Du darfst den letzten polemisch gemeinten Satz mit dem Taxifahrer gerne ignorieren.
Der Rest bleibt. Oder willst Funke ernsthaft zum großen kritischen Mahner hochstilisieren, der ja auch nur Opfer ist und nun die Suppe auslöffeln soll?
Ich hatte nie ein Problem damit, dass jeder für die Folgen seiner Dummheit und Gier geradestehen soll, notfalls sogar die Oma mit Lehmann im Depot, sofern sie nicht regelrecht betrogen wurde. Das gilt dann bitte aber für alle. Irgendwelche Zwänge lasse ich bei jemandem nicht gelten, der zweistellige Millionen im Jahr verdient, weil genau dafür bekommt er sie nämlich, souveräne Entscheidungen zu fällen. Ansonsten ist er nur teuer bezahlte Staffage und wir sind wieder bei meiner Frage, wozu die überhaupt gut ist.
Dass man Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss, scheint in unserer Gesellschaft und Zeit offenbar nicht mehr so ganz modern zu sein. Das gilt für Politiker, die Milliarden verschenken, genauso für schlechte Manager und Banker, aber auch für kleine Beamte und Angestellte.
Alles schön und gut, unterschreibe ich auch gern, aber seien wir mal realistisch; wer vor 3 Jahren - egal in welchem Kreditinstitut - gesagt hat, er verzichte auf eine Rendite von 25% und verlegt sich stattdessen auf den Verkauf von festen Werten, Festverzinsliches, Optionen etc., der wäre ganz schnell weg vom Fenster. Dann wäre der Herr Funke eben ersetzt worden mit dem der die 25% wieder versprochen hätte, die der Markt verlangt.
Für was werden Bankenvorstände überhaupt (so teuer) bezahlt? Ich würde mal mutmassen weder für Kaffesatzlesen noch fürs Kartenlegen, dieses Business wird immer noch gewinnbringend von 9 Live betrieben. Die Aufgabe von Vorstand und Aufsichtsrat unterscheidet sich nicht grundsätzlich von der Geschäftsleitung anderer Branchen, also Leitung, Planung, Kommunikation. In einer AG wie der Hypo RE werden die Mitglieder des Aufsichtsrates, die den Vorstand bestellen, bei der Aktionärsversammlung gewählt. Die ist öffentlich und jeder Taxifahrer kann sich hier zur Wahl stellen. Dass die überwiegende Anzahl der Aktionäre geschulte und erfahrene Manager bestellen und nicht draussen frei gewordene Fahrer mag immer noch mit der hinterwäldlerischen Annahme zu tun haben, dass die Milliarden an Vermögensgeldern möglichst optimal nach dem Grundsatz von Treu und Glauben verwaltet werden. Daran ändert auch nicht der Zusammenbruch einer Bank oder umfassendes Missmanagement, zumindest in der Masse. Wer das trotzdem nicht glaubt hat es ganz einfach; er zieht sein gesamtes Vermögen ab und gibt es dem erstbesten Taxifahrer zum verwalten.
Zitat aber seien wir mal realistisch; wer vor 3 Jahren - egal in welchem Kreditinstitut - gesagt hat, er verzichte auf eine Rendite von 25% und verlegt sich stattdessen auf den Verkauf von festen Werten, Festverzinsliches, Optionen etc., der wäre ganz schnell weg vom Fenster. Dann wäre der Herr Funke eben ersetzt worden mit dem der die 25% wieder versprochen hätte, die der Markt verlangt.
Ein guter Punkt. Aber das hieße, unser Finanzsystem wird kontrolliert von einer Horde teuer bezahlter Lemminge in Nadelstreifen. Ist das wieder zu polemisch? Offenbar nicht, wenn wir die Resultate sehen. Entlastend wirkt natürlich, dass der Markt, das heißt letztlich wir alle, dieses Verhalten indirekt fordern. Jede Oma, die ihr Vermögen anlegt und jeder junge Familienvater der eine Lebensversicherung abschließt, will schließlich das Versprechen auf hohe Rendite.
Ich sehe da schon einen Unterschied zu anderen Branchen. Bei den Automobilherstellerm und anderen Technologiekonzernen gibt man z.B. viel Geld aus, um zu wissen, was morgen am Markt gefragt ist und denkt über den Tag hinaus. Wer das nicht tut, ist schnell weg vom Fenster.
Ich finde, Spock hat hier einige sehr gute Punkte gemacht.
