Frankfurt/Main (dpa) - Angesichts der internationalen Turbulenzen glaubt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann nicht mehr an die Selbstheilungskraft der Finanzmärkte. Die Versorgung mit Liquidität reiche als Maßnahme nicht aus, sagte Ackermann in Frankfurt/Main Frankfurt. Die Regierungen müssten Einfluss nehmen auf die Märkte. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück sprach in Berlin von einer der größten Finanzkrisen der letzten Jahrzehnte. Auswirkungen auf die Realwirtschaft könnten nicht verleugnet werden. http://newsticker.welt.de/index.php?channel=new&module=dpa&id=17246840
Es wundert mich nicht, dass dieser Hilfeschrei nicht im Forum erscheint.
Ist ja auch peinlich für die Marktwirtschaftler, die sich sonst kaum einkriegen, den übermächtigen Staat zu beklagen.
Warum soll die Gesellschaft für das Handeln unfähiger, überbezahlter Manager gerade stehen?
Im Hessischen fernsehen hat sich gestern auch ein VWL-Professor empört und sich dafür ausgesprochen, dass der Staat den Hausbesitzern und kleinen Mittelständlern, die keine Kredite mehr bekommen, aus der Patsche helfen sollte. Aber die gierigen Zocker bei den Banken soll man gefälligst die Suppe alleine auslöffeln lassen.
Aber Ackermann und Co. definieren Neoliberalimus so: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Es wundert mich nicht, dass dieser Hilfeschrei nicht im Forum erscheint.
Weil klar war, dass dann solche Dummsprüche wie von euch beiden kommen. Hätte sich einer mal die Mühe gemacht, das Interview von Ackermann komplett zu lesen, dann hätten sich die Kommentare erübrigt.
Was die Sozialisierung von Verlusten angeht, so hat sie, was Deutschland betrifft, allein der Staat in seinem eigenen Bankensaustall angerichtet. Private Verluste sind bisher noch nicht verstaatlicht worden.
<<Ist ja auch peinlich für die Marktwirtschaftler, die sich sonst kaum einkriegen, den übermächtigen Staat zu beklagen.>>
Wie gesagt, hierzulande sind es Manager in Staatsdiensten, die die erschreckensten Verluste gebaut haben. Aber davon ab, wenn die Lage ausser Kontrolle geraten sollte, dann erübrigen sich Sprüche über unfähige Manager, dann hat der Staat keine Wahl als einzugreifen, denn die Schäden eines Zusammenbruchs der Finanzmärkte sind für alle anderen weitaus gravierender als für die paar Bankmanager oder -Aktionäre.
Ansonsten kann ich mit Ackermanns Hilferuf noch nicht soviel anfangen. Vieles von dem, was Ackermann vorschwebt, tut "der Staat", zumindest in einigen wichtigen Ländern schon, ohne dass es bisher viel Wirkung gezeigt hätte. Gerade Ackermanns Verweis auf die angeblich so vorbildhaften USA verwundert. Schliesslich ist die ganze panikartige Überschwemmung der Märkte mit Liquidität und die Zinssenkungen der FED Staatsintervention. Sehr viel schlauer als die Geschäftsbanker scheint die FED aber auch nicht zu sein. Man hat eher den Eindruck, dass sie ihr Pulver bald verschossen hat und was dann?
Die Japaner haben über 20 Jahre gebraucht um aus dem Schlamassel ihrer Immobilienblase herauszukommen. Die dortige Zentralbank hatte die Zinsen bis auf Null gesenkt und dann konnte sie nichts mehr machen.
Ich habe die Podiumsdiskussion nicht gesehen, und kann Ackermanns Aussagen nicht kommentieren. Ich habe lediglich die Häme mitbekommen, die die Journalisten ausgeschüttet haben.
