Flecki hatte ja vorgeschlagen, die Windkraft aus Überschusszeiten in Gewichten zu speichern um sie bei Bedarf abrufen zu können. In der weiteren Diskussion sind auch andere Energiespeicher behandelt worden, u.a. Druckluft.
Nun hat ein amerikanisches Unternehmen ein Konzept vorgestellt, das vorsieht, mit den Windrädern direkt Kompressoren anzutreiben und die Druckluft zu speichern. Aus der gespeicherten Druckluft werden Turbinen gespeist. Das besondere und besonders einfache: Die Generatoren an den Windrädern entfallen, die Wirkungsgradverluste aus dem Zwischenschritt Stromerzeugung am Windrad -> Kompression entfallen.
Ausführlich alles mit einigen Für und Widers auf Spiegel online
Das US-Unternehmen General Compression ist hier zu finden.
Auch nach mehrmaligem Lesen ist mir der Gag an diesem Verfahren noch nicht ganz klar. Ob mit oder ohne "Stromumweg", die Luft muss irgendwie komprimiert werden, und das ist verlustbehaftet, genau wie die spätere Expansion und damit die Stromerzeugung.
Die direkte Stromerzeugung hingegen ist nahezu verlustlos (bis auf den Generatorverlust, aber der ist erträglich - die heutigen WKAs sind wirklich verdammt nah am maximalen Gesamtwirkungsgrad, der nach Betz eben bei 60% liegt).
Wenn man dieses Verfahren einsetzt, tauscht man also "manchmal super, manchmal fürn Arsch" gegen "immer mittelmäßig". Ich weiss nicht, ob das ein wirklicher Fortschritt ist. Zumal das Ganze ja aus dem Stadium "Gedankenexperiment" noch nicht hinausgekommen ist.
Ein weiteres Problem ist natürlich, dass man möglichst ortsnah den Druckluftspeicher braucht, weil ein Druckluftnetz natürlich viel teurer ist als ein Stromnetz, d.h. es muss kurz sein. Damit muss man dann bei der Standortsuche Kompromisse eingehen, d.h. nicht mehr nur die Windhöffigkeit zählt, sondern auch noch, ob eine Speichermöglichkeit besteht. Offshore wäre das vermutlich eine ziemliche Herausforderung.
Und preiswerter wirds dadurch natürlich auch nicht - Wind ist immer noch Faktor 4 zu teuer, ganz ohne Berücksichtigung von Speichern. Seit etwa 2000 hat sich daran auch praktisch nichts mehr geändert, d.h. die Zeiten der Kostenreduktion sind vermutlich endgültig vorbei. Billiger wirds nicht mehr.
Die Geschichte mit der Dampfdruckturbine halte ich für ein reines Hinrgespinst oder einen Übersetzungsfehler. So wie beschrieben verstößt das gegen alle Gesetze der Thermodynamik.
Vielleicht war unsere Diskussion, damals noch bei boardy, tiefgründiger als eine Diskussion über die Idee von General Compression. Entscheidend ist immer noch, ob sich ein Investor findet, nicht, ob irgendwas physikalisch sinnvoll ist. (So wird mit Sicherheit Lexx wieder mit seinen Brennstoffzellen ankommen, die hübsch sind, aber irrelevant)
Wir haben so ca. 100 Salzstöcke in Norddeutschland, und in deren Umkreis zählen die Windräder, wenn ich die Idee richtig verstanden habe. Wollen wir je Salzstock 100 Windräder hinstellen, so sind wir bei 10.000 Stück. Das ist ganz grob die Hälfte der Anzahl aller Anlagen, die wir heute haben.
Also nehmen wir die Zahlen des BMWI, wonach die Kapazität der Windkraft bei 13,9 % läge (in 2005). Jetzt hauen wir die Hälfte davon weg, weil sie nicht in die Nähe von Salzstöcken passen (...ganz grob die Hälfte...). Das wären dann 7 % des Energiemixes. Geben wir dann dem ganzen Verfahren noch 60 % Wirkungsgrad, so bekommen wir ganz grob 4.2 % unseres Energiemixes aus solchen Anlagen. Der geneigte Leser mag nun mit Tabelle 2 aus dem BMWI Report vergleichen und wird feststellen, dass wir damit gerade dort landen, wo wir schon sind. Uuups.
