Natürlich arbeitet Werbung oft auf einer emotionalen Ebene. Das ist auch okay so und unbestritten. Schlecht wird es, wenn sachlich falsche Dinge behauptet werden, und das hat Ferrero und viele andere auch eben gemacht. Jetzt kann man natürlich wieder streiten, wie weit man unternehmerische Freiheiten einschränken soll, um den dummen Bürger vor sich selber zu schützen. Da gibt es sicher einen großen Diskussionsspielraum.
Ich meine ja auch, die sollen im Großen und Ganzen in der Werbung erzählen dürfen, was sie wollen. Aber jahrzehntelange Gehirnwäsche mit falschen Tatsachen geht für mich zu weit, und genau das hat Ferrero gemacht. Die Zigarettenindustrie hat ja auch nie behauptet, Rauchen wäre gesund (meines Wissens). Die dürfen nun im Prinzip gar nicht mehr werben. Dabei sind Industriefett und Industriezucker im Übermaß vielleicht gefährlicher als das Rauchen.
Naja das ist doch wohl eher Ansichtssache. Ich halte Autos, die bewiesenermassen die Luft verpesten und Bewegungsmangel fördern und damit schon verdächtig nahe an den häufigsten Krebsarten liegen, für weit gefährlicher als eine Nutellastulle nach dem Aufstehen.
Ich habe aber auch noch keine Autowerbung gesehen, in der die besonderen Vorteile für die Gesundheit beworben wurden (mal von Sicherheitsaspekten abgesehen).
Und das mit der Freiheit und Weite kann man absolut nachvollziehen, wenn man mal eine Weile auf den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland angewiesen war.
Wer auf den ÖV angewiesen ist, weil er wohl im PKW noch länger hat, sollte als Alternative einen Wohnungswechsel in Erwägung ziehen. Der Traum von Weite und Ruhe beim Fahren ist hier mindestens genauso irreführend wie einen Schokoladenaufstrich als gesund zu verkaufen.
Die Autowerbung zeigt das Auto mit Weite und Ruhe nicht im Alltag, sondern in einer Freizeitsituation. Im Gegensatz zu dem angeblich gesunden Nutella-Aufstrich wird hier also kein Allgemeingültigkeitsanspruch erhoben.
Naja ich vermute, so wie du das hier zurechtbiegst wird dann auch Ferrero argumentieren; selbstverständlich ist Nutella gesund; für aktive junge Menschen mit viel Bewegung, die den Aufstrich nur in geringen Massen konsumieren. Das haben wir in unserer Werbung auch immer so dargestellt.
Zum Thema Nutellawerbung fällt mir spontan ein: Björn Dunkerbaek nach dem Surfen, die "Brotzeit" Werbung: junge Leute die nach dem Bergwandern ein Nutellabrot essen und die Fussballnationalmannschaftswerbung.
Ich zitiere mal: "Sicher ist der ferrero-Kram in Maßen und bei viel körperlicher/sportlicher Betätigung nicht ungesund. Ich esse es selber gerne. Regelrecht gesund ist das Zeug aber in keinem Fall"
Und genau das ist das Problem, wenn z. B. die Fruchtzwerge für sich in Anspruch nehmen, eine positive Wirkung auf Kinder zu haben. Wenn z. B. Nimm 2 auf die enthaltenen Vitamine und den Fruchtsaft (ca. 5%) verweist. Die deutsche Nutella-Werbung verbindet einen Zusammenhang zwischen ihrem Produkt und Sportlern, Autohersteller einen Zusammenhang zwischen ihren Modellen und Freude am Fahren. Das mag man beides kritisieren oder nicht, aber das ist ein Standard in der Werbung.
Storck stellt dagegen einen Zusammenhang zwischen seinen Nimm 2-Bonbons und gesunder Ernährung her, wegen der Vitamine und des Fruchtsafts - das wird explizit genannt. Fruchtzwerge stellen einen Zusammenhang zwischen ihrem Produkt und der positiven Entwicklung von Kindern her, wegen des Calciums und der Mineralien - das wird explizit behauptet. Genau diese expliziten Aussagen machen hier den Unterschied aus.
Während auf der einen Seite allgemeiner Irrglaube (Vitamine sind gesund) unterstützt und unbewiesene bzw. unbeweisbare Wirkungszusammenhänge ("unterstützt das Wachstum Ihrer Kinder") behauptet werden, stehen auf der anderen Seite fast immer belastbare Fakten ("Der sicherste seiner Klasse laut NCAP-Crashtest") - oder garkeine Aussage ("Die Buchstabensuppe von Maggi").
Warum reite ich so auf dieser Unterscheidung herum?
Der Grund ist einfach: Weil das im US-Prozess gegen Nutella meines Erachtens den entscheidenden Unterschied zwischen einer berechtigten und einer unberechtigten Klage ausmacht.
Ich sehe das zwar nicht in irgendeiner Meldung, aber sollte die Klägerin tatsächlich dagegen prozessieren, dass Mineralien und Vitaminie bewiesenermassen nicht gesund sein sollen stände ihr ein steiniges Indizienverfahren bevor, welches sie kaum gewinnen dürfte.
"Die deutsche Nutella-Werbung verbindet einen Zusammenhang zwischen ihrem Produkt und Sportlern"
Das ist erstmal eine Behauptung deinerseits. Ferrero könnte da ganz anders argumentieren; Sie stellen eine Alltagsszene her, dass es sich hierbei um Sportler handelt hat allein marketingtechnische Gründe.
DP: Vor lauter Einschießen auf meine Beispiele ist dir anscheinend garnicht aufgefallen, dass ich die Nutella-Werbung als Positivbeispiel angeführt habe.
Und ebenso unpassend ist dein Kommentar zur Klage.