Die Debatten wieviel Verteidigung man sich noch leisten will (und vor allem was nicht) und was aus der Lücke im Wehrersatz wird ist berechtigt und sollte in aller Ruhe und Offenheit geführt werden. Von einem zerreden kann da keine Rede sein. Warum wird jeder Einwand immer gleich als Angriff gewertet? Das sollte eine gesellschaftliche Debatte werden auf möglichst breiter Basis an deren Ende dann der Entscheid stehen sollte (nicht an deren Beginn).
Zitat ng, schonmal vom freiwilligen sozialen Jahr (FSJ) gehört?
Ja, das gibt es, ist aber eine ganz andere Baustelle. Allenfalls betrifft das derzeit ein paar Verpflichtete, die das FSJ als Ersatz für den Zivildienst bevorzugen, weil ihnen am Zivildienst was nicht schmeckt und man ja auf das FSJ ausweichen darf. Wir reden aber vom Pflichtdienst bei der Bundeswehr und dem Ersatzdienst Zivildienst. Der Zivildienst deckt ja ganz andere Stellen ab, als das FSJ - UND er ist Pflicht! Bis auf die erwähnten Ausnahmen sind beim FSJ sicher fast alle freiwillig. Beim Zivildienst aber keiner, sondern nur Gezwungene, die auf BW keinen Bock haben.
Zitat Die CDU diskutiert über einen sozialen Pflichtdienst als Ersatz zum Zivildienst.
Wenn, müsste der aber für alle gelten und nicht nur für Männer, wie manche vorschlagen. Schon jetzt ist die Wehrpflicht nur für Männer ein Unding und widerspricht der Gleichberechtigung (dass dagegen noch keine Frau/Schwarzer protestiert hat, liegt nur daran, dass die Emanzen immer nur gleiche Rechte aber nie gleiche Pflichten einfordern ;))
Zitat Aber jetzt wirds langsam OT. Es ging ja eigentlich um die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr.
Wenn es um Änderungen an der Verpflichtung bzw. der Dienstzeit geht, gehört der Ersatz Zivildienst untrennbar dazu. Und dann natürlich auch die Konsequenzen aus den Änderungen.
Naja, wenn ich die Diskussion über ein verpflichtendes Arbeitsjahr verfolge, frage ich mich schon, ob nicht so mancher einen an der Waffel hat und sich das Thema "freiheitlich, demokratische Grundordnung" mal durch den Kopf gehen lassen sollte. Ein verpflichtendes Jahr ist ja nichts anderes als Zwangsarbeit.
Das kann man im Zusammenhang mit der Landesverteidigung vielleicht noch gelten lassen, aber doch wohl kaum, um Missstände im Gesundheitssystem aufzufangen.
Das würde ja sogar noch gehen, aber die Argumentation geht ja dahingehend, junge Leute als generelle Verfügungsmasse zu betrachten, die man dorthinschickt wo es gerade klemmt. Peter Müller fragt sich "Ist es nicht legitim, zu verlangen, dass sich junge Menschen auch für das Gemeinwesen für eine begrenzten Zeitraum zur Verfügung stellen?" Roland Koch stellt fest, "die Gesellschaft wird ärmer, wenn junge Menschen vor jeder Art von Herausforderungen, etwas für die Gesellschaft zu tun, verschont bleiben".
Aber nun gut, legen wir das nicht auf die Goldwaage und haken das Ganze ab unter politischem Hintergrundgesäusel.
DP: ►"Warum wird jeder Einwand immer gleich als Angriff gewertet?"◄
Weil solche Einwände in der Regel als Verhandlungsmasse ins Spiel gebracht werden. Es soll damit das Argument des sozialen Nutzens ins Spiel gebracht werden, um mindestens den Zivildienst in irgendeiner Form zu erhalten.
Dahingehend halte ich es ähnlich wie Kater: Das wäre letztlich sowas Ähnliches wie Zwangsarbeit. Vor allem soll das laut dem Vorschlag ja nur(!) für Männer(!) verpflichtend sein. Das geht überhauptnicht!
p.s. Um das dann verlorene Jugend-Jahr im internationalen Wettbewerb um Arbeitsplätze aufzuholen wird vermutlich G11 eingeführt...
Ein Vorschlag zur "Zwangsarbeit" liegt noch lange nicht auf dem Tisch. Was wir haben sind Politikeraussagen im Wind. Und übrigens der eine (Koch) wollte sie für Männer, der andere (Müller) auch für Frauen.
