Nach London nun Paris. Und in den kommenden Städten sind bereits weitere Proteste angekündigt. Wie es scheint, ist der Fackellauf, einst von den Nazis zu internen PR Zwecken für die Spiele 36 erfunden und bereits damals schon im Ausland umstritten, geradezu geeignet in unserer mediokraten Welt auf sich aufmerksam zu machen. Der Missbrauch liegt nahe; das chinesische Regime demonstriert damit Offenheit und Freiheit, tibetische Sympathisanten Terror und Unterdrückung.
Vielleicht werden wir aus genau dem Grund in Zukunft auf solche symbolischen Dinge verzichten müssen.
Partei:
Durch diese Aktionen werden diese olympischen Spiele vermutlich in den Geschichtsbüchern untrennbar mit dem tibetischen Protest verbunden sein - ein langfristiger Schaden für das chinesische Regime.
Wenns um die Symbolik geht: Die olympischen Spiele insgesamt sind eine einzige Symbolik. Eigentlich bräuchte man sie nicht - es gibt für alle dort ausgetragenen Sportarten Weltmeisterschaften. Aber die olympischen Spiele sind nunmal mehr als einfache Wettkämpfe, sie sind ein Spektakel, das die Zuschauer auch abseits des Sports unterhält. Und dazu gehört auch der Fackellauf und deswegen wird er wohl nicht so bald abgeschafft - das als Antwort auf deine Frage.
Lexx schrieb am 08.04.2008 14:46
Partei:
Durch diese Aktionen werden diese olympischen Spiele vermutlich in den Geschichtsbüchern untrennbar mit dem tibetischen Protest verbunden sein
Und das um so mehr, als die Fackellaufquerelen zur besten Sendezeit stattfanden. Von den Wettkämpfen selbst kriegen wir ja live nicht viel mit, weil sie zu nachtschlafender Zeit stattfinden.
Jetzt fehlen nur noch ein paaar saftige Dopingsskandale, dann kommt vielleicht sogar das IOC auf die Idee, das Konzept der Gigantomanie zu überdenken.
F-W schrieb am 09.04.2008 23:29
Und das um so mehr, als die Fackellaufquerelen zur besten Sendezeit stattfanden.
Die Querelen schon, der Lauf aber nicht.
Es ist ja doch wohl ungeheuer symbolträchtig, wenn der Fackellauf, der ja, so könnte ich mir in meiner Naivität vorstellen, dazu angetan sein soll, den olympischen Gedanken (will sagen, diese Wettkampfidee, wo man rausfinden will, wer schneller rennt oder höher hüpft oder Sachen am weitesten wegschmeißen kann), diese sportliche Wettkampfidee also, mittels eines Staffellaufes des ölympischen Feuers" von Olympia durch die Städte der Welt zum Austragungsort den am Wegesrande verweilenden Zuschauern und/oder Passanten nahebringen möchte.
In San Francisco ist das, wie ich den Nachrichten entnehme, gestern ganz besonders gut gelungen: Schnell die Fackel verstecken, husch, husch durch ein paar Seitenstraßen rennen, die zuvor von einer Polizistenarmee hermetisch gegen die Öffentlichkeit abgeschottet worden waren, und dann ab damit ins Flugzeug, Richtung Buenos Aires. Wer von den Bürgern San Franciscos bis dahin noch nicht den Odem des olympischen Geistes in seinen Nüstern gespürt haben sollte, der wird aber doch wohl jetzt, angesichts des volksfestartigen Charakters dieses Staffellaufes durch seine Stadt und der Begeisterung der den Straßenrand säumenden Bürger (ja, auch schwerbewaffnete Polizisten der Antiterroreinheiten sind als Bürger zu bezeichnen), für die olympische Idee Feuer und Flamme sein. - Ich sag's ja schon immer: Die Amis haben ein unschlagbares Gespür für PR-Kampagnen...
Dass in China ein Dopingskandal aufgedeckt wird halte ich für kaum wahrscheinlich und während der Spiele schon gar nicht. Eher könnten politische Bekenntnisse einzelner Sportler für Aufsehen sorgen. In der TAZ stand dazu ein interessanter Artikel; Einem Sportler ist während der OS die politische Meiningsäusserung untersagt. DAS IOC könnte sogar Medaillen aberkennen, wenn ein Sportler einen Tibet Sticker am Trainingsanzug trägt. Deshalb darf so eine Aktion nicht vereinzelt passieren sondern muss in grossen Gruppen geschehen, dagegen wären die Apparatschniks machtlos.
Das Perverseste an diesem Fackellauf war, dass überall Elite-Schläger der chinesischen Volkspolizei dabei waren.
Dieselben, die intern bei Unruhen eingesetzt werden, wie in Tibet.