Zu Guttenberg hat seine Pläne zur Verkleinerung der Bundeswehr vorgestellt. Die Zahl der Soldaten soll reduziert und die Wehrpflicht ausgesetzt werden. Gleichzeitig sollen die Verwaltungs- und Führungsstrukturen entschlackt werden und die Bundeswehr trotz Einsparungen einsatzfähiger werden.
"Die Bundeswehr wird seit Jahren kaputtgespart. Und dieser Prozess wird sich fortsetzen. Dass die Bundeswehr in den kommenden Jahren über acht Milliarden Euro einsparen soll, das halte ich für vollkommen unmöglich. Wir werden in jedem Fall erleben, dass die Bundeswehr kleiner, aber nicht besser wird. Sie wird zu immer weniger Einsätzen in der Lage sein."
Die BW verschlingt jedes Jahr 31 Milliarden Euro. Für 250,000 Mann, von denen 7500 einsatzfähig sind. Der Rest ist Überbau oder Apparat. Dass hier die Kosten/Nutzen Rechnung gemacht wird ist längst überfällig. Für das Target von 8 mrd muss nicht mal gross was gemacht werden, das spart sich schon ein wenn man ein paar von den militärischen Bundesämtern zusammenlegt. Natürlich muss Guttenberg jetzt jede Menge Kritik von Offizieren, Wehrbeauftragten und Militärexperten aushalten, die statt den 31 schon immer 50 mrd wollten.
DP: Wenn es so einfach wäre, gäbe es da wohl kein Problem. Die Bundeswehr hat Standorte. An diesen Standorten braucht es Elektriker, Maler, Mechaniker, Reinigungsdienst und Wachen, weitere Handwerker und stationierte Soldaten. Die BW-Standorte binden also schon einen guten Teil der Streitkräfte.
Die einfach aufzugeben ist problematisch und nicht unbedingt sinnvoll. Irgendwo müssen die Panzer, LKW, Schiffe und Flugzeuge schließlich auch stehen und instand gehalten werden, wenn sie mal nicht im Einsatz sind. Irgendwo müssen die Kranken und Verletzten ja hin. Und irgendwo muss auch geflogen und geübt werden können. Die Streitkräftebasis macht 73k Soldaten aus, der Sanitätsdienst 24k. Im Verteidigungsministerium dienen 1245.
Dazu müssen 34k Wehrdienstleistende versorgt werden. Da die BW um 80-90k Soldaten reduziert werden soll, stellt sich die Frage, wie gleichzeitig die Einsatzfähigkeit erhöht werden soll. Das kann praktisch nur über weitere Standortschließungen geschehen - wogegen sich die betroffenen Länder und Gemeinden wehren dürften.
Werden die Standorte nicht geschlossen oder verkleinert, wird sich der "Overhead" reduzieren, also das was nach der Grundversorgung und Infrastruktur noch übrig ist. Aus weniger "Overhead" mehr einsatzfähige Soldaten zu bekommen, dürfte tendentiell schwierig werden...
Die andere Sache ist die Ausrüstung. Um mehr Einsatzfähigkeit zu erhalten müsste man trotz Einsparungen mehr Ausrüstung anschaffen. D.h. der Schwerpunkt des Sparprogramms kann nicht in einer Kaufzurückhaltung liegen. So müssten erst Recht weitere Standorte geschlossen werden. Oder "alles-Gutti" zaubert enorme Effizienzsteigerungen aus dem Hut.
Daran, dass das Konzept so einfach ist, darf man also durchaus zweifeln.
Ich habe mich ja schon gewundert, warum es bei 250.000 Mann so schwer sein soll, die Kontingente für die Einsätze zusammenzukratzen.
Auf einen Mann im Einsatz kommen ja mindestens 100 an der Heimatfront. Und aus den Veröffentlichungen zu dem Thema, habe ich teilweise den Eindruck, dass sich die 100 Mann alle Mühe geben, dem Einen das Leben nicht eben leichter zu machen.
Also ich denke, da kann man erheblich reduzieren, ohne dass es bei den Soldaten irgendwas verschlechtert, eher im Gegenteil.
Zitat An diesen Standorten braucht es Elektriker, Maler, Mechaniker, Reinigungsdienst und Wachen, weitere Handwerker...
Das war, bei allem Wohlwollen, Respekt und Bewunderung für das westliche Deutschland in der DDR, schon immer der Lacher. Eine Armee, die Reinigungs- und Wachdienste braucht! Das muss man sich mal vorstellen. Und Lexx als Vertreter der jungen Generation schreibt das unreflektiert hin, als wäre das normal. Ist es aber nicht.