Will der geneigte Investor diese überschlägigen Zahlen wahrnehmen, so wird ihm auffallen, dass er dem heute bestehenden Energiesystem nichts Neues hinzufügen kann. So lange er durch das EEG sein Geld verdient, ist es sinnlos, in neue Technologien wie diese Druckspeicher zu investieren. So macht das EEG solche Ideen kaputt, mit einer sinnlosen Förderung von Windstrom ohne den Fortschritt zu fördern. Wozu also investieren?
Meine Zahl von 100 Salzstöcken in Norddeutschland ist ungeheuer dürftig (nämlich nicht belegt), dennoch vielleicht sinnvoll. Schließlich muss man bei den Behörden anfragen, welche unterirdischen Lager für das vorgeschlagene Verfahren in Frage kommen. Leider gibt es ca. eine Milliarde Parameter, die man in einem unterirdischen Lager überprüfen kann. Die zuständigen Behörden werden also peu a peu den ein oder anderen Salzstock für gut genug erklären, und das ganze zieht sich hin über ein paar Jahrzehnte. Und das ist der Tod für jede Investition.
Fazit: Dieses Druckspeicherverfahren wird - zumindest in D - nicht zum Einsatz kommen können und ist für keinen Investor attraktiv, solange das EEG existiert.
Drei PSe wollte ich noch unterbringen. Erstens ein Kommentar für Steffen:
Zitat:
SteffenHuber schrieb am 18.09.2007 23:41
...
Wenn man dieses Verfahren einsetzt, tauscht man also "manchmal super, manchmal fürn Arsch" gegen "immer mittelmäßig". Ich weiss nicht, ob das ein wirklicher Fortschritt ist. Zumal das Ganze ja aus dem Stadium "Gedankenexperiment" noch nicht hinausgekommen ist.
...
Der Begriff Speicherung ist nichts anderes als "manchmal super, manchmal fürn Arsch" auszutauschen mit "immer mittelmäßig". Selbstverständlich ist das ein Fortschritt.
ii) Und dann muss ich auch feststellen, dass der Teil zwei des Spiegel-Artikels nicht verständlich ist. Da wird wohl irgendetwas über Thermodynamik geredet, aber das Gerede ist fern von Thermodynamik. Geseier.
iii) Da will eine Firma auf einer Messe auftreten und hat nichts Realistisches zu bieten. Also drehen die am ganz großen Rad, was aber ebenso gut ist wie meine Idee vom Wassereimer, den man hoch und runter zieht (i.e., wir erzeugen nicht Strom, sondern speichern erstmal Energie und kümmern uns später um den Strom). Was bin ich froh, wenn meine unausgegorenen Ideen nicht auf dusseligen Messen erscheinen; man freut sich ja fast schon über die Brennstoffzellen-Keule.
Flecki5 schrieb am 19.09.2007 05:49
Was bin ich froh, wenn meine unausgegorenen Ideen nicht auf dusseligen Messen erscheinen; man freut sich ja fast schon über die Brennstoffzellen-Keule.
MfG, Flecki
Flecki,
tröste Dich, unausgegorene Ideen aus den USA haben tendenziell bei uns größere Chancen groß in den Nachrichten zu erscheinen, als unausgegorene Ideen aus heimischen Landen.
In der Summe sehe ich den Beitrag so: Die Idee ersetzt den Stromgenerator durch einen Kompressor. Speicherung in Druckluft ist auch heute schon möglich, nur dass man schlauerweise den Wind dort in Strom wandelt, wo Wind ist, und die Druckluft dort erzeugt, wo der Hohlraum ist. Die direkte Wandlung zur Speicherung mag zwar etwas effizienter sein, dafür muss man aber beachten, dass die Gewinnung von elektrischer Energie aus Druckluft relativ ineffizient ist. Die Installation eines Druckluftnetzes mal ganz außen vor gelassen ('think big' heißt hier wohl 'hemmungslos klotzen').
Die Kombination mit Kraftwerksturbinen und die versprochene Steigerung des Wirkungsgrads habe ich zugegebenermaßen nicht verstanden.
Ich meine aus der Erinngerung, dass Druckluft sowieso nur mit 40% Wirkungsgrad gespeichert werden kann. Wenn da die Umwandlungsverluste noch nicht mit drin sind, ist das vermutlich wirklich nicht brauchbar.
Gefährliches Uran
Verheerende Umweltschäden im Ausland
Deutschlands mächtige Energiekonzerne loben ihren umstrittenen Atomstrom als umweltfreundlich, werben gar damit. Dabei verursacht der Abbau des Urans für deutsche Atomkraftwerke verheerende Umweltschäden - auch mit tödlichen Folgen:
„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain