allein deshalb hat all das, wofuer diese Milliarden flieszen, auch automatisch etwas mit Solidaritaet, Gerechtigkeit, etc. zu tun bzw. ist gerecht, solidarisch, usw.?!
Ich bezweifle das einfach mal.
Ja super, dann lassen wir die Milliarden eben weg. Oder wenigstens ein Drittel. Und dann kehren wir zur ECHTEN Solidarität zurück.
Es ging nicht ums Weglassen, Ignorieren o.ae., sondern nur darum, dass nicht alles automatisch auch sozial, gerecht, solidarisch o.ae. ist, nur weil dafuer Sozialstaatsmilliarden flieszen.
Bestes Beispiel sind zb die Diskussionen, ob die Gieszkanne gerechter ist als die Staffelung nach Einkommen (zb bei KiG u.ae.)
Zitat:
D.h. ich drücke dem Penner gerne einen Zehner in die Hand, wenn er dafür meinen Hof fegt und das Auto wäscht. Wenn er es gut macht, auch zwei.
Da laesst du jemanden deine Arbeit erledigen. Mit Solidaritaet hat das ja nun nichts zu tun (allenfalls kann man bei der Bezahlung wieder ueber Gerechtigkeit debattieren, wenn man will).
Da laesst du jemanden deine Arbeit erledigen. Mit Solidaritaet hat das ja nun nichts zu tun
Die Antwort war vorhersehbar. Aber genau DAS ist Solidarität: Der eine gibt jeweils dem anderen das, was der andere nicht hat. Aber bitte bidirektional! Ich habe Geld, das ich entbehren kann und der Arbeitlose Zeit, etwas für mich zu erledigen. Solidarischer geht es nicht. Und gerecht ist es schlicht und einfach dann, wenn beide mit dem Erhaltenen zufrieden sind. Da brauche ich keine Gerechtigkeitsdebatte.
Werte sind bestimmte Vorstellungen und Ideale, die in den Köpfen der Menschen existieren. Es sind mentale Objekte, die unser Bewusstsein beeinflussen und von ihm beeinflusst werden. Für das Bewusstsein ist NICHT entscheidend, wie die Welt IST, sondern wie der jeweilige menschliche Geist seine Wahrnehmung dieser Welt bewertet und im Gehirn abspeichert.
Oder auf Deutsch gesagt:
Was für die Werte und ihre Wichtigkeit in den Köpfen der Menschen entscheidend ist, ist das Gefühl. Was für das Gefühl entscheidend ist, ist nicht die wirtschaftliche Lage, sondern wie der Mensch die wirtschaftliche Lage bewertet. Der Mensch bewertet eine schlechter werdende Lage tendentiell negativer als eine besser werdende Lage, selbst wenn die besser werdende Lage noch unter der schlechter werdenden liegt.
Mit anderen Worten:
Dass es uns besser geht als früher ist kein Argument dafür oder dagegen, dass Solidarität jetzt anders bewertet wird. Entscheidend ist, ob sich die Lage verbessert oder verschlechtert.
Momentan verschlechtert sich die Lage für den Großteil der Deutschen und deswegen kommen solche Werte wie Solidarität wieder stärker zum Vorschein, obwohl sie vielleicht vorher schon verinnerlicht waren. Aus den sich jetzt bietenden Eindrücken zu folgern, dass Solidarität als Wert heute weiter verbreitet ist als 'früher' ist daher oberflächlich und zu kurz gegriffen.
Das bezieht sich unmittelbar auf deine Aussage: "Es wird in Deutschland 2008 soviel über Solidarität, soziale Gerechtigkeit, etc. geredet oder besser geschwafelt wie nie zuvor. Ich sehe eine Werteverschiebung in die entgegengesetzte Richtung."
Dieser Schluss, den ich in dem Zitat unterstrichen habe, ist wie oben erläutert nicht plausibel!
Ist jetzt verständlich, was ich dir sagen will?
