dewo hat sich ja nur um deinen letzten hingeworfenen Knochen bemüht... ich mach das mal mit dem ersten Teil; der Studie und deren Spiegel Interpretation. Was sagt uns die Studie lt. Spiegel?
Die Studie behauptet, dass die "unteren Schichten", gemessen an Einkommen und Bildung, von der Politik einfache Lösungen fordert (und nicht bekommt). Generell erwartet man aber nichts mehr von der Politik, weil die so kompliziert ist. Ähnlich werden Unternehmer- der Medienmenschen gesehen, sie gelten als "die da oben", die abgehoben von den "wichtigen" Themen ihre Politik betreiben. In der Unterschicht wird mangelnde Anerkennung reklamiert und das limitiert zur Verfügung stehende Geld oft thematisiert. Ältere wollen mehr Respekt für geleistete Tätigkeit, jüngere resignieren weil nicht mehr Eier gefragt sind sondern Kultur. Beiden gemein ist der Fatalismus ("es hat keinen Sinn, sich aufzuregen", "man kann eh nichts machen").
Nun ja, wirklich überraschend ist das wohl alles nicht. Wer Zusammenhänge nicht versteht der bezeichnet sie als doof. Und dass einem Hauptabschlussschüler Jahrgang 1950 ein Erwerbsleben lang an der Supermarktkasse ohne jede Weiterbildung nicht viel mehr als ein Existenzminimum bleibt, trotz langem Erwerbsleben, wird jeder verstehen ausser wahrscheinlich der Hauptschüler selbst. Dass Leute der Unterschicht überall die Probleme sehen ausser bei sich selbst ist mir auch klar und sicher sogar nachvollziehbar.
Kann das ein Obama ändern? Nein. Obama ist nicht die Hoffnung des Prekariats, das, dies sagt die Studie ja sehr deutlich, die Erwartungen in die Politik längst eingestellt hat. In einem Plebiszit, heisst es, würde Günther Jauch Bundespräsident werden. Ich bezweifle das. Das Prekariat ist Nicht- oder Protestwähler, denn wie der Artikel klar herausstellt sind sachliche Argumente hier für die Katz, gefragt sind populistische leicht verständliche Schnellösungen. Die bringen aber höchstens DVU, NPD und die Linke.
DP schrieb am 08.04.2009 07:47
Das Prekariat ist Nicht- oder Protestwähler, denn wie der Artikel klar herausstellt sind sachliche Argumente hier für die Katz, gefragt sind populistische leicht verständliche Schnellösungen. Die bringen aber höchstens DVU, NPD und die Linke.
Oder die SVP in der Schweiz und Hypererectus Bavaricus Horsti Seehofer im Freistaat.
Ok, das wäre eher was für das geistige Prekariat; Boni-Krabscherund Schrottpapierverkäufer usw.
Lexx schrieb am 08.04.2009 00:52
Brauchen wir einen Obama?
Nein.
Zitat:
Lexx schrieb am 08.04.2009 00:52
Oder vielleicht eine Revolution?
Ja.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
DP:
Der Verweis auf Obama bezieht sich letztlich auf dessen Nimbus als Heilsbringer, der weniger von ihm selbst als von den bisher von der Politik Enttäuschten stammt, sowie auf seine Fähigkeit, Leute zu begeistern und mitzureißen. 200.000 Redenhörer in Deutschland stammen ja nicht von Ungefähr.
Die Frage ist: Brauchen wir eine solche Person, um das Prekariat zu mobilisieren und wieder in die Gesellschaft einzubinden?
Oder geht das auch anders?
Oder überlassen wir das Prekariat in diesem frustriert-fatalistischen Zustand?
Das ist letztlich auch die Entscheidung, ob Deutschland es zulässt, eine echte Unterschicht zu haben - eine Parallelgesellschaft der sozial Schwachen.
Lexx schrieb am 08.04.2009 11:11
Die Frage ist: Brauchen wir eine solche Person, um das Prekariat zu mobilisieren und wieder in die Gesellschaft einzubinden?
Oder geht das auch anders?
Oder überlassen wir das Prekariat in diesem frustriert-fatalistischen Zustand?
