Nach den teils heftigen Tiraden Peer Steinbrücks und mehreren gekauften Daten-CDs deutscher Steuersünder mit Konten in der Schweiz und anscheinend lange aufrecht erhaltenem Druck, sieht es jetzt tatsächlich danach aus, dass deutsche Vermögen auch in der Schweiz besteuert werden können. Recht interessant finde ich das Konzept, dass schweizer Banken die Abgeltungssteuer einziehen und anonym an das deutsche Finanzamt überweisen. Wer kontrolliert die jeweilige Bank, dass sie das auch tatsächlich tut?
Das kann keiner kontrollieren. Wie soll das auch gehen, ohne substanziell in die Bücher zu schauen, was die Schweizer anken ja gerade verhindern wollen? Es wird also auf den Goodwill der Banken ankommen. Und es gibt gute Gründe, tatsächlich darauf zu vertrauen. 1. sind die Banken und auch 2. deren deutsche Kunden heilfroh aus dem schwarzen Geld nun weisses zu machen und 3. ist man das schlechte Image los da will man die Büchse der Pandora nicht schon wieder öffnen und lieber brav die Daten liefern. Es hat sich ja ohnehin gezeigt, dass diese Bankdatengeheimnisse gar nicht so geheim sind. Sicher wird es auch in Zukunft Daten CDs zu kaufen geben von gefrusteten Ex Bankern, sie werden wohl nicht mehr so teuer sein und die Daten werden nur noch zur Kontrolle genommen werden können.
Es ist natürlich fraglich, ob diese bilateralen Abkommen langfristig Bestand haben oder ob die EU Krake nicht früher oder später auf eine transparente Lösung beharrt. Mit den Doppelbesteuerungsabkommen der grossen Länder ist der grosse Wind aus den Segeln aber irgendwann wird auch das nicht mehr reichen. Denn der Bedarf in Euroland wird weiter wachsen und der Neid auf steuerlich unabhängige Gebiete sicher nicht kleiner.
Die anonyme Quellensteuer ist doch schon seit 40 Jahren der Vorschlag der Schweiz, um das Problem zu lösen. Warum die späte Einsicht auf deutscher Seite?
Ich denke das hat im wesentlichen zwei Gründe; 1. spült das umgehend eine Menge Geld in die deutsche Haushaltskasse, die Rede ist von 30mrd Euro und 2. geht man davon aus, dass dies nur eine Zwischenlösung sein wird bis die EU eine einheitliche Regelung mit automatischem Informationsaustausch fordert. Diese Umsetzung kann gut ung gern noch 10 Jahre dauern und bis dahin will man sich die Kohle sichern.
Nein (die kam auch nicht von der EU sondern der OECD). Aber es ist klar, dass sich die Schweiz wird immer mit der EU arrangieren müssen. Schliesslich werden drei Viertel des Aussenhandels mit Staaten der EU abgewickelt. Momentan ist hier noch keine Dringlichkeit, weil die EU noch keine Richtlinien festgelegt hat und das wird wohl noch dauern, zumal mit Österreich, GB oder Luxemburg Länder innerhalb der EU wenig Interesse haben die Schrauben allzu eng zu ziehen. Deshalb sieht man das hier eher gelassen. Am Ende des Tages nutzt die jetzige Regelung allen; die Schweiz kann ihr Bankgeheimnis wahren, zumindest auf dem Papier, die Länder der EU erhalten eine grosszügige Kompensation für den Steuerausfall. Jetzt muss das Abkommen erstmal umgesetzt und gelebt werden, dann kann man schauen wie genau oder eben wie ungenau und intransparent die Regelung ist. Wie schonb oben gesagt; am Beschiss, also dem kurzfristigen Profit auf Kosten einer mittelfristigen (10 Jahre) Sicherheitsperspektive hat hier keine Bank Interesse.
"Die anonyme Quellensteuer ist doch schon seit 40 Jahren der Vorschlag der Schweiz, um das Problem zu lösen. Warum die späte Einsicht auf deutscher Seite?"
Weil damit das Geld selbst nicht versteuert wird, sondern nur die Zinsen, die für dieses Geld anfallen.
Das Interessante daran, das Geld in die Schweiz zu bringen, sind ja nicht die mikrigen Steuern auf die Zinsen zu sparen, sondern die ~50% Einkommensteuer, evtl. auch noch Mehrwertsteuer auf das Geld selbst zu vermeiden.
Zitat von Kater"Die anonyme Quellensteuer ist doch schon seit 40 Jahren der Vorschlag der Schweiz, um das Problem zu lösen. Warum die späte Einsicht auf deutscher Seite?" Weil damit das Geld selbst nicht versteuert wird, sondern nur die Zinsen, die für dieses Geld anfallen. Das Interessante daran, das Geld in die Schweiz zu bringen, sind ja nicht die mikrigen Steuern auf die Zinsen zu sparen, sondern die ~50% Einkommensteuer, evtl. auch noch Mehrwertsteuer auf das Geld selbst zu vermeiden. Gruss Kater
Kater,
seit wann wird auf den Kontenstand Einkommen- oder Mehrwertsteuer erhoben? Die Gedanken werden immer skurriler.
Nicht alles, was Du nicht verstehst, ist deswegen gleich skurril.
Das Geld, was auf dem Konto ist, muss ja irgendwo her kommen. Und da man solche Summen in der Regel nicht geschenkt bekommt (und selbst dann Schenkungssteuer anfällt) muss es in der Regel als Einkommen versteuert werden.
Das kann man vermeiden, indem man das Geld (was ja in der Regel als Bargeld anfällt) gleich ins Ausland bringt.
wenn es die Zinsen nicht sind, dann kannst Du schwarz verdientes Geld auch hinter dem Haus vergraben. Warum sollte jemand das Risiko eingehen, an der Grenze erwischt zu werden, einmal hin und einmal zurück? Und dann eventuell noch von einem schweizer Banker übervorteilt werden, der die Situation schamlos ausnutzt. Das macht schlicht keinen Sinn.
Hinter dem Haus vergrabenes Geld spart zwar die von Kater angeführten Zinsen, wirft aber keine Erträge ab. Daher wäre es unsinnig, das Geld zu vergraben.
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Die 30 Mrd. € beziehen sich im übrigen auf die möglichen Einnahmen der letzten zehn Jahre.
"wenn es die Zinsen nicht sind, dann kannst Du schwarz verdientes Geld auch hinter dem Haus vergraben. Warum sollte jemand das Risiko eingehen, an der Grenze erwischt zu werden, einmal hin und einmal zurück? ... Das macht schlicht keinen Sinn."
Sicher, so ein paar Millionen vergräbt man doch lieber hinter dem Haus oder im Keller, als sie im Tresor einer Schweizer Privatbank sicher zu wissen. Und wenn die Hütte mal brennt, ist alles weg.
Natüüürlich.
"Und dann eventuell noch von einem schweizer Banker übervorteilt werden, der die Situation schamlos ausnutzt. " Dem ist im Zweifel egal, ob Du das Geld wegen der Sicherheit oder der Zinsen zu ihm bringst. Der wird trotzdem Dein Bestes (=Dein Geld) wollen.
Zitat von LexxHinter dem Haus vergrabenes Geld spart zwar die von Kater angeführten Zinsen, wirft aber keine Erträge ab. Daher wäre es unsinnig, das Geld zu vergraben.
Lexx, welche Erträge? Ich glaube, Ihr seid noch im Jahr 2000.
vielleicht kannst Du mir ja mal einen Tip geben, wie man im Jahr 2010 so ohne dass unser Staat etwas mitbekommt ein paar Milliönchen verdienen kann, ohne bei der Mafia zu sein. Wenn unser Staat das übersieht, hat nicht die Schweiz, sondern unser Zoll / Finanzamt ein Problem. Wer dann die Schweiz als Anlageort wählt ist eigentlich nicht clever genug für solche Summen. Das ist widersinnig.
Sicher nicht auf einmal, aber so im Laufe der Jahre.
Immerhin hat jeder Handwerker das Problem, wenn er schwarz arbeitet. Aber auch andere Selbstständige haben da einige Möglichkeiten.
Und wenn z. B. gebrauchte Maschinen ins Ausland verkauft werden, wird das auch nicht immer korrekt abgerechnet. Das Geld kommt dann nicht mal nach Deutschland. Und wenn nachgefragt wird, war eben der Motor kaputt oder es lag ein anderer Defekt vor, der den niedrigen Preis rechtfertigt. Da die Maschine längst irgendwo eingebaut ist, kann das keiner nachprüfen.
Was hast Du denn geglaubt, wo das ganze Schwarzgeld in der Schweiz herkommt ?