Bankenmanager werden m. E. oftmals einfach überschätzt. Man guckt dann wo hat wer gearbeitet und was hat er verdient. Ob die Arbeit gut war, spielt keine Rolle. Es gibt sogar Manager-Agenturen, die sich darauf spezialisiert haben, gescheiterte Manager wieder zu vermitteln. Wenn jemand riesen Mist gebaut hat, wird ein halbes Jahr gewartet und er geht z. B. nach Asien und bekommt einen gut bezahlten neuen Job (sinngemäß O-Ton einer solchen Agentur).
Warum klappt das? Weil unbekannte, gute und fähige Uni-Absolventen garnicht in Betracht gezogen werden. So mancher Fußballtrainer aus unteren Ligen würde vermutlich in der BuLi bessere Ergebnisse abliefern als die etablierten Kader (Bsp.: Jürgen Klopp). Aber sie kommen garnicht erst in die Auswahl. Warum? Kein Prestige!
Bei Managern ist das m. E. ganz ähnlich. Es zählt Prestige und nicht Kompetenz. Prestige bekommt man durch gut bezahlte Stellen bei bekannten Firmen. Eine offene Stellenausschreibung mit einem Assessment würde vermutlich bessere Manager in die enstprechenden Positionen bringen - mal ganz abgesehen von "Mode"-Einstellungen (was hier mit den 25% Rendite angesprochen wurde)
Zitat von Spock Aber das hieße, unser Finanzsystem wird kontrolliert von einer Horde teuer bezahlter Lemminge in Nadelstreifen. Ist das wieder zu polemisch? Offenbar nicht, wenn wir die Resultate sehen.
Doch, gerade deswegen ist es polemisch. Denn hinterher zu sagen wie es richtig war kann ja jeder Idiot. Und zu behaupten, dass das gesamte Finanzsystem nach dem Zufallsprinzip funktioniert wirst du ja wohl kaum behaupten wollen.
Zitat von Lexx Bankenmanager werden m. E. oftmals einfach überschätzt. Man guckt dann wo hat wer gearbeitet und was hat er verdient. Ob die Arbeit gut war, spielt keine Rolle. Es gibt sogar Manager-Agenturen, die sich darauf spezialisiert haben, gescheiterte Manager wieder zu vermitteln. Wenn jemand riesen Mist gebaut hat, wird ein halbes Jahr gewartet und er geht z. B. nach Asien und bekommt einen gut bezahlten neuen Job (sinngemäß O-Ton einer solchen Agentur).
Ja sicher, so stellt sich der kleine Moritz die Welt der Bankenmanager vor.
Zitat Denn hinterher zu sagen wie es richtig war kann ja jeder Idiot. Und zu behaupten, dass das gesamte Finanzsystem nach dem Zufallsprinzip funktioniert wirst du ja wohl kaum behaupten wollen.
DP, ich maße mir gar nicht an Ratschläge zu geben, im Gegenteil, ich habe gar keine schlauen Lösungsvorschläge. Ich sehe aber das Ergebnis und das ist mehr als schlecht. Für eine schlechte Arbeit gibts eine Sechs, die Gründe sind da zweitrangig.
Du misst hier schon mit zweierlei Maß. Wenn Daimler ein schlechtes Auto baut, dann findet das Unternehmen und die Öffentlichkeit sicher einen schlechten Manager, der das zu verantworten hat. Der nimmt dann zu Recht seinen Hut (von Abfindung etc. reden wir mal nicht). Aber in der Finanzwelt soll das alles nicht gelten, die Akteure dort sollen sich auf irgendeine höhere oder kollektive Macht berufen dürfen, die ihre Entscheidungen beeinflusst? Sorry, dafür habe ich kein Verständnis.
Eine schlechte und falsche Entscheidung bleibt eine schlechte und falsche Entscheidung und der Verursacher muss die Konsequenzen tragen.
Wie schon gesagt, letztlich sind wir alle aber mit Schuld, denn wir geben den Bankern Stroh und Streichhölzer selber in die Hand in Form von überbordenden Staatskrediten einerseits und möglichst lukrativen und damit riskanten Geldanlagen andererseits.
Den Satz mit dem Zufallsprinzip verstehe ich nicht.
Zitat von SpockDu misst hier schon mit zweierlei Maß. Wenn Daimler ein schlechtes Auto baut, dann findet das Unternehmen und die Öffentlichkeit sicher einen schlechten Manager, der das zu verantworten hat. Der nimmt dann zu Recht seinen Hut (von Abfindung etc. reden wir mal nicht). Aber in der Finanzwelt soll das alles nicht gelten, die Akteure dort sollen sich auf irgendeine höhere oder kollektive Macht berufen dürfen, die ihre Entscheidungen beeinflusst? Sorry, dafür habe ich kein Verständnis.
