"Die Regierung Großbritanniens bereitet offenbar Notfallpläne für den Fall eines Zusammenbruchs des Ölkonzerns BP vor ..."
BP hat vor ein paar Tagen verlautbart, dass die Probleme mit der gesunkenen Ölbohrplattform mittlerweile die 3 Mrd-$-Grenze überschritten haben.
Leider habe ich den alten Thread nicht mehr gefunden in dem wir mal angefangen haben, über die Schäden zu diskutieren, deshalb habe ich hier einen neuen eröffnet.
Mittlerweile sind Ölklumpen auch an der texanischen Küste angeschwemmt worden - damit ist jeder US-Staat am Golf bereits betroffen - und ein Ende noch nicht abzusehen.
Gerüchteweise wird auch kolportiert, dass es Übernahmeangebote aus dem arabischen Raum für BP gibt was den Kurs der BP-Aktie wieder etwas beflügelt hat.
Ob das umgebaute Tankschiff nennenswert zur Eindämmung beitragen kann?
Schönen Tag noch WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Der Thread heisst "heilsamer Schock" aus dem Galeria - Forum.
Ich zitiere mich einfach mal selbst vom 3.6.
Zitat von F-WPeanuts? Keinesfalls. Abgesehen davon, dass die Katastrophe längst nicht beendet ist und daher über die Kosten in $$ für BP überhaupt noch nichts gesagt werden kann, ist der Imageschaden so immens, wie es eine Kernschmelze bei Vattenfall wäre. Gut möglich, dass der Konzern den Schadensfall nicht überlebt. FW
Ich gehörte ja zu denen, die das für BP nicht überbewerten würden. Allerdings hätte ich auch nicht gedacht, dass die so ein Leck innerhalb mitlerweile mehrerer Monate nicht abgedichtet bekommen.
Wobei auch 3 Mrd. für BP noch nicht bedrohlich sind. Letzlich sind es eher die psychologischen Auswirkungen und die Unsicherheit, die den Aktienkurs fallen lassen und BP zum Übernahmekandidaten macht. Wer jetzt cool ist, kauft BP Aktien. Die dürften weit überproportional gefallen sein. Wenn das Loch gestopft ist, gehen die kräftig hoch.
Da wird das große Leck der größten Ölkatastrophe aller Zeite endlich gestoppt und was passiert?
Völlig unabhängig von dieser Ölpest rammt ein Schiff ein altes Steigrohr und verursacht ein Ölleck, wenn auch wesentlich kleiner als das der Deepwater Horizon. http://www.tagesschau.de/ausland/oelleck104.html
"Haben die Gutmenschen eigentlich schon einen schönen Namen für sowas?!"
Na ja, jeder mögliche Name würde ja auch sofort "versupert", a la "Super-GAU".
Aber so ist es, früher mussten schon mindestens 50 Autos zusammenstossen um eine "Massenkarambolage" zu inszenieren, da reichen heute schon 6 oder 8 aus.
In Bälde wird es einen Super-duper-Gau geben für einen Zwischenfall, der eigentlich noch weit unter einem GAU liegt. Einen solchen gab es nämlich bisher nur einmal, Tschernobyl, während Harrisburgh "nur" ein beinahe-GAU war (und das ist auch gut so).
Schönen Abend WRL
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Die Ölmenge, die im Nigerdelta aus mangelhaft verschlossenen ehemaligen Förderstätten, illegal angezapften Pipelines u.ä. ausgetreten ist (und immer noch austritt) und die Mangrovensümpfe und das offene Meer des Deltas verschmutzt wird auf das 10-fache dessen geschätzt, was im Golf von Mexico ausgetreten ist.
Mit wieviel Öl Saddam Hussein den Persischen Golf versaut hat, als er vor seinem Hinauswurf aus Kuweit die Ölquellen sprengte ist vielleicht nicht gemessen worden, aber dass es weniger war als jetzt im Golf von Mexico glaube ich nicht.
Dass es sich um eine Umweltsauerei ersten Ranges handelt ist klar. Dennoch vermisse ich seriöse Abschätzungen über die Auswirkungen der Katastrophe. Von Unfällen wie der Amoco Cadiz vor Frankreich oder der Exxon Valdez vor Alaska weiss man, dass die Natur die schädlichen Auswirkungen viel schneller absorbiert hatte als von Experten erwartet (von den Weltuntergangszenarien der Umwelt-Aktivisten ganz zu schweigen).
Darüber, wie sich die Natur im Persischen Golf regeneriert hat, habe ich nichts gelesen bisher. Würde mich aber interessieren.
Auch im Golf von Mexico wird die Zeit alle Wunden heilen, und zwar schneller als von den meisten vermutet wird.
FW: Naja. Die Folgen der Exxon Valdez sind in Alaska noch heute zu sehen.
Zumindest nach ökonomischen Gesichtspunkten dürfte der persische Gold und Nigeria es schwer haben mit Deepwater Horizon mitzuhalten. Zugegeben, das ist natürlich auch irgendwie unfair.
Am ehesten wäre wohl die Frage angemessen, wieviel Öl in wieviel Zeit ausläuft. Wenn die zehnfache Menge in der dreißigfachen Zeit ausläuft, ist das noch etwas ganz Anderes. Ein jahrelanger Missstand (Nigeria) hat für mich zudem nicht den Charakter eines großen Unglücks, einer Katastrophe. Was in Afrika geschieht ist im Gegenteil sogar oft genug Vorsatz. Man erinnere sich an den Giftmüllskandal in... Liberia? Der Konzern, der an der Elfenbeinküste hunderte Tonnen Giftmülls abgeladen hat wurde jetzt verurteilt - weil er in Holland einen Zwischenstopp eingelegt hat. Die Geschädigten haben 1000 $ bekommen, leiden heute noch und können keine medizinische Versorgung mehr bezahlen. Denn das Zeug ist immernoch im Grundwasser und schädigt die Menschen munter weiter.
Ist das eine Katastrophe? Nein. Das ist ein Verbrechen!
Zitat Na ja, jeder mögliche Name würde ja auch sofort "versupert", a la "Super-GAU".
Ahja, das Versupern... hatte ich ganz vergessen ;)
Naja, das mit dem GAU ist halt relativ... wenn ein Radler meien Frau totfährt, ist das für mich der GAU... wenn ich ihn anschließend erwische, erlebt er auch (s)einen GAU... ob gleichzeitig in Timbuktu ein AKW hochgeht, ist mir dann wurscht - also wäre das kein GAU ;)
Hundert Tage nach der Explosion auf der Bohrinsel «Deepwater Horizon» scheint das Schlimmste überstanden: Die vor zwei Wochen über dem Bohrloch installierte Kappe hält bislang dicht. Und der Ölteppich im Golf von Mexiko zersetzt sich schneller als erwartet. Er sei «in mehrere isolierte Flecken zerfallen», erklärte John Amos von der Umweltorganisation SkyTruth. Falls es keine neuen Lecks gebe, würden sich diese weiter auflösen und auf Satellitenaufnahmen nicht mehr zu erkennen sein, erklärte Amos dem «Guardian».
Was aber ist mit dem Öl passiert? Die «Washington Post» schätzt, dass immerhin rund 630 Millionen Liter, die weder abgesaugt noch verbrannt oder sonstwie beseitigt werden konnten, quasi «unauffindbar» sind. Für Jane Lubchenco, Leiterin der nationalen Ozeanographiebehörde, ist die Situation «nicht so harmlos, wie sie aussieht». Der Golf sei weder tot, noch werde er sich schnell erholen: «Die Wahrheit liegt in der Mitte.»
Experten sehen in erster Linie drei Gründe, warum sich der Ölteppich auflöst: Das Öl ist verdunstet, es wurde von Mikroben zersetzt, oder es ist nach wie vor vorhanden, allerdings unter der Wasseroberfläche. Die beiden ersten Faktoren werden durch die aktuelle Sommerhitze unterstützt und gelten als positive Entwicklung. Befürchtungen über eine erhöhte Luftverschmutzung oder Sauerstoffmangel im Meer aufgrund der Mikroben-Aktivität haben sich gemäss «Washington Post» bislang nicht bewahrheitet.
Ng: "Noch heute belastet Öl aus dem vor 17 Jahren havarierten Tanker "Exxon Valdez" die Küstengebiete Alaskas. Das haben amerikanische Chemiker bei Bodenproben im Prince William Sound im Süden Alaskas entdeckt, wo der Tanker im März 1989 auf ein Riff lief. Unerwartet stark betroffen sind dabei nach Angaben der Forscher die Gezeitenzonen, in denen Tiere wie Enten und Seeotter nach Nahrung wühlen. Da diese Gebiete nur wenig dem Wetter ausgesetzt sind und sich das Öl dementsprechend langsam zersetzt, könnte es die Umwelt in den Küstenstreifen noch jahrezehntelang beeinflussen, glauben Jeffrey Short und seine Kollegen."
DP: Dass der Ölteppich an der Oberfläche kleiner wird, ist nur ein Aspekt. Es ist ja seit langem bekannt, dass sich unter Wasser gigantische Ölschwaden befinden, die nicht nur durch das Corexit entstanden sein sollen.
Ich habe gestern mal gegoogelt und einen Beitrag von Noaa (aus 2010) gefunden, in den von weniger als 100 t Restöl berichtet wird, die sich in einem Sandstrand festgesetzt haben und Tieren wie Enten und Seeottern immer noch zum Verhängnis werden.
Neben diesem habe ich noch einige wesentlich ältere Berichte gefunden, die teils völlig andere Zahlen und Meinungen vertreten, aber hauptsächlich von Organisationen stammen, die eher "Partei" sind.
So schrecklich die kurz- und mittelfristigen (WRL: 5 bis 10 Jahre) Folgen von Ölkatastrophen sind, so muss man aber doch sehen, dass die Natur damit langfristig (>15 Jahre) bestens fertig wird. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, den Ölaustritt in großer Form gab und gibt es an vielen Stellen auch schon lange bevor der Mensch überhaupt da war. Trotzdem ist jeder vom Menschen verursachte Ölaustritt einer zuviel.
Schönen Abend WRL
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