Momentan besteht doch gar keine Veranlassung für euch, dass ihr das Prekariat wieder in die Gesellschaft einbindet. Solange das Prekariat fatalistisch und apathisch ist, ist doch alles in Ordnung. Prekär für euch würde es doch erst, wenn das Prekariat in die Wahllokale, auf die Barrikaden oder in eure Wohnviertel gehen würde. Aber das passiert doch momentan nicht. Und es gibt auch keinerlei Anzeichen dafür, dass sich dieser Zustand ändern wird. Vor wem ihr Angst haben müßt, sind die Bürger der Mittelschicht, denen langsam klar wird, dass sie ständig strampeln müssen, um nicht ins Prekariat abzusinken, während ihr euch die Taschen vollpackt und immer noch mehr wollt. Wenn sie erkennen, dass sie es sind, die für die ganzen Milliarden- und Billionen-Rettungspakete werden zahlen müssen, nicht die Manager, die Bankster und ihre Auftraggeber. In Frankreich und Griechenland ist die Mittelschicht schon aufgewacht. Um diese Mittelschichtler zu besänftigen, werdet ihr höchstwahrscheinlich beim Prekariat knapsen: noch weniger Sozialhilfe, Einführung von Lebensmittelgutscheinen, flächendeckende Einrichtung von Arbeitslagern, Zwangssterilisation.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Lexx schrieb am 08.04.2009 00:52
Der Spiegel kann sehr interessante Artikel schreiben. Dies ist einer davon. In dem geht es um eine Studie zu den Befindlichkeiten des Prekariats.
Eigentlich müßte es heißen, Franz Walter kann sehr interessante Artikel schreiben.
Wobei ich finde, dass Walter dem Prekariat weniger Vorwürfe macht (so wie es Steingart kritisiert), sondern vielmehr schlicht feststellt.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Lexx schrieb am 08.04.2009 11:11
DP:
Der Verweis auf Obama bezieht sich letztlich auf dessen Nimbus als Heilsbringer, der weniger von ihm selbst als von den bisher von der Politik Enttäuschten stammt, sowie auf seine Fähigkeit, Leute zu begeistern und mitzureißen. 200.000 Redenhörer in Deutschland stammen ja nicht von Ungefähr.
Die Frage ist: Brauchen wir eine solche Person, um das Prekariat zu mobilisieren und wieder in die Gesellschaft einzubinden?
Oder geht das auch anders?
Oder überlassen wir das Prekariat in diesem frustriert-fatalistischen Zustand?
Das ist letztlich auch die Entscheidung, ob Deutschland es zulässt, eine echte Unterschicht zu haben - eine Parallelgesellschaft der sozial Schwachen.
Lexx, Obama hat in den Staaten momentan sehr schlechte Kritiken. Dass er im Ausland umjubelt wird liegt vor allem daran, dass er hier ja keinem weh tun und keine Entscheide fällen muss. Ich möchte mal sehen wieviel Redenhörer er hätte, müsste er was schlaues sagen zur Gesundheitsreform, Horst Seehofer, der Abwrackprämie, der Föderalismusreform oder der Gedenkstätte für die Vertriebenen. Da wäre schnell Schluss mit lustig.
Und den Rest hatte ich doch bereits beantwortet; die Studie besagt, dass das Prekariat mit der Politik abgeschlossen hat. Wer nichts zu sagen hat und mittellos ist erwartet auch nichts mehr. Das hat gar nichts mit zulassen oder nicht zulassen zu tun. Die Unterschicht ist keine Erfindung des Spiegels, die gibt es seit Menschengedenken.
In den USA ist die Einstellung verbreiteter als hier, dass jeder für sein Glück selber verantwortlich ist. Zudem hält sich die Politik dort eher aus dem täglichen Leben der Menschen raus. Ergo wird man dort weniger die Schuld für die eigene Misere den dummen Politikern in die Schuhe schieben.
These 2: Hatten sich in der jungen Bundesrepublik der 50er und 60er Jahre die ungebildeteren schlechter verdienenden Schichten denn differenzierter und aktiver mit der Politik auseinandergesetzt als sie es heute tun? Ich möchte das ganz stark bezweifeln.
> Brauchen wir einen deutschen Obama, der alles wieder ins Lot bringt?
Anscheinend braucht der Mensch irgendwas, an was er glauben kann (Wissenschaft, Religion, Ideologie, etc.) und "Fahnen" oder "Fuehrern", die das symbolisieren und unter denen er sich sammeln kann.
Damit lieszen sich aber auf Dauer die in den beiden verlinkten Texten erwaehnten Probleme des so genannten Prekariats nicht loesen. Allenfalls wuerde es auf die Erfuellung der Heilsversprechen warten und anschlieszend enttaeuscht noch frustrierter sein.
Aber es gibt ja nicht mal mehr die Heilsversprechen, sondern die Missstaende werden einfach schoen geredet - egal, ob das die dauerhafte Verunsicherung bei Job, Einkommen, Obdach, Existenzminimum, etc. ist oder der Wegfall der Anerkennung fuer Leistung (durch evtl. zusaetzliches Schlechtreden der Leistung mit Parolen wie zb "...Und dass einem Hauptabschlussschüler Jahrgang 1950 ein Erwerbsleben lang an der Supermarktkasse ohne jede Weiterbildung nicht viel mehr als ein Existenzminimum bleibt, trotz langem Erwerbsleben, wird jeder verstehen ausser wahrscheinlich der Hauptschüler selbst...")
Aber es gibt ja nicht mal mehr die Heilsversprechen, sondern die Missstaende werden einfach schoen geredet - egal, ob das die dauerhafte Verunsicherung bei Job, Einkommen, Obdach, Existenzminimum, etc. ist oder der Wegfall der Anerkennung fuer Leistung (durch evtl. zusaetzliches Schlechtreden der Leistung mit Parolen wie zb "...Und dass einem Hauptabschlussschüler Jahrgang 1950 ein Erwerbsleben lang an der Supermarktkasse ohne jede Weiterbildung nicht viel mehr als ein Existenzminimum bleibt, trotz langem Erwerbsleben, wird jeder verstehen ausser wahrscheinlich der Hauptschüler selbst...")
wh
Ja, diese Arroganz ist schon sagenhaft. Naja - DP halt.
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„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.” --Arthur Moeller van den Bruck
„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.” --G. K. Chesterton
„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.” --Mark Twain
Spock schrieb am 08.04.2009 14:10
Mal zwei Gedanken von mir:
In den USA ist die Einstellung verbreiteter als hier, dass jeder für sein Glück selber verantwortlich ist. Zudem hält sich die Politik dort eher aus dem täglichen Leben der Menschen raus. Ergo wird man dort weniger die Schuld für die eigene Misere den dummen Politikern in die Schuhe schieben.
These 2: Hatten sich in der jungen Bundesrepublik der 50er und 60er Jahre die ungebildeteren schlechter verdienenden Schichten denn differenzierter und aktiver mit der Politik auseinandergesetzt als sie es heute tun? Ich möchte das ganz stark bezweifeln.
In die ähnliche Kerbe hat Gabor Steingart, der seinem Spiegel Kollegen in einer Art Dialog im Spiegel die Leviten liesst.
> Ja, diese Arroganz ist schon sagenhaft. Naja - DP halt.
Ich weisz nicht, ob das Arroganz ist.
Vielleicht eher Ignoranz.
(gegenueber frueheren Zustaenden und daraus resultierenden gegenwaertigen Alternativen)
Oder schlicht Angst?!
(Man definiert den schlechten Zustand einfach um zu etwas, dass gut ist oder zumindest etwas, was man verstehen muss)
Oder eine Art Schwarmverhalten?!
(Wenn man sich nicht mal kritisch vom Chor distanziert, singt man automatisch irgendwann das Lied mit)
So oder so ist es nicht mehr normal bzw. logisch nachvollziehbar, dass zb die Leistungen, saugut in der Schule gewesen zu sein, saugut seine Lehre gemacht zu haben und saugut in seinem Beruf zu arbeiten, einfach mal so eben als wertlos definiert vom Tisch gewischt werden. Schaedlich fuer die Gemeinschaft ist es allemal.