"kannst Du dir irgendeinen Grund vorstellen, warum GM Opel billig abgeben sollte, solange cash in die USA fließt?"
Nein.
Ich denke aber, in dem Fall würde auch nicht ernsthaft über Betriebsstillegungen in Europa nachgedacht. Nach dem, was man aus der Presse liest, scheint das aber auch gar nicht der Fall zu sein, das Problem ist derzeit wohl eher, dass man auf Teufel komm raus jetzt die Werke ausknautscht, ohne an die Zukunft denken zu können.
Wenn GM pleite ginge, sähe das natürlich anders aus. Allerdings vermute ich, dass dann eher chinesische Firmen sich billig die Patente und Markenrechte schnappen und den Laden dicht machen.
"Die Pensionskasse wird doch aus Geldern von AG und AN während der Arbeitszeit gespiesen"
Im Fall GM haben die Gewerkschaften wohl noch in guten Zeiten lebenslange Pensionszahlungen für die Arbeiter erreicht. Dazu kommt noch eine lebenslange kostenlose Krankenversicherung, deren Kosten jetzt wohl ausufert.
Dafür wurden wohl auch gar keine Rücklagen gebildet.
Opel hat durchaus ein Imageproblem, allerdings vorwiegend in Deutschland, und das Problem ist in den letzten Jahren (etwa seit Vorstellung des Astra H) auch deutlich kleiner geworden.
Europaweit gibt es kein Imageproblem, Opel verkauft im europäischen Ausland sehr gut, vor allem in UK als Vauxhall.
Natürlich wurden in der Vergangenheit im Management viele Fehler gemacht (meist bei GM (Europe), die den europäischen Markt und den Opel-Käufer immer als unbekannte Wesen empfanden) - man denke an die Einstellung der höchst erfolgreichen Modelle Calibra, Tigra und Frontera, dazu die halbgare Behandlung der oberen Mittelklasse, der frühzeitige Ausstieg aus der Luxusklasse, und die halbherzige Herangehensweise bei den Kleinstwagen (viele pfiffige Studien, keine Produkte). Bei Saab war es noch schlimmer.
Ob eine Rettungsaktion für Opel Sinn macht - ich weiss es nicht. Es ist praktisch unmöglich festzustellen, wie gut Opel tatsächlich dasteht, denn in den GM-Bilanzen werden derart viele Kosten und Erträge hin- und hergeschoben, dass es vermutlich nicht mal GM so genau weiss. Die Verflechtungen von Opel und GM sind in den letzten 20 Jahren so eng geworden, dass eine echte Trennung wohl nicht zu machen ist, schon gar nicht kurzfristig. Wenn, dann ist eine Lösung wohl nur erreichbar in einem Modell, wo GM weiterhin an Opel beteiligt bleibt, und Opel gleichzeitig im Konzernverbund verbleibt was Einkauf, Rechte, Vertrieb usw. angeht.
Eine Lösung wird aber vermutlich voraussetzen, dass Überkapazitäten abgebaut werden müssen - die Werke in Antwerpen, Saragossa und Bochum dürften auf der Kippe stehen.
Ob es für GM eine Hoffnung gibt, weiss ich nicht. Das Produkt-Lineup ist lange nicht so schlecht, wie in der deutschen Presse zu lesen ist, und man hat durchaus Verkaufserfolge in vielen aufstrebenden Märkten erzielt (u.a. mit Opel-Entwicklungen übrigens). GM hat zuallererst ein Kostenproblem - die Lohnkosten sind angeblich pro Arbeiter doppelt so hoch wie für Daimler, BMW, Toyota und Co. in den Südstaaten. Dazu kommen noch die Pensionslasten und Krankenversicherungslasten. Ich habe keine Ahnung, wie die Jungs da rauskommen wollen - auf der anderen Seite würde eine Pleite die USA wirklich hart treffen, so dass ich mir durchaus vorstellen könnte, dass Obama da in Geberlaune bleibt und gleichzeitig sehr harte Einschnitte vorgenommen werden.
Auf der anderen Seite: gegenüber den Milliarden, die bei den Landesbanken, der KfW und der Hypo Real Estate versenkt wurden und werden, erscheint mir ein Engagement bei Opel geradezu als vernünftiger Akt.
Mit dem Argument müsste der Staat jedes marode Unternehmen stützen, damit es nicht pleite geht und die dort vorhandenen Arbeitsplätze geschützt werden. Es hat doch aber einen Grund, warum unrentable Firmen verfallen. Wer nicht rentabel wirtschaftet gibt auf und macht Platz für andere die es können. Der Staat kann doch unmöglich dieses Prinzip missachten und alles unrentable aufkaufen.
Sollte der tiefere Grund tatsächlich die völlig unrealistischen Arbeitnehmerpensionszahlungen in den Staaten sein dann, niemand ist so unnütz als dass er nicht wenigstens als schlechtes Beispiel dient, lernen wir daraus, dass zu starke Gewerkschaften die Arbeitnehmer am Ende auch nicht besser schützen. Vielleicht muss diese bittere Pille verabreicht werden, damit das auch ankommt.