Eine Armee, die die komplette Palette an externen Dienstleistungen des zu verteidigenden Landes braucht, um funktionsfähig zu sein, ist ein schlechter Scherz. Nichts dagegen, wenn eine Elektro-Fachfirma die Kasernen verkabelt, aber Wachen .... Derweil langweilen sich die Soldaten, tanzen nackt mit der Gasmaske (okay, das taten sie wohl auch vor Jahrzehnten schon) und stellen das alles in youtube, um den großen Witz auch noch öffentlich zu machen.
Zum Glück hat diese Armee keinen echten bösen Feind vor den Grenzen.
Zitat von LexxDP: Wenn es so einfach wäre, gäbe es da wohl kein Problem. Die Bundeswehr hat Standorte. An diesen Standorten braucht es Elektriker, Maler, Mechaniker, Reinigungsdienst und Wachen, weitere Handwerker und stationierte Soldaten. Die BW-Standorte binden also schon einen guten Teil der Streitkräfte. Die einfach aufzugeben ist problematisch und nicht unbedingt sinnvoll. Irgendwo müssen die Panzer, LKW, Schiffe und Flugzeuge schließlich auch stehen und instand gehalten werden, wenn sie mal nicht im Einsatz sind. Irgendwo müssen die Kranken und Verletzten ja hin. Und irgendwo muss auch geflogen und geübt werden können. Die Streitkräftebasis macht 73k Soldaten aus, der Sanitätsdienst 24k. Im Verteidigungsministerium dienen 1245. Dazu müssen 34k Wehrdienstleistende versorgt werden. Da die BW um 80-90k Soldaten reduziert werden soll, stellt sich die Frage, wie gleichzeitig die Einsatzfähigkeit erhöht werden soll. Das kann praktisch nur über weitere Standortschließungen geschehen - wogegen sich die betroffenen Länder und Gemeinden wehren dürften. Werden die Standorte nicht geschlossen oder verkleinert, wird sich der "Overhead" reduzieren, also das was nach der Grundversorgung und Infrastruktur noch übrig ist. Aus weniger "Overhead" mehr einsatzfähige Soldaten zu bekommen, dürfte tendentiell schwierig werden... Die andere Sache ist die Ausrüstung. Um mehr Einsatzfähigkeit zu erhalten müsste man trotz Einsparungen mehr Ausrüstung anschaffen. D.h. der Schwerpunkt des Sparprogramms kann nicht in einer Kaufzurückhaltung liegen. So müssten erst Recht weitere Standorte geschlossen werden. Oder "alles-Gutti" zaubert enorme Effizienzsteigerungen aus dem Hut. Daran, dass das Konzept so einfach ist, darf man also durchaus zweifeln.
Naja die Grundidee wäre ja; Keine Wehrdienstleistenden mehr; weniger Standorte, weniger Versorgung, weniger Sanität, weniger Maler, weniger Elektriker, weniger Panzer ...
"Irgendwo müssen die Panzer, LKW, Schiffe und Flugzeuge schließlich auch stehen und instand gehalten werden, wenn sie mal nicht im Einsatz sind."
Kann man ja mal anfangen, die unnötigen wegzulassen. Wenn die tollen Panzer leider zu schwer sind, um überhaupt in Krisengebiete gebracht zu werden, kann man die Wartung für diese Geräte schon mal weglassen, ohne dass es wer merkt.
Ich finde es jedenfallls immer noch erstaunlich, dass wir zwar eine Luftwaffe unterhalten mit Milliardensummen, aber wenn deutsche Soldaten in Afghanistan Luftunterstützung brauchen, kommt ein Ami.
Zitat von ngWas ist denn dann mit dem Zivildienst?
Wenn der Wehrdienst ausgesetzt wird, dann der Ersatzdienst gleichermassen. Man könne für den Wehrdienst nicht über den Zivildienst argumentieren. So Familienministerin Schröder heute morgen im Morgenmagazin.
Und weiter: Wenn der Wehrdienst im GG bleibt und jederzeit wieder reaktiviert werden kann, dann müssen auch die Strukturen für den Zivildienst erhalten bleiben. Die Einsparungen wären dann sehr gering. Und es wäre ggf. sinnvoll, diese Strukturen mit frw. Zivildienstleistenden auszulasten.
Spock: Sicher braucht die Bundeswehr Soldaten, die die Kaserne bewachen. Da muss man nicht groß reflektieren. Und Essen macht sich nicht von allein. Das militärische Gerät wird selbstverständlich von entsprechenden Mechanikern gewartet. Die zählen alle zu den 250.000 Mann dazu. Das sind nicht alles Kämpfer, die nur Däumchen drehen weil sie gerade nicht im Ausland eingesetzt werden.
Hinzu kommen 75000 zivile Mitarbeiter, von besagtem BW-Maler über Seelsorger bis hin zum Militäranwalt.
