DP:
1. Befürchtung: Fiat übernimmt Opel nur, um an staatliche Garantien zu kommen. Man hat selbst nämlich noch reichlich Schulden (14 Mrd. €?).
2. Befürchtung: Fiat nutzt die Synergieeffekte der Übernahme Opels, stellt aber sämtliche direkten Konkurrenzmodelle zugunsten des eigenen Fuhrparks ein.
Lexx schrieb am 23.04.2009 23:32
2. Befürchtung: Fiat nutzt die Synergieeffekte der Übernahme Opels, stellt aber sämtliche direkten Konkurrenzmodelle zugunsten des eigenen Fuhrparks ein.
Das wäre wohl eine ziemlich dämliche "Strategie", denn das wären letztlich so gut wie alle Opel-Modelle, zumindest aber die Volumenmodelle Corsa (-> Grande Punto), Astra (-> Bravo) , Insignia (-> Croma, Linea), Agila (-> Qubo) und Zafira (-> Ulysse). Das würde nur massiv Stückzahlen kosten, und gewonnen wäre nichts.
Strategisch vielversprechend wäre eher die VW-Taktik mit dem Plattformkonzept. Bei Corsa und Grande Punto ist das ja schon gelungen praktisch ohne Kanibalisierungseffekte, dazu die Gleichteilestrategie bei gemeinsam entwickelten Motoren. Das ließe sich noch viel weiter treiben, mit den entsprechenden Einsparungen bei Forschung und Entwicklung.
Dann wäre Lancia die edle Marke, Alfa die sportliche, Fiat die preiswert-chique, Opel die konservativ-solide. Ferrari und Maserati lassen wir mal außen vor
Ob Fiat tatsächlich das Kapital und den langen Atem hat, sowas durchzuziehen, lasse ich mal dahingestellt. VW hat auch ewig gebraucht, um das zur Meisterschaft zu bringen, und ganz haben sie es bis heute nicht geschafft.
Lexx schrieb am 23.04.2009 23:32
DP:
1. Befürchtung: Fiat übernimmt Opel nur, um an staatliche Garantien zu kommen. Man hat selbst nämlich noch reichlich Schulden (14 Mrd. €?).
Du greifst hier einen einzigen Aspekt bei einer solchen Übernahme heraus aber so kann man keine Rechnung aufmachen. Fiat hätte dann vielleicht Staatsgarantien für den Opel Bereich, aber was nützen die, wenn das ganze Konstrukt nicht funktioniert? Und mal eben so die unrentabelsten Werke schliessen und die Leute zu entlassen geht auch nicht so einfach, die Kosten dafür inkl. Sozialplan geht in die Milliarden, abgesehen vom Verwaltungsaufwand für solche Übungen. Was meinst du warum GM das Teil praktisch umsonst weggeben will? Die können die staatlichen Garantien ja auch haben.
DP, Steffen:
Das sind nicht meine Befürchtungen, sondern die, die von Belegschaft, Betriebsrat und Politik kommen.
Fiat selber sagt: "Fiat ist alleine nicht überlebensfähig - und darum auf Partnersuche. Bereits im Dezember hatte Unternehmenschef Sergio Marchionne gesagt: "Ich kann nicht weiter allein Autos herstellen." Der einzige Weg für Unternehmen, sich zu behaupten, sei, mehr als 5,5 Millionen Fahrzeuge pro Jahr zu bauen. Fiat hatte 2007 weltweit rund 2,3 Millionen Autos verkauft. Das Fazit des Chefs: "Wir müssen uns auf irgendeine Art verbinden." Mit Marchionne hatte erstmals ein europäischer Konzernchef eingeräumt, dass die Autoabsatzkrise in Folge der weltweiten Rezession nicht nur die US-Autohersteller in ihrer Existenz bedroht."
Was ist also ein Investor, der kein Geld zum investieren hat?
Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz sagt: "Fiat strebe keine strategische Partnerschaft an, kritisierte Franz. Das Unternehmen wolle lediglich kurzfristig an Bürgschaften kommen. "Fiat hat 14,2 Milliarden Euro Schulden und richtig dicke Liquiditätsprobleme. Die kommen derzeit nicht an Geld", sagte Franz.
Der Gewerkschafter befürchtet, dass Fiat spätestens nach der Bundestagswahl massiv Stellen abbauen werde. Opel und Fiat machten sich in allen Segmenten "brutale Konkurrenz"."
Und Dudenhöffer: Der Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des CAR-Instituts, sieht einen Zusammenschluss Fiat-Opel skeptisch. "Opel und Fiat passen zusammen wie Feuer und Wasser." Beide Unternehmen bauten die gleichen Fahrzeuge für gleiche Märkte: "Opel kann dabei nur verlieren."
Sicher kann Fiat das VW-Konzept nachmachen. Aber VW hat Skoda und andere im gesunden Zustand gekauft und eingegliedert, während Fiat selbst in größter Not ist. Die Vermutung, dass es um Liquiditätssicherung und Synergieeffekte geht (wobei dann eben auf Kosten Opels gespart würde) ist daher nicht so leicht von der Hand zu weisen.
DP:
►"Die können die staatlichen Garantien ja auch haben."◄
Soweit ich weiß wurden Staatshilfen an GM wegen der Befürchtung zurückgehalten, dass das Geld in die USA wandert um GM zu sanieren. Bei einem Investor - der also noch Geld haben muss - sieht das Ganze wohl etwas anders aus.
Lexx schrieb am 24.04.2009 12:36
Der Gewerkschafter befürchtet, dass Fiat spätestens nach der Bundestagswahl massiv Stellen abbauen werde. Opel und Fiat machten sich in allen Segmenten "brutale Konkurrenz"."
