Mirkalf:
Türkische Universitäten halte ich unter allen umständen für Schwachsinn! An Universitäten befindet sich sowieso ein ganzes Portfolio an Nationalitäten, sodass neben Deutsch sehr viel Englisch gesprochen wird. Ich sehe keinen Sinn darin, diese Vielfalt auf einige wenige Nationen einzuschränken (diejenigen, die türkisch sprechen).
Da es das Ziel eines Gymnasiums ist, eine allgemeine Hochschulreife zu vermitteln, müsste selbst an einem türkischen Gymnasium (auch) Deutsch unterrichtet werden. Was ich mir noch am ehesten vorstellen kann ist türkisch als zweite Fremdsprache - anstelle von Französisch, Latein, Griechisch, ....
Wenn man türkische Wünsche in Sachen Schule weiterhin so rundheraus ablehnen will, muss man zumindest ein eigenes Schulwesen hinstellen, das diesen Namen überhaupt erst mal verdient und den Anforderungen gerecht wird.
Das deutsche Schulsystem mag seine Fehler und Schwachstellen haben. Für die hier diskutierten problematischen Migranten ist es in seiner gebotenen Qualität immer noch weit über deren Fähigkeiten.
Die Leute aus der Türkei, mit denen wir Probleme haben, schaffen ja teilweise nichtmal den deutschen Hauptschulabschluss. Das scheitert schon daran, dass sie mit sieben Jahren kaum ein Wort deutsch verstehen. Bei allen berechtigen Schelten am deutschen Schulsystem: DAFÜR kann es nix.
DP schrieb am 09.02.2008 09:37
Könntest Du erläutern, was Du damit genau meinst? Die deutschen haben gar kein Schulsystem??
Zitat:
Spock schrieb am 09.02.2008 22:58
Das deutsche Schulsystem mag seine Fehler und Schwachstellen haben. (...) Bei allen berechtigen Schelten am deutschen Schulsystem: DAFÜR kann es nix.
Ich will nicht in schulideologische Debatten verfallen, aber wenn uns PISA eines gezeigt hat, dann dass das deutsche Schulsystem, speziell die Hauptschule in keiner Hinsicht den Anforderungen gewachsen ist, vor die es in Bezug auf die Immigrantenkinder gestellt ist. Im übrigen ist es dieser Problemkreis, der uns die PISA Studien regelmässig versaut.
Natürlich ist die Schule nur ein Glied in der Kette und vorgelagerte Probleme in den Familen will ich ja gar nicht ausblenden. Aber sie ist vor allem in den Immigrationsbrennpunkten der Grosstädte von zentraler Bedeutung. Und sie ist m.M. nach der schwächste Punkt von allem, was wir für die Immigranten tun.
Erdogan hat das erkannt und legt nicht ungeschickt seinen Finger genau auf diesen wunden Punkt unserer Seite der Integrationsbemühungen.
War da nichtmal ein Sprachtest mit ggf. verpflichtenden Deutsch-Förderkursen im Gespräch?
Förderunterricht für schwache Schüler war doch seit jeher eine Methode, deren Rückstand aufzuholen. Warum nicht bei Migranten? Ein Jahr vor Einschulung die Kenntnisse testen und gegebnenfalls Deutschunterricht in die Vorschule einbauen. Das ist m.E. immernoch sinnvoller, als diesen Kindern gleich eine türkische Schule vorzusetzen, wo sie die Sprache ja anscheinend genauso schlecht können.
Wenn ich mir deutsche Schulen im Ausland ansehe, unterrichten die überwiegend ausschliesslich auf deutsch. Der Rest zweisprachig Deutsch/Landessprache. Und das sogar nach deutschen Lehrplänen, nicht etwa denen des Gastlandes. Warum soll man das den Türken hier nicht zugestehen?
FW
Da ist ein Unterschied. Alle diese auslaendischen Schulen sind strikt privat, ob das nun amerikanische Schulen im deutschen Raum sind, oder deutsche Schulen in der USA, oder sonst irgendwo.
Meine Kinder waren eine Zeitlang in einer deutschen Schule in Santa Monica, CA, zusaetzlich zur Public School im LA Schooldistrict. Habe kraeftig Schulgeld bezahlt. War eine private Instituion.
Erdogan moechte das Ganze mit Steuiergeldern. Wenn er das nicht wollte, koennte er einfach eine private Universitaet aufmachen, oder eine tuerkische Schule. Ein Privatunternehmen braucht keinen Berlin-Genehmigungsstempel.
Doch, eine Schule schon. Immerhin haben wir in deutschland Schulpflicht und dafor müssen die Schulen gewisse Kriterien erfüllen, die vorher nachgewieen werden müssen.
Von den 900.000 türkischen Kindern, die im Ausland zur Schule gehen, leben etwa 500.000 in Deutschland.
Deren schulische Versorgung ist ein wichtiges Thema im deutsch-türkischen Kulturdialog.