DP: Richtig.
Ich hatte ja auch erwähnt, dass eine sinnvolle Steigerung der Effizienz über eine Reduzierung der Infrastruktur gehen muss. Ansonsten hat man eben weniger "Overhead" und vor lauter Gerätewartung, Bewachung und Instandhaltung keine Einsatzkräfte mehr. Das heißt aber im Umkehrschluss, wenn Guttenberg ein Konzept hat, das trotz der Reduzierung der Soldatenzahl und Einsparungen am Ende eine höhere Einsatzfähigkeit schafft, dann müssen weitere Standortschließungen darin enthalten sein. Das kann noch Probleme mit seinen Parteikollegen geben.
Kater: Wenn ich von Panzern rede, sind damit sämtliche gepanzerte Fahrzeuge gemeint, auch Schützenpanzer und Truppentransportpanzer. Ich könnte natürlich auch "Kriegsgerät" sagen, da wäre die Artillerie gleich mit bei, aber das ist nicht so griffig.
Ansonsten hast du Recht, dass man den Bestand an Kriegsgerät die tatsächlichen momentanen Einsätze anpassen sollte. Also mehr leichte und weniger schwere Panzer. Mehr Taktische Fluggeräte und weniger klassische Kampfjets usw. - was allerdings alles Geld kostet, was die BW in Zukunft kaum mehr haben wird.
►"Ich finde es jedenfallls immer noch erstaunlich, dass wir zwar eine Luftwaffe unterhalten mit Milliardensummen, aber wenn deutsche Soldaten in Afghanistan Luftunterstützung brauchen, kommt ein Ami."◄
DAS ist eher ein politisches Problem. Du erinnerst dich vielleicht, was die Politik sich für einen abgebrochen hat, als es darum ging, AWACS Radarflugzeuge und Tornados NUR ZUR AUFKLÄRUNG einzusetzen. Inzwischen ist es ja fast schon ein Skandal, wenn deutsche Soldaten bei Kämpfen zwei Aufständische (Taliban) erschießen (sowas kam tatsächlich in den Nachrichten).
FW: Das soll ja auch kommen. Es soll ja weiterhin 1/5 der bisherigen Stärke an dann freiwilligen Wehrdienstleistenden geben. Und genauso soll man sich bis zu 18 Monate freiwillig für den Zivildienst verpflichten können.
Und Essen macht sich nicht von allein. Das militärische Gerät wird selbstverständlich von entsprechenden Mechanikern gewartet.
Dazu ein kleiner Schwank aus meinem Wehrdienst (1970-1972). Mit mir im Zug zum Standort sassen ein gerade ausgelernter Koch und ein Kfz-Mechaniker. Der Schrauber landete nach der Grundausbildung in der Küche, den Koch traf ich in der Instandsetzung wieder. Ich als einziger Abiturient der Kompanie wurde zunächst für die Schreibstube eingeteilt, durfte dann aber gegen Z4 (frw. Weiterverpflichtung auf 4 Jahre) LKW- und Panzerführerschein machen. Als ich mich dann doch weigerte die Z4 zu unterschreiben und den Uffz-Lehrgang zu machen, wurde ich vom Chefpanzer auf einen normalen Panzer versetzt und blieb Natozebra (HGUA). Zum Gespött aller Uffze und Stuffze, die ja glaubten, ich hielte mich als Abiturient für was besseres als sie.
Zitat Und weiter: Wenn der Wehrdienst im GG bleibt und jederzeit wieder reaktiviert werden kann, dann müssen auch die Strukturen für den Zivildienst erhalten bleiben. Die Einsparungen wären dann sehr gering.
...und chaotisch dürfte es auch werden.
Zitat Und es wäre ggf. sinnvoll, diese Strukturen mit frw. Zivildienstleistenden auszulasten.
Freiwillig?!?? Ein Promille höchstens... Der Rest geht doch immer nur zu den Zivis, weil er nicht zum Bund will... ;)
"In 2008/2009 haben ca. 30.000 junge Leute ein FSJ/FÖJ abgeleistet."
Ich finde die Zahl auch beachtlich, nach meiner erfahrung sind das überwiegend junge Damen. Aber vielleicht finden sich da noch einige junge Männer, so dass der "Zivildienst" noch einigermaßen erhalten werden kan.
Es ist übrigens ganz interessant, dass eine Menge Zivi's durch eben diesen Zivi-Dienst auf ganz andere berufliche Fächer losgehen - xy-Pädagogik (da gibt es ja einige Fächer) ist da auf einmal sehr gefragt, obwohl man sich vor dem Zivi so ein Fach niemals vorstellen konnte.
Schönen Abend WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)