Gerd hat ja am Anfang bereits das Haus mit den dicken Lehmwänden und den kleinen Fenstern beschrieben. Das ist der Speicher, der die großen Temperaturspitzen über 24h ausgleicht. Die schlechte Lüftung kann heute leicht technisch ausgeglichen werden, meines Wissens wird bei modernen Energiesparhäusern die Innenluft durch Leitungen über das Erdreich unter dem Haus geführt, so hat man im Sommer eine Vorkühlung, im Winter eine Vor'heizung'. Den Lexx'schen Wärmetauschmechanismus kann ich nicht nachvollziehen, es sei denn´, die Innenwände kühlen die Innenluft ab, und der Wärmetauscher erhöht lediglich die Effizienz (BMW will ja jetzt auch noch die Auspuffwärme rückgewinnen).
Das ist ja alles schön und gut, nur heißt das je nach Platz und Lage, dass man u.U. im Sommer den ganzen Tag im verschlossenen Haus sitzen muss, und das ist nicht jedermanns Sache: Comfort ist nicht, wenn man seine Lebensgewohnheiten gänzlich dem Energiesparen unterwirft, und nicht jede Psyche hält das aus.
Wer zur Arbeit geht oder wer sich ständig draußen herumtreibt hat andere Randbedingungen als ein Rentner, der nicht mehr sehr mobil ist. Wer einen luftigen und sonnengeschützten Vorgarten hat, hat andere Randbedingungen als die Stadtwohnung mit Minibalkon.
Natürlich kann man heute schon viel machen, wenn die Empfehlung aber lautet, das Haus komplett abzureissen und neu zu bauen, dann ist der Rechenstift doch überzeugender.
"Den Lexx'schen Wärmetauschmechanismus kann ich nicht nachvollziehen,"
Das liegt jetzt aber wirklich weder am Lexx noch am Wärmetauschermechanismus. Der ist nämlich in Passivhäusern Standard.
"meines Wissens wird bei modernen Energiesparhäusern die Innenluft durch Leitungen über das Erdreich unter dem Haus geführt,"
Das ist eher so eine Spinneridee. Das Erdreich hat dafür gar nicht die ausreichende Wärmespeicherkapazität.
"Das ist ja alles schön und gut, nur heißt das je nach Platz und Lage, dass man u.U. im Sommer den ganzen Tag im verschlossenen Haus sitzen muss, und das ist nicht jedermanns Sache:"
Hmm, hast Du sonst bei offenen Fenstern die Klimaanlage laufen ?
"wenn die Empfehlung aber lautet, das Haus komplett abzureissen und neu zu bauen, dann ist der Rechenstift doch überzeugender. "
Nun, das hängt davon ab, was man will. Wenn die Russen im Winter das Gas abdrehen, ist so ein Passivhaus nicht die schlechteste Investition gewesen.
kater_5 schrieb am 15.08.2008 14:31
"Den Lexx'schen Wärmetauschmechanismus kann ich nicht nachvollziehen,"
Das liegt jetzt aber wirklich weder am Lexx noch am Wärmetauschermechanismus. Der ist nämlich in Passivhäusern Standard.
Kater, das bezweifle ich nicht, ich bezweifle nur das Perpetuum Mobile.
Zitat:
Das ist eher so eine Spinneridee. Das Erdreich hat dafür gar nicht die ausreichende Wärmespeicherkapazität.
Sei einfach zurückhaltender mit 'Spinneridee'. Die für die Frischluftversorgung nötige Wärmemenge ist relativ klein, das ergibt sich schon aus der geringen spezifischen Wärmekapazität der Luft. Der Zweck dieses Systems ist lediglich der Frischluftaustausch (statt im Winter das berühmte Aufreissen der Fenster jede Stunde).
Zitat:
Hmm, hast Du sonst bei offenen Fenstern die Klimaanlage laufen ?
Ich habe die Lebensgewohnheiten ohne Klimaanlage beschrieben. Im Endeeffekt heißt das, dass wir im Sommer in der Wohnung bis zu 30 Grad hatten. Wenn man einigermaßen jung ist hält man das aus.
