Und das nochmal genau weswegen? Das "widerliche Parteiengeschacher" bestimmte sowohl Kandidatenwahl als auch die 30 Tage Wahlkampf bis hin zu jedem einzelnen Wahlgang und zwar durchgängig aller Fraktionen von NPD bis Kommunisten. Am Ende gewann, wie von mir prognostiziert, der Kandidat der Regierungsparteien mit absoluter Mehrheit. Noch mehr Parteiengeschacher geht nicht.
Sie haben wohl noch nicht so ganz verstanden, was Demokratie bedeutet. Kann ja noch werden!
Mit etwas Abstand kann man konstatieren; der grosse Verlierer der Präsidentenwahl sind die Grünen. Die Wahl hat an die Oberfläche gebracht, dass die Option rot-rot-grün noch mindestens eine weitere Legislaturperiode entfernt ist. Damit sind die Grünen aber ihrer einzig realistischen Machtoption beraubt, gegeben, dass SPD und Grüne gegen Union, FDP und Linkspartei keine eigene Mehrheit zustandebringen.
Ha, ha, ha... good Joke! Die Grünen sind die einzigen, die ohne einen Hype, wie er bei der FDP zur Bundstagswahl entstand war und dann in sich zusammenschnurrte, wie ein mit Luft gefülltes Präservativ, stetig hinzugewinnen. Zurzeit stehen sie bei 17 % mit, wieder im völligen Gegensatz zur FDP, Koalitionsoptionen nach allen Seiten.
Nun, "das Volk" wählte zumindest die letzten 40 Jahre zumeist den, der das leichteste Leben versprach, egal auf welche Weise es finanzierbar war. Leider war es immer nur auf dem Wege einer höheren Verschuldung zu erreichen.
Warum fällt mir in diesen Diskussionen immer Bismarck ein (Vox populi, vox Rindvieh)?
Schönen Tag WRL
Was Ihnen so immer einfällt. Und der, der das schwere Leben versprach, hat verloren?
"Vox Populi, vox Rindvieh" stammt von Elard von Oldenburg-Januschau.
Zitat von DemosUnd das nochmal genau weswegen? Das "widerliche Parteiengeschacher" bestimmte sowohl Kandidatenwahl als auch die 30 Tage Wahlkampf bis hin zu jedem einzelnen Wahlgang und zwar durchgängig aller Fraktionen von NPD bis Kommunisten. Am Ende gewann, wie von mir prognostiziert, der Kandidat der Regierungsparteien mit absoluter Mehrheit. Noch mehr Parteiengeschacher geht nicht. Sie haben wohl noch nicht so ganz verstanden, was Demokratie bedeutet. Kann ja noch werden!
Whow - hier muss es sich ja um einen wahren Demokratie-Experten handeln! Erklären Sie uns mehr!
Zitat Und das nochmal genau weswegen? Das "widerliche Parteiengeschacher" bestimmte sowohl Kandidatenwahl als auch die 30 Tage Wahlkampf bis hin zu jedem einzelnen Wahlgang und zwar durchgängig aller Fraktionen von NPD bis Kommunisten.
Naja, man kann das immer so rum interpretieren, wie man es möchte. Die SPD hatte mit Gauck einen überparteilichen präsidialen Kandidaten vorgeschlagen, Merkel mit Wulf den in der CDU hochgedienten willfährigen Apparatschik.
Man kann natürlich auch die Denkzettel im ersten und zweiten Wahlgang aus den eigenen Reihen als widerliches Parteiengeschacher bezeichnen.
Zitat Wir haben nun aber festgestellt, dass das Experiment des Quereinsteigers gescheitert ist. Das lag aber nicht an Köhler, sondern an so Knallchargen wie Trittin oder dem Spiegel speziell und der Haltung der etablierten Polit- und Publizistikkaste insgesamt, ihn zu ignorieren und niederzumachen. Das würden sie mit Gauck genauso wieder machen.
Deswegen war die Nominierung Wulffs richtig...
Achso, weil Teile der Presse und Parteifunktionäre den Präsidenten kaputtspielen und damit sein Amt beschmutzen, stellen wir diesmal lieber gleich einen Parteikasper wie Wulff vorne hin? Das ist ja mal eine schlüssige Argumentation!
Bei Bu-Prä Wahlen ist es doch i.d.R. so, dass ein Kandidat Chancen hat und die anderen nicht. Die Partei/Koalition mit Chancen muss einen Kandidaten präsentieren, der a) einigermassen für das Amt geeignet ist (wobei die Grenzen nach unten nicht so streng zu sehen sind, wenn man so überaus herausragende Präsidenten wie Carstensen, Scheel oder Rau betrachtet), und b) innerparteilich der Machtbalance entsprechen.
Die unterlegene Gruppierung hat dagegen das Privileg mit der Nominierung Zeichen setzen zu können die ansonsten folgenlos bleiben, weil ihr Kandidat ja keine Chance hat. Bei den letzten beiden Wahlen hat die SPD ihre Möglichkeiten stümperhaft verschleudert. Mit der doppelten Nominierung von Gesine Schwan hat eine Macho-SPD 2x ihre Verbeugung vor der Feministinnen-Gedöns-Fraktion gemacht, das wars dann schon. Gauck dagegen war ein taktisch hervorragender Schachzug. Volle Wirkungstreffer bei schwarz-gelb wie bei den Linken und wirklich ertragen müssen Rot-Grün den Gauck ja auch nicht, weil er eben keine Chance hat.
Man kann das als Parteiengeschacher abqualifizieren, aber dann müsste man das Aufstellen von Gegenkandidaten verbieten und den Mehrheitskandidaten einstimmig durchwinken. Ich sehe das als lebendige Demokratie, bei der die Opposition gezeigt hat, wie man trotz zahlenmässiger Unterlegenheit die Koalition vorführen kann.
►"Man kann das als Parteiengeschacher abqualifizieren, aber dann müsste man das Aufstellen von Gegenkandidaten verbieten (...)"◄
...oder doch die Direktwahl einführen. Nach dem letzten Umfrageergebnis wäre ich sehr gespannt gewesen, für wen das Volk sich letztendlich entschieden hätte. Allerdings hätte die CDU Wulff unter den Umständen vermutlich garnicht erst aufgestellt.
Zitat von Lexx►"Man kann das als Parteiengeschacher abqualifizieren, aber dann müsste man das Aufstellen von Gegenkandidaten verbieten (...)"◄ ...oder doch die Direktwahl einführen. Nach dem letzten Umfrageergebnis wäre ich sehr gespannt gewesen, für wen das Volk sich letztendlich entschieden hätte. Allerdings hätte die CDU Wulff unter den Umständen vermutlich garnicht erst aufgestellt.
Das Argument der Direktwahl taucht bei BuPrä Wahlen so regelmässig auf wie Nessi in schlechten Tourismuszeiten in Schottland. Warum man den Bundesgrüssaugust (FW) überhaupt so aufwendig mit einer Bundesversammlung wählt ist mir immer noch nicht so richtig klar. Warum wird denn der Bundesratspräsident nicht direkt vom Volk gewählt? Und warum wird der Präsident des Bundestages nicht direkt gewählt? Oder der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes? Der hat jedenfalls mehr substanziellen Einfluss als der Bellevue Plapperer vom Dienst. Eine Direktwahl macht nur bei einem gesetzgebenden Organ Sinn, so wie in Polen, Frankreich oder den US.
Zitat von Lexx►"Man kann das als Parteiengeschacher abqualifizieren, aber dann müsste man das Aufstellen von Gegenkandidaten verbieten (...)"◄ ...oder doch die Direktwahl einführen. Nach dem letzten Umfrageergebnis wäre ich sehr gespannt gewesen, für wen das Volk sich letztendlich entschieden hätte. Allerdings hätte die CDU Wulff unter den Umständen vermutlich garnicht erst aufgestellt.
Das Argument der Direktwahl taucht bei BuPrä Wahlen so regelmässig auf wie Nessi in schlechten Tourismuszeiten in Schottland. Warum man den Bundesgrüssaugust (FW) überhaupt so aufwendig mit einer Bundesversammlung wählt ist mir immer noch nicht so richtig klar. Warum wird denn der Bundesratspräsident nicht direkt vom Volk gewählt? Und warum wird der Präsident des Bundestages nicht direkt gewählt? Oder der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes? Der hat jedenfalls mehr substanziellen Einfluss als der Bellevue Plapperer vom Dienst. Eine Direktwahl macht nur bei einem gesetzgebenden Organ Sinn, so wie in Polen, Frankreich oder den US.
Direktwahl eines Präsidenten, dessen einzige Macht darin besteht, Reden zu halten, würde ich als Beleidigung des Volkes empfinden. So billig sollte man es unter dem GG-Satz "Alle Macht geht vom Volke aus." nicht abspeisen.
FW
PS: Den "Bundesgrüssaugust" würde ich gern wieder einfangen, weil er ursprünglich aus einer Ecke stammt (NPD), mit der ich nichts zu tun habe.
Das Wort trifft es aber auf den Punkt. Der Grüssaugust war ja im Mittelalter die Attrappe des Lehnherren, die der Bedienstete, Minister, Leibeigene oder sonstwie Abhängige bei Amtsantritt zu grüssen und somit als Oberhaupt anzuerkennen hatte. Das heisst, die Leute standen im Dorf Schlange, um z.B. vor einem Hut ihre Verbeugung zu machen. Schiller hat das in seinem Wilhelm Tell gut beschrieben, dieses aus heutiger Sicht lächerliche Prozedere (damals aber gesetzlich bindend) war für Schiller der Anlass zur Revolte. Der Bundespräsident ist genau das; ein Stellvertreter des Landes, der nichts zu entscheiden hat und einzig zum repräsentativen Dasein verpflichtet ist. Sein Arbeitsort ist das Bankett, nicht das Büro.
Es gibt immerhin eine klitzekleine Tätigkeit, bei der der Bundespräsident etwas bewirken kann - er muss nämlich die Gesetze formal unterzeichnen. Und gerade da hat Herr Köhler ja durchaus seine eigene Partei manchmal geärgert (es war mindestens 2 x, und einmal wurde nach meiner Erinnerung ein Gesetz abgeändert bevor es zur Abstimmung kam weil das Präsidialamt Hinweise gegeben hatte dass es so nicht unterzeichnet wird.
Und wer sollte sonst die "Ruck"-Reden halten?
Schönen Tag WRL
Grüßaugust: Die Eingeborenen in Togo zumindest haben so etwas ähnliches - der Häuptling hat einen Stab, den er zu Versammlungen, an denen er nicht teilnahmen kann, hinschickt; der Stab muss so behandelt werden als ob der Häuptling persönlich anwesend wäre.
Und wir haben ungeheuer viele Grüßauguste (ich nenn sie lieber Gesslerhüte) im Strassenverkehr - 99,5 % aller Ampeln, die zwischen 22 Uhr und 5 Uhr eingeschaltet sind...
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Den BuPrä vom Volk wählen zu lassen ist teuer. Die Sinnfrage muss man bei einem eher unwichtigen Posten also schon gestellt werden, wenn es darum geht, "Parteiengeschacher" mit einer Direktwahl abschaffen zu wollen. Die vorherrschende politische Meinung ist zudem, dass man das "Gefüge aus Bundeskanzler, Bundestagspräsidenten und Bundespräsidenten" nicht durcheinander bringen will.
Einen Grüßaugust sehe ich im BuPrä-Amt allerdings nicht. Da verweist WRL zurecht auf die Möglichkeit, Gesetze nicht zu unterschreiben.
Zitat von Lexx Einen Grüßaugust sehe ich im BuPrä-Amt allerdings nicht. Da verweist WRL zurecht auf die Möglichkeit, Gesetze nicht zu unterschreiben.
Und das ist nicht alles. Er hat die Macht, beim Neujahrsempfang dem Botschafter des Irans nur die Hand zu schütteln. Kein Smalltalk! Vielleicht sollte man sich das mit der Direktwahl noch überlegen.