"Die Dinge entwickeln sich". Die Worte stammen von Südafrikas Präsident Mbeki und sie waren empört gerichtet an Angela Merkel, die sich auf dem Afrika-EU Gipfel über die undemokratischen ZUstände in Simbabwe mokierte.
Nun, zunächst einmal haben sich die Dinge in Simbabwe zum Schlechten entwickelt; die Wirtschaft liegt am Boden, es gibt keine Arbeit, das Land wird regiert mit der Knute und die Staatsbeamten werden bezahlt mit frisch gedrucktem Geld, welches mangels DEckung zu einer Inflation von gegenwärtig 10,000% führt. Das Land befindet sich wirtschaftlich im Koma und politisch in der Agonie. Vor, während und nach der Wahl weiss niemand was der Stand der Dinge ist. Die Opposition reklamiert den Sieg für sich heisst es, Muga meint, er würde alles andere als einen klaren Sieg seiner Partei nie akzeptieren, neuerdings heisst es, er sei bereits ausser Landes und mit jedem Tag, an dem weiter "gezählt" wird wird die ohnehin unglaubwürdige Wahl weiter zur Farce.
DP schrieb am 01.04.2008 09:44
... und mit jedem Tag, an dem weiter "gezählt" wird wird die ohnehin unglaubwürdige Wahl weiter zur Farce.
Sehe ich nicht mal so.
Erstaunlich ist immerhin, dass es in diesen Verhältnissen überhaupt einen ernsthaften Gegenkandidaten gab, und noch mehr, dass der Sieg Mugabes offensichtlich in Frage steht. Und das alles ohne internatiole, zumindest EU-Wahlbeobachter.
Also verwirrend erst mal. Wenn jetzt Mugabe mit einem 90% Wahlsieg überkommt, dann ist es allerdings eine Farce.
Ich kann mir das nur damit erklären, dass die Wahl, also die echten Stimmen, ein totales Desaster sind für Mugabe und dass er jetzt nur noch versucht, da heil herauszukommen. Deshalb zimmert er sich einen relativ knappen Wahlsieg (60%) zusammen.
Also ich bin sehr erstaunt, wie stark die Opposition ist und, dass hier tatsächlich ein Machtwechsel auch auf dem Präsidentenstuhl realistisch ist. Die BBC meldet inzwischen, dass die Opposition die Parlamentswahl gewonnen hat.
Fragt sich nur, ob Mugabe das Ergebnis vorschiebt um Demokratie vorzutäuschen oder ob er wirklich nichts (oder nicht genug) manipuliert. Bei seinem Verhandlungsangebot über einen Machtverzicht wurde ja schon gemunkelt, dass sich eine Niederlage abzeichnet.
Vielleicht steht Mugabe aber auch nur vor einem Scherbenhaufen (100000% Inflation, 80-85% Arbeitslosigkeit) und hat die Führung des Landes deshalb aufgegeben und lässt sich abwählen.
OK, aufgegeben hat er nicht. Die Opposition wurde durchsucht, Mugabe zweifelt deren Wahlerfolg an und seine Partei mobilisiert alle Reserven für die erwartete Stichwahl.
Und wieder wird die Opposition klein gehalten:
MDCs Anwälte werden von der Polizei daran gehindert einen Antrag ins Gericht zu bringen, der die Veröffentlichung des Präsidentenwahlergebnisses fordert. Andererseits fordert Mugabes Partei die Neuauszählung von 16 Wahlkriesen (16 Parlamentssitzen)....genau so vielen, wie ihr Sitze zur Mehrheit fehlen.
Der Zürcher Tagesanzeiger schreibt; Der südafrikanische Präsident Thabo Mbeki reiste unmittelbar vor dem Gipfeltreffen nach Harare, um mit Mugabe zu sprechen. Nach der 90-minütigen Unterredung erklärte er: "Es gibt keine Krise in Zimbabwe."
Ja, es gab eine 14-stündige Konferenz der südafrikanischen Staaten - es soll da Verzögerungen gegeben haben, weil man sich nicht einig war, ob es sich in Simbabwe um eine Krise handelt oder nicht......jetzt kennen wir das Ergebnis.
Ganz so ist es nicht, das Zitat stammt von Mbeki kurz nach dem Treffen mit Mugabe. Mugabe selbst traute sich nicht zu dem Treffen der südafrikanischen Staaten, wohl aber die Spitzen des MDC, also Parteichef und Spitzenkandidat.
Immerhin.
Dp, ich meine das hier: "Die Südafrikanische Entwicklungsgemeinschaft (SADC) hatte insgesamt 13 Stunden über die Lage in Simbabwe beraten. Sambischen Regierungskreisen zufolge kam es zu der Verzögerung, weil sich die 14 SADC-Staaten bei ihrem Treffen uneinig darüber waren, ob die Situation in Simbabwe als Krise bezeichnet werden dürfe."
Harare (AFP) — Simbabwes Oppositionsführer Morgan Tsvangirai zieht sich aus der Stichwahl um das Präsidentenamt zurück.
Er könne von seinen Wählern nicht erwarten, dass sie "ihr Leben auf Spiel setzen", sagte Tsvangirai in der Hauptstadt Harare.
Die Stichwahl zwischen Tsvangirai und dem langjährigen Staatschef Robert Mugabe war für den kommenden Freitag angesetzt. AFP