Da reden wir schlussendlich vom selben. Ich wollte nur anmahnen, dass bevor die grosse Lynchjustiz ausbricht dem Herrn Funke sein individuelles Versagen nachgewiesen wird.
Gehen wir doch einfach mal vom Allgemeinen zu diesem Thema zum konkreten Fall Funke von der HRE, an dem sich die Diskussion anfangs aufgehängt hat. In diesem Bericht schildert SPON ziemlich genau, wie der Mann beispielsweise die Übernahme der irischen (ehemals deutsch-biederen) Depfa-Bank inszeniert und durchgezogen hat. Was ich aus diesem Bericht - so er denn die Tatsachen richtig wiedergibt - herauslese, ist etwas, was ich schon bei vielen Leuten in hohen und führenden Positionen vorgefunden habe: ein gewaltiges Ego, dessen Durchsetzung die Betreffenden sogar einfache Vorsichtsmaßnahmen über Bord werfen läßt. Die Frage, die sich diese Leute bei solcherlei Transaktrionen anscheinend stellen, geht weniger in die Richtung nach der Bedeutung oder dem Wohl und Wehe des Unternehmens, sondern vielmehr nach der (scheinbaren) Steigerung der eigenen Wichtigkeit. ICH habe diesen Deal eingestielt und der ist sovielmal größer als der, den der Kollege von der Konkurrenz neulich nach Hause gebracht hat, ergo bin ich besser als der. Ob dabei der ganze Laden in die Grütze geht, ist dabei zweitrangig.
Gute Beispiele für solcherart überbordende Egos waren Ruhnau bei der Lufthansa seinerzeit, der den Laden so gut wie ruiniert hatte oder letztlich erst Mehdorn, dessen Börsengangswahn jetzt die Bahnkunden in Form von maroden Strecken, miesen Fahrzeugen und schlechtem Service und alle Steuerzahler in Form von hohen Verlusten ausbaden dürfen. Fragt man solche Leute allerdings hernach, sind sie nach wie vor felsenfest davon überzeugt, das einzig richtige für das ihnen anvertraute Unternehmen getan zu haben. Ich würde fast wetten wollen, daß Funke auf eine solche Frage nach seinem Depfa-Bank Deal keinen Deut anders antworten würde.
Das grundsätzliche Problem mit allen diesen Leuten ist, daß sie einfach nur Angestellte der Firmen sind, die sie führen, nicht aber deren Besitzer, welche im Falle eines Mißmanagements nicht nur ihr Unternehmen sondern auch sich selbst vollkommen ruiniert hätten. Als Angestellte und mit den heutigen Haftungsregularien für Mißmanagement, passiert genau das, was wir jetzt sehen: Sie werden rausgeschmissen, und wenn der Rausschmiß darüberhinaus auch noch stümperhaft inszeniert wird, haben sie gute Aussichten, Abfindungen und Ruhegeldansprüche einzuklagen und auch zu bekommen.
Und, machen wir uns nichts vor, das wird auch auf unabsehbare Zeit so bleiben, da Leute in dieser Klasse sehr gut untereinander in Vorständen und Aufsichtsräten vernetzt sind. Sie können sich also bequem ihre Vorstands- und Aufsichtsratspöstchen untereinander zuschachern, ohne daß es dabei zu größeren Schwierigkeiten kommt. Die allenfalls zum Protest fähige Arbeitnehmerseite in den Aufsichtsräten wird vorher korrumpiert, so wie wir das in den Fällen von Volkert oder Bsirske gesehen haben, und schon ist Ruhe im Karton.
Was also tun? - Vielleicht sollten wir in die Richtung persönliche Haftung von Betriebsräten und Aufsichtsräten denken. Ob das möglich oder zielführend ist, weiß ich nicht, aber vielleicht wäre es einen Versuch wert. Ob das allerdings mit den heute regierenden Flaschen von Politikern zu realisieren wäre, ist eine ganz andere Frage und auch ein anderes Thema.
DP: Ja das tut der kleine Moritz. Und offensichtlich (*zu den anderen Beiträgen schiel*) liegt er dabei garnicht mal so falsch.
Das persönliche Risiko eines Managers ist sehr gering. Das gilt nicht nur für den von dewo angeführten wirtschaftlichen Ruin, sondern auch für die berufliche Zukunft. So sie denn nach solch einer Anstellung überhaupt noch weiter arbeiten müssen, findet sich irgendwo auf der Welt mit Sicherheit noch ein Job - zur Not eben mit Hilfe eines Privatvermittlers, dessen kompetente Dienste sich eine entsprechende Person durchaus leisten kann.
