Das Kabinett hat eine Rentenerhöhung von 1,1% angekündigt. Um diesen %-Satz zu erreichen, wurde der demographische „Riester“- Faktor in der Rentenformel für dieses und nächstes Jahr ausgesetzt. Ohne diese Massnahme hätte die Erhöhung entsprechend der Steigerung der Bruttolöhne ca. 0,5% betragen. Zuvor hatte es 2 Jahre keine Erhöhung gegeben.
Bei einer Rentenhöhe von 1000 € macht die Erhöhung ca. 11 € im Monat aus.
Für die Erhöhung hagelte es Kritik von allen Seiten. Den einen ist sie zu niedrig (DGB, Linkspartei, Sozialverbände usw.) da sie nicht mal die Inflationsverluste ausgleiche, zudem würden ja auch noch die Beiträge zur Pflegeversicherung erhöht, was Rentner doppelt trifft, da sie den AG-Anteil im Gegensatz zu den Beitragszahlern selbst berappen müssen.
Den anderen ist sie zu hoch. Sie missgönnen den Rentnern zwar nicht ein paar € mehr in der Tasche, sehen durch die Aussetzung des Riester-Fkators aber die gerade erst mit der Agenda 2010 erreichte Stabilisierung der Rentenfinanzen in Gefahr. Das Problem würde dadurch künftigen Beitragszahlergenerationen in die Tasche geschoben. So die üblichen Verdächtigen, FDP, Unternehmerverbände, aber auch die jungen Abgeordneten aller Parteien und der „Rentenpapst“ der Bundesregierung, Bernd Rürup (SPD). Die FDP und Grünen sprachen auch von Wahlgeschenken.
F-W schrieb am 17.03.2008 17:57
Die FDP und Grünen sprachen auch von Wahlgeschenken.
FDP und Grüne haben ganz offensichtlich recht. Leider funktioniert das trotzdem, weil die ansich größere Zahl derer, auf dessen Kosten die Rentenerhöhung durchgeführt wird, gar nicht merkt, wie sie von der gK beschissen wird.
F-W schrieb am 17.03.2008 21:25
Reichen 150,- im Jahr um jemanden zur Wahl einer Partei der gK zu bringen?
Nein, aber eine erneute Erhöhung von unter 1% würde noch mehr Leute in die Arme der Linken treiben. Man will mit dieser rein politishc motivierten Rentenerhöhung nicht neue Wähler gewinnen, sondern einfach die stete Abwanderung ein wenig aufhalten.
Das Argument mit der Inflation ist nachvollziehbar aber falsch!
Die Rente orientiert sich an der Lohnentwicklung und die Löhne sind in den letzten drei Jahren durchweg gesunken (selbst im Boom-Jahr 2006). Warum ausgerechnet die "wohlhabensde Rentnergeneration aller Zeiten" ein Zusatz-Leckerli braucht erschließt sich mir nicht. Sicherlich haben die Jahr für Jahr weniger Geld - aber die anderen auch!
Als Argument bleibt also letztlich nur die Pflegeversicherung. Wenn die Zusatzbelastung durch den Arbeitgeberanteil ähnlich hoch ist wie das zusätzliche Geld, fände ich die Sonderzahlung akzeptabel.
Wie man es dreht und wendet, alle Argumente haben etwas für und gegen sich. Sehr vorsichtig würde ich umgehen mit moralisierenden Argumenten. Jede Gerechtigkeit schafft neue Ungerechtigkeiten und anders herum.
Prinzipiell bedauerlich ist der grundsätzliche Zug der Regierung, verfügbare Mittel nicht an den Absender zu retournieren sondern neue Ausgabenwege zu finden. Ob das nun die Wähler nicht zur linken oder rechten oder sonstwohin treiben soll ist egal, es soll sie bei der Stange halten. Besser wäre also gewesen, die Beiträge zur Rentenversicherung zu senken. Mittelbar hätten davon alle etwas, selbst die Pensionäre.
"Reichen 150,- im Jahr um jemanden zur Wahl einer Partei der gK zu bringen?"
Da gilt wohl eher das Mikado Prinzip.
Nachdem einer das vorgeschlagen hatte, hätte das erstmal keinen vom Hocker gerissen, aber der erste, der dagegen argumentiert, hätte sofort die volle Breitseite abbekommen.
Aber irgendwie zeigt das Beispiel, dass Demokratien unregierbar werden, wenn sie überaltern.
"Aber irgendwie zeigt das Beispiel, dass Demokratien unregierbar werden, wenn sie überaltern."
Also alle Menschen älter als 65 vergasen?
Ich halte Dein Statement für ausgemachten Schmarrn. Demokratien werden dann unregierbar, wenn die Regierenden das Vertrauen der Regierten verloren haben.
Und dieser Prozess ist in diesem Land sehr weit fortgeschritten, sonst hätten Rattenfänger wie Gysi, Lafontaine und Konsorten nicht so leichtes Spiel.
"Demokratien werden dann unregierbar, wenn die Regierenden das Vertrauen der Regierten verloren haben. "
Das eine schliesst ja das andere nicht aus.
Aber wir werden zunehmend erleben, dass Entscheidungen getroffen werden, die ausschliesslich den Interessen der Rentnergeneration entsprechen. Diese Interessen haben naturgemäss aber keine Zukunftsperspektive.
Und mit steigendem Anteil von Rentnern wird es immer schwerer e´ntegen deren interessen zu handeln.
Die jüngsten Änderungen in der Pflegeversicherung zeigen das auch. Aber auch alle Änderungen an der Rentenversicherung.
Kater,
ich will Dir ja garnicht widersprechen - nur die Gründe sind andere:
Es ist das kurzfristige Denken der Politiker, das diese Ergebnisse zeitigt. Sie meinen, sozusagen voreilendem Gehorsam verpflichtet zu sein. Ich kenne einige Rentner, die ungern, aber der höheren Einsicht gehorchend, auf Rentenerhöhungen verzichten würden, wenn es dem Gesamtstaat dient. Nur braucht es dazu ein gewisses Grundvertrauen in die Fähigkeit der Politik, mit den anvertrauten (oder auch abgepressten) Steuern verantwortungsvoll umzugehen. Tun wir aber seit fast 40 Jahren nicht mehr, zumindest im Bund nicht, in einzelnen Ländern mag es da geringfügig anders aussehen.
Wenn ausschließlich Entscheidungen getroffen werden, die der Mehrheit dienen, dann ist das nun mal keine Demokratie in unserem Sinne.
kater_5 schrieb am 18.03.2008 15:59
Aber wir werden zunehmend erleben, dass Entscheidungen getroffen werden, die ausschliesslich den Interessen der Rentnergeneration entsprechen. Diese Interessen haben naturgemäss aber keine Zukunftsperspektive.
Und mit steigendem Anteil von Rentnern wird es immer schwerer e´ntegen deren interessen zu handeln.
Das sind ja tolle Erkenntnisse. Jetzt wäre nur noch interessant zu wissen, was denn diese Interessen sind. Es könnte ja sein, dass die Rentner besser für die Enkel mitdenken, als diese das selbst tun.
Dass es Entscheidungen 'ausschliesslich im Interesse' der Rentner geben wird, ist so selbstverständlich, wie Entscheidungen ausschließlich im Interesse der Autofahrer, der Mieter, usw. Für den Beleg von 'zunehmend' dürften wohl die Daten des Bundesamts für Statistik fehlen.