Mir kommen da langsam Zweifel. Es wird ja in Deutschland gerne auf die sieche Mutter GM abgehoben. Allerdings gibt es auch Meinungen, die sagen, Opel selber hätte gravierende Probleme, bei seinen Modellen und dem generellen Image.
Wer ein hippes Auto kaufen will, wird nicht zu Opel greifen. Wer etwas preisgünstiges zuverlässiges sucht, der Pragmatiker also, wird eher zum Asiaten tendieren.
Die Krux ist ja noch: Aus dem ganzen Pleite- und Rettungsgerede heraus, das den Autobauer auch bei Rettungsversuchen die nächsten Jahre begleiten wird, ist wohl kaum mehr ein cooles Image aufzubauen. Und die konservative Käuferschicht wird sich ohnehin fragen, ob man ein Auto kauft, dessen Marke in drei Jahren vielleicht nicht mehr existiert.
Natürlich ist es bitter für verschiedene Regionen, meine alte und die neue Wahlheimat sind direkt betroffen, von Zulieferern abgesehen. Aber wäre es nicht vernünftiger, Opel sterben zu lassen?
Na Opel hatte ja mal einen exzellenten Namen. Theoretisch könnte man den wieder aufbauen mit Imagekampa und neuen eigenen Produkten. Aber wozu das angesichts der existierenden Überproduktion. Die finanz. Highlights des Geschäftsberichtes der letzten Jahre (angezeigt ist ab 2005) weisen allesamt Verluste auf. GM produziert seit Jahren nur um sich mithilfe von Investoren über Wasser zu halten. Die Finanzkrise hat die Situation nur noch klarer gemacht. Statt der Investoren soll nun der Staat für die Fehlbeträge haften und das alles nur damit die Arbeitsplätze erhalten werden sollen. Opel wird somit zur Arbeitsbeschaffungsmassnahme. Da hier nur für die Halde produziert wird sollte man konsequenterweise die Produktion teilweise als Lohnersatz abgeben; der Opel Corsa als neuer Volkswagen fürs Prekariat, abzuholen vom Arbeiter gegen Gutschein oder Hartz IV Empfänger gegen Bescheinigung vom Arbeitsersatzamt.
Opel kann nur über die Muttergesellschaft gerettet werden. Jeder Versuch, Opel mit Steuergeldern zu stützen, würde das bodenlose GM-Fass füllen. Opel kann nicht selbständig mit den aktuell entwickelten Produkten weitergeführt werden (s.a. http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,610211,00.html).
Ich frage mich auch, ob das lokale Management ohne Zustimmung der Zentrale (GM USA oder GM Dachgesellschaft in Spanien) Werke oder Grundstücke veräußern kann.
Irgendwelche staatlichen Maßnahmen (wenn gewollt), um die betroffenen Kommunen und Beschäftigten zu stützen, müssten ohne ein Opel-Konzept erfolgen.
Bisher hatte ich gedacht, Opel für 3 Mrd. € zu retten, wenn die teilweise durch Aktien wieder reinkommen, wäre lohnenswert.
Eine vollständige Auslösung aus dem GM-Verbund ist keine Lösung, stattdessen gibt (gab) es die Idee, dass GM eine Minderheitsbeteiligung hält für zukünftigen Technologietransfer und gemeinsame Einkäufe. Aber da das Loch nun wohl doch fünf bis neun(!) Millarden beträgt, hoffe ich darauf, dass sich der Staat da konsequent raushält.
Lexx,
Von wem stammen denn diese Zahlen? Opel hat m.E. ein strukturelles Problem (siehe Eingangsbeitrag von Spock). Dieses zu beheben kostet weit mehr als 100mrd Euro.
Solange der Kram nur ein Teil eines US-Konzerns ist, der die Entwicklungen verpennt hat und sich die Zuschuesse eh nur sonstwohin steckt, sollte da eh kein müder D-Euro reingepumpt werden.
Wenn Opel ihre eigenen Patente sozusagen erst noch zurückkaufen oder hohe "Royalties" and GM zahlen müsste für jeden verkauften Wagen hätte GM nach wie vor die Finger drin - damit ist jeder Plan Opel auf eigene Beine zu stellen extrem gefährdet.
Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass die Opel-Grundstücke in D bis an den Rand des Möglichen mit Hypotheken zu Gunsten von GM belastet sind und damit schon lange den Banken gehören.
Natürlich hätte etwas sympathisches an sich, wenn Opel/Vauxhall von GM getrennt werden könnten und auf eigenen Beinen stehend eine Überlebenschance hätten - ich erwarte eher, dass es ein Fass ohne Boden werden wird.
Ehrlich gesagt finde ich Toyota oder Renault noch viel weniger Hipp als Opel, von daher würde ich da keinen Grund sehen, warum Opel nun schlechter dasteht.
Ansonsten finde ich die Argumente zur Opel Modellpalette mal wieder etwas seltsam. Einerseits wirft man den anderen deutschen Autobauern vor, sie hätten sich zu sehr auf das Oberklassesegment mit den Spritschluckern fokussiert, während man Opel die ganze Zeit vorwarf und das jetzt anscheinend wieder tut, dass sie genau das nicht getan hätten.
Aber immerhin scheint der Corsa doch das einzige Auto zu sein, für das derzeit in Deutschland Sonderschichten gefahren werden. Soooo schlecht kann das Image und die Produktpalette also auch nicht sein.
Dass Ihr jetzt nicht die klassischen Opelkunden seid, damit müssen die wohl leben.
DP schrieb am 27.02.2009 13:24
Lexx,
Von wem stammen denn diese Zahlen? Opel hat m.E. ein strukturelles Problem (siehe Eingangsbeitrag von Spock). Dieses zu beheben kostet weit mehr als 100mrd Euro.
100 Mrd. Euro?! War doch hoffentlich als Synonym für "viel Geld" gemeint, oder?
kater_5 schrieb am 27.02.2009 16:09
Ehrlich gesagt finde ich Toyota oder Renault noch viel weniger Hipp als Opel, von daher würde ich da keinen Grund sehen, warum Opel nun schlechter dasteht.
Ansonsten finde ich die Argumente zur Opel Modellpalette mal wieder etwas seltsam. Einerseits wirft man den anderen deutschen Autobauern vor, sie hätten sich zu sehr auf das Oberklassesegment mit den Spritschluckern fokussiert, während man Opel die ganze Zeit vorwarf und das jetzt anscheinend wieder tut, dass sie genau das nicht getan hätten.
Aber immerhin scheint der Corsa doch das einzige Auto zu sein, für das derzeit in Deutschland Sonderschichten gefahren werden. Soooo schlecht kann das Image und die Produktpalette also auch nicht sein.
Dass Ihr jetzt nicht die klassischen Opelkunden seid, damit müssen die wohl leben.
Gruss
Kater
Zumindest Toyota war bis zur Finanzkrise sehr erfolgreich und Renault hat mit Dacia immerhin ein eigenes Konzept für ein europäisches Billigauto geliefert. Das ist schon ein bisschen mehr als "Ich mag den Kühlergrill vom Corsa nicht".
rw, nein, das war Resultat eines bis ins Detail ausgearbeiteten Business Cases, den ich erarbeitet bevor ich Lexx schrieb. Aus Zeitgründen habe ich mich auf die Neukonzeption eigener Marken, Reorganisation der Firma, Rückkauf der Immobilien und mehrjährige Imagekampagnen beschränkt.
Der detaillierte BC ist hier nachzulesen.
"Zumindest Toyota war bis zur Finanzkrise sehr erfolgreich und Renault hat mit Dacia immerhin ein eigenes Konzept für ein europäisches Billigauto geliefert. Das ist schon ein bisschen mehr als "Ich mag den Kühlergrill vom Corsa nicht"."
Ok, meine Argumente sind rübergekommen, die Schlussfolgerung nicht
Da diese beiden Firmen sehr erfolgreich sind, obwohl ihr Image nicht gerade umwerfend ist, zeigt, dass Opel ein schlechtes Image nicht unbedingt fürchten müsste.
Wobei ich so ein schlechtes Image gar nicht mal sehe. Die Lopez Krise dürfte verwunden sein und es ist immer noch eine Marke, die man kennt, mit einem ordentlichen Händlernetz.
Im übrigen hat Opel im Januar mehr Autos in Europa verkauft als Toyota oder Renault. Und der hochgelobte Dacia wurde gerade mal 8000 Mal verkauft, zum Vergleich, Opel hat insgesamt über 60.000 Autos verkauft.
Soo schlecht steht Opel also gar nicht da, wenn das nicht alles nach USA abgezogen würde.
Und was das Geld und die Patente angeht, könnte GM ja durchaus dran interessiert sein, jetzt kurzfristig damit Geld zu machen und die Grundstücke mit den Hypotheken (sowie den daraus resultierenden Zinszahlungen) aus den Büchern zu bekommen. GM braucht dringend Geld, da kann man schlecht verhandeln.
Das Problem ist nur, wer da verhandeln soll. Opel rauszulösen ist ja eine Sache, nur wer soll/will das machen ?
Jemand aus der Solarbranche ist vielleicht nicht so geeignet.
kater_5 schrieb am 28.02.2009 12:15
Im übrigen hat Opel im Januar mehr Autos in Europa verkauft als Toyota oder Renault. Und der hochgelobte Dacia wurde gerade mal 8000 Mal verkauft, zum Vergleich, Opel hat insgesamt über 60.000 Autos verkauft.
Soo schlecht steht Opel also gar nicht da, wenn das nicht alles nach USA abgezogen würde.
Um zu sehen wie Open dasteht müsste man die Kosten der 60,000 mit den der 8,000 vergleichen. In der Bilanz von GM (siehe oben) ist der Umsatz jedes Jahr grösser geworden und gleichzeitig auch die Verluste. Ich denke GM (und damit auch Opel) hat kein Umsatz- sondern ein Margenproblem.
"Ich denke GM (und damit auch Opel) hat kein Umsatz- sondern ein Margenproblem."
So wie ich das verstanden habe, liegt das aber zu grossen Teil an den immensen Summen, die die US-Gewerkschaften z. B. für die Ruheständler aus dem GM-Konzern herausholen.
kannst Du dir irgendeinen Grund vorstellen, warum GM Opel billig abgeben sollte, solange cash in die USA fließt? Wenn GM abgibt, dann mit Sicherheit nicht ohne den cashflow zu erhalten, ob nun über royalties oder andere Wege. Damit würde sich für die Opel-Margen nichts ändern.
kater_5 schrieb am 28.02.2009 18:51
"Ich denke GM (und damit auch Opel) hat kein Umsatz- sondern ein Margenproblem."
So wie ich das verstanden habe, liegt das aber zu grossen Teil an den immensen Summen, die die US-Gewerkschaften z. B. für die Ruheständler aus dem GM-Konzern herausholen.
Zumindest davon würde Opel dann verschont werden.
Gruss
Kater
Ähm ja wie Martin schon sagt, wenn die Kuh wirklich so ertragreich ist muss die Gewerkschaft die ja gerade melken.
Allerdings versteh ich das auch nicht ganz, verstehst du das? Die Pensionskasse wird doch aus Geldern von AG und AN während der Arbeitszeit gespiesen. Der Pensionär kann die sich (zumindest nach Schweizer Modell) dann auszahlen lassen oder von einer Rente leben. Hat die PK schlecht gewirtschaftet wird der ausgezahlte Zins verringert etc. Den AG belastet das nicht. Selbst wenn GM pleite gänge könnte sie an die Gelder nicht ran.
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