Spock, es ist sicherlich richtig, daß sich die katholische Kirche "an vielen Stellen gesellschaftlich 'einbringt' ", aber das tun andere Organisationen auch (mit mehr oder weniger Erfolg, zugegeben). Nur habe ich Schwierigkeiten, nachzuvollziehen, warum man in einer Gesellschaft wie der gegenwärtigen in Deutschland nur "schwer die Wahl hat". Sie sagen es doch selber, Ihr persönliches Leben werde von der katholischen Kirche nur marginal tangiert. Also scheint es doch ganz gut zu klappen, wenn man mit dem Verein nichts zu machen haben will. Und es erschließt sich mir auch nicht, warum das nicht auch bei Kindern klappen soll. Wenn man allerdings nicht in der Lage ist, die eigenen Wertvorstellungen seinen Kindern nahezubringen, könnte ich mir schon vorstellen, daß man ein Problem hat (wir wissen zwar nicht so genau, wie wir unsere Blagen erziehen wollen, aber so wie bei den Katholen auf jeden Fall mal nicht). Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen wollen, allein die paar Stunden Religionsunterricht in der Schule (wenn er denn überhaupt besucht wird) hätten einen nachhaltig prägenden Eindruck auf die Persönlichkeitsbildung der Kinder, insbesondere wenn im Elternhaus eine andere Lebensweise gepflegt und den Kindern vorexerziert wird? - Wer das behauptet stellt sich jedenfalls ein ziemliches Armutszeugnis aus (nicht nur aber auch) im Bezug auf seine erzieherischen Fähigkeiten. Oder ist es vielleicht das (immer wieder mal so gern angeführte) Kruzifix, das in (vornehmlich bayerischen) Klassenzimmern hängt und bei einigen Kindern nachhaltige und selbst im "aufgeklärten" Elternhaus irreparable Persönlichkeitsstörungen hervorzurufen scheint?
>>> Wie will ich denn einem Kind erklären, das Rassenhass etwas Schlechtes ist, wenn nun ausgerechnet, die Leute, die sich hier permanent als das Gewissen der Nation aufspielen (natürlich nur wenn es um andere geht) und dafür in den Schulen auch eine Plattform geboten bekommen, solche Leute nicht nur in ihren Reihen dulden, sondern sogar aufnehmen.
>> Was hat denn der Unglaube an einen vom dt. Staat vorgegebenen Abschnitt im dt. Geschichtsbuch mit Rassenhass zu tun???
> Der Holocaust ist ein "vom dt. Staat vorgegebener Abschnitt im dt. Geschichtsbuch"?
Das Geschichtsbuch muss zugelassen werden (Laendersache, wenn ich nicht irre) und wird sicher auch nicht Bundesverbote brechen duerfen - insofern gibt der Staat doch diesen Abschnitt vor (sogar doppelt: einmal durch Zulassungskriterien, einmal durch das Leugnungsverbot), oder nicht?!
Wenn du es anders siehst, wuerde mich mal interessieren, wieso.
wh
BTW: Die obige Frage an Kater ist immer noch offen.
Sie wollen mir doch nicht etwa erzählen wollen, allein die paar Stunden Religionsunterricht in der Schule (wenn er denn überhaupt besucht wird) hätten einen nachhaltig prägenden Eindruck auf die Persönlichkeitsbildung der Kinder, insbesondere wenn im Elternhaus eine andere Lebensweise gepflegt und den Kindern vorexerziert wird?
Da will ich nicht widersprechen. Aber welchen Sinn macht denn der Religionsunterricht dann überhaupt, warum wehren sich die Kirchen recht massiv gegen die Überführung in einen religionsneutralen Ethikunterricht (in dem christliche Werte und Geschichten ja durchaus breiten Raum bekommen sollen).
Am Rande: Die Argumentation der Kruzifixgegner ist freilich eine Posse, die kein besonders helles Licht über ihre Inititiatoren scheinen lässt, da stimme ich zu. Die Grundsatzfrage, warum ein christlich/religiöses Symbol in einem Klassenzimmer hängt, bleibt. Da ist wohl irgendwann mal was bei der Konstruktion der Bundesrepublik nicht ganz richtig und konsequent gemacht worden.
Spock schrieb am 02.03.2009 17:26
Da ist wohl irgendwann mal was bei der Konstruktion der Bundesrepublik nicht ganz richtig und konsequent gemacht worden.
Das würde ich so nicht sagen. Sie müssen sich die Dinge mal im Licht der damaligen Gesellschaft ansehen. Da war das christliche Gedankengut noch wesentlich fester in der Gesellschaftsordnung verhaftet als das heute der Fall ist. Damals hätte es, wenn überhaupt, nur eine verschwindend kleine Minderheit anstößig gefunden.
Und zu Ihrer ersten Frage: Unbestreitbar ist die abendländische Kultur vom christlichen Gedankengut geprägt, so wie es die Kirchen jahrhundertelang transportiert haben. Es dürfte daher nicht besonders schwierig sein, nachzuvollziehen, daß die Kirchen solche Einflußmöglichkeiten nicht so ohne weiteres aufgegeben wollen. Mir jedenfalls täte es leid, wenn sie es denn würden, angesichts dessen, was mir heutzutage so als Alternativen angeboten wird.
kater_5 schrieb am 02.03.2009 19:20
Eine zusätzliche Stunde Mathe oder Naturwissenschaften statt Religionskunde würde mir nicht leid tun.
Na, da möchte ich mal das Gezeter hören, wenn die Religionslehrer jetzt statt Unterricht in Religion solchen in Mathematik oder den Naturwissenschaften geben sollten. Denn das müßten sie ja wohl, sollte diese (in diesem Zusammenhang etwas eigenartige Idee) zum Tragen kommen, mangels Fachlehrern in den anderen Fächern. Gott, der Gerechte, dann fände die christ-katholische Indoktrination sogar schon im Matheunterricht statt, das muß man sich mal vorstellen!!!
kater_5 schrieb am 01.03.2009 19:24
(...) von einer Organisation, die doch erheblichen Einfluss auf die Kinder in unseren Schulen hat (immerhin ja auch den Religionsunterricht, der auf Einfluss dieser Kirche nicht auf Randstunden gelegt werden darf, so dass Schüler, die davon befreit sind, irgendwie betreut werden oder eben doch in den Reli gehen) erwarte ich, (...)
Wenn ich den beträchtlichen Aufwand in der DDR, den Kindern und Jugendlichen zuhause, auf dem Weg zur Schule, in weiten Teilen der Schule und in jedem Winkel ausserhalb der Schule die Vorzüge des Sozialismus zu indoktrinieren betrachte und dies dem kärglichen Resultat gegenüberstelle, sehe ich doch diesen Aufwand mit einer gewissen Gelassenheit.
Ich gebe aber Kater recht, dass die Einflussmöglichkeiten erheblich sind.
Naja easy, wer will schon entscheiden, welche Zeit in der Schule verplempert war. Ich würde nicht ausschliessen wollen, dass die Erkenntnis einer Stunde Philosophie, Religion, Ethik (so heisst das glaube ich in Brandenburg) so manche trockene Physikstunde schlägt.
Rein aus dem Bauch würde ich heute sagen, alles ausser Sport und Literatur dazu noch die Basics in den Naturwiss. Fächern war alles vergeudet in den 10 Jahren.
zur katholischen Kirche:
Mir scheint in dieser Diskussion mal wieder einiges unterzugehen.
1. Fand die Wiederaufnahme in die Kirche statt, BEVOR Williamson das letzte Interview gegeben hat, um das es diese Aufregung nun gibt. Das will ich nur mal zur Sicherheit hier festhalten.
2. Ist Williamson damit noch lange nicht vollständig rehabilitiert. Wie dewo richtigerweise angemerkt hat, sind ihm höhere kirchliche Ämter nach wie vor verwehrt.
3. Hat der Papst klipp und klargestellt, dass Williamsons Haltung in der Kirche nicht willkommen ist und zu korrigieren ist.
4. Gibt es kirchenintern massiven Widerspruch gegen Williamson.
Die Behauptung, die Kirche würde insgesamt jetzt in eine bestimmte Richtung gehen, steht aus meiner Sicht daher auf sehr, sehr, sehr wackligen Füßen.
Die Kirche insgesamt verändert sich durch die Wiederaufnahme Williamsons kein bisschen. Im Gegenteil wird sie in Zukunft vermutlich noch sensibler auf solcherlei Äußerungen reagieren, denn wie unangemessen die Einmischungen von außen auch waren, sie zeigen Wirkung.
Zum Religionsunterricht:
Kater, in welchem Bundesland lebst du?
Soweit ich weiß ist in den meisten Bundesländern der Religionsunterricht nicht verpflichtend, in NRW hat ein Schüler bzw. dessen Eltern die Wahl, stattdessen Philosophie oder auch Ethik zu wählen.
DP:
►"Rein aus dem Bauch würde ich heute sagen, alles ausser Sport und Literatur dazu noch die Basics in den Naturwiss. Fächern war alles vergeudet in den 10 Jahren."◄
Das liegt in der Natur der Sache. Das Gymnasium soll einen auf ein wie auch immer gerichtetes Studium vorbereiten, in entsprechender Tiefe wird der Stoff behandelt. Wenn diese Basis ebenso Sozilogie wie Maschinenbau ermöglichen soll, dann ist klar, dass ein Großteil davon für den späteren Werdegang nicht benötigt wird.
Genauso wie ich für die Physik 80-95% des Inhalts der Mathematikvorlesungen nicht brauche, brauchen die Schüler vielleicht 75% des gelernten Schulstoffs im späteren Leben nicht mehr. Die übrigen 25% sind aber bei jedem andere.
5. Haette der Willi irgendeinen anderen Massenmord der Geschichte geleugnet, haette das weder Papst noch Papstfeinde noch andere Krokotraenenvergieszer interessiert und die Medien haetten sich was anderes fuers Winterloch suchen muessen...
Anonymer User schrieb am 07.03.2009 15:19
Haette der Willi irgendeinen anderen Massenmord der Geschichte geleugnet, haette das weder Papst noch Papstfeinde noch andere Krokotraenenvergieszer interessiert und die Medien haetten sich was anderes fuers Winterloch suchen muessen...
wh
Winterloch? Welches Winterloch? Das Weltwirtschaftssystem steht kurz vor dem Zusammenbruch, das sollte eigentlich als Thema genügen. Stattdessen wird abgelenkt (Mannichl, Williams, Mißfelder...)
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Frau Wagenknecht? - Wer ist Frau Wagenknecht? - Muß man die kennen? - Ist die in wirtschaftswissenschaftlichen Dingen fachkundig und kann demzufolge etwas Substanzielles zur Ursache, den Auswirkungen und möglicherweise zu Wegen und Möglichkeiten der Beendigung dieser Krise beitragen, oder was ist das für eine?
Klären Sie mich doch bitte mal auf, Mr. Spock. Ich kann mich nicht erinnern, von der Dame schonmal irgendetwas Belangreiches und/oder Erinnernswertes gehört zu haben.
Und mit der katholischen Kirche, dem Papst oder dem durchgeknallten Bischof Williamson hat die doch sicher auch nix zu machen, oder?