"Qualifikation erwirbt man - in dem Augenblick leistet man etwas - Jahre spaeter im Bewerbungsgespraech ist diese einstige Leistung allenfalls Eigenschaft des Produktes AN und dient somit hoechstens noch der Vermarktung des Produkts. Und diese Vermarktung ist dann grad eine Leistung."
Qualifikation erwirbt man - wozu?
Qualifikation ist nicht "allenfalls eine Eigenschaft des Produkts AN" sondern conditio sine qua non.
Ich geb Dir mal ein einfaches Beispiel: Ich suche einen Entwicklungsingenieur für mein Elektronik-Labor. Dann schau ich mir die paar Bewerber an ob sie die Qualifikation die sie in meiner Firma erfüllen müssen auch haben. (Das kann z.B. sein, dass sie Erfahrung mit schnellen digitalen Schaltungen, Kenntnisse in den üblichen Standards der Luftfahrt haben und auch über Erfahrungen der hier verwendeten Entwicklungssoftware und den Prozessoren haben. Da ich nicht davon ausgehe dass alle das Alles können suche ich mir den raus, dessen Lücken am einfachsten auszufüllen sind - und dann muss er auch noch rein persönlich reinpassen.)
Im übrigen stellen sich mir bei deinem "Produkt AN" alle Zehennägel gleichzeitig auf. Was für ein Menschen- bzw. Mitarbeiterbild hast Du eigentlich? Nicht eine der Firmen mit denen ich zu tun habe sieht seine MA als "Produkt AN", sondern als Mit-Arbeiter.
Und da ergeben sich natürlich manchmal Chance auf das berühmte Vitamin B. Sagt einer meiner Leute zu mir "Der XY, der würde gut zu uns passen, weil er nämlich an dem und dem Projekt mitgearbeitet hat etc etc" - dann sehe ich das mit großer Freude, denn erstens hat sich jemand Gedanken gemacht wie wir eine offenen Stelle besetzen können, zweitens bekomme ich eine zweite Meinung neben meiner eigenen und drittens erleichtert so etwas i.d.R. den Start des Neuen. Aber das hat wie gesagt nichts mit "alten Seilschaften" zu tun.
Einen entscheidenden Quell der steten Ungerechtigkeit, der Loslösung der Entlohnung von der erbrachten Leistung hat merkwürdigerweise noch keiner erwähnt: die Flächentarifverträge. Das ist der wahre Schutzschild der Arbeitsscheuen und der Fluch der Fleißigen.
Jeder, der schonmal im öffentlichen Dienst oder in einer großen Firma gearbeitet hat, wird wissen, was ich meine.
SteffenHuber schrieb am 13.04.2009 20:27
Einen entscheidenden Quell der steten Ungerechtigkeit, der Loslösung der Entlohnung von der erbrachten Leistung hat merkwürdigerweise noch keiner erwähnt: die Flächentarifverträge. Das ist der wahre Schutzschild der Arbeitsscheuen und der Fluch der Fleißigen.
Jeder, der schonmal im öffentlichen Dienst oder in einer großen Firma gearbeitet hat, wird wissen, was ich meine.
Steffen
ROFL
Ich kenne das nur so, dass man damit denen, die von sich selbst glauben, dass sie zu den Fleissigen und Tollen (wie bemisst man das eigentlich, Anwesenheit ? ) gehören, weismacht, dass man ihnen leider, leider die verdiente Gehaltserhöhung nicht geben kann.
Bei denen, wo der Chef das für nötig hält, war ein Tarifvertrag noch nie ein Problem.
SteffenHuber schrieb am 13.04.2009 20:27
Einen entscheidenden Quell der steten Ungerechtigkeit, der Loslösung der Entlohnung von der erbrachten Leistung hat merkwürdigerweise noch keiner erwähnt: die Flächentarifverträge. Das ist der wahre Schutzschild der Arbeitsscheuen und der Fluch der Fleißigen.
Jeder, der schonmal im öffentlichen Dienst oder in einer großen Firma gearbeitet hat, wird wissen, was ich meine.
Steffen
ROFL
Ich kenne das nur so, dass man damit denen, die von sich selbst glauben, dass sie zu den Fleissigen und Tollen (wie bemisst man das eigentlich, Anwesenheit ? ) gehören, weismacht, dass man ihnen leider, leider die verdiente Gehaltserhöhung nicht geben kann.
Bei denen, wo der Chef das für nötig hält, war ein Tarifvertrag noch nie ein Problem.
Ich kenne keine Firma, wo die entsprechenden Bonuszahlungen für die Leistungsträger auch nur annähernd das unterschiedliche Leistungsniveau wiederspiegeln. Bei manchen Firmen wacht der Betriebsrat auch argwönisch über die übertariflichen Zahlungen.
Inzwischen ist der Versuch, leistungsbezogene Bezahlung einzuführen, ja auch beim öffentlichen Dienst angekommen. Es ist geradezu atemberaubend, wie "groß" da die Spielräume sind. Ich nehme an, davon hast Du auch keine Ahnung.
"Ich kenne keine Firma, wo die entsprechenden Bonuszahlungen für die Leistungsträger auch nur annähernd das unterschiedliche Leistungsniveau wiederspiegeln."
Aha, und das liegt am Flächentarifvertrag ?
Ehrlich gesagt, kenne ich keinen guten Ingenieur, der nach Tarif bezahlt wird. Allenfalls nach irgendwelchen Haustarifen, die sich die Firmen selbst verordnen. Aber auch da ist es gar kein Problem, einen guten Mitarbeiter durch die verschiedenen Gehaltsstufen hochzuschleusen. Zumindest nicht, wenn die Vorgesetzten das wollen.
kater_5 schrieb am 14.04.2009 09:38
"Ich kenne keine Firma, wo die entsprechenden Bonuszahlungen für die Leistungsträger auch nur annähernd das unterschiedliche Leistungsniveau wiederspiegeln."
Aha, und das liegt am Flächentarifvertrag ?
Ehrlich gesagt, kenne ich keinen guten Ingenieur, der nach Tarif bezahlt wird.
****
kater,
Ingenieure und Informatiker bilden nur einen winzigen Bruchteil des Arbeitsmarktes ab. Meine Frau arbeitet im öffentlichen Dienst und da trifft genau das zu, was Steffen berichtet hat. Und MILLIONEN Menschen arbeiten im öffentlichen Dienst. Über den wird aber mal wieder nicht gesprochen.
MfG Frank
ich frage mich dann, warum diese tollen Leistungsträger dann im öffentlichen Dienst arbeiten, wenn ihre Bezahlung dort so ungerecht ist.
Die könnten doch jederzeit in eine kleine feine Firma wechseln, wo sie dann exorbitante Gehälter einfahren könnten. Zumindest wenn man Steffens Beitrag hier für bare Münze nimmt.
Meine Einschätzung ist eher, dass der Markt in dem Bereich nur sehr eingeschränkt funktioniert. Die Gehaltsaufschläge selbst für sehr knappe und gute Leute halten sich extrem im Rahmen, egal in was für Firmen man schaut. Die grossen wollen nicht mehr zahlen, die kleinen können es nicht. Letztlich ist mein Eindruck, dass die Personalchefs auf eine ausgeglichene Gehaltsstruktur achten, weil es jede Menge Unruhe in den Betrieb bringt, wenn einzelne hohe Gehaltsausreisser bekannt werden. Und spätestens wenn der Kollege mit einem Porsche vorfährt, wird das bekannt. Wie viel Angst die Personalchefs vor solchen Diskussionen haben, zeigt ja schon die notorische Geheimhaltungsklausel in den Arbeitsverträgen sobald es in den AT-Bereich geht.
Eine Ausnahme bildeten lediglich eine kleine Gruppe Bankhändler die recht hohe Provisionen bekommen haben, wo das aber schon immer Usus war.
Die Frage ist doch irrelevant. Du kannst doch auch irgendwas aus Jux studieren, ohne dabei zu wissen, ob du das mal bei der Jobsuche benoetigst.
> Da ich nicht davon ausgehe dass alle das Alles können suche ich mir den raus, dessen Lücken am einfachsten auszufüllen sind
Eben. Du schaust auf die Faehigkeiten = Eigenschaften des Produktes.
Und dabei ist dir schnuppe, wie der da seine Faehigkeiten erworben hat (Hat er hart gelernt? Flog es ihm nur zu? Hatte er Hilfe oder nicht?) bzw. ob und inwiefern das eine Leistung darstellt.
Du hast die Wahl und nimmst das Beste. Und gibt es zwei gleiche Produkte, nimmst du das, was sich selbst am besten vermarktet.
> und dann muss er auch noch rein persönlich reinpassen.
S.o.
> Im übrigen stellen sich mir bei deinem "Produkt AN" alle Zehennägel gleichzeitig auf. Was für ein Menschen- bzw. Mitarbeiterbild hast Du eigentlich? Nicht eine der Firmen mit denen ich zu tun habe sieht seine MA als "Produkt AN", sondern als Mit-Arbeiter.
Ja, ja, das sagen alle. Angeblich hat man auch schon AG gesehen, die geweint haben, als sie AN entlassen mussten. Warum gehen mir grad jetzt Krokodile durch den Kopf? ;-)
> Und da ergeben sich natürlich manchmal Chance auf das berühmte Vitamin B. Sagt einer meiner Leute zu mir "Der XY, der würde gut zu uns passen, weil er nämlich an dem und dem Projekt mitgearbeitet hat etc etc" - dann sehe ich das mit großer Freude, denn erstens hat sich jemand Gedanken gemacht wie wir eine offenen Stelle besetzen können, zweitens bekomme ich eine zweite Meinung neben meiner eigenen und drittens erleichtert so etwas i.d.R. den Start des Neuen. Aber das hat wie gesagt nichts mit "alten Seilschaften" zu tun.
Richtig. Und dagegen sagt ja auch keiner was. Aber Vitamin B gibt es und wurde erwaehnt und dazu gab es erstaunte Kommentare, weil damit halt am Leistungsmaerchen* gekratzt wurde ;-)
wh
*...vielleicht kein ganzes Maerchen, aber doch stark und schon fast ideologisch uebertrieben ;-)
DP:
►"Nach wie vor würde ich aber mal frech behaupten (machst du ja auch gern und du kannst meine Behauptung ja auch gern argumentativ widerlegen), dass die überwiegende Zahl Nichtwähler politisch zufrieden ist mit dem statusquo."◄
Dann tue ich das doch mal.
"Wenn jemand wegen politischem Desinteresse gar nicht wählt müsste man ihn statistisch in die normale Verteilungsserie geben"
Das wäre dann der Fall, wenn die Desinteressierten einen repräsentativen Querschnitt durch die Gesellschaft stellen würden, also z.b. nur aus Zufall nicht zur Wahl gingen oder aus Gründen, die mit der politischen Einstellung nichts zu tun haben (für Mathematiker: Eine unbhängige Variable).
Wir sind uns aber wohl einig, dass diese Leute zum größten Teil absichtlich nicht zur Wahl gehen, das unterscheidet sie in der politischen Einstellung von den Wählern. Daher sind auch die unterstellten Stimmenanteile sehr wahrscheinlich andere.
Welche, dazu kann man jetzt zwei Fragen stellen:
1. Welche Partei würden sie wählen, wenn sie ad hoc wählen müssten? (Tatsächliche + stillschweigende Zustimmung)
2. Was würde diese Leute dazu bewegen, wählen zu gehen und dann wen? (Stimmenanteile bei 100% Wahlbeteiligung)
Im ersten Fall dürfte die Parteienwahl wohl recht undifferenziert ablaufen, also entweder willkürlich oder anhand unspezifischer Merkmale (Bekannte Kandidaten u.ä.). Was dabei rauskommt, kann wohl kaum einer sagen.
Im zweiten Fall ist die Frage, wer oder was diese Leute sich für Politik interessieren ließe und wem sie dann letztendlich ihre Stimme geben. Hier sehe ich großes Potential für eine Protestpartei oder eine Klientelpartei, die genau diese Leute anspricht. Aber weniger für den "Standard", der sich an alle richtet.
Interessant wäre zu wissen, aus welchen sozialen Milieus sich die Desinteressierten rekrutieren. Dann könnte man ihre Stimmenanteile entsprechend denen dieses Milieus verteilen.
Werhamster: > Was hast du denn dauernd mit deiner Vermarktung?
►Die wurde hier - dann sehr umstritten - eingeworfen. ◄
Spock:
Natürlich birgt das immer ein Fehlerrisiko. Aber den Schnitt des Milieus zu nehmen ist schonmal besser als den der Gesamtbevölkerung bzw. deren Wählern.
►"Meine Vermutung: Die bürgerlichen Millieus gehen noch wählen, die prekären eher nicht."
"Immerhin gehen ja um die 40% der Wahlberechtigen gar nicht an die Urne. Würde wenisgstens die Hälfte von denen ihren Allerwertesten aus dem Sessel kriegen, hätten CDU und SPD sehr schnell ein Problem. "◄