Gerd:
(1) Du sagst ja gerne selbst, dass die Welt nicht binär ist. Es war weder Krieg noch Frieden.
(2) Ich sehe nicht, dass da zwangsläufig eine Lösung her muss oder die Region "explodiert". Es geht schließlich seit 50 Jahren schon ohne Explosion und dass irgendwer von außerhalb sich bereit macht, in den Konflikt zu intervenieren, sehe ich nicht.
Was am ehesten explodiert ist der Gaza-Streifen, denn da sitzt die Hamas, die Israel nach wie vor im Mittelmeer versenken würde, aber der Libanon z.b. geht eher Richtung Frieden als Chaos, Ägypten wirkt recht stabil und welchen Einfluss Bushs Iran-Bashing hat wird sich erst noch zeigen.
(3) Wurde der abgelehnt? Nun denn, das heißt ja nicht, dass das Konzept an sich falsch ist. Von israelischer Seite her ist man ja durchaus bereit, ein geteiltes Jerusalem zu akzeptieren und ich glaube, Abbas ist vernünftig genug, dass er nicht auf einem vollständig palästinensischen Jerusalem besteht.
(4) (potentielle) Selbstmordattentäter wird man nicht bekehren können. Aber das MUSS man auch nicht. Es reicht, wenn der Großteil der Bevölkerung folgt und die meisten Palästinenser dürften eine Lösung, bei der sie sich nicht betrogen vorkommen (also in den Grenzen von 1967), mittragen.
Und wenn es erstmal einen palästinensischen Staat gibt, ist die Chance besser den je, dass den radikalen Kräften der Nachwuchs entzogen wird, denn die nähren sich aus Unzufriedenheit und Hass.
ZITAT
sagt Ibrahim Mukaitib, ein saudi-arabischer Menschenrechtler und Dissident. "Selbst wenn er die Wahrheit sagt – die Leute hören ihm nur mehr aus Höflichkeit zu. Zwölf Monate noch, dann ist es vorüber."
ZITAT
Die hoeren der Wahrheit aus Hoeflichkeit zu?
Die Araber haben ja deutsche Dimensionen.
Also ich bin der Meinung, der Wahrheit sollte man immer und uebrall ganz genau zuhoeren.
Sie wird sehr selten gesagt.
Gerd:
Ich bin wirklich interessiert, wie du zur Auffassung kommst, dass die Region explodiert, wenn Bushs Zeitplan scheitert.
Dass seine bald endende Amtszeit ein gewisser Antrieb für ihn ist und ihn zeitlichen Druck ausüben lässt, ist denke ich klar. Nur, angenommen er erreicht sein Ziel nicht, bevor er geht: Was passiert dann so gravierendes, dass die gesamte Region explodiert?
M.E. benötigt es dazu weit mehr als eine Persönlichkeit, die von der politischen Bühne abtritt (es sei denn, sie wird ermordet).
Damit da was explodiert muss nämlich in der Bevölkerung etwas passieren und DIE dürfte Bush kaum erreichen. Die Nachrichten haben nahezu genüsslich darauf hingewiesen, dass die Palästinenser in den Cafes Bushs TV-Auftritte weitgehend ignoriert haben.
Was sollte sein Scheitern groß bewirken als ein "so what"?
Das Leben im Nahen Osten geht weiter, ob nun Bush Präsident ist, oder Obama oder Clinton.
Lexx schrieb am 13.01.2008 16:38
Gerd:
Ich bin wirklich interessiert, wie du zur Auffassung kommst, dass die Region explodiert, wenn Bushs Zeitplan scheitert.
Dass seine bald endende Amtszeit ein gewisser Antrieb für ihn ist und ihn zeitlichen Druck ausüben lässt, ist denke ich klar. Nur, angenommen er erreicht sein Ziel nicht, bevor er geht: Was passiert dann so gravierendes, dass die gesamte Region explodiert?
M.E. benötigt es dazu weit mehr als eine Persönlichkeit, die von der politischen Bühne abtritt (es sei denn, sie wird ermordet).
Damit da was explodiert muss nämlich in der Bevölkerung etwas passieren und DIE dürfte Bush kaum erreichen. Die Nachrichten haben nahezu genüsslich darauf hingewiesen, dass die Palästinenser in den Cafes Bushs TV-Auftritte weitgehend ignoriert haben.
Was sollte sein Scheitern groß bewirken als ein "so what"?
Das Leben im Nahen Osten geht weiter, ob nun Bush Präsident ist, oder Obama oder Clinton.
Das hat wenig mit Bush zu tun.
Das ist wie bei einem Dompteur Job in einer Arena von menschenfressenden Tigern, die voll von Menschen ist.
Bush ist gerade da als der Dompteur.
Es ist nicht so, das irgendjemand gesagt hatte: Du bist der Dompteur. Der ist gerade da, als sich die menschenfressenden Tiger (Die Anti-Welt) gesammelt haben.
Er ist sowas wie ein default-Dompteur.
Der Dompteur haelt die Tiger unter Kontrolle.
Der Dompteur verlaesst die Arena, am 20. Januar 2009 12:00 noon, und die (Anti-Welt) Tiger stuerzen sich auf die Menschen, die in dieser, unserer Welt leben.
nix tun ist gefährlich, weil dadurch ja nicht die Zeit und andere parallel verlaufende Entwicklungen angehalten werden. Der prekäre Status Quo wird nicht mehr lange halten.
Und auf lange Sicht arbeitet die Zeit gegen Israel. Ich denke auch Bush hat ihnen das hinter verschlossenen Türen klargemacht. Olmert muss das allerdings seinen Leuten verkaufen, wird nicht einfach.