Zitat von ngWas ist denn dann mit dem Zivildienst?
Ich kann nur hoffen, dass der endlich eingestampft wird, spätestens wenn irgendwann die Berufsarmee kommt. Die Existenz des Zivildiensts ist nicht gerade unschuldig an den riesigen Ineffizienzen im Pflegebereich, außerdem verhindert er zahlreiche echte Arbeitsplätze. Er nimmt den Rationalisierungsdruck von den Pflegeträgern, weil sie ja jede Menge billige Arbeitskräfte zur Verfügung haben. Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser Bereich dann endlich marktwirtschaftlich organisiert werden kann, vielleicht färbt das dann auch auf das Gesundheitswesen allgemein ab.
"Die Existenz des Zivildiensts ist nicht gerade unschuldig an den riesigen Ineffizienzen im Pflegebereich, außerdem verhindert er zahlreiche echte Arbeitsplätze."
Das ist zweifellos richtig. Da viele Einrichtungen, die Zivis beschäftigen, über Pflegesätze refinanziert werden kann ich mir schon das Geschrei der Bezirksregierungen (zumindest in BY sind die für diese Finanzierungen zuständig) vorstellen, wenn es um die Erhöhung der Pflegesätze geht!
Allerdings ist auch der Arbeitsmarkt als solcher auf den Wegfall der Zivis noch keineswegs vorbereitet. Es gibt nämlich kaum Pflegekräfte auf dem Markt. Ich weiß nicht ob mein Beispiel noch zutrifft, es ist nämlich gut 15 Jahre alt: Die Einrichtung, die ich mal führte hatte am selben Wochenende 2 Anzeigen in der Zeitung, eine für eine Kinderpflege- und eine für eine Psychologenstelle. Es kamen 3 Bewerbungen für die Kinderpflege- und fast 300 für die Psychologenstelle.
Natürlich steigt der Rationalisierungsdruck, es gibt aber viele Bereiche wie z.B. die Förderung behinderter Kinder bei denen "Rationalisierung" eine sehr zweischneidige Sache ist. Menschliche Zuwendung erfordert nicht notwendig eine gediegene Ausbildung, aber immer Zeit - und die bringen die Zivis ja mit.
Schönes Wochenende WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat Ein verpflichtendes Jahr ist ja nichts anderes als Zwangsarbeit. Das kann man im Zusammenhang mit der Landesverteidigung vielleicht noch gelten lassen, aber doch wohl kaum, um Missstände im Gesundheitssystem aufzufangen.
Ob nun ein Arbeitsamt oder ein Bundesamt für Zivildienst die Leute in diese Jobs zwingt, bleibt sich gleich. Zumal es dem ZDL ggf. sogar besser geht.
Zitat Weil solche Einwände in der Regel als Verhandlungsmasse ins Spiel gebracht werden. Es soll damit das Argument des sozialen Nutzens ins Spiel gebracht werden
Er wird nicht ins Spiel gebracht, sondern IST im Spiel, da er halt am Wehrdienst mit dran hängt - als Ersatz und nicht als eigenständige Sache. Wer also die Wehrpflicht oder den Wehrdienst ändern/abschaffen will, muss sich auch mit dem Ersatzdienst beschäftigen.
Dass nicht alle begeistert sind, keine Zivis mehr ausnutzen zu können (insbes. Kirchen, Gutmenschenvereine, Ökos/Naturschützer, etc.), dürfte nicht überraschen.
Zitat Allerdings ist auch der Arbeitsmarkt als solcher auf den Wegfall der Zivis noch keineswegs vorbereitet. Es gibt nämlich kaum Pflegekräfte auf dem Markt.
Und? Die Zivis sind doch auch eher Hiwis und keine ausgebildeten Fachkräfte.
ng: Dazu hat WRL bereits geschrieben: "Natürlich steigt der Rationalisierungsdruck, es gibt aber viele Bereiche wie z.B. die Förderung behinderter Kinder bei denen "Rationalisierung" eine sehr zweischneidige Sache ist. Menschliche Zuwendung erfordert nicht notwendig eine gediegene Ausbildung, aber immer Zeit - und die bringen die Zivis ja mit."
Zitat Dazu hat WRL bereits geschrieben: (...) Menschliche Zuwendung erfordert nicht notwendig eine gediegene Ausbildung, aber immer Zeit - und die bringen die Zivis ja mit."