Spock:
►"mit deinen Vorstellungen, was eine Eigentumswohnung und ein Haus kosten, liegst du aber am unteren Ende dessen, was in Deutschland die Regel ist. In Frankfurt bekommst du"◄
1. Frankfurt ist wohl kaum im Bundesdeutschen Durchschnitt.
2. Wenn Preise für Eigentumswohnungen und Häuser im Schnitt teurer sind als die Preise, die ich angesetzt habe (~100k für ne ETW, 200-250k für ein Reihenhaus), dann liegt dein postulierter Handwerker mit dem Reihenhaus sogar noch weiter über dem Schnitt.
Mit deinem Einwand stärkst du meine Argumente somit sogar, denn der mittlere Bereich bleibt trotzdem bei 45-100k.... und der Reihenhausbesitzer in Frankfurt ist dann umso weiter davon entfernt.
►"Ach ja... logisch!!! Ich erinnere mich an ähnliche Worte meines Steuerberaters. Danke für die Erklärung!"◄
Spock schrieb am 23.04.2009 10:47
Aber von der Idee der Zwangsanleihe war doch länger nichts zu hören. Das ist ja Enteignung durch die Hintertür, das ginge sicher vors BVG mit entsprechend hohem Schadensrisiko für die SPD. Oder meinst du, dass das egal wäre, wenn man nur erstmal an der Regierung ist?
Zwangsabgaben gab es schon mal nach dem Krieg, ich glaube nicht, dass dies am BVG scheitert. Steinbrück arbeitet heftig daran, eine maximale Transparenz des Besitzes in Privathand zu haben und Geldflucht ins Ausland zu verhindern. Diese Werkzeuge dienen nicht nur der Steuereroptimierung nach aktueller Gesetzeslage, sie sind die Vorbereitung für den Nachschlag.
Man muss sich klar machen, dass die Steuereinnahmen wegbrechen, die Ausgaben massiv steigen werden. Eine Menge Staatsanleihen (zur Haushaltsfinanzierung) müssen kurzfristig refinanziert werden. Langläufer sind bei dem aktuellen Zins und inflationären Aussichten kaum an den Mann zu bringen. Woher soll Steinbrück denn seine Schulden finanzieren? Bevor er den IWF anbettelt (dem auch irgendwann die Gelder ausgehen) holt er sich das bei der eigenen Bevölkerung. Mit ein bisschen Neid und Gerechtigkeitsfirlefanz garniert, sind quasi-Enteignungsmaßnahmen sicher gar nicht so unpopulär.
Das ist kein Mirkal'sches Schreckensszenario. Jedem steht frei, eine realistische Alternative aufzuzeichnen.
DP schrieb am 23.04.2009 12:06
Scheint mir eher ein Mirkalf-Schreckensszenario zu sein. Schon dass Steinbrück ministerial den Herbst überlebt ist so unwahrscheinlich wie "explodierende Staatsausgaben". Bisher pendeln die sich eher im üblichen Rahmen ein (Neuverschuldung um 3%, etwa 70% gemessen am BIP). ...
DP,
das ist das Szenario bei einer links-orientierten Regierung, wie auch immer sich die Mehrheiten dabei bilden. Das Problem sind nicht nur steigende Ausgaben, sondern, dass die (freiwilligen) Finanziers dafür zunehmend ausbleiben werden.
Da gibts doch immer noch den Weg, die Staatsanleihen über die Zinsen attraktiver zu gestalten und solange Deutschland ein erstklassiges Rating hat kann welche Regierung auch immer den üblichen Weg gehen, man besorgt sich Kredite auf dem Kapitalmarkt und verschiebt die Rückzahlung auf den St. Nimmerleinstag, im Politikerdeutsch auch gern auf die "Zeit wenn es uns konjunkturell besser geht".
DP schrieb am 24.04.2009 10:40
Da gibts doch immer noch den Weg, die Staatsanleihen über die Zinsen attraktiver zu gestalten und solange Deutschland ein erstklassiges Rating hat kann welche Regierung auch immer den üblichen Weg gehen, man besorgt sich Kredite auf dem Kapitalmarkt und verschiebt die Rückzahlung auf den St. Nimmerleinstag, im Politikerdeutsch auch gern auf die "Zeit wenn es uns konjunkturell besser geht".
DP,
Ich weiß nicht, welches versändnis Du vom Kapitalmarkt hast. Die Versteigerung von deutschen Staatsanleihen wird sich sicher an den Zins herantasten, zum dem das Emissionsvolumen noch einigermaßen untergebracht werden kann. Muss die Regierung aber den Zins anheben, dann ist das für den Investor eine Ratingabstufung, egal wieviel A's von Ratingagenturen vergeben werden.
Hinter dem Rating steht das Vertrauen der Käufer von Staatsanleihen in die Handlungsmacht der Bundesregierung, die Rückzahlung mit Zinseszins aus der deutschen Bevölkerung herauszuholen.
Wenn eine Regierung aber entschlossen ist, auf Kosten einer zuvor stigmatisierten Minderheit ihre Verschuldung unter Kontrolle zu halten und sich neben dem Schuldendienst ihre finanzielle Handlungsfähigkeit zu erhalten, dann muss sie nicht bis zum St. Nimmerleinstag warten, sie muss sich nämlich über Wählerstimmen keine Sorgen machen.
Also wenn du das alles aus dem SPD Programm liest bist du entweder ein Visionär oder eben doch Mirkis Bruder im Geiste. Für so radikal würde ich höchstens die westdeutsche Linke halten. Die ostdeutsche, also die klassische PDS, würde vor radikalen Massnahmen sicher auch lieber den Schuldenberg nach hinten verlegen wie alle anderen.
Du siehst, ich halte die linken Parteien für viel zu feige, solch ein revolutionäres Konzept durchzuziehen. Dabei wäre es sicher interessant zu beobachten was daraus werden würde.
"Hinter dem Rating steht das Vertrauen der Käufer von Staatsanleihen in die Handlungsmacht der Bundesregierung, die Rückzahlung mit Zinseszins aus der deutschen Bevölkerung herauszuholen. "
Und natürlich der Mangel an Alternativen.
Es ist ja unendlich viel privates Geld verfügbar, aber niemand weiss, wo er es anlegen kann. Die Zinsen sind katatropahl niedrig, Aktien werden derzeit äusserst kritisch gesehen, Unternehmensanleihen sind noch schlechter dran. Und Staatsanleihen anderer Länder sind auch nicht besser als die der BRD.
Dagegen sind deutsche Staatsanleihen geradezu paradiesisch.
Steinbrück hat sicher keine Probleme, Geld zu bekommen.
DP schrieb am 24.04.2009 13:16
Die ostdeutsche, also die klassische PDS, würde vor radikalen Massnahmen sicher auch lieber den Schuldenberg nach hinten verlegen wie alle anderen.
Ich war auf diese Verlagerung nicht eingegangen: Wenn eine Regierung sehr langlaufende Staatsanleihen zu dem heute gültigen Tageszins an den Mann bringen könnte, dann wäre diese Verlegung nach hinten denkbar. Dafür gibt es aber keine Käufer. Die Regierung refinanziert sich in hohem Maße durch Kurzläufer, die bereits zu Anfang der nächsten Legislaturperiode fällig werden. Sollten Zinsen und Inflation anziehen, werden die Haushalte innerhalb relativ kurzer Zeit durch den Schuldendienst zur Makulatur: Der Schuldendienst explodiert. Haushalter, die das wissen, werden also auf eine Lösung drängen, die dies verhindert. Das geht dann nicht mehr über Einkommensabhängige Steuern, sondern über 'Besteuerung' der Substanz. Zwangsanleihen wären - wie gehabt - die elegantere Methode, da sie ja nicht unmittelbar Steuern, bzw. Enteignung, d.i. weniger wahrscheiinlich durch Grundsattzurteile zu kippen wären.
Gruß, Martin
PS: Habe mit deshalb sicherheitshalber einen X5 angeschafft, was weg ist ist weg .
kater_5 schrieb am 24.04.2009 13:51
Steinbrück hat sicher keine Probleme, Geld zu bekommen.
Gruss
Kater
Er hat zunehmend Probleme, wer die Auktionen der Staatsanleihen beobachtet, sieht das. Zur Begründung s.a. meine Antwort an DP.
Für den Privatmann lohnt sich die Anlage unter Berücksichtigung von Börsensteuern und Abgeltungssteuer nicht. Für Renten- und Lebensversicherung ergibt sich das Problem, dass die Zinsen unterhalb der von ihnen (im langzeitigen Schnitt) garantierten Anlageverzinsungen liegen, eine langfristige Anlage heute wäre Harakiri.
Wer Reiche elegant schröpfen will, der begibt Zwangsanleihen. Steinbrück wird bei expodierenden Staatsschulden und Niedrigstzinsen keine Freiwilligen mehr finden, die ihm seine Staatspapiere abnehmen. Ist es per Zwangsanleihen weggeparkt, wird das Vermögen weg-infaltioniert, ohne dass sich die 'Reichen' dagegen wehren können. Bingo.
Das SPD-Wahlprogramm und seine Diskussion ist nur eine Nebelkerze.