idealvorstellungen.
Maximal kann man für schon vorhandene Menschen ein paar Jahre in die Zukunft spekulieren und fabulieren. Aber ob jemand nun null oder sieben Kinder zeugt, steht nur im Kaffeesatz - ob und wie die Kinder überleben, sich ihrerseits vermehren oder die gewünschten Arbeiter und Einzahler werden, findet man nicht mal in der esoterischen Tasse.

Dieses ständige Erschrecken mit dem Demografie-Gespenst ist ja noch alberner und unseriöser als das Klimaschock-Buh.

F-W Offline




Beiträge: 1.679

07.12.2007 16:05
Agenda 2010 wirtschaftspolitischer Humbug Antworten
Ich denke, Demographiezahlen sind mit am zuverlässigsten zu prognostizieren weil die zugrunde liegenden Trends langfristig angelegt sind. Die deutsche Durchschnittsfrau kriegt nun mal nicht dieses Jahr 1,4 und nächstes 2,5 Kinder. Das gilt zumindest für globale Zahlen, wie sie für die Auslegung der Sozialsysteme gebraucht werden.

Schwieriger wird es für kleinere Regionen, wenn die Zahlen aus Geburten- und Sterbefällen und Lebenserwartung um Wanderungsbewegungen ergänzt werden müssen. Das demographische Szenario das das Prognosinstitut für unseren Kreis für die nächsten 30 Jahre errechnet hat, halte ich in seiner vorgegebenen Präzision für sehr gewagt.

FW

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