Ich kann nur im Prinzip kommentieren: Nach heutigem Stand seiner Bilanzen hat Ackermann seinen Job gut gemacht. Die Deutsche Bank arbeitet im Rahmen von Regularien, die Banken auf der einen Seite respektieren müssen, auf der andern Seite bis ans Limit nutzen dürfen. Der gesetzliche Rahmen ist Sache des Gesetzgebers, inklusive der Kontrolle.
Bezeichnend ist dabei, dass die Deutsche Bank dieser Kontrolle unterworfen wiird, unsere Politiker aber tunlichst diese Kontrolle aus der KfW/IKB ferngehalten haben.
Ackermanns Aufgabe ist es nicht, unsere Volkswirtschaft am Funktionieren zu halten, sondern seinen Betrieb. Hätte Ackermann nicht die Eigenkapitalrendite der Deutschen Bank nach oben getrieben, wäre der Chef heute vielleicht ein Russe, Inder oder Amerikaner, an denen sich dann deutsch-journalistisch immer ein Tick schlechter reiben lässt.
Die regulatorischen Rahmenbedingungen für die Konkurrenzsituation der deutschen Banken und Industrie wurde von Eichel in die Wege geleitet, der die für die Entflechtung der deutschen Beteiligungslandschaft die steuerlichen Anreize geschaffen hat. Dies mal ohne Wertung.
Wenn man sich ein bisschen die Aufteilung von Verantwortlichkeiten klar macht, dann ist die allgemeine Häme schlicht dumm. Wer die Finanzindustrie gegen die Politik ausspielen will, sollte sich die Abläufe der letzten Jahre mal etwas genauer anschauen: Ich habe den Eindruck, dass Ackermann weitaus professioneller und schneller agiert hat, als die jeweiligen Regulierer. Dabei will ich letztere nicht ganz pauschal verurteilen, die Welt ist für die verschlafenen Provinzfürsten halt ein bisschen zu dynamisch. Habe ich da nicht vor kurzem gelesen, dass die deutsche Politik endlich erkannt hat, dass sie bei den EU-Regulierungen etwas früher Einfluss nehmen sollte, weil sich die Harmonisierung der vielen Rischtlinien in die nationale Gesetzgebung nicht mehr aussitzen lässt? Was, wenn nicht dies, verdeutlicht mehr den provinziellen Zustand Berlins?
Warum nun Ackermann für die Vorgänge in den USA Verständnis wecken wollte, weiß ich natürlich nicht. Ich fand eigentlich den Artikel Greenspans in der FTD vor zwei oder drei Tagen viel aufschlussreicher. Für den, der nicht an Häme, sondern an Einsicht interessiert ist, gab es dort Grundsätzliches - auch zum Nachdenken. Man muss sich immer ein bisschen vor Augen halten, dass die handelnden Individuen nicht immer so dürfen, wie es ihrer Einsicht entspricht. Wer das nicht verstehen will, lebt in der Welt von Rosamunde Pilcher.
"Die Deutsche Bank arbeitet im Rahmen von Regularien, die Banken auf der einen Seite respektieren müssen, auf der andern Seite bis ans Limit nutzen dürfen."
Auch wenn ich Dir soinst weitgehend Recht gebe, finde ich diesen Satz schon problematisch. Er zeigt nämlich sehr schön, was in den USA (für die deutschen Privatbanken ist das ja noch nicht klar) falsch gelaufen ist.
Richtlinie für Entscheidungen war in den USA nämlich genau das, es wurde ausgelotet was juristisch ging. Ob das noch sinnvoll, risikogerecht oder langfristig profitabel (unter Berücksichtigung der Risiken) war, spielte keine Rolle. Hauptsache man konnt die Gesetze irgendwie so kreativ auslegen, dass man seine Geschäfte machen konnte. Interessanterweise war ja die Ursache des Ganzen, dass man die gesetzlichen Vorgaben zum Eigenkapital bei Krediten umgehen wollte.
