Nun, wer sich sicher ist, dass Griechenland gestützt wird, der kann sich mit Anleihen zu guten Renditen >6%eindecken. Es geht ja nur um diese Wette. Portugal wird Griechenland auf dem Fuß folgen.
Die EU denkt ja bereits angestrengt über eine Lösung nach, möglichst mit Deutschland als Hauptlastträger. Griechenland und Portugal sind zu klein, um Hilfe unmöglich zu machen, die sonst über alle Euroländer ausstrahlen würde.
Zitat von KaterAus der FTD: "Das hoch verschuldete Griechenland bietet einen heftigen Aufschlag, um eine fünfjährige Anleihe platzieren zu können. Die Hellenen räumten den Investoren für das Papier eine Verzinsung von 3,5 Prozentpunkten über Swap-Mitte an. Das sind 0,3 Prozentpunkte mehr als die ausstehende Anleihe mit Laufzeit bis Juli 2015 - und entspricht einer Verzinsung von 6,5 Prozent im Jahr. Der hohe Preis zeigte den erhofften Effekt: Die Bondemission war am Montag mit knapp 20 Mrd. Euro fast vierfach überzeichnet." Das Risiko einer pleite Griechenlands scheint keiner ernst zu nehmen. Gruss Kater
Interessant wärs doch nur, wenn die Verzinsung unter 5 oder über 10% gelegen hätte.
Die Frage, ob Griechenland im Zweifel fallen gelassen oder unterstützt wird, ist damit nicht beantwortet. Aber es zeigt, dass trotz aller Bekundungen Papandreous, der sich gegen alle bisherigen Proteste stellt, eine harte Gangart gefahren wird.
Zitat "Kaum ein Jahr ist vergangen, seit die Staaten die Banken mit riesigen Summen gerettet haben - und nun werden die verschuldeten Staaten von ebendiesen Banken angegriffen. Dies ist eine der bitteren Lektionen aus der Situation in Griechenland. Dass das Land über seine Verhältnisse lebt, ist offensichtlich. Das Risiko, dass es seine Schulden nicht mehr zurückzahlen kann, ist dennoch quasi gleich Null. Dies hindert die Finanzmärkte aber nicht daran, trotzdem auf das Risiko eines Bankrotts zu wetten. Das Ergebnis: Spekulationen über die Schwierigkeiten eines Staates, seine Schulden zurückzuzahlen, verschärfen die Schwierigkeiten dieses Staates, oder rufen sie sogar erst hervor"
Quelle: Le Monde
Aufknüpfen, das ganze Gesocks.
"Die einfachste surrealistische Tat besteht darin, mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu gehen und blindlings, solange man kann, in die Menge zu schießen. Wer nicht einmal im Leben Lust gehabt hat, auf diese Weise mit dem derzeit bestehenden elenden Prinzip der Erniedrigung und Verdummung aufzuräumen - der gehört eindeutig selbst in diese Menge und hat den Wanst ständig in Schusshöhe." ~André Breton
Neben der finanzökonomischen bekommt das Ganze nun immer stärker eine politische Dimension. Die Griechen fordern immer unverholener deutsche Finanzhilfen ein, sogar mit der Nazi Keule wird geschwungen.
Eine Zwickmühle; einerseits ist der Euroraum daran interessiert die Südländer, Spanien und Portugal sind ja die nächsten Sorgenfälle, über Wasser zu halten, andererseits werden allzu freigiebige Finanzhilfen den Spardruck kaum erhöhen. Es lebt sich doch so schön mit fremdem Geld. Und ist es verbraucht benötigt man wieder neues. Die Griechen sind die Hartz 4 Bezieher Europas und die Europäer, allen voran Franzosen und Deutschen, stellen die Bedingungen für den Bezug und raten zu 1 Euro Jobs.
Im Gegensatz zum Europa Visionär Kohl, der schnell mal mit dem Scheckbuch politisierte, wird Angela Merkel hier sehr genau schauen wie sich das entwickelt. Deutsches Geld für faule Südländer wird in den kommenden Wahlen nicht gut ankommen und den Verweis auf die Nazizeit hält man mittlerweile problemlos aus.
Die Probleme sind ja vielseitig, es handelt sich ja nicht um ein rein griechisches Problem, sondern ein gesamteiropäisches.
Kirchhoff hat (Spiegel, Focus??) einen Artikel geschrieben in dem er darauf hinweist dass die Griechen ja letztendlich von vorneherein gegen das €-Vertragswerk verstossen hat - also sollte man in der Lage sein, dieses auch für Griechenland wieder rückgängig zu machen (und für andere auch, wenn sich Betrug herausstellt).
Es scheint ja so zu sein, dass sich mittlerweile eine ganze Reihe von Hedgefonds aufmachen und gezielt gegen € und GBP spekulieren. Das wird nicht ohne weitere Probleme für den gesamten €-Raum abgehen. Das Dilemma, in dem speziell D und F stehen ist doch die Wahl zwischen 2 Übeln (Griechenland zu stützen oder versuchen, den €-Raum von "Schadbären" zu reinigen), wobei es niemand voraussagen kann welches denn nun tatsächlich das kleinere Übel sein wird.
