Das ist das Schlimme an der modernen Politk, dass sie von der medialen Inszenierung getragen wird. Geissler als guter Schlichtungsonkel ist der zweitbeliebteste Politiker. Keiner, der Soldaten nach Afghanistan schickt, Kindergeld kürzen oder Steuern erhöhen muss. Aus dem Grund geht es ja den Grünen auch so gut. Aber wer mal ein paar Bäume absägen lässt, der wird zum Buhmann aufgebläht.
War das irgendwie schon immer so schlimm oder verliert die Nation den Verstand?
Spock: Ich sehe das so nicht. Sicherlich ist es die Inszenierung, die die Schlichtung so bekannt und dadurch erfolgreich gemacht hat. Man kann es aber auch so sehen, dass das Breitbandmedium Fernsehen einfach für die Information der breiten Öffentlichkeit hervorragend geeignet ist. Und genau das wollte Geißler ja - größtmögliche Öffentlichkeit.
Von daher ist vielleicht garnicht so sehr die Tätigkeit als Schlichter verantwortlich für seine Beliebtheit - Struck macht ja auch mal wieder ne Gewerkschaftsschlichtung - sondern die Tatsache, dass er eine Menge eigener Vorstellung in die Verantstaltung gebracht hat. Er hat die Schlichtung erst zu dem gemacht, was sie ist und das zeugt von einem visionären Geist und erzeugt Charisma. Und das macht beliebt. Nach dem gleichen Prinzip hat Obama mit seinem "Yes we can!" die Präsidentenwahl gewonnen.
Wenn das so ist wie du sagst, Lexx, dann hat Geissler so ziemlich alles falsch gemacht. Ein Schlichter muss von beiden Seiten anerkannt sein, neutral sein und hat sich per Definition aus der Schlichtung inhaltlich herauszuhalten. Zum Schlichtungsende zählt er den common sense in einem Schlichtungsspruch auf. Eigene Vorstellungen haben da keinen Platz, denn je mehr sich der Schlichtungsspruch von einer (oder gar beide) Seiten entfernt desto schlechter ist er. Deshalb sollte man den Schlichter nicht an der Selbstdarstellung messen sondern allein an der Anerkennung der Parteien am Spruch. Und die steht noch völlig in den Sternen.
DP: Woher nimmst du diese Anforderungen an einen Schlichter? Stehen die in einer Gesetzesvorlage oder so? Ansonsten nehme ich mir einfach mal die Freiheit, sie für diesen Fall abzulehnen.
Es gibt keinen(!) Kompromiss zwischen S21 und K21. Forderungen hier auch nur IRGENDWIE zu verbinden ist schlicht nicht möglich. Deswegen musste sich dieser Schlichterspruch von dem üblichen Prozedere, wo der Schlichter zwischen den Forderungen etwa der Gewerkschaft und dem AG liegen kann, unterscheiden. Wer als Schlichter hier auf einen Kompromiss aus gewesen wäre, wäre gnadenlos in die Sackgasse gelaufen. Es musste von Anfang an darauf hinauslaufen, dass eine der beiden Seiten "ihr" Projekt behält, wenn auch mit Anpassungen.
Der ganze Sinn dieser Veranstaltung konnte also von Anfang an nicht sein, die Kerne beider Konfliktparteien zu befrieden. Und das war auch nicht das erklärte Ziel. Das erklärte Ziel war, Transparenz in die Sache zu bringen und die Öffentlichkeit zu informieren. Das hat Geißler von Anfang an so kommuniziert. Insofern war die Schlichtung keine Schlichtung zwischen der Bahn und der K21-Initiative, sondern eine Schlichtung für die Bürger Baden-Württembergs. Und in dieser Hinsicht hat Geißler exzellente Arbeit geleistet, denn er hat die Stimmung im Land gedreht und somit dem Projekt S21 die nötige Zustimmung in der Bevölkerung verschafft - und er hat gezeigt, dass es zwischen der Ignoranz von oben und der bedingungslosen Basisdemokratie (Volksabstimmung) zur Not noch einen weiteren Weg gibt.
Zitat Insofern war die Schlichtung keine Schlichtung zwischen der Bahn und der K21-Initiative, sondern eine Schlichtung für die Bürger Baden-Württembergs.
Das ist doch mal ein sehr weiser Ausspruch zur Sache. Das scheint einigen Beteiligten aber nicht so klar zu sein.
Zitat von LexxDP: Woher nimmst du diese Anforderungen an einen Schlichter? Stehen die in einer Gesetzesvorlage oder so?
Ich agiere selbst als Schlichter (natürlich nicht solche grossen Fälle). Es gibt keine Gesetzesvorlage, ist doch die Schlichtung gerade die Alternative zum gesetzlichen Streitbegleichungsverfahren.
Ich denke das Missverständnis über die Bedeutung des Labels Schlichtung ist durchaus beabsichtigt. Im Gegensatz zu einer Schlichtung zwischen Tarifparteien gibt es keinerlei formale Basis für die S21-"Schlichtung".
Weil die Mehrzahl der Stuttgarter Protestierer im Grunde obrigkeitsfürchtige Spiessbürger sind haben sie innegehalten sobald sie Wort Schlichtung gehört haben. Sie dachten auch, die Parteien müssten sich an das Ergebnis halten.
Tatsächlich verpflichtet der Schlichterspruch niemanden zu nichts. Die Bahn könnte sofort ihren genehmigten Plan durchziehen und die Gegner könnten sofort wieder auf die Strasse gehen. Ob sie gut beraten wären das zu tun ist eine andere, rein politische Frage.
"Neuer Anlauf für Bürgerentscheid gegen Stuttgart 21
Die Gegner von Stuttgart 21 wollen mit einem neuen Bürgerbegehren das Milliardenprojekt doch noch stoppen. Ziel ist ein Bürgerentscheid und der Ausstieg der Landeshauptstadt aus dem umstrittenen Bahnprojekt, wie das Aktionsbündnis heute mitteilte."
Langsam nervts... wenns nach denen ginge, hätten wir noch Dampfloks... Man sollte Stuttgart vom Netz abklemmen und Umgehungsgleise bauen, wenn die keine moderne Bahn wollen.
Dieser müde Abschied ist natürlich nur schwer auszuhalten für die bemitleidenswerten Aktivisten. Deshalb versuchen sie nochmal das letzte grosse Aufgebot. Aber wenn man ehrlich ist; die Luft ist raus.
Zitat Aber wenn man ehrlich ist; die Luft ist raus.
Naja, die Aktivisten könnten ja mal wieder mit Remmidemmi Aufmerksamkeit erregen. Dummerweise ist das Wetter zu schlecht für die Rummelplatzatmosphäre, die der Wohlstandsdemonstrant braucht... (Wäre die Gelegenheit, mal wieder für den Klimaschutz zu demonstrieren... und den Freund Baum nicht mehr zu umarmen, sondern zu verökostromen )