Ich kann mir aber vorstellen, dass in klimatisierten Häusern auch mal die Türe nach außen offen bleibt. Das ist zwar nicht im Sinne der Energiesparer, Comfort ist halt für die Seele.
"Kater, das bezweifle ich nicht, ich bezweifle nur das Perpetuum Mobile. "
Hat ja auch keiner geschrieben. Aber anscheinend hat es sich kaum einer durchgelesen.
"Die für die Frischluftversorgung nötige Wärmemenge ist relativ klein, das ergibt sich schon aus der geringen spezifischen Wärmekapazität der Luft."
Es gibt dafür Vorgaben, die liegen so bei einem bis drei Luftwechsel pro Stunde. Das sind schon erhebliche Mengen, die Du mit so einem System nicht temperiert bekommst.
"Ich habe die Lebensgewohnheiten ohne Klimaanlage beschrieben. Im Endeeffekt heißt das, dass wir im Sommer in der Wohnung bis zu 30 Grad hatten. Wenn man einigermaßen jung ist hält man das aus."
Wenn Du das gerne möchtest. Ich halte in der Hitze die Fenster geschlossen und die Bude bleibt bei 20-24 Grad. Man kann auch mal die Tür aufmachen, dann steigt die Temperatur ein wenig. Aber wichtig ist eben, dass man Nachts sehr gut lüftet, damit die Wände wieder abkühlen. Damit habe ich den gleichen Komfort wie Gerd, nur mit einem Bruchteil der Kosten und des Energieaufwandes.
Aber hier ging es um Gerds Vorstellung, dass er nun mal Unmengen an Energie verprassen müsste, weil er physikalisch grundsätzlich keine andere Lösung sieht, seinen Comfort zu erreichen. Was nun mal schlichter Bullshit ist und lediglich daran liegt, dass sein Haus nichts taugt.
"Ich kann mir aber vorstellen, dass in klimatisierten Häusern auch mal die Türe nach außen offen bleibt. Das ist zwar nicht im Sinne der Energiesparer, Comfort ist halt für die Seele. "
Sicher, das ist bei mir dank der Kinder auch der Fall. Aber vernünftige Wände dämpfen das auch weg, man braucht halt ein paar mehr.
Letzlich bleibt die Schlussfolgerung, dass es problemlos möglich ist, auch in Gerds Gegend ein Haus so zu bauen, dass es keine Klimaanlage braucht.
Für Gerd kommt diese Erkenntnis allerdings zu spät. Ebenso wie für die ganzen amerikanischen Hausbesitzer, die ihre Häuser jetzt aufgeben und die amerikanischen Autobauer, die ihre Jeep Cherokees nicht mehr verkaufen können.
ich hatte mir das mal intensiv angesehen, als ich meine Wärmepumpe installiert habe, weil ich dachte, diese Luft für die WP zu nutzen.
Letzlich war die Leistung, die man aus so einem Rohr ziehen kann auf Dauer vernachlässigbar, aber die Sauerei ist erheblich. Denn was da so leger in Deinem Link als "Tauwasserausfall" genannt wird, verursacht doch kontinuierliche erhebliche Feuchtigkeit in so einem Rohr die mittelfristig zu leckeren Effekten führt. Solche Luft will ich nicht in meinem Haus haben.
Von einem hohen Energieverbrauch auf einen hohen Lebensstandard zu schließen mag in der Tendenz richtig sein. Es ist aber nur sicher bei krassen Unterschieden im Lebensstandard, etwa beim Chinesen, der "nie etwas von dem chinesichen wirtschaftlichen Wachstum erfahren" wird vs. "dessen Lebensstandard proportional oder ueberproportional mit der chinesischen Wirtschaftlichen Wachstumsrate von etwa 10 Prozewnt p.a. waechst.".
Bei solchen großen Unterschieden stimmt deine Aussage.
Aber je ähnlicher der Lebensstandard wird, desto unsicherer wird der Zusammenhang mit dem Energieverbrauch. Und wir sind uns wohl darin einig, dass der Lebensstandard zwischen verschiedenen US-Eigenheimbesitzern oder zwischen Nord- und Süddeutschen Eigenheimbesitzern wohl deutlich gleicher ist als der Lebensstandard beider besagter Chinesen.
Der Zusammenhang zwischen Energieverbrauch und Lebensstandard (achtung, jetzt wird die Wortwahl akademisch) stimmt nur im Regime großer Unterschiede. Bei kleinen Unterschieden ist der Zusammenhang höchst unzuverlässig, wie meine Gegenbeispiele zeigen.
"Wie gesagt, ich frage mich, wie Du Deine Broetchen als Ingenieur verdienst. "
Nimm einfach an, dass die Leute, mit denen ich zu tun habe, anscheinend mehr Grips haben als Du und nicht nur lesen sondern auch verstehen können, was ich schreibe.
Und die aus einem simplen Beispiel für einen Wärmetauscher zum Rückgewinnen von Wärme/Kälte aus der ausströmenden Luft nicht gleich eine Kaufempfehlung für den Gerd in Colorado ableiten.
Gerd schrieb am 15.08.2008 21:48
...sage ich nur Dinge, die ich durch Erfahrung untermauert habe.
Im Sommer 2003, der so richtig schoen heiss war, war ich, zusammen mit meiner Frau, fuer sechs Wochen in Deutschland.
...
Ich weiss also genau, mit was fuer einer "Quality of Life" die Deutschen sich durch einen heissen Sommer bringen.
Nein, weisst du nicht. Denn der Sommer 2003 war besonders heiss und daher eine Ausnahme und nicht die Regel (du solltest den Klimapanikmachern nicht immer auf den Leim gehen :D).
Und selbst wenn es anders waere, sagen deine sechs Wochen nicht viel ueber den Rest des Jahres aus, in dem klimatisch bedingt keiner eine Kuehlanlage braucht oder gar stattdessen heizen muss, weils kalt ist und nicht heiss.
Und mal abgesehen davon, dass es fuer die meisten Deutschen eh problematisch waere, ihre Wohnungen (nachtraeglich!) mit Klimaanlagen auszustatten (diese mobilen Dinger mal ausgeklammert), wuerde die Mehrheit sicher keinen Aufwand nur fuer ein paar heisze Tage im Sommer betreiben.
Siehe auch Klimaanlage im Auto, die wahrscheinlich eh nur eine Minderheit braucht, waehrend der Rest kaum noch drumrum kommt und den Rotz meist ungenutzt mitschleppen muss
Zitat:
Und diese "Quyality of life" kannst Du Dir und alle die glauben, dass ich mit sowas permanent leben wuerde, an den Hut stecken.
Das will dir auch keiner nehmen - nicht mal Kater. Wenn du es als Lebensqualitaet so haben willst, unnuetz Energie und Geld zu verbraten, obwohl es anders ginge, dann ist es doch ok. Aber man kann trotzdem sachlich drueber reden - zumindest ueber einzelne Sachfragen. Niemand will dir etwas anderes aufzwingen, nur weil er ueber ggf. bessere oder effektivere Alternativen spricht.
I.Ue. ist der Begriff "amerikanische Bretterbuden" eher sachlich als beleidigend, weil es in manchen Regionen tatsaechlich mehrheitlich Haeuser gibt, deren Aussenwaende aus nicht mehr als einer "Doppelverbretterung" bestehen. In D wird fast alles massiv gebaut - selbst Garagen - und Haeuser aus Bretterwaenden gelten hier als Lauben, Schuppen, Gartenhaeuschen, etc.
Ok, wenns eh immer heisz und trocken ist, ist so ein Bretterhaus ausreichend oder gar ideal. Aber es gibt halt auch solche Haeuser in kuehleren Regionen, wo die Bewohner dann hunderte von Dollar monatlich fuers Warmhalten ausgeben. Und wenn sie das ok finden, sollen sie damit gluecklich werden, aber man muss doch auch empfehlen koennen duerfen, es mal mit effektiveren Alternativen zu versuchen, ohne dass sowas gleich als Angriff, Ami-Bashing o.ae. missverstanden wird.