Wenn der Fahrzeugmarkt so übersättigt ist, wie behauptet, dann ist für Opel und Fiat ein Zusammenschluss mit einem anderen Automobilhersteller angesagt, weil sie mit ihren Umsätzen nicht konkurrenzfähig bleiben können. Selbstverständlich hat das Abspeckungsmaßnahmen zur Folge, gemeinsame Entwicklung / Produktion einzelner Komponenten, vielleicht sogar gemeinsamer Vertrieb.
Der liebe Herr Gewerkschafter mag sich zwar gerne die Quadratur des Kreises herbeiträumen, aber ernst nehmen würde ich das nicht.
Der Bezug auf historische Erfahrung mit Fiat ist belanglos: Die Erfahrung schließt nicht aus, dass man jetzt versteht, wo die damals nicht gelösten Knackpunkte liegen. Die Verantwortlichen haben inzwischen gewechselt. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum ein zweiter Versuch mit einem bekannteren Partner schlechtere Aussichten haben soll, wie ein erster Versuch mit einem gänzlich neuen Partner. Solche Denkblockaden sollte es auf Managementebnen nicht geben.
MartiS2 schrieb am 24.04.2009 13:12
Der Bezug auf historische Erfahrung mit Fiat ist belanglos: Die Erfahrung schließt nicht aus, dass man jetzt versteht, wo die damals nicht gelösten Knackpunkte liegen. Die Verantwortlichen haben inzwischen gewechselt. Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, warum ein zweiter Versuch mit einem bekannteren Partner schlechtere Aussichten haben soll, wie ein erster Versuch mit einem gänzlich neuen Partner. Solche Denkblockaden sollte es auf Managementebnen nicht geben.
Gruß, Martin
Das mag natürlich zutreffen. Trotzdem habe ich bei dieser Konstellation den Eindruck, daß ein Blinder einen Lahmen durch den Wald führen will. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die durch einen Zusammenschluß entstehenden Synergieeffekte plus der möglicherweise fließenden, staatlichen Subventionen den mangelhaften Fahrzeugabsatz beider Marken kompensieren kann (und die Sache mit der Abwrackprämie, die momentan den Umsatz treibt, ist ja nun auch bald vorbei).
Ich denke vielmehr, daß der eine (Fiat) auf Kosten des anderen (Opel) an die staatlichen Fleischtöpfe will, um seinen eigenen Laden zu sanieren und den anderen dan krachen zu lassen. Das insbesondere, wenn ich mir das vorangegangene Techtelmechtel mit Chrysler ansehe. Da wollten die Italiener auch an die US-Amerikanische Staatsknete, und als sie merkten, daß das nicht hinhaut, haben sie sich ganz fix mit einem eleganten Fallrückzieher aus dem Staub gemacht.
Allein die Tatsache, daß Fiat nicht mal die Hälfte seiner produzierten Autos an den Mann bringen kann und es bei Opel nicht wesentlich anders aussieht, sagt mir doch, daß beide Marken weitgehend verzichtbar sind. Und ein Zusammenschluß macht das ja nicht besser; mittelfristig nicht und kurzfristig schon gar nicht. Langfristig vielleicht, aber soviel Zeit werden sie nicht haben. Dieser Deal endet allenfalls in einer lang anhaltenden Agonie.
dewo schrieb am 24.04.2009 17:07
Ich denke vielmehr, daß der eine (Fiat) auf Kosten des anderen (Opel) an die staatlichen Fleischtöpfe will, um seinen eigenen Laden zu sanieren und den anderen dan krachen zu lassen.
Letztlich muss das immer eine Symbiose sein; die staatlichen Fleischtöpfe gibt es nur mit der Erhaltung der Arbeitsplätze und das weiss Fiat natürlich. Deshalb werde die schon etwas mehr bieten müssen als dein oben beschriebenes Szenario. Sonst stehen die schnell ohne Töpfe aber mit viel neuer hungriger Belegschaft da.
Und ich bin mal gespannt, was sie so zu bieten haben. Wissen, wie man überflüssige Autos unter die Leute bringt, kann's ja wohl nicht sein; die Zahlen sprechen nicht unbedingt dafür. Also, was ist es dann?
Aber diese Chrysler Geschichte ist doch geplatzt, soweit ich weiß?
Meinen Sie, da gibt's womöglich noch einen zweiten Akt des Dramas? - Wenn ja, dann müßten die Italiener sich aber dranhalten. Immerhin wird berichtet, daß die US-Admin. Chrysler jetzt zügig "abwickeln" will.
dewo schrieb am 25.04.2009 07:15
Aber diese Chrysler Geschichte ist doch geplatzt, soweit ich weiß?
Meinen Sie, da gibt's womöglich noch einen zweiten Akt des Dramas? - Wenn ja, dann müßten die Italiener sich aber dranhalten. Immerhin wird berichtet, daß die US-Admin. Chrysler jetzt zügig "abwickeln" will.
Man staunt ja, was alles so geschrieben wird, obwohl noch lange nichts klar ist. Und so muss man wohl auch ob der letzten Meldung abwarten was passiert.
Obwohl, auch wenn viele gleich wieder schreiben, "Schlag ins Gesicht der Bundesregierung"; für diese hätte die Opel Geschichte nicht besser laufen können; zu Wahlkampfzeiten konnte man sich als Retter aufspielen und nun muss man dafür nicht einmal zahlen.
DP: Das wird sich zeigen müssen. Zwar wird der Überbrückungskredit zurückgefordert, aber Hilfszahlungen hält man sich noch offen und da zu Guttenberg jetzt nicht mehr WiMi ist, zieht die Insolvenzdrohung von GM womöglich wieder.