"Die Antwort war vorhersehbar. Aber genau DAS ist Solidarität"
Nicht ganz. Solidarität beruht grundsätzlich auf Gegenseitigkeit. Die muss aber nicht immer zu jedem Zeitpunkt gegeben sein. Genau genommen muss es zu keiner solidarischen Leistung zwingend eine Gegenleistung geben.
Jetzt kommt aber der Punkt, mit dem du Recht hast: Das obige gilt nur, sofern die Gegenseitigkeit grundsätzlich gewährleistet ist. Ich erinnere mich da an meine Schulzeit, wo ich ein von vielen anderen Schülern unterschiedliches Verständnis von Solidarität hatte. Ich fand es nämlich nicht gerecht, dass die Störenfriede und Streich-Spieler sich auf den Zusammenhalt in der Klasse verlassen haben, obwohl sie immer wieder etwas taten, was die Mehrheit der Schüler nicht will - also sich selbst nicht eingebracht haben in diese Gemeinschaft. Das empfand ich als ungerecht und habe die Solidarität daher auch mal verweigert.
Solidarität kann nur funktionieren, wenn sie keine (dauerhafte) Einbahnstraße darstellt - das ist vermutlich das größte Akzeptanzproblem, dass unsere sogenannten Solidarsyteme haben.
Oh Mann, Spock, das ist doch ganz einfach; Der Solidaritätsindex (SOX) ist reziprok zum Deutschen (ich denke doch wir sprechen hier nur vom deutschen Befinden, der Neger an sich ist ja optimistischer) Aktienindex (DAX); steigt der DAX fällt der SOX und umgekehrt.
Da laesst du jemanden deine Arbeit erledigen. Mit Solidaritaet hat das ja nun nichts zu tun
Die Antwort war vorhersehbar. Aber genau DAS ist Solidarität: Der eine gibt jeweils dem anderen das, was der andere nicht hat. Aber bitte bidirektional! Ich habe Geld, das ich entbehren kann und der Arbeitlose Zeit, etwas für mich zu erledigen. Solidarischer geht es nicht.
Solidaritaet ist doch eher etwas Gemeinsames/Gemeinschaftliches, moeglichst auf Gegenseitigkeit und das Ganze moeglichst freiwillig und gleichberechtigt.
Selbst, wenn man nicht auf dem abfaelligen "Penner" herumreitet, hat die alltaegliche Praxis des "Mietfeger-/autowaeschermietens" in der Realitaet nicht viel mit Solidaritaet zu tun. Das ist einfach nur ein schnoeder marktwirtschaftlicher Vorgang, bei dem die Beteiligten primaer auf den eigenen Vorteil bedacht sind.
Solidaritaet kaeme da eher ins Spiel, wenn die Gemeinschaft dem "Penner" hilft, aber von ihm auch einen Beitrag verlangt, wie zb gemeinnuetzige Taetigkeiten nach Faehigkeit auszufuehren o.ae.
Zitat:
Und gerecht ist es schlicht und einfach dann, wenn beide mit dem Erhaltenen zufrieden sind. Da brauche ich keine Gerechtigkeitsdebatte.
Ja, wenn beide zufrieden sind. Wenn nicht - und das ist ja nun meistens der Fall, wenn beide Seiten primaer Eigennutz (marktwirtschaftlich) praktizieren - dann gibts diese Debatten eben.
Flecki5 schrieb am 12.04.2008 12:17
(...) kein Grund für (...) eine Verächtlichmachung des Wertes Solidarität.
Flecki, Du wirst vielleicht nachvollziehen können, dass ich eine gewisse Aversion gegen das Wort habe. Nach gefühlten tausenden Solidaritätsbekundungen an Luis Corvalan, Dean Reed, Angola, Yassir Arafat, Vietnam, Gus Hall (der "Führer der amerikanischen Arbeiterbewegung"), Kuba und Angela Davis hat sich die administrative Solidarität etwas abgenutzt, vermutlich auf Lebenszeit.
Was ich hingegen gern praktiziere ist die gelebte. Ob das jetzt Nachbarschaftshilfe ist oder die Unterstützung von Arbeitskollegen ist gleich, wichtig ist nur; man redet nicht darüber sondert tut es.
DP: "wichtig ist nur; man redet nicht darüber sondert tut es."
An diesem Punkt möchte ich nochmal einhaken. Genau da scheint der Unterschied zwischen Spock und mir zu liegen. Er sieht mehr Solidarität, weil augenscheinlich dauernd drüber geredet wird. Ich sehe weniger Solidarität, weil sie augenscheinlich weniger häufig (freiwillig) praktiziert wird (Achtung, verkürzte Darstellung!).
Solidarität hat nichts mit Religion oder Atheismus zu tun. Es ist ein Begriff der in die Versicherungswirtschaft gehört. Hilfeleistung aG - auf Gegenseitigkeit. Entweder auf Zwang begründet wie in den Sozialversicherungen oder auf freiwilliger Basis wie bei Versicherungsvereinen oder Gewerkschaften.
die politisch missbrauchte Solidarität der DDR ist natürlich ohnehin Murks (ich war übrigens auch mit Mocambique schon solidarisch; mit Dean Reed und Angela Davis natürlich auch, ohne je zu wissen, was die überhaupt gemacht haben). Das einzig Positive an dieser "Solidarität" ist, dass sie billig zu haben ist.
Abseits davon: Solidarität sollte im Kern das sein, was früher die Sippe unternommen hat, um Härten abzufedern. Mit zunehmender Mobilität ist die Großfamilie jedoch nicht mehr dazu in der Lage, zugleich sind auch diese Kernleistungen wie z.B. Pflege so teuer, dass du sie nicht mehr für Nachbarn oder Kollegen übernehmen kannst. Die Diskussion, was nun der Kern ist und was einfach nur Unverschämtheit, wurde damals auch innerhalb der Sippe geführt. Aber um eine Institutionalisierung der großen Risiken kommt man sicher nicht mehr herum.
Meine Fresse, was für ein Geschwafel, na ich schicks trotzdem ab.
Flecki5 schrieb am 11.04.2008 01:24
Der Verfasser des FAZ-Artikels hat seinen Atheismus-Begriff nicht definiert, aber im Laufe des Textes explizit Nazis und Kommunisten aufgeführt ebenso wie gewalttätige Strömungen innerhalb des Islam, die für ihn auch atheistisch sind. Von Buddhismus war da nicht die Rede. Vielleicht sollte Topicgeber Kodo festlegen, wie er den A. denn nun betrachtet sehen möchte.
Wenn man den Atheismus als Glaube ansieht, wonach es keinen Schöpfergott gibt, hat der Buddhismus atheistische Züge.
Im Buddhismus gibt es keinen Schöpfergott, weil alles schon immer da war.
Es gibt aber Götter im Buddhismus, die allerdings interessanterweise schlechter dran sind als Menschen, da sie dem Kreislauf der Wiedergeburt nicht entrinnen können.
Noch radikaler ist der Zen-Buddhismus, der auch keine Götter kennt.
Beide Buddhismus-Richtungen gehen aber davon aus, dass alles mit allem in Verbindung steht.
Deshalb empfindet man Mitgefühl und Liebe mit allen Wesen; was nichts anderes als Solidarität ist!
Keine Ahnung, wer die Formel "Einer für alle, alle für einen." erfunden hat; jedenfalls ist das Solidarität.
Also gemeinschaftliche Haftung, wie im römischen Recht = obligatio in solidum" = gemeinschaftliche Haftung = Hilfe auf Gegenseitigkeit = Menschenliebe.
Unter Atheismus verstehe ich, eine Haltung, die das alles negiert zu Gunsten von Ideologien oder auch einer überdehnten Wissenschaftsgläubigkeit.
Was heute immer mehr zu beobachten ist, sind Relativismus bis hin zum Nihilismus.