Wie der Spiegel schreibt, ist unser neuer Karl Theodor in historischer Mission in Washington.
Wenn man das so liest muss sich die Regierung und vor allem die CSU schon fragen, warum sie 3 Jahre eine unfähige Nilpe an der Spitze des WiMi zulassen konnte, aber das nur nebenbei.
So langsam kann man ein Konzept für die Rettung Opels erkennen;
- ein neuer Investor steigt ein
- GM wird Minderheitenaktionär
- Die US Regierung übergibt die verpfändeten Patente und Markenrechte
- keine deutschen Staatshilfen fliessen zur GM ab
Kaum. Das bleibt, meiner Ansicht nach, schon bei Punkt 1 Deiner Aufzählung hängen. Wer will, angesichts bestehender Überkapazitäten bei der Autoproduktion ernsthaft in einen maroden Laden wie Opel investieren? - Horst Schiesser vielleicht, oder dieser Photzellenfuzzy aus Bonn?
Ich finde, es ist an der Zeit, daß der gute Karl Theo die Patientenverfügung im Falle der bettlägerigen Adam Opel AG ausstellen und die lebenserhaltenden Geräte abschalten läßt. Requiescat in pacem, Opel.
dewo schrieb am 17.03.2009 11:38
Kaum. Das bleibt, meiner Ansicht nach, schon bei Punkt 1 Deiner Aufzählung hängen. Wer will, angesichts bestehender Überkapazitäten bei der Autoproduktion ernsthaft in einen maroden Laden wie Opel investieren? - Horst Schiesser vielleicht, oder dieser Photzellenfuzzy aus Bonn?
Franjo Pooth soll interessiert sein.
Ansonsten ist mir nicht klar, warum man Opel nicht in die Insolvenz gehen lässt. Wäre dann einfacher und billiger - wenn dann keiner zugreift, dann doch erst recht jetzt nicht. Die Patente, auf die es ankommt, liegen doch wohl noch bei Opel selbst, was man so hört.
redwolf schrieb am 17.03.2009 12:51
Ansonsten ist mir nicht klar, warum man Opel nicht in die Insolvenz gehen lässt. Wäre dann einfacher und billiger - wenn dann keiner zugreift, dann doch erst recht jetzt nicht. Die Patente, auf die es ankommt, liegen doch wohl noch bei Opel selbst, was man so hört.
Ich vermute vor der Insolvenz kommt der Gläubigerschutz (Chapter 11) und der kann sich hinziehen mit völlig ungewissem Ausgang. Wer vorher zugreift kann das Schicksal von Opel noch mitbestimmen, dafür wirds teurer. Wer jetzt nichts macht könnte weit billiger zum Zuge kommen oder muss zuschauen, wie der Laden vor die Hunde geht. Beide Wege sind riskant.
Die Patente und Markenrechte wurden verpfändet und liegen in Washington bei der Regierung.
redwolf schrieb am 17.03.2009 12:51
Ansonsten ist mir nicht klar, warum man Opel nicht in die Insolvenz gehen lässt. Wäre dann einfacher und billiger - wenn dann keiner zugreift, dann doch erst recht jetzt nicht. Die Patente, auf die es ankommt, liegen doch wohl noch bei Opel selbst, was man so hört.
Ich vermute vor der Insolvenz kommt der Gläubigerschutz (Chapter 11) und der kann sich hinziehen mit völlig ungewissem Ausgang.
Opel ist doch eine deutsche AG, oder nicht? Die werden deshalb auch nach deutschem Insolvenzrecht pleite gehen.
Eine deutsche GmbH die zu 100% der amerikanischen Mutter gehört. Geht Gm unter Chapter 11 wäre es auch denkbar, dass sie Schulden, Verträge, Obligationen der deutschen (oder irgendeiner anderen) Tochter anhängen. Oder sie verkaufen sämtliche Assets der Töchter und ziehen die Kohle raus für das Überleben des Mutterhauses. Der Phantasien sind hier nur wenige Grenzen gesetzt.
DP schrieb:
Oder sie verkaufen sämtliche Assets der Töchter und ziehen die Kohle raus für das Überleben des Mutterhauses.
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Wenn die Berichte der letzten Tage auch nur ein Funken Körnchen enthalten, dann ist das doch seit Jahren schon passiert. Die deutsche Opel AG scheint doch nur noch eine reine Verkaufseinheit zu sein: alle substantiellen Werte gehören der Mutter.
Wenn Opel eine 100% Tochter ist dann gehören der Muttergesellschaft sowieso alle "substanziellen Werte". Aber es geht ja noch schlimmer. So können Obligation der GM, z.B. teure Unterhaltsverpflichtungen, auf die Adam Opel GmbH überschrieben werden. All das müsste bei einem möglichen Split natürlich geprüft werden. Da aber die Opel sowas wie die Cash Cow der GM zu sein scheint glaube ich das eher nicht. Ich vermute, die Sauereien hängen eher bei Vauxhall oder Saab.
„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain