Wieder einmal wird die Aufspaltung der deutschen Bahn ins Spiel gebracht. "Die Monopolkommission ist ein Beratergremium der Bundesregierung auf den Gebieten Wettbewerbspolitik und Regulierung. Justus Haucap, Wirtschaftsprofessor von der Universität Düsseldorf, ist seit Juli 2008 Vorsitzender des Gremiums."
Und das schlägt jetzt vor, die Bahn noch vor einem Börsengang in ein Infrastruktur- und ein Verkehrsunternehmen aufzuspalten, weil sie als Netzbetreiber keine langfristigen Verträge mit Mitbewerbern abschließen will und so den Wettbewerb behindere. Einem reinen Netzbetreiber sei es dagegen egal, wer auf seinen Schienen fährt.
Nein, kein Sommerloch-Thema sonder m.E. ein sehr wichtiges Thema.
Wenn die Bahn Eigentümerin des Schienennetzes bleibt so wird es außer ein paar regionale Strecklein nie vernünftige flächendeckende Konkurrenz zur Bahn geben können.
Das wird zwar auch die Zusatzeinnahmen des Bundes schmälern (der will ja jährlich 500 Mio von der Bahn als Mindestgewinnbeteiligung), und natürlich den IPO verschlechtern, aber das Geld können die sich ja dann auch von den anderen Kunden/Betreibern holen, wenns denn sein muss.
Schönen Tag WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Ng
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27.07.2010 15:04
#3 RE: Aufspaltung der deutschen Bahn - wieder mal.
Zitat Nein, kein Sommerloch-Thema sonder m.E. ein sehr wichtiges Thema. Wenn die Bahn Eigentümerin des Schienennetzes bleibt so wird es außer ein paar regionale Strecklein nie vernünftige flächendeckende Konkurrenz zur Bahn geben können.
Ich bin auch für eine Trennung von Netz und Verkehr - ganauso wie beim Stromnetz übrigens.
Die kurzfristigen Verträge werden die Fahrgäste um Hagen herum zu spüren bekommen. Dort wird Abellio Rail mit seinen tollen neuen Triebzügen nämlich ab 2011 wimre sämtliche Strecken wieder an die Bahn verlieren. Für den Nahverkehr wird die Konkurrenz aber vermutlich nicht so viel ändern. Die Bahn-Kokurrenten ziehen einen Großteil ihres Preisvorteils nämlich aus niedrigeren Personalkosten dank ca. 30% niedrigerer Löhne. Deswegen möchte die Bahn ihren Tarifvertrag auch als für die Branche verbindlich festschreiben.
Bahn-Konkurrenz im Fernverkehr wäre allerdings interessant.
Ich verstehe nicht worin nun der grosse Vorteil liegt wenn man Netz und Betreiber trennt. Auf jeden Fall sehe ich hier einen Nachteil, nämlich dass der Staat wieder alle Fäden zieht und hier weiter mit einem riesigen Beamtenheer agiert und schaltet und waltet. Warum kann man denn nicht adäquat zur Liberalisierung der telekommunikativen Infrastruktur vor 14 Jahren dem Monopolisten (DB) regulierte Auflagen zur Weitervermietung des Netzes machen?
"Warum kann man denn nicht adäquat zur Liberalisierung der telekommunikativen Infrastruktur vor 14 Jahren dem Monopolisten (DB) regulierte Auflagen zur Weitervermietung des Netzes machen?"
Könnte man sicherlich - ich weiß nur nicht, welcher Beamtenapparat dann größer/uneffektiver wäre, das, was wir jetzt schon haben oder das was dann noch bleibt davon zuzüglich der "Kommission zur Überprüfung der äquivalenten Weitervermietung von Schiene und Zubehör".
Schönen Abend WRL
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Ich sehe nicht so wirklich das Problem der Trennung.
Die Bahn AG ist schon jetzt ein Privatunternehmen in Staatsbesitz. Die Bahn Netz AG könnte es genauso sein. Genau betrachtet wäre es vermutlich sogar schwieriger, die per Gesetz vorgesehene privatwirtschaftliche Organisation bei der Abspaltung aufzuheben und aus dem Netzbesitzer einen Staatsbetrieb oder eine Behörde zu machen.