Das türkische Erziehungsministerium entsendet türkische Lehrer, die türkischen Kindern an Schulen in Deutschland muttersprachlichen Unterricht erteilen.
Durchschnittlich halten sich 550 türkische Lehrer zu diesem Zweck in Deutschland auf.
...
Die deutschsprachigen Studiengänge Betriebswirtschaft und Wirtschaftsinformatik an der Marmara-Universität Istanbul, die seit mehr als zehn Jahren mit Unterstützung des DAAD betrieben werden, sind ein Vorzeigeprojekt im Bereich der deutsch-türkischen Hochschulzusammenarbeit. Deutsche und türkische Universitäten streben vermehrt Doppelgraduierungen an. In keinem anderen Land studieren so viele Türken wie in Deutschland, und mit mehr als 24.000 Studierenden stellen sie auch die größte Gruppe unter den ausländischen Studenten in Deutschland.
An den deutschen bzw. deutschsprachigen Schulen in der Türkei, dem privaten Alman Lisesi (Deutsche Schule Istanbul), dem Istanbul Lisesi (staatliche Schule mit deutscher Unterrichtssprache in naturwissenschaftlichen Fächern), der Privatschule der Deutschen Botschaft Ankara (Ernst-Reuter-Schule) sowie deren Zweigstelle in Istanbul werden derzeit 1.843 Schüler unterrichtet; hier sind insgesamt 65 entsandte sowie 60 als Ortskräfte beschäftigte deutsche Lehrkräfte tätig.
Am Istanbul Lisesi sowie am Alman Lisesi kann das deutsche Abitur abgelegt werden; an der Botschaftsschule in Ankara das International Baccalauréat.
An 12 sog. Anadolu-Gymnasien mit Deutsch als erster Fremdsprache unterrichten derzeit im Rahmen des Anadolu-Programms 24 vom Bundesverwaltungsamt/Zentralstelle für das Auslandsschulwesen vermittelte Lehrer.
An diesen Schulen kann das Deutsche Sprachdiplom Stufe II oder die Zentrale Deutschprüfung (ZDP) der Kultusministerkonferenz erworben werden.
Quelle wie oben
Genau das ist ja der Punkt!
Man kann sowas im Stillen ohne großes Tamtam einrichten. Wenn man es öffentlich rausposaunt steckt dagegen ein anderer Zweck dahinter.
Nachtrag:
1800 Leute dürften wohl kaum eine relevante Parallelgesellschaft einrichten. Wenn man von türkischen und türkischstämmigen Schülern in Deutschland redet, geht es aber im eine Zahl in der Größenordnung von Millionen. Das ist ein ganz anderes Kaliber!
Lexx schrieb am 10.02.2008 15:18
kodo: "Was also soll die ganze Aufregung???"
Genau das ist ja der Punkt!
Man kann sowas im Stillen ohne großes Tamtam einrichten.
Wenn man es öffentlich rausposaunt steckt dagegen ein anderer Zweck dahinter.
Irgendwie hört sich das etwas paranoid an.
Warum soll man nicht über "sowas" reden?
Bringt das Unglück? Liegt da ein Tabu vor?
Und wieso steckt da ein anderer Zweck dahinter, wenn man über Fakten redet und bestehende Kooperationen ausbauen möchte.
Lexx schrieb am 10.02.2008 15:30 "Und wieso steckt da ein anderer Zweck dahinter, wenn man über Fakten redet und bestehende Kooperationen ausbauen möchte."
Dazu siehe meinen Nachtrag.
Ja, so langsam wird den Deutschen klar, dass der ein oder andere Türke hier lebt.
Weiter so!
[QUOTE][b][i]Kodo schrieb am 10.02.2008 14:41[/b][/i]
An den deutschen bzw. deutschsprachigen Schulen in der Türkei, dem privaten Alman Lisesi (Deutsche Schule Istanbul), dem Istanbul Lisesi (staatliche Schule mit deutscher Unterrichtssprache in naturwissenschaftlichen Fächern), der Privatschule der Deutschen Botschaft Ankara (Ernst-Reuter-Schule) sowie deren Zweigstelle in Istanbul werden derzeit 1.843 Schüler unterrichtet; hier sind insgesamt 65 entsandte sowie 60 als Ortskräfte beschäftigte deutsche Lehrkräfte tätig.
Am Istanbul Lisesi sowie am Alman Lisesi kann das deutsche Abitur abgelegt werden; an der Botschaftsschule in Ankara das International Baccalauréat.
An 12 sog. Anadolu-Gymnasien mit Deutsch als erster Fremdsprache unterrichten derzeit im Rahmen des Anadolu-Programms 24 vom Bundesverwaltungsamt/Zentralstelle für das Auslandsschulwesen vermittelte Lehrer.
