Dortmund kämpft seit Jahren um einen Ruf als Kulturstadt und nun das: Eine Putzfrau hat Teile einer Kippenberger-Installation im Museum Ostwall weggeschrubbt, Versicherungswert: 800.000 Euro. (...) Die Installation aus dem Jahr 1987 stellt einen Turm aus Holzlatten dar und war dem Museum erst Anfang dieses Jahres von einem Sammler ausgeliehen worden. Unter dem Holzgestell befindet sich ein "Gummitrog", so Papajewski. Dessen Patina habe die Putzfrau entfernt. Schaden ist wohl irreperabel
"Nach Einschätzung der Museumsrestauratorin ist der Ursprungszustand des Werkes nicht wiederherzustellen", betonte Papajewski."
...und da wundert man sich noch, warum Deutschland auch "Absurdistan" genannt wird.
Zitat ...und da wundert man sich noch, warum Deutschland auch "Absurdistan" genannt wird.
Das verstehe ich nicht, was ist da absurd. Das Kunstwerk wurde unwiderbringlich zerstört.
Es ist ja beiweitem nicht der erste Vorfall dieser Art. Die Gazetten zählten ja nun wieder auf, das da alles schon passiert ist mit weggewischten Fettflecken etc.
Ich sehe hier einen schönen wirtschaftlichen Aspekt und würde den Museumsheinis ein hämisches 'Selber Schuld!' zurufen. Die haben im Sinne des unbegrenzten Leiharbeiterwahns offenbar einfach eine Standard-Putzkolonne beim örtlichen Sklavenhändler angeheuert, nach öffentlicher Ausschreibung nach Vorschrift die billigste. Und die Mitarbeiter wurden nichtmal gebrieft, wo sie da putzen dürfen und wo nicht. Oder der Sklavenhändler schickt aus seinem Heer jeden Tag andere Leute, die sich nicht auskennen.
Mit seitens des Museums fest Angestellten wäre das nie und nimmer passiert.
Und nun zerfleischt mich, liebe neoliberale Brüder im Geiste.
Zitat Die haben im Sinne des unbegrenzten Leiharbeiterwahns offenbar einfach eine Standard-Putzkolonne beim örtlichen Sklavenhändler angeheuert, nach öffentlicher Ausschreibung nach Vorschrift die billigste. Und die Mitarbeiter wurden nichtmal gebrieft, wo sie da putzen dürfen und wo nicht. Oder der Sklavenhändler schickt aus seinem Heer jeden Tag andere Leute, die sich nicht auskennen. Mit seitens des Museums fest Angestellten wäre das nie und nimmer passiert.
Die Putzfrau hat einen dreckigen Eimer gewaschen, na und? Macht man ihn halt wieder dreckig, was solls. Ich denke hier kommt es doch vor allem um die Aussage an: dreckiger Eimer der den Schimmel von der Decke auffängt. Ist mir schleierhaft was da nun 800,000 Euro kosten soll.
Ach DP - Du hast keinen Schimmer von Kunst (ich übrigens auch nicht...).
Da gab es doch die Aufregung als eine Putzfrau in München einen Beuys'schen Eimer weggetan hat, in der selben Ausstellung war auch noch ranzige Butter (die glaube ich auch mit entsorgt wurde) und eine schlichte Krankenliege, alles als hochwohlgeborene Kunstwerke zu überirdischen Preisen gehandelt.
Und der Herr Buchheim hat irgend ein Kunstwerk (ist schon zu lange her für mein Gedächtnis..) zu 50% angezahlt und das Ganze dann der Stadt München "geschenkt", so dass der Stadt München garnichts anderes übrig blieb als die zweiten 50 % zu berappen; ich würde wetten dass der Buchheim die ersten 50% nach der Zahlung der Landeshauptstadt gleich wieder zurück bekommen hat.
Und so sind wir Kunstbanausen, die wir nicht verstehen dass es die IDEE ist die zählt, und der Name dazu, der die Idee so teuer macht. Es gab mal einen Spielfilm über Beuys (der im Film natürlich XY hieß) da wurde das Aussteigen des Künstlers XY aus einem Auto plus das Schreiten desselben in ein Hotel (?) life im Fernsehen übertragen, der Reporter mit sanfter, ungeheuer angespannter Stimme: "... und so können wir nicht mehr sagen, dass Herr XY immer Gott-ähnlicher wird, sondern wir müssen gestehen das Gott immer XY-ähnlicher wird..." Ich habe mich vor Lachen kaum mehr im Sessel halten können.
Und die Moral von der Geschicht - verwende Kunstbanausen als Putzfrauen nicht.
Gute Nacht WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat Ist mir schleierhaft was da nun 800,000 Euro kosten soll.
Da fällt mir noch ein Aspekt ein: Das Kunstwerk hätte diesen Preis am Markt unter Umständen nie und nimmer erzielt. Nun, wo der Schaden angerichtet ist, kommen Gutachter natürlich schnell herbei mit utopischen Schadenssummen. Ist im Prinzip dasselbe wie beim Bagatell-Unfallschaden auf der Straße, der die gegnerische Versicherung dann Unsummen kostet. Die Grauzone hin zum Versicherungsbetrug ist da ja auch sehr sehr groß und neblig.
Auf jeden Fall ist die ganze Angelegenheit eine Super-Steilvorlage für den Museumshäuptling, schnell und ungeheuer publikumswirksam an achthundert Kiloeuro zu kommen, die er zur Aufarbeitung anderer, ähnlich gearteter Exponate wahrscheinlich dringend braucht. Ich gehe mal davon aus, daß ihn die sach- und fachgerechte Ausarbeitung des Gebisses eines verstorbenen B-Promi-Künstlers nebst der kunstvollen Einbringung von Rindfleischsteakresten in den Zahnzwischenräumen und der paradontösen Ausgestaltung des Zahnbettes ein gottverdammtes Vermögen kostet, weil sich der Kukident-Hersteller nicht als Sponsor gewinnen ließ...
ng: Über Kunst kann man streiten. Für mich kommt Kunst immer von Können. Natürlich ist es die Idee die zählt, daher erkenne ich dieses Werk auch als Kunst an. Allerdings finde ich die Ernsthaftigkeit dieser Meldung aus zwei Gründen befremdlich:
1. Diese Idee und deren Ausführung ist in meinen Augen nicht mehr wert als die Projektarbeit eines Schülers oder meinetwegen Kunststudenten. 2. Die Patina des Eimers ist in meinen Augen ein vollkommen irrelevanter Teil des Kunstwerks. Selbst wenn der Eimer ausgetauscht würde, würde es bis auf den Museumsdirektor und den Künstler selbst kein Schwein merken. Es hätte auch auf keinen mir ersichtlichen Aspekt des Kunstwerks irgendeine Auswirkung - bis auf den Umstand, nicht mehr im Originalzustand zu sein.
Wenn ein Künstler schon nicht durch außergewöhnliches Handwerkliches Können aufwarten kann, wie der Maler der Mona Lisa, dann muss er mit seiner Idee wenigstens auch die Köpfe des Betrachters erreichen - entweder deren ästhetischen Sinn treffen oder sie zum Nachdenken anregen. "Wenn es anfängt durch die Decke zu tropfen" ist aber weder schön, noch besonders inspirierend. Wäre es nicht von einem bekannten Künstler, würde sich kein Schwein dafür interessieren.
Zitat Die Patina des Eimers ist in meinen Augen ein vollkommen irrelevanter Teil des Kunstwerks.
Der Meinung kannst du ja sein, aber das letzte Wort darüber, was an seinem Werk relevant ist, hat immer noch der Künstler. Sonst gehe ich morgen in den Louvre und steche unbehelligt Frau Lisa die Augen aus, denn es kommt ja schließlich aufs Lächeln an.
Zitat von Lexx ... sie zum Nachdenken anregen. "Wenn es anfängt durch die Decke zu tropfen" ist aber weder schön, noch besonders inspirierend. Wäre es nicht von einem bekannten Künstler, würde sich kein Schwein dafür interessieren.
Ja, aber so haben wir hier immerhin schon einiges zu geschrieben.
Also zum Nachdenken hat es definitiv angeregt. Und die Mona Lisa würde auch keine Sau interessieren, wenn meine Frau sie gemalt hätte.
Zitat von Lexx "Wenn es anfängt durch die Decke zu tropfen" ist aber weder schön, noch besonders inspirierend. Wäre es nicht von einem bekannten Künstler, würde sich kein Schwein dafür interessieren.
Zitat von Kater Also zum Nachdenken hat es definitiv angeregt.
Fairerweise muss man aber auch sagen, dass bei uns zuhause dreckige im Zimmer herumstehende Eimer ebenfalls zum Nachdenken und hie und da zu vertieften intellektuellen Diskussionen anregen.