Der Nimbus der Unbesiegbarkeit hat seit dem Krieg gegen die Hizbollah arg gelitten und der Nicht-Sieg, der eigentlich ein Fehlschlag war, ist nicht nur durch Fehler der israelischen Militärs erklärbar. Im Gegensatz zu den Waffengängen 1948, 1967 und 1972 haben die Gegner Israels unendlich viel Geld und wirksame low-profile Kriegstechnologie ist heute an jeder Strassenecke zu kaufen. Damals hatten da noch der Westen und die Russen ein Monopol darauf. Ausserdem haben auch die Israelis gesehen, dass sie auch mit einer hochgerüsteten konventionellen Armee keinen Gegner in einem assymetrischen Krieg endgültig besiegen können.
Sie sollten die Zeit nutzen um noch zu einem einigermassen akzeptablen Ergebnis zu kommen. Wenn sie zu lange warten, steigen die Preise für Frieden und Sicherheit. Und das kann sehr schnell gehen.
Ich denke Sharon hat das sehr wohl gesehen und hat deshalb den Rückzug aus Gaza und die Aufgabe der Siedlungen dort durchgesetzt. Seine Ankündigung, auch einen Teil der Siedlungen im Westjordanland aufzugeben, war sicher auch ernst gemeint. Er wäre stark genug gewesen das auch durchzusetzen. Unter Olmert sind diese Pläne in der Schublade verschwunden.
Mirk wird uns bald unanfechtbare Beweise dafür liefern, dass Sharon keinen Schlaganfall hatte, sondern von radikalen Siedlern um die Ecke gebracht wurde.
(1) Ich denke Sharon hat das sehr wohl gesehen und hat deshalb den Rückzug aus Gaza und die Aufgabe der Siedlungen dort durchgesetzt. Seine Ankündigung, auch einen Teil der Siedlungen im Westjordanland aufzugeben, war sicher auch ernst gemeint. Er wäre stark genug gewesen das auch durchzusetzen. Unter Olmert sind diese Pläne in der Schublade verschwunden.
(2) Mirk wird uns bald unanfechtbare Beweise dafür liefern, dass Sharon keinen Schlaganfall hatte, sondern von radikalen Siedlern um die Ecke gebracht wurde.
FW
(1) Genau.
(2) Es ist sowieso Totenstille in den Medien ueber Sharon. Tot ist er noch nicht.
Mirk ist ganz sicher an der Arbeit. Gut Ding will Weile haben.
Aber ich sehe nicht die besondere Wichtigkeit Bushs. Rice war schon da als Dompteur, Fischer war schon da als Dompteur, die EU war schon da als Dompteur. Alle sind sie wieder gegangen, ohne dass etwas hoch gegangen wäre.
Sicher, Bush kann in seiner jetzigen Position und mit dem politischen Gewicht der USA wohl mehr erreichen als die anderen. Wenn ich mir FWs Antwort ansehe dann mag es auch tatsächlich dringlich sein. Aber ich sehe nicht, dass Bush der letzte und einzige ist, der das Damoklesschwert am Herunterfallen hindert.
FW:
Ich sage ja nicht, dass man nichts tun sollte. Nichts wäre mir lieber, als wenn Bush endlich den Erfolg hätte, der so vielen anderen so lange Zeit verwehrt geblieben ist. Ich widerspreche nur der Darstellung, dass das Leben und Sterben in Nahost quasi auf die Minute genau mit Bushs Präsidentschaft zusammenhängen.
Mit deinen Aussagen kann ich dagegen weitgehend konform gehen.
Das könnte der Grund für Israels verstärkte Bemühungen sein, für die Palästinenser-Frage jetzt endlich eine Endlösung zu finden: Gaza has a £2bn gas field
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Man stelle sich einmal vor, die umliegenden Staaten würden Israel das Wasser abgraben, von der Umwelt abschirmen und überall im Land wären arabische Siedler...
Kodo schrieb am 26.01.2008 16:59
Man stelle sich einmal vor, die umliegenden Staaten würden Israel das Wasser abgraben, von der Umwelt abschirmen und überall im Land wären arabische Siedler...
Füge noch hinzu, dass mit den Hamas im Süden und der Hisbollah im Norden das iranische Militär auf Israel feuert dann hast du es voll getroffen.
Kodo schrieb am 26.01.2008 16:59
Man stelle sich einmal vor, die umliegenden Staaten würden Israel das Wasser abgraben, von der Umwelt abschirmen und überall im Land wären arabische Siedler...
Füge noch hinzu, dass mit den Hamas im Süden und der Hisbollah im Norden das iranische Militär auf Israel feuert dann hast du es voll getroffen.
Welcher umliegende Staat gräbt Israel das Wasser ab?
Keiner.
Aber Israel tut es.
Es gibt auch keine arabischen Siedler in Israel, die in vergleichbarer Weise auftreten wie die israelischen Siedler im Westjordanland.
Israel hat einen internationalen Flughafen, militärische Flughäfen, vor der israelischen Küste kreuzen auch keine feindlichen Schiffe.
Seit Juni, als die Hamas die Macht an sich riss, dringen Israel und palästinensische Autonomie auf seine Isolierung. Nachdem sich in jüngster Zeit der Hagel von Kassem-Raketen auf das südliche Israel noch verstärkt hat - etwa 450 Geschosse schlugen in Sderot ein -, machte Israel mit einem rechtlich fragwürdigen Stopp der Diesellieferungen ernst.
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