Es kann aber nicht Sinn der Politik sein, die Rahmenbedingungen so eng zu setzen, dass auch der dämlichste und der gierigste Banker sich nicht um Kopf und Kragen spekuliert.
Es geht ja wohl auch in erster Linie bei den deutschen Banken darum, dass man die Regularien sehr kreativ umgangen hat.
Wenn z.B. die Sächsiche LB eine Auslandstochter auf eine Art und Weise gründet, dass diese nicht mehr der Bafin unterliegt, der Steuerzahler aber trotzdem dafür haftet, dann Geschäfte abgewickelt werden, die dem Gründungszweck der Bank widersprechen, dann ist dies (für mich zumindest) extrem fragwürdig. Zumindest hat da der AR der Bank versagt.
Hat nicht das AR-Mitglied Ackermann bei der IKB dafür gesorgt, dass die IKB die meisten der faulen Subprime-Anlagen ausgerechnet über die Deutsche Bank eingekauft hat? Er kann ja gut dastehen (und sich im stillen Kämmerlein auf die Schulter klopfen) dass er die Risiken vor (fast) allen anderen erkannt und sie auch noch gut entsorgt hat...
„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Mit Begriffen wie "Regelwidrig" oder "bis an die Grenzen des Erlaubten" würde ich sehr vorsichtig umgehen.
Wenn man sich die Produkte ansieht, die im Zentrum des Geschehens stehen, dann wird man nichts regelwidriges, nicht mal auch nur ansatzweise an die Grenzen irgendwelcher Regularien gehendes finden. Das Problem ist vielmehr die Komplexität der Produkte und die mangelnde Erfahrung mit ihnen. Man hat sich bei der Risikobeurteilung fast ausschliesslich auf die sog. Primärrisiken fokussiert, also: Ist der Kreditnehmer an der Basis (der US-Häuslebauer) gut oder nicht? Die sekundären, die sog. Marktrisiken sind vollständig unterschätzt worden. Also: Was passiert, wenn mir die Investoren mein "gutes" Produkt nicht mehr abkaufen? Kann so etwas überhaupt passieren?
An dieser Stelle zeigt sich, dass das Risikomangement der privaten Banken offensichtlich einigermassen funktioniert hat, während es bei den öffentlichen Banken kläglich versagt hat. Die privaten Banken haben die inhärenten Risiken möglicherweise gar nicht besser verstanden als IKB/Landesbanken, sie haben aber den Grundsatz beachtet, dass keine einzelne Risikokategorie, und sei sie noch so gut bewertet, einen Anteil am Gesamtgeschäft erlangt, der bei einem Ausfall die Bank in Gefahr bringt. Deswegen konnten die Privaten die Ausfälle aus den US-Immobilien mit den Gewinnen aus anderen Geschäften auffangen und die öffentlichen Banken nicht.
Bei IKB und SachsenLB hat sich dann noch gezeigt, dass die verantwortlichen Manager Berichtspflichten an ihre Gremien und die Bankenaufsicht gesetzwidrig missachtet haben und eindeutig kriminell gehandelt haben. Da wird sich der Staatsanwalt noch drum kümmern.
Letztendlich liegen die Probleme an der Basis, also bei den Kreditnehmern. Ich weiss nicht, ob die US-Hypothekenbanken ihre gesetzlichen Grenzen immer beachtet haben. Aber die Basis des ganzen war ein Immobilienboom, der durch die extreme Niedrigzinspolitik der FED ab 2001 ausgelöst wurde. Ohne die hätte es den Boom nicht gegeben und auch nicht die darauf afbauende Kreditpyramide. Der hat die FED dann durch die Zinssteigerungen der letzten Jahre die Basis entzogen, so dass sie nun zusammenzubrechen droht.
