Wem der neueste Konflikt in Korea entgangen ist, der kann in den Nachrichten nicht gut aufgepasst haben.
Was ist passiert? Angeblich als Reaktion auf ein Manöver der südkoreanischen Armee hatte das nordkoreanische Militär Artilleriefeuer auf eine Insel eröffnet, die laut dem Waffenstillstandsabkommen zu Südkorea gehört, dessen Grenzziehung der Norden aber nie akzeptiert hat. Bei dem Artilleriefeuer auf einen Stützpunkt und Wohngebiet sind je zwei Soldaten und Zivilisten getötet und mehrere teils schwer verletzt worden. Zudem sollen ca. 60 Häuser abgebrannt sein. Die Südkoreanische Armee erwiderte das Feuer.
Im Gegensatz zu bisherigen Konflikten scheint das Ganze aber nicht im Sand zu verlaufen wie zuletzt die Versenkung eines südkoreanischen Patroullenbootes durch den Norden. Stattdessen setzt der Süden mit den USA im Rücken jetzt selbst auf Stärke und droht mit einer weiteren Eskalation. Die Zahl der Grenzsoldaten wird aufgestockt, es werden neue Richtlinien für das Militär erlassen, die eine herftigere Reaktion auf Angriffe beinhalten und das Seemanöver mit den USA wird wie geplant abgehalten.
Der Norden hat für den Fall einer solchen "Provokation" weitere Vergeltung angekündigt. Wenn man beiden Seiten glauben schenkt, dann steht die koreanische Halbinsel tatsächlich kurz vor einem Krieg. Doch wieviel ist dran an den Demonstrationen der Stärke?
Beobachtern zufolge könnte der Artillerieangriff eine Demonstration der Stärke gewesen sein, um Kim Jong Uns Stellung zu festigen. In diesem Fall hätte die kommunistische Führung allerdings ein Problem, denn die Gegenseite hat nicht wie von früher gewohnt nachgegeben, sondern droht ihrerseits zurück. Um in diesem Machtspiel keine Niederlage einzustecken, müsste also eigentlich eine weitere Eskalation folgen. In diesem Fall wäre wiederum die Regierung Lee dann in der Zwickmühle, entweder das Machtspiel zu verlieren oder noch härter als beim letzten mal zu antworten, z. B. mit Luftangriffen.
Eine derartige Eskalation dürfte weder den USA auf seiten der Südkoreaner, noch China auf Seiten des Nordens gefallen. Gibt es womöglich eine schlichtende Intervention?
Die schlichtende Intervention hat wenig überraschend gestern China versucht und die Rückkehr zu den sechs-Parteien angeregt.
Allerdings hat Südkorea inzwischen einen Kurswechsel vorgenommen. Die "Sonnenschein"-Politik ist definitiv Geschichte. Stattdessen zeigt Präsident Lee ein ums andere mal Stärke. So denn auch die letzte Ansprache im Fernsehen: "Sechs Tage nach dem Angriff auf eine südkoreanische Insel hat Südkoreas Präsident Lee Myung Bak das kommunistische Nordkorea in scharfem Ton vor weiteren Aggressionen gewarnt. Für jede weitere Provokation werde Nordkorea den Preis zahlen, sagte Lee in einer Fernsehansprache. Welche Art von Konsequenzen das sein könnte, führte Lee nicht weiter aus. (...) "Militärische Schläge gegen Zivilisten sind ein unmenschliches Verbrechen, das selbst in Kriegszeiten geächtet ist", sagte Lee. Er fühle sich dafür verantwortlich, den Verlust von Leben und Besitz durch den nordkoreanischen Angriff nicht verhindert zu haben. (...) Lee ging indes in seiner Rede nicht auf eine chinesische Vermittlungsinitiative vom Vortag ein. Er sagte aber, es sei schwierig zu erwarten, "dass Nordkorea von sich aus seine Atomwaffen und militärisches Abenteurertum aufgibt". Er appellierte an die Südkoreaner, der eigenen Regierung und Militär zu vertrauen." Quelle
Das sind genauso leere Drohungen wie das Geseier der Nord Kims. An einer richtigen Auseinandersetzung hat keiner wirklich Interesse. Und ob es wirklich von Stärke zeugt sich verschiedene Optionen selbst zu verbauen würde ich mal bezweifeln. Für mich ist das eher ein Zeichen von Hilflosigkeit.
Der Kim - sei es nun Senior oder Junior - ist bei genauerer Betrachtung wie ein aggressiver Halbstarker. Wenn der Kim nicht kriegt was er will, wird der Kim böse und droht mit ganz schlimmen ("unkalkulierbaren") Folgen. Diese Masche funktioniert so schon seit bestimmt zehn Jahren.
NK bekommt Hilfslieferungen, NK bekommt wirtschaftliche Hilfe und niemand wagt es, NK in die Politik reinzureden. Ob diese Kriegsrhetorik nun nur leere Worte sind oder nicht, spielt keine Rolle. Sie haben Erfolg und das zählt!
Mit Präsident Lee hat dieser Halbstarke aber jetzt ein Gegenüber, das die Aggression in gleicher Weise erwidert. Bei einer Begegnung zwischen Jugendlichen wäre das eine Herausforderung für das Ego, entweder zuzuschlagen um die eigene Position zu untermauern oder irgendwie anders ohne Gesichtsverlust aus der Sache raus zu kommen. Somit wäre Lees Erwiderung eine Herausforderung für die Kims.
Zitat von Lexx Mit Präsident Lee hat dieser Halbstarke aber jetzt ein Gegenüber, das die Aggression in gleicher Weise erwidert. Bei einer Begegnung zwischen Jugendlichen wäre das eine Herausforderung für das Ego, entweder zuzuschlagen um die eigene Position zu untermauern oder irgendwie anders ohne Gesichtsverlust aus der Sache raus zu kommen. Somit wäre Lees Erwiderung eine Herausforderung für die Kims.
Ach Quatsch, der Lee hat doch jetzt schon die Hosen voll. Sein blabla kann er sich an den Hut stecken solange keine Taten folgen. Und es werden keine Taten folgen. Der Nordkim kann auf alles ballern was ihm Spass macht und nix wird passieren. Er hat ja schon ein Kriegsschiff versenkt und was ist passiert? Die Südkoreaner haben sich dumm gestellt. Der Südlee hat doch gar nichts in der Hand. Stellen sie ihre Hilfslieferungen ein dann verrecken eben ein paar Bauern im Norden, na und? Gefährlich kann dem Nordkim nur ein Aufstand im eigenen Land werden. Die Ballerei in den Süden ist dann wohl auch in dem Sinne zu verstehen, dass wer daheime aufmuckt ohne Federlesens gekillt wird.
Erstmal ist festzuhalten, dass der Süden sich von den Drohungen des Nordens nicht von dem geplanten Manöver hat abbringen lassen. Ob Lee dabei die Hosen voll hat oder nicht, wird sich nicht zeigen und spielt auch keine Rolle, solange die Kommunisten sich keine weitere Eskalation trauen. Also, wenn von den Kims jetzt nichts mehr kommt, dann ist die jüngste Verbalrabulistik nach langer Zeit mal wieder ein Punktsieg für Südkorea, für Lee.
Das wäre natürlich im Sinne Südkoreas, das sicherlich an keinem neuen Krieg interessiert ist. Aber letztlich haben beide Seiten gleich viel zu verlieren.
Eine wie ich finde gute Analyse zu der Lage findet sich auch hier
"Südkorea ist eine boomende Exportmacht mit sehr gut ausgebildeten und hochmotivierten Menschen. Dieser selbst erarbeitete Reichtum wäre wieder verloren, sollte die koreanische Halbinsel wie schon in den 1950er-Jahren in einen alles zerstörenden Krieg hineingezogen werden.
Begrenzte, militärische Schläge des Südens kann Nordkorea nach seinem Selbstverständnis nicht hinnehmen. Schon um die Legitimation der herrschenden Familie Kim zu sichern, müsste dann tatsächlich der erbarmungslose Gegenangriff folgen. Wahrscheinlich deshalb hat der südkoreanische Präsident Lee Myung-bak bei seiner Ansprache zwar deutliche Worte der Warnung ausgesprochen, aber keine konkreten Handlungen erwähnt."
Besser kann man wohl die Hilflosigkeit des Südens nicht ausdrücken. Sie dürfen den Norden nicht reizen weil der gar nichts und sie alles zu verlieren haben.
DP, sie tuns aber trotzdem: "Südkorea startet Schießübungen
Trotz der Warnungen Nordkoreas keine weiteren Militärübungen zu vollziehen, hat der südkoreanische Nachbar mit einer Schießübung begonnen. Für Nordkorea ist das "der Versuch einen Krieg auszulösen".
Ungeachtet aller Warnungen Nordkoreas hat Südkorea eine umfassende neue Militärübung begonnen. Die Streitkräfte des Landes starteten nach Angaben des Generalstabs eine Schießübung mit Kriegsschiffen und Artillerie. Demnach fand das Manöver an 29 Orten statt, darunter auf einer von fünf Inseln im Gelben Meer nahe der Seegrenze zu Nordkorea." http://www.n24.de/news/newsitem_6500670....4+-+Top-News%29
Nicht zu vergessen, dass der Süden ebenfalls Bomben hat regnen lassen und für einen weiteren Angriff dieser Art ganz konkret mit Luftangriffen gedroht hat.
"Nicht zu vergessen, dass der Süden ebenfalls Bomben hat regnen lassen und für einen weiteren Angriff dieser Art ganz konkret mit Luftangriffen gedroht hat."
Habe ich da was verpasst?
Gute Besserung WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Das Artilleriefeuer wurde in gleicher Weise beantwortet - man hat zurückgeschossen. Und die Drohung mit den Luftangriffen ist vom Freitag.
"Der designierte südkoreanische Verteidigungsminister Kim Kwan Jin schließt auch Luftangriffe nicht aus, sollte Nordkorea sein Land erneut angreifen. Jede Attacke des Norden werde „gründlich bestraft“, kündigte Kim bei einer Parlamentsanhörung am Freitag in Seoul. Die Wahrscheinlichkeit für eine Eskalation oder gar einen Kriegsausbruch sei dennoch gering, da Nordkorea nicht über die nötigen Ressourcen für einen militärischen Konflikt verfüge." http://www.focus.de/politik/weitere-meld...aid_578191.html