Eine Spaltung wird wahrscheinlich also keine neuen Beamten schaffen. Eine privatwirtschaftlich geführte Bahn Netz AG wird natürlich die Streckennetze entsprechend nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten vermieten. Der Staat bleibt lediglich der Eigentümer.
Die Frage ist, ob es Vorteile bringt, auch im Fernverkehr konsequente Konkurrenz zuzulassen.
Zitat von Lexx Eine privatwirtschaftlich geführte Bahn Netz AG wird natürlich die Streckennetze entsprechend nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten vermieten.
Da lachen ja die Hühner. Wo auf dieser weiten Welt gibt es ein Staatsunternehmen, das nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeitet? Mein Rat; verkauft den ganzen Schrott. Die Wirtschaft ist letztlich immer besser als der Staat.
"Mein Rat; verkauft den ganzen Schrott. Die Wirtschaft ist letztlich immer besser als der Staat."
Das ist ja prinzipiell auch meine Auffassung. Leider gibt es im Bahnbereich mit der englischen Bahn ein Vorzeigeprojekt, das wohl nicht gerade für Deine/unsere These spricht...
Schönen Tag WRL
PS: Ich hatte jahrelang eine Bahncard 50, die hab ich letztes Jahr gekündigt, weil - ich den automatisch verlängernden jährlichen Turnus (ohne irgendeine Gegenleistung) nicht gut finde - weil die Auskünfte im laufenden Betrieb schlicht katastrophal sind. Beispiel: Wollte von Koblenz nach München fahren, leider fuhr mir der Zug vor der Nase davon. Auskunft gefragt, wie ich am besten fahre und eine halbe Stunde in Koblenz gewartet (es gibt eine "Lounge" für die erste Klasse, die sich allerdings von den Flugplatzlounges doch deutlich unterscheidet..), denn die Alternative wäre gewesen, 2 x umzusteigen und dann auch nur die selbe S-Bahn zu erwischen wie mit dem nächsten Zug (der lt Auskunft pünktlich sein sollte). Leider war der Zug nicht pünktlich, sondern 20 min zu spät dran, also hab ich den Umsteiger in Mannheim verpasst. Um diese Zeit war auch die Lounge in Mannheim zu. Der nächste Zug in Mannheim hatte dann fast eine halbe Stunde Verspätung (das ganze war Mitte Dezember)... - Ich für die meisten langen Reisen (z.B. 2 x Paris) ohne Bahncard weniger bezahlt habe als mit.
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Gast
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28.07.2010 12:50
#11 RE: Aufspaltung der deutschen Bahn - wieder mal.
Zitat von WRL"Mein Rat; verkauft den ganzen Schrott. Die Wirtschaft ist letztlich immer besser als der Staat." Das ist ja prinzipiell auch meine Auffassung. Leider gibt es im Bahnbereich mit der englischen Bahn ein Vorzeigeprojekt, das wohl nicht gerade für Deine/unsere These spricht...
Warum? Schlechter Service, teure Tickets, mieser Zustand? Richtig aber eben auch keine Ausgaben von Steuergeldern. Insofern ist der Vergleich falsch. Man könnte auch die Tube mit der mosaikverzierten, sauberen und praktisch kostenlosen U Bahn in Moskau zu Zeiten Breshnews vergleichen. Man kann mit Steuergeldern immer alles toll und super gestalten und mit Goldrand verzieren, denn das müssen ja andere erwirtschaften. Ausgeben ist immer einfach.
DP
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28.07.2010 14:49
#12 RE: Aufspaltung der deutschen Bahn - wieder mal.
Zitat Mein Rat; verkauft den ganzen Schrott. Die Wirtschaft ist letztlich immer besser als der Staat.
Wenn einem das Ergebnis passt oder wurscht ist, kann man so denken. Ansonsten sollte man eher "profitabler" statt "besser" sagen.
Alte