Zitat von dewo Gehen wir doch einfach mal vom Allgemeinen zu diesem Thema zum konkreten Fall Funke von der HRE, an dem sich die Diskussion anfangs aufgehängt hat. In diesem Bericht schildert SPON ziemlich genau, wie der Mann beispielsweise die Übernahme der irischen (ehemals deutsch-biederen) Depfa-Bank inszeniert und durchgezogen hat. Was ich aus diesem Bericht herauslese, (...)
Das was uns der Spon, der noch nicht mal die korrekte Schreibweise der Due Diligence kennt aber weiss, dass 14 Tage hierfür nicht reichen (im Allgemeinen reichen die schon, Informationen können danach noch erhoben werden und ansonsten negativ dem Kaufpreis angerechnet werden) uns hier weiss machen will, dass der Vorstandschef in solchen Dingen irgendetwas alleine macht, ist völliger Unfug. M&As auf dieser Ebene werden in Teams von sicher 60 Leuten erarbeitet und den Entscheid über den Erwerb trifft der VR in Abstimmung mit den Investoren.
Natürlich ist Funke hier einiges anzukreiden, vor allem mangelnde Intuition. Aber hier jetzt den Alleingang eines Despoten darzustellen ist doch reichlich naiv.
"Das was uns der Spon, der noch nicht mal die korrekte Schreibweise der Due Diligence kennt aber weiss, dass 14 Tage hierfür nicht reichen (im Allgemeinen reichen die schon, Informationen können danach noch erhoben werden und ansonsten negativ dem Kaufpreis angerechnet werden) uns hier weiss machen will, dass der Vorstandschef in solchen Dingen irgendetwas alleine macht, ist völliger Unfug. M&As auf dieser Ebene werden in Teams von sicher 60 Leuten erarbeitet und den Entscheid über den Erwerb trifft der VR in Abstimmung mit den Investoren."
Also, wer der kleine Moritz ist, ist nach diesem Beitrag nicht raus.
Die Vorstellung, dass das alles in irgendiener Form basisdemokratisch abgeht, ist jedenfalls genauso blauäugig. Die M&A werden nicht von intern erarbeitet, sondern eben von den Investmentbankern, die damit diese riesigen Summen verdienen, weil sie in Prozenten des Investitionsvolumens bezahlt werden. Diese haben aber keinerlei Interesse, die Risiken darzustellen, eben wegen dieser Abhängigkeit von den Provisionen. Und wenn dann diese 60 Leute mit einer solchen Motivation eine Präsi erarbeiten, die die Investoren und Aufsichtsräte überzeugen soll, wird die schon so gut sein, dass die das richtig gut finden.
Zitat von Kater Die Vorstellung, dass das alles in irgendiener Form basisdemokratisch abgeht, ist jedenfalls genauso blauäugig. Die M&A werden nicht von intern erarbeitet, sondern eben von den Investmentbankern, die damit diese riesigen Summen verdienen, weil sie in Prozenten des Investitionsvolumens bezahlt werden. Diese haben aber keinerlei Interesse, die Risiken darzustellen, eben wegen dieser Abhängigkeit von den Provisionen. Und wenn dann diese 60 Leute mit einer solchen Motivation eine Präsi erarbeiten, die die Investoren und Aufsichtsräte überzeugen soll, wird die schon so gut sein, dass die das richtig gut finden. Gruss Kater
Mein Gott was für ein Schwachsinn. Investmentbanken bewerten die M&As nicht, sie finanzieren sie. Die Risiken werden von den IB im internen Riskmanagement eingeschätzt ansonsten aber von den Unternehmensberatern, im Text wird hier KPMG benannt.
"Investmentbanken bewerten die M&As nicht, sie finanzieren sie. Die Risiken werden von den IB im internen Riskmanagement eingeschätzt ansonsten aber von den Unternehmensberatern"
Wenn man das liest, bekommt man den Eindruck, Du hättest in den letzten paar Jahren nur den Sportteil gelesen.
Natürlich sollte das so sein, wie Du es darstellst. So wie es so sein sollte, dass die Top Manager einen solchen Deal auf Basis von sachlichen Argumenten abschliessen. Aber das "sollte" hat in der Vergangenheit mt der Realität nicht immer so wirklich viel zu tun gehabt.
Das Betrugsverfahren der Börsenaufsicht wird gegen die Zahlung von 550 mio. $ eingestellt. 250. mio. davon sind Schadensersatz für die IKB (150 mio.) und die Royal Bank of Scotland.(100 mio.). Der Rest geht direkt an die SEC.