kater_5 schrieb am 12.03.2008 17:38
Deswegen sind ja diese ganzen Vergleiche mit den Steuern etc. so schräg. Denn während der Kleinverdiener satte 40% Sozialabgaben zahlt, zahlt der Geschäftsführer gar keine. Das dürfte einmalig auf der Welt sein.
Gruss
Kater
Nimmt man die vielen Geschäftsführer kleiner Unternehmen, die ihre Gewinne nicht ins Ausland verschieben können, dann ist das doch Jacke wie Hose. Die Sozialabgaben gehen, wenn sie die Gesamtkosten erhöhen, vom Gewinn ab, der dann verringerterweise dem Staat weniger Steuern bringt.
Ok, also mal der Zwischenstand:
Die 'gefühlte soziale Ungerechtigkeit' kann man anhand dieser Zahlen als objektiv existent ansehen:
Die Abgabenlast der unteren und mittleren Einkommen beträgt 52,2%. Der Durchschnitt liegt zwischen 40 und 45% im gleichen Zeitraum. Ergo müssten die restlichen Gruppen eine Belastung von unter 40-45% haben.
Was mich hierbei jetzt brennend interessiert: Ist die Funktion Abgabenlast/Einkommen tatsächlich eine konvexe Funktion mit dem Maxmimum irgendwo in der Mitte?
Oder ziehen die Unternehmenssteuern den Schnitt soweit runter?
Oder vielleicht auch beides?
Bei der geringeren Abgabenlast der besser verdienenden muss man allerdings beachten, dass deren ja auch vorhandene Ausgaben für KV und Altersvorsorge aus dem Nettogehalt bestritten werden müssen.
Die unterschiedliche Einbeziehung der KV und AV beeinflussen die hier betrachtete Statistik stärker als das bei einer Erhebung über die verfügbaren Einkommen nach diesen Aufwendungen der Fall wäre. Gerade bei Leuten, die knapp über der BBG liegen macht sich die geringere Abgabenbelastung dann gar nicht so stark im verfügbaren Einkommen bemerkbar.
Ich habe gestern eine Notiz aufgelesen, dass die Türkei das Durchschnittseinkommen ihrer Bevölkerung allein dadurch deutlich anheben konnte, weil sie die Berechnungsmethoden der EU-Länder benutzt hat. Ein wesentlicher Unterschied sei der gewesen, dass die Schattenwirtschaft über einen Faktor in die Einkommen eingerechnet worden ist.
Ich konnte aber auf die Schnelle keinen Hinweis finden, dass dies auch bei den Berechnungen der OECD oder des Bundesamts für Statistik der Fall ist. Wenn das stimmt, wie hoch ist dieser Faktor bei uns?
Lexx schrieb am 13.03.2008 00:29
Was mich hierbei jetzt brennend interessiert: Ist die Funktion Abgabenlast/Einkommen tatsächlich eine konvexe Funktion mit dem Maxmimum irgendwo in der Mitte?
Ja, und das wurde über die Jahrzehnte immer weiter verschärft: die Beitragsbemessungsgrenzen wurden immer höher geschraubt, während die Progression immer steiler wurde (sogar nominell, unterstützt durch die Inflation und Lohnsteigerungen also noch stärker betont).
Inzwischen fällt das Ende der Progressionszone - zumindest bei "jeder arbeitet"-Konstellationen - zusammen mit den Beitragsbemessungsgrenzen. Das sorgt dann für einen starken "Buckel".
Wenn man sich überlegt, dass die oberste Progressionsgrenze in den 60ern bei 120000 DM begann, heute aber schon bei 55000 EUR - das ist doch ein schlechter Scherz. Selbst Durchschnittsverdiener haben heute eine Grenzsteuerbelastung von rund 50% (incl. Soli und Kirchensteuer).
Steffen:
1. Wenn es so ist, wie ich gesagt habe, dann müsste die Grenzbelastung ab dem Maximum sinken, also wer viel verdient und dann mehr bekommt muss von diesem Mehr weniger an den Staat abgeben als der Durchschnittsverdiener bzw. Niedrigverdiener.
(Die Grenzbelastung ist quasi die Ableitung der Belastung).
2. Ich meine die gesamte Abgabenlast, nicht nur die Steuern.
Lexx schrieb am 18.03.2008 18:49
2. Ich meine die gesamte Abgabenlast, nicht nur die Steuern.
Gibt es bei Steuern eine Beitragsbemessungsgrenze?
Wäre mal eine nette Idee. Ich würd's jedenfalls unterstützen.
rw
Ich persönlich strebe die ultimative Steuergerechtigkeit an: jeder zahlt gleichviel Steuern. Absolutbeträge natürlich, nicht diese unfaire prozentuale Besteuerung.
Ach Lexx, so sehr weit sind wir von Deinem Modell ja nicht entfernt, da gefällt mir Steffens Ona man - one tax - one vote schon sehr viel besser (darf auch gerne one woman . . mit einbeziehen).
Gruß
WRL
WRL:
Ich finds schon ganz richtig, dass Steffen seinen Vorschlag ebenso ernst meint wie ich meinen
Im übrigen sind wir von "meinem Modell" ziemlich weit entfernt, denn wie wir jetzt ja anscheinend wissen zahlen die Besserverdiener von ihrem Einkommen prozentual weniger als die Durchschnittseinkommen. Da soll mir also Niemand mehr mit Neidgesellschaft ankommen!
Lexx schrieb am 19.03.2008 12:13
Ich halte dagegen:
Jeder bezahlt 100% seines Einkommens und der Staat teilt den Überschuss (nach Abzug aller Kosten) gleichmäßig auf alle aus
Gute Idee. Natürlich wird dann nicht mehr viel übrig bleiben, denn so gibst du den Politikern das Verteilfutter, das sie brauchen um wichtig zu sein.
Dann doch lieber den Schweizer Weg; Bundessteuer so um die 5%, der Rest wird in der Gemeinde und im Land veranschlagt und dort von den Steuerzahlern direkt mit Stimmrecht beschlossen.