kater_5 schrieb am 09.04.2008 13:51
"Es gibt auch Leute, die einen Bankkaufmann negativ bewerten, wenn er nicht Anzug und Krawatte traegt."
Dein Beitrag ging hier nur leider völlig am Thema vorbei.
Kater
Und er ist auch noch falsch dazu. Denn den Bankkaufmann, der im Kundenverkehr nicht Anzug und Krawatte trägt, den gibt es schlicht nicht. Also ist da nichts zum kleidungsmässigen Abwerten.
Wie üblich ist diese Diskussion mal wieder zum Kern des Problems der Finanz-Anlageberatung vorgestoßen: Trägt der als Anlageberater fungierende Bankmitarbeiter nun eine Krawatte oder nicht. Und wenn, soll er nicht, und wenn nicht, soll er? - Eine in der Finanzwelt tatsächlich über Erfolg oder Mißerfolg einer Geldanlage entscheidender Punkt, über den an dieser Stelle vermutlich noch mindestens ein Dutzend Reden und Gegenreden zu führen sein werden.
Wenn ich dann mal - off Topic, das ist mir schon klar - über Wert oder Unwert der Beratung zum Kauf von Aktien im allgemeinen und der Aktie der Deutschen Post AG im speziellen eingehe, dann treibt mich immer der Gedanke um, warum die Leute ihren "Anlageberater" - so sie denn einen solchen für unverzichtbar halten - nicht als allererstes mal fragen, wieviele Hunderttausend oder mehr er bei seiner Anlageberatung, die er für sich selbst aufgestellt hat, denn schon verdient hat. Ich denke mir immer, daß es doch ziemlich komisch ist, wenn sich ein "Anlageberater" jeden Arbeitstag den der Herr werden läßt, krawattiert oder unkrawattiert zu seinem Schreibtisch in einer x-beliebigen Bank schleppt, um anderen Leuten zu sagen, wie sie aus ihrem Geld noch mehr Geld machen können. Wenn der Typ das so genau wüßte, hätte der sowas doch gar nicht mehr nötig. Oder?
Ergo scheint das mit diesen wundervollen Tips zur Geldanlage doch wohl so eine Sache zu sein. Kann klappen - muß aber nicht. Diese Erkenntnis sollte demnach nicht allzuschwer zu gewinnen sein. Oder?
Insofern wäre die richtige Antwort an siebzehntausend jammernde Postaktienkläger doch wohl folgerichtig die: "Tough Shit, sometimes you win, sometimes you loose, this time you lost. C'est la vie. Und nun geht nach Hause und hört auf zu janken!"
Der Anlageberater der Börsenboomjahre hatte selten Krawatte sondern war Friseur, Schaffner oder Kaffeklatschtante. Man plauderte munter, dass man ganz clever war und in den letzten Jahren 15% Rendite gemacht hatte und jetzt auf die Zeichnung der 3. Tranche Telekom Aktien warte. Ein todsicherer Tipp für die Rente.
dewo schrieb am 09.04.2008 20:33
Wenn ich dann mal - off Topic, das ist mir schon klar - über Wert oder Unwert der Beratung zum Kauf von Aktien im allgemeinen und der Aktie der Deutschen Post AG im speziellen eingehe, dann treibt mich immer der Gedanke um, warum die Leute ihren "Anlageberater" - so sie denn einen solchen für unverzichtbar halten - nicht als allererstes mal fragen, wieviele Hunderttausend oder mehr er bei seiner Anlageberatung, die er für sich selbst aufgestellt hat, denn schon verdient hat. Ich denke mir immer, daß es doch ziemlich komisch ist, wenn sich ein "Anlageberater" jeden Arbeitstag den der Herr werden läßt, krawattiert oder unkrawattiert zu seinem Schreibtisch in einer x-beliebigen Bank schleppt, um anderen Leuten zu sagen, wie sie aus ihrem Geld noch mehr Geld machen können. Wenn der Typ das so genau wüßte, hätte der sowas doch gar nicht mehr nötig. Oder?
Naja, wenn jemand richtig gut wäre, dann würde er pro Jahr vielleicht 20% Rendite machen (und das wäre schon mehr Glück als Können). Nun ist ja nicht jeder Bankangestellte mit dem goldenen Löffel aufgewachsen. Selbst bei einem Vermögen von 100.000 Euro wären das 20.000 Euro pro Jahr. Kann man davon über die Grundbedürfnisse heraus leben (ein ganz bisschen Steuern würden ja auch noch abgehen)? Und ein Verlustjahr dürfte ja auch nicht dabei sein...
Trotzdem laufen natürlich auch viele Pfeifen als Berater rum. Aber pauschal ist meistens falsch...
Den guten Berater, der ausschliesslich die Interessen seines Kunden im Auge hat gibt es schon deswegen nicht, weil niemand bereit ist ihn zu bezahlen. Deswegen ist die Kritik an den Bank-/Versicherungsberatern wohlfeil. Dazu kam bisher das Ständerecht, das es Beratern untersagte Steuer- und juristische Beratung zu machen. Beides ist aber unabdingbar für eine umfassende Anlagen- oder Vermögensberatung.
Also ist man abseits von Friseuren und Flüsterpropaganda auf die Verkäufer-/Beraterzwitter aus dem Bank- und Versicherungsvetrieb angewiesen. Wer dann nicht beachtet, dass sie die Musik machen, für die sie bezahlt werden, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
"Trotzdem laufen natürlich auch viele Pfeifen als Berater rum."
Das sind meistens keine Pfeifen, die tun nur ihren Job.
Ich glaube, wir sind uns grundsätzlich einig. Deshalb nur noch mal der Hinweis: Ich habe geschrieben, dass es auch viele Pfeifen gibt. Und nicht, dass die meisten Pfeifen sind. Aber auch wenn nur 1% Pfeifen sind, es sind immer noch zu viele.
Es gibt hauptsächlich 2 Faktoren, die aus einem Berater einen schlechten Berater machen:
a) schlechte Ausbildung (und sehr oft auch nicht stattfindende Fortbildung!!!)
b) Verkaufsdruck!
Und b) ist aus meiner Sicht das Hauptproblem. Siehe Wirtschaftswoche ("Ich habe meine Kunden betrogen") und auch Capital. Und da ist der erste Satz von F-W entscheiden. Wirklich sinnvoll wäre, dass man einen festen Beratungspreis bezahlt und dann auch wirklich einfach das Beste für sich bekommt - und nicht das Produkt, was die beste Provision auszahlt oder in den Verkaufsvorgaben ganz vorne steht. Aber wenn man einem Kunden erzählen würde, er soll erst mal 100 Euro für eine richtige Beratung zahlen, dann werden das die Wenigsten machen. Wirklich informierte Kunden (und natürlich auch entsprechend vermögende Kunden) zahlen lieber 2000-3000 Euro (oder auch mehr) für einen richtigen Finanzplan und genießen dann eine rein kundenorientierte Beratung.
kater_5 schrieb am 09.04.2008 16:29
Ehrlich gesagt ist es auch völlig egal, wie man den bewertet.
Man sollte sich eben nur darüber im klaren sein, dass das primär ein Verkäufer ist und kein Berater.
Deswegen trägt der auch immer eine Krawatte.
Richtig. Eben.
M.E. sind eben nicht primaer die (eher aelteren und/oder konservativen) Leute mit dem typischen "Obrigkeitsdenken" (u.a. "Banker = Beamte" u.ae.) auf den Kram reingefallen, sondern ueberwiegend jene (eher juengeren) Leute der Mehr-Schein-als-Sein-Fraktion, die eben auch Verehrer der erwaehnten Wirtschaftsuniform sind.
Es gibt hauptsächlich 2 Faktoren, die aus einem Berater einen schlechten Berater machen:
a) schlechte Ausbildung (und sehr oft auch nicht stattfindende Fortbildung!!!)
b) Verkaufsdruck!
Und b) ist aus meiner Sicht das Hauptproblem. Siehe Wirtschaftswoche ("Ich habe meine Kunden betrogen") und auch Capital. Und da ist der erste Satz von F-W entscheiden. Wirklich sinnvoll wäre, dass man einen festen Beratungspreis bezahlt und dann auch wirklich einfach das Beste für sich bekommt - und nicht das Produkt, was die beste Provision auszahlt oder in den Verkaufsvorgaben ganz vorne steht. Aber wenn man einem Kunden erzählen würde, er soll erst mal 100 Euro für eine richtige Beratung zahlen, dann werden das die Wenigsten machen. Wirklich informierte Kunden (und natürlich auch entsprechend vermögende Kunden) zahlen lieber 2000-3000 Euro (oder auch mehr) für einen richtigen Finanzplan und genießen dann eine rein kundenorientierte Beratung.
Und wer macht diesen Finanzplan? Ich hatte dazu zwei Angebote; von meiner Bank (Zürcher KB) und von einem unabhängigen FB (der auch meine Steuern und sonstige Verträge macht, hier geht das anscheinend, FW). Dabei ist natürlich völlig illusorisch anzu nehmen, dass der eine oder der andere irgendwie unabhängig oder besonders kundenorientiert arbeiten. Beide haben zuerst ein Ziel: Kohle machen. Ich muss eigentlich nur zusehen, dass beide Ziele miteinander verbunden werden. Sprich; wenn mich der Berater (egal welcher) übern Tisch zieht hat er mich als Kunden gesehen. Unabhängig im Sinne der Provision kann man nur selber sein. Aber hier fangen die Probleme meist erst an. Wer sich nicht tiefer mit der Finanztechnik auseinandersetzt wird bald feststellen, dass Klugscheissen oft bestraft wird.
Es gibt entsprechende Berater, die die Provision dann voll dem Kunden rückvergüten. Das heißt, denen kann es wirklich "egal" sein, was der Kunde abschließt.
Die ganz reine Lehre der Finanzplanung besagt übrigens, dass gar keine Produkte empfohlen werden, sondern quasi nur Anlageklasse (x% Renten Euroland/Fremdwährung, Staatsanleihen/Unternehmensanleihen, x% Aktien (Verteilung auf verschiedene Regionen, Branchen), usw.), nötige Versicherungen usw. Das ist den meisten Kunden aber wahrscheinlich zu "anstrengend", sich hinterher selbst darum zu kümmern. Deswegen gibt es Plan und Umsetzung meist aus einer Hand.
Eine gute Motivation für einen Finanzplaner oder gleich Vermögensverwalter ist übrigens immer eine erfolgsabhängige Vergütungskomponente...
Gute Idee. Ich überlass meinem FB die Provision, dafür macht der Steuern und so gratis. Meine Hoffnung ist, dass er mehr oder weniger dieselbe Provision überall bekommt und deshalb das Beste (wobei eben, was ist das?) nimmt, auch in der Angst, die Geldquelle zu verlieren wenn er Schrott einkauft.
Anonymer User schrieb am 10.04.2008 12:10
Wirklich informierte Kunden (und natürlich auch entsprechend vermögende Kunden) zahlen lieber 2000-3000 Euro (oder auch mehr) für einen richtigen Finanzplan und genießen dann eine rein kundenorientierte Beratung.
Ich denke, auch Pfeifen nehmen gerne mehr für ihre Beratung. Wo immer wir auf Expertise angewiesen sind, ob das Arzt, Steuerberater, Anwalt, oder eben Anlageberatung sind, gehen wir das Risiko, eine Pfeife zu erwischen, egal wie hoch das Honorar ist. In diesen Fällen hilft oft nicht mal die von Mund zu Mund Propaganda, da die Mängel der Dienstleistung erst langfristig erkennbar sind.
Letztlich geht nichts daran vorbei, dass man sich zumindest soweit schlau macht, um sinnvoll Plausibilitätsfragen zu stellen, und die Antworten zu verstehen.
Eine Aktie, die per Werbung massivst unter das Volk gebracht wird, wird durch den erzeugten Nachfrageüberhang auf jeden Fall immer teurer sein als ohne Werbung. Das hebelt die fundamentale Bewertung aus. Um das zu erkennen muss man nicht mal was von Aktien und Wertpapieranalyse verstehen.
DP schrieb am 10.04.2008 17:43
Gute Idee. Ich überlass meinem FB die Provision, dafür macht der Steuern und so gratis. Meine Hoffnung ist, dass er mehr oder weniger dieselbe Provision überall bekommt und deshalb das Beste (wobei eben, was ist das?) nimmt, auch in der Angst, die Geldquelle zu verlieren wenn er Schrott einkauft.
F-W schrieb am 10.04.2008 11:22
Den guten Berater, der ausschliesslich die Interessen seines Kunden im Auge hat gibt es schon deswegen nicht, weil niemand bereit ist ihn zu bezahlen. Deswegen ist die Kritik an den Bank-/Versicherungsberatern wohlfeil.
FW, es geht mir gar nicht um ein Bashing von Anlageberatern (egal ob mit oder ohne Krawatte), sondern schlicht um die Feststellung, dass man trotz der besten Anlageberatung nie erwarten darf, nach erfolgter Beratung und anschliessender Anlage seiner Groschen die sichere Lizenz zum Gelddrucken in der Tasche zu haben, wie das die siebzehntausend Postanleger anscheinend angenommen haben. Wie immer im Leben, bleibt auch hier ein gewisses Risiko, und es ist einfach hoffnungslos naiv, anzunehmen, dass man dieses Risiko, wenn auch nicht in toto so doch zumindest weitestgehend, auf das anlegende Geldinstitut via seines angestellten Beraters abwaelzen koennen muss. Dieser alberne Prozess widerspiegelt in meinen Augen wieder mal die typische Vollversicherungsmentalitaet, in die die Deutschen sich zunehmend einlullen.