Dummerweise kann die FED durch ein hektisches Zurückdrehen der Zinsschraube kein "Gehe zurück auf Los" machen. Dazu ist es zu spät. Sie löst die aktuellen Probleme nicht nur nicht, sondern zettelt die nächsten an. Sie befeuert die Inflation zu einem Zeitpunkt, der vom Konjunkturverlauf eigentlich nicht inflationsträchtig sein dürfte. Sie marschiert stramm Richtung Stagflation und tappt damit in die gleiche Falle wie vor 20 Jahren die Japaner.
Bevor man nach dem Staat ruft, sollte man untersuchen, ob der überhaupt hilfreich ist oder die Probleme nicht noch verschlimmert.
Die konjunkturbegleitende Zentralbankpolitik Marke FED ist auf der ganzen Linie gescheitert. Das betrifft nicht nur den aktuellen Präsidenten Bernanke, sondern viel mehr seinen Vorgänger, den Finanzguru Greenspan. Und es sollte hierzulande (in Europa) eine Warnung für alle sein, die das Primat der Politik über die Geldpolitik der EZB fordern. Allen voran die Franzosen und die Gewerkschaften.
FW:
Sofern du dich auf deutsche Privatbanken beschränkst kann ich dir beim Risikomanagement Recht geben - wobei nicht alle öff. Banken Mist gebaut haben. Aber beim Blick in die USA sieht das dann auch schon wieder anders aus.
"Und es sollte hierzulande (in Europa) eine Warnung für alle sein, die das Primat der Politik über die Geldpolitik der EZB fordern."
Offensichtlich weiß das Kapital nicht mehr weiter. Die Banken haben sich so verzockt, dass sie nur noch mit Hilfe des Staates die Krise bewältigen können.
Die USA sind wirtschaftlich fertig!
Da hilft auch das dümmliche Ablenken auf deutsche Verhältnisse nicht.
Die DM muss wieder her! Die Grenzen müssen wieder dicht gemacht werden! Das Hirngespinst Europa muss raus aus den Köpfen!
Alle Macht dem gesunden Menschenverstand!
Manager dürfen ihr Versagen nicht länger auf andere abwälzen!
Das Volk muss wieder in den Parlamenten vertreten sein!
Die Vertreter der Hochfinanz müssen raus aus den Parlamenten!
Alles andere führt in eine humanitäre Katastrophe mit bisher nicht gekannten Folgen.
Wer den Menschen das Lebensrecht nimmt, der nimmt den Menschen die Berufung und damit auch den Beruf.
Wer den Menschen das Lebensrecht nimmt, der versorgt sie mit Jobs und beutet sie damit aus.
Wie viele Nationen müssen noch zusammenkrachen?
Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat eine Mitschuld der Banken an der globalen Finanzkrise eingeräumt.
Kurzfristige Gewinnziele und Bonuszahlungen an Manager hätten zu den Problemen beigetragen.
Kodo schrieb am 09.04.2008 20:59 Der Vorstandschef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, hat eine Mitschuld der Banken an der globalen Finanzkrise eingeräumt.
Kurzfristige Gewinnziele und Bonuszahlungen an Manager hätten zu den Problemen beigetragen.
Ja, das steht auch in dem Artikel, ist aber wohl nicht das Wesentliche. Wichtig ist: "Eine stärkere Regulierung der Branche lehnte Ackermann ab. "Wir werden das Möglichste tun, bei uns selbst aufzuräumen, und überlassen das nicht den Regulierern." Er fordere nicht, dass der Staat Banken und Investoren ihre Verluste abnehme."
Ist es nicht so, dass die übelsten Verluste von den "Staatsbanken" eingefahren wurden?
Wenn Pappa Staat nicht mal in der Lage ist, auf sein eigenes Zeug aufzupassen, wie soll er dann auf die anderen aufpassen können? Oder, anders ausgedrückt - warum hat er so eine vielgelobte Bankenaufsicht nicht schon lange bei sich selber installiert?
Da geh ich ausnahmsweise mit Herrn Ackermann konform.