An diesen Schulen kann das Deutsche Sprachdiplom Stufe II oder die Zentrale Deutschprüfung (ZDP) der Kultusministerkonferenz erworben werden.[/I]
Quelle wie oben
Was also soll die ganze Aufregung???
[/QUOTE]Was "die ganze Aufregung" soll? - Sie haben offensichtlich nicht begriffen, um was es hier überhaupt geht.
Die knapp zweitausend Schüler, die in der Türkei die deutschen Schulen besuchen, sind in der Regel solche, die nach einer gewissen Zeit in ihr Heimatland zurückkehren und deshalb den Anschluß an das deutsche Schulsystem nicht verlieren sollen. Ebenso wie meine Kinder seinerzeit die deutsche Schule in Peking besucht haben (und dabei sogar in Mandarin unterrichtet worden sind, das sie nach und nach auch zu beherrschen gelernt haben, stellen Sie sich das mal vor).
Was Erdogan hier versucht, ist aber etwas völlig anderes. Er versucht, türkische Schulen und Universitäten in Deutschland zu etablieren für Schüler und Studenten, die gar nicht die Absicht haben, in ihr Heimatland zurückzukehren, sondern die dauerhaft in Deutschland bleiben wollen. Und so etwas ist ganz einfach in Bausch und Bogen abzulehnen. Was so etwas bedeutet, sollten sogar Sie (vielleicht mit Mühe aber letzlich dennoch) nachvollziehen können!
Herr Erdogan verurteilt Assimilation als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", was wohl nicht ohne Absicht ein Zitat aus den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen gegen die Nazis darstellt (wenn das Ausland eines gut gelernt hat, dann ist es den Gebrauch der Nazi-Keule).
Dabei ist Assimilation langfristig nicht nur das einzig tragfähige Konzept, sondern auch vielmillionenfach bewährt.
Oder glaubt jemand, dass sich Deutsche wie "de Maiziére", "Lefevre", "Schimanski", "Libuda" etc. noch als Franzosen (Hugenotten) respektive Polen fühlen?
Sieht sich jemand wie General Norman Schwarzkopf als Amerikaner oder als Deutscher?
Erfolgreiche Einwanderung führt letztlich immer zur Assimilation. Das Wort für dauerhaft als "Fremdkörper" siedeln, lautet eher "Kolonialisation".
Und Eindruck kann man angesichts vieler Äußerungen von türkischen "offiziellen" allerdings in der Tat gewinnen, dass wir gerade kolonialisiert werden (sollen).
Carpe_Diem schrieb am 11.02.2008 11:50
Herr Erdogan verurteilt Assimilation als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit", was wohl nicht ohne Absicht ein Zitat aus den Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozessen gegen die Nazis darstellt (wenn das Ausland eines gut gelernt hat, dann ist es den Gebrauch der Nazi-Keule).
Dabei ist Assimilation langfristig nicht nur das einzig tragfähige Konzept, sondern auch vielmillionenfach bewährt.
Oder glaubt jemand, dass sich Deutsche wie "de Maiziére", "Lefevre", "Schimanski", "Libuda" etc. noch als Franzosen (Hugenotten) respektive Polen fühlen?
Sieht sich jemand wie General Norman Schwarzkopf als Amerikaner oder als Deutscher?
Erfolgreiche Einwanderung führt letztlich immer zur Assimilation. Das Wort für dauerhaft als "Fremdkörper" siedeln, lautet eher "Kolonialisation".
Und Eindruck kann man angesichts vieler Äußerungen von türkischen "offiziellen" allerdings in der Tat gewinnen, dass wir gerade kolonialisiert werden (sollen).
Oder glaubt jemand, dass sich Deutsche wie "de Maiziére", "Lefevre", "Schimanski", "Libuda" etc. noch als Franzosen (Hugenotten) respektive Polen fühlen?
Sieht sich jemand wie General Norman Schwarzkopf als Amerikaner oder als Deutscher?
Erfolgreiche Einwanderung führt letztlich immer zur Assimilation. Das Wort für dauerhaft als "Fremdkörper" siedeln, lautet eher "Kolonialisation".
Die Verhältnisse in den USA halte ich nicht für vergleichbar mit den hiesigen.
Wieviel Generationonen lebten die Hugenotten als "Fremdkörper" bei uns bis sie den Zustand der Assimilation erreicht hatten? Und profitierten sie nicht von der Zusage der preussischen Könige, ihre Kultur und Traditionen bewahren und pflegen zu dürfen? Wie war die Dimension der hugenottischen Ansiedlung im Vergleich zu der der Türken heute?
Was du beschreibst, spielte sich über längere Zeiträume ab. Die Schimanskis aus dem Kohlenpott waren auch nicht in der 2. Generation assimiliert.
Als Zielvorstellung lasse ich deinen Beitrag gerne gelten. Aber dieser Weg vollzieht sich in vielen Stufen und gleitenden Übergängen. Und wir stehen nach vielen verloren Jahren erst am Anfang dieses Wegs.