Wie immer liegt das primäre Problem darin, dass Verträge auf der politischen Ebene schlampig ausgehandelt werden ohne die Konsequenzen zu bedenken im Falle von Missbrauch oder offenem Betrug. Ich habe gestern gehört, dass Eurostat, dem die Prüfung der Unterlagen der einzelnen Staaten unterlag, von politischer Seite die notwendige tiefe Einsicht in die Daten verweigert wurde und deswegen garnicht in der Lage war, betrügerische Bilanzen zu entdecken. Wenn ich mich noch an die damalige Zeit erinnere hat mich am meisten gestört, dass für die Beitragswilligen nur eine Bilanz erstellt wurde. Jeder, der schon mal eine Bilanz erstelllt hat weiß, dass eine einzige nahezu beliebig gefälscht werden kann, bei 2 hintereinander wird das schon schwerer und bei dreien ist es noch viel schwerer. Es war also wohl so gewollt von Kohl und Waigel. Und wie bei Kohl wird jetzt natürlich erwartet dass D mit dem Scheckbuch in der Hand herbeieilt und das Problem löst.
Vor einigen Jahren schon hat eine der Finanzperiodika gemeint, man solle doch schauen, von wem die Euro-Noten gedruckt sind und sich davor hüten, griechische anzunehmen....
Es wird mal wieder spannend - aber wenigstens weiß ich schon, wer den Großteil der Zeche zahlen wird. Ich will aber nicht...
Trotzdem ein schönes Wochenende WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat von LeChasseurDeLaNuit[quote]"Kaum ein Jahr ist vergangen, seit die Staaten die Banken mit riesigen Summen gerettet haben - und nun werden die verschuldeten Staaten von ebendiesen Banken angegriffen. Dies ist eine der bitteren Lektionen aus der Situation in Griechenland. Dass das Land über seine Verhältnisse lebt, ist offensichtlich. Das Risiko, dass es seine Schulden nicht mehr zurückzahlen kann, ist dennoch quasi gleich Null. Dies hindert die Finanzmärkte aber nicht daran, trotzdem auf das Risiko eines Bankrotts zu wetten. Das Ergebnis: Spekulationen über die Schwierigkeiten eines Staates, seine Schulden zurückzuzahlen, verschärfen die Schwierigkeiten dieses Staates, oder rufen sie sogar erst hervor" Quelle: Le Monde
Na ja, mit der Logik haben es die Jungs von Le Monde nicht so sehr. Wenn das Risiko, dass Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlen kann gleich null ist, dann werden die Wetten nicht aufgehen und die Sache wird sehr teuer für die Spekulanten.
Zitat Wenn das Risiko, dass Griechenland seine Schulden nicht zurückzahlen kann gleich null ist, dann werden die Wetten nicht aufgehen und die Sache wird sehr teuer für die Spekulanten.
Das ist mal ein Punkt!
Wenn die bösen Banken gegen einen Staat oder auch ein Unternehmen zocken, wie machen die das? Sie können das doch nur mit Aktien, Anleihen oder ähnlichen Papieren machen, über die sich besagter Staat (oder ein Unternehmen) Kapital verschafft hat, oder sehe ich das falsch? Also gibt man den Banken durch Überschuldung kombiniert mit schlechtem Management die Waffen doch selber in die Hand.
Ich hatte ja hier vor Wochen mal die These geäußert, dass uns die maßlose Verschuldung in den Bankrott führen wird. Damals hatte die Forengemeinde abgewiegelt und Entschuldung durch (moderate, gesteuerte) Inflation vorgerechnet.
Ich sehe das weiterhin nicht so optimistisch, mal davon abgesehen, dass Inflation die Sparer und somit vor allem kleine Leute enteignet. Die Staaten und auch die Zentralbanken machen sich doch zunehmend machtlos gegenüber der Finanzwirtschaft, weil die die ganzen milliardenschweren Wechsel in den Händen hält. Es sind ja nichtmal mehr moderate Leitzinserhöhungen drin, weil die Zinslast von den Gläubigerländern nicht mehr zu stemmen wäre.
Die WSJ hat heute einen Artikel, der von potentieller Deflation in den Laendern Griechenland, Portugal, Spanien und Italien, und Irland redet, weil sich die Assetpreise immer noch rapide reduzieren und die Preisreduktionen, die man beobachtet, systemischen Charakter annehmen. So eine deflation keonnte den ganzen euro raum kontaminieren, sagen sie.
Nun, ich bin ja weiter oben von einer Inflation ausgegangen, aber noch nicht mal Big-Wits wie Greenspan oder Bernanke sagen mit irgendeiner Konsistenz, in welche Richtung die Reise geht. Greenspan hat alle drei Monate die Vorzeichen seienr Warnungen geaendert. Das einzige, was feszustehen scheint ist, dass die Zeit stabiler Waehrungen vorbei ist.
Nun, hier gibt es einige Foristen, die wesentlich besseren Durchblick durch diese Finanz-Dinge haben als ich.
Kann jemand was Intelligentes dazu sagen, was die Konsequenzen einer systemischen Deflation im Euro Raum waere?
Die defizitaere Region ist gross genug, und die Bailout Bewegungsfreiheit von Deutschland/Frankreich ist gering genug, dass der Euro Raum nicht selektiv reagieren wird. Das hat nichts mit Wissen um Finanzen zu tun, sondern damit, wie komplexe, closely connected, systems, sich verhalten.
Deutschland/Frankreich MUESSEN die Region subventionieren, um den Euro zu erhalten. Die Region , wie man in griechenland sieht, hat keine Motivation zu sparen. das Resultat ist eine Krise des Euros, in welche Richtung, well, das war mein Frage.
Um für Deutschland zu sprechen, ein niedriger Euro kann dem Land, das praktisch alles auf die Karte Export gesetzt hat, nur gut tun, natürlich abgesehen vom Euro Binnenmarkt. Bisher laufen die deutschen Exporte sogar mit einem starken Euro exzellent. Was passiert wenn die deutschen Produkte plötzlich ohne zutun auf dem Weltmarkt billiger werden kann sich jeder ausrechnen. Ob das bei den Franzosen so grundsätzlich anders ist weiss ich nicht. Aber ich vermute, die werten ihre Wertung auch lieber ab und verkaufen günstig.
Das kann ich nachvollziehen. Allerdings werden bei einer deflation die Schulden relativ hoeher, die Steuereinnahmen, die zur Tilgung notwendig sind, verringern sich, und auch das Gesamtvermoegen des Wirtschaftsraums verringert sich.
Du implizierst, dass die zunehmende Wirtschaftsaktivitaet im Export Markt das alles wieder ausgleicht. Da ist ein fundamentaler Unterschied zwischen dem Waehrungskurs, der ja schon mal auf 68 US cent pro Euro und Deflation.
Der niedrige Waehrungskurs wuerde, wie Du sagst, Export Artikel billiger machen. Deflation, wie sie Japan in den neunzigern gehabt hat, wuerde den Wirtschaftsraum in die chronische rezession treiben, wie das ja in Japan passiert ist. Gerd
sieht man unser Geldsystem als ein auf immer weiter wachsenden Krediten = Schulden aufbauendes System, dann ist Inflation (Erweiterung der für die Kredite zur Verfügung Geldmenge) dem Geldsystem immanent. Deflation heißt, dass das Geld für die notwendigen Neukredite fehlt. Das System bricht zusammen.
'Geliefert' wird das Geld von den Zentralbanken, weiterverteilt wird es von den Geschäftsbanken unter bestimmten Bedingungen (mit nationalen Spezifika), zum Beispiel mit einem Hebel auf ihr Eigenkapital. Nachdem die Banken z.B. durch forcierte Verbriefungen und Veräußerung von Krediten über viele Jahre die beabsichtigte Bremswirkung des Hebels auf exorbitante Kreditvergabe ausgehebelt haben, kam es weltweit zu einem überbordenden Kreditwachstum. Das implodiert nun. Dazu kommt das Missverhältnis von kurzfristiger billiger Verschuldung und langfristiger teurer Kreditvergabe. Damit konnten Banken Geld verdienen, solange sich sich billig weiterverschulden konnten. Das geht jetzt nur noch mit staatlicher Hilfe, die amerikanischen Großbanken bekommen für schlechte Sicherheit Kredite für Nichts. Nützt leider der Wirtschaft nicht, weil diese bei höheren Wirtschaftsrisiken jetzt weniger bekommt, oder höhere Zinsen bezahlen muss. Griechenland hat sich nun auch in diese Reihe angestellt.
Zu dieser ganzen Sache kommen andere Schweinereien, wenn beispielsweise in den letzten Jahren systematisch Kapital aus Produktionsunternehmen und öffentlichen Einrichten gesogen wurde. Das senkt nun deren Rating, und vverteuert deren Kreditkosten.
Danke fuer die Muehe. Das war einfach genug erklaert, dass ich glaube verstanden zu haben, was im Prinzip die These ist, die Paul C. Martin vertritt, und Du erklaerst. Habe ein bisschen in Amazon.de herumgestoebert. Er scheint von einigen Leser-Kommentatoren als klassischer Querdenker einsortiert zu werden.
Man konnte in der 1990er Japan Deflation und in dem Grad er Nervositaet, mit dem der Greenspan Deflationswarnungen gegeben hat, klar entnehmen, dass Deflation etwas sehr Uebles ist, obwohl das kontra-intuitiv fuer Joe Sixpack/Otto Normalverbraucher ist: