Rückhalt der Linkspartei quer durch alle Einkommensschichten
DIW-Studie untersucht die Anhängerschaft der „Linken“
Die Partei Die Linke hat in einem Jahr geschafft, was ihre Vorgängerparteien vergeblich versucht haben: Eine in Ost- und Westdeutschland erfolgreiche Kraft politisch links neben der SPD zu etablieren. Die Anhängerschaft der „Linken“ setzt sich jedoch nicht überdurchschnittlich aus einkommensschwächeren oder von sozialem Abstieg betroffenen Personen zusammen, so das überraschende Ergebnis einer neuen Studie des DIW Berlin.
Rückhalt quer durch alle Einkommensschichten
Entgegen mancher Vermutung stellen die Autoren fest, dass der soziale Abstieg für die Unterstützung der „Linken“ keine bedeutende Rolle spielt. „Die Sympathisanten der Linkspartei befinden sich in allen Einkommensgruppen – und nicht vorwiegend unter denjenigen, deren finanzielle Situation prekär ist oder sich verschlechtert hat“, so die Autoren, Martin Kroh und Thomas Siedler vom DIW Berlin.
Hinsichtlich der Einkommensverteilung zeigt die Studie zudem, dass der Anteil der „Linken“-Anhänger in Ostdeutschland bei der gehobenen Mittelschicht am stärksten ausgeprägt ist. In Westdeutschland ist dies bei der unteren Mittelschicht der Fall. Entgegen einer gängigen Meinung findet Die Linke also nicht nur bei Geringverdienern sondern in allen Einkommensgruppen Unterstützung.
Die Studie widerlegt auch die Vermutung, die Erfolge der „Linken“ seien auf bisher politisch wenig mobilisierte und gesellschaftlich schwach integrierte Bevölkerungsgruppen zurückzuführen. Vor allem unter den Ostdeutschen, die in der Lokalpolitik oder in Vereinen ehrenamtlich aktiv sind, finden sich besonders viele Anhänger der Linkspartei.
"dass der Anteil der „Linken“-Anhänger in Ostdeutschland bei der gehobenen Mittelschicht am stärksten ausgeprägt ist. In Westdeutschland ist dies bei der unteren Mittelschicht der Fall. "
Naja, so verblüffend finde ich das nicht. Die gehobene Mittelschicht im Osten ist noch start PDS geprägt und die untere mittelschicht im Westen hat Angst vor dem Abstieg.
Yepp. Untersucht man den Altersdurchschnitt wird man wohl auf ähnliche Anomalien stossen; im Osten ist die Wählerschaft der LP vergreist, im Westen sind es eher die Jungen.
"Naja, so verblüffend finde ich das nicht. Die gehobene Mittelschicht im Osten ist noch start PDS geprägt und die untere mittelschicht im Westen hat Angst vor dem Abstieg."
Das klingt nach viel Vorurteil, so als wenn die Wähler nur aus Pragmatismus wählen. Dabei ist tatsächlich viel Emotion und Ideologie im Spiel. Der Absturz der CSU bei der Wahl entgegen den letzten Umfragen ist vermutlich auf die Abstimmung im Bund zur Pendlerpauschale zurück zu führen.
Genauso vermute ich - auch mit Rücksicht auf meine eigenen Beobachtungen in dieser Mittelschicht - dass die linke eher gewählt wird, weil sie die "richtigen" Werte vertritt und nicht, weil sie einem persönlich soziale Sicherung verspricht.
"Der Absturz der CSU bei der Wahl entgegen den letzten Umfragen ist vermutlich auf die Abstimmung im Bund zur Pendlerpauschale zurück zu führen."
Das glaube ich widerum nicht. Das war dann vielleicht der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Aber da hat es wohl schon vorher viel Ärger gegeben. Manche halten ja auch das Rauchverbot für den Auslöser. Und nicht zuletzt hat Stoiber ja noch eine recht gnadenlose Haushaltssanierung durchgeführt, die sicher auch so manchen Unmut auf lokaler Ebene erzeugt hat.
"Genauso vermute ich - auch mit Rücksicht auf meine eigenen Beobachtungen in dieser Mittelschicht - dass die linke eher gewählt wird, weil sie die "richtigen" Werte vertritt und nicht, weil sie einem persönlich soziale Sicherung verspricht."
Nun, das Eine kann ja mit dem Anderen zusammenhängen. Ich würde in dem Zusammenhang aber dann eher annehmen, dass die grossen Parteien aus deren Sicht die falschen Werte vertreten. Was natürlich durchaus auch ein Grund für die Vorliebe dieser Partei in der unteren Mittelschicht sein kann. Allerdings würde ich diesen Grund eher noch für die gesamte Wählerschaft (mit Ausnahme der oberen 10.000) gelten lassen und nicht nur für die untere Mittelschicht.
Und ich dachte immer, links wählen nur die Dummen und die Frustrierten?
Dummheit und Frustration schließen die Angehörigkeit in der Mittelschicht ja nicht zwangsläufig aus.
Und Oskar hat ja sogar Physik studiert und ist Chef von dem Laden.
Ich denke, die LP wird denselben Weg gehen, den die Grünen gegangen sind, von der Protestpartei, die sich über diverse Regierungsbeteiligungen zu Realos mausert. Nebenbei werden sie zum Teil noch vom System korrumpiert und finden Diäten, Anzug und Dienstwagen toller als Strickpullli und Fahrrad.
Eine Entwicklung, die die Demokratie nicht nur aushalten muss, sondern die ihr vielleicht sogar guttut.
"Eine Entwicklung, die die Demokratie nicht nur aushalten muss, sondern die ihr vielleicht sogar guttut."
Das erinnert mich an eine Auseinandersetzung mit meinem Schwiegervater - damals waren die Grünen gerade in den Bundestag eingezogen. Nach meiner Bemerkung, dass ich es gut finde, dass es mal ein bißchen Bewegung in der Parteienlandschaft gibt hätte er mich um ein Haar aus dem Haus geworfen - er hat gerade noch rechtzeitig gemerkt, dass es mein eigenes Haus war ...
Nein, ich mag die Linken genausowenig wie die Rechten, aber damit muss eine Demokratie eben fertig werden, und zwar per Diskussion und nicht per Verbot.
Kater: "Das glaube ich widerum nicht. Das war dann vielleicht der Tropfen, der das Fass zum überlaufen gebracht hat. Aber da hat es wohl schon vorher viel Ärger gegeben. Manche halten ja auch das Rauchverbot für den Auslöser. Und nicht zuletzt hat Stoiber ja noch eine recht gnadenlose Haushaltssanierung durchgeführt, die sicher auch so manchen Unmut auf lokaler Ebene erzeugt hat. "
Ich bezog mich dabei auf die Diskussion zwischen DP und mir über die Qualität der Umfragen. Die letzten Umfragewerte waren 47, 48 und 49% - eine Woche später bei der Wahl gabs 43,5%. Die Pendlerpauschale-Abstimmung lag genau dazwischen.
Lexx schrieb am 09.10.2008 12:33 "Naja, so verblüffend finde ich das nicht. Die gehobene Mittelschicht im Osten ist noch start PDS geprägt und die untere mittelschicht im Westen hat Angst vor dem Abstieg."
Das klingt nach viel Vorurteil, so als wenn die Wähler nur aus Pragmatismus wählen. Dabei ist tatsächlich viel Emotion und Ideologie im Spiel. Der Absturz der CSU bei der Wahl entgegen den letzten Umfragen ist vermutlich auf die Abstimmung im Bund zur Pendlerpauschale zurück zu führen.
Genauso vermute ich - auch mit Rücksicht auf meine eigenen Beobachtungen in dieser Mittelschicht - dass die linke eher gewählt wird, weil sie die "richtigen" Werte vertritt und nicht, weil sie einem persönlich soziale Sicherung verspricht.
So, so die Linkspartei wird im Westen aus Pragmatismus gewaehlt.
Und die CSU ist abgestuerzt, weil Merkel keine Pendlerpauschalen geschenkt hat.
Lexx schrieb am 10.10.2008 15:26
Spock:
Diejenigen (Werte vertritt die Linke - DP), die der Mittelschicht wichtig sind.
Das ist ja nun aber ausgemachter Unsinn. Oder setzt sich die Linke neuerdings ein für niedrige Steuern?, einen konsolidierten Haushalt?, Verlässlichkeit in der Aussenpolitik? für die Entbürokratisierung und Liberalisierung der Gesellschaft?, für Freiheit und Verantwortung des Individuums?
Solidarität muss jede deutsche Partei anbieten, so wie jeder Lebensmittelhändler Brot und Butter verkaufen muss. Das ist in Deutschland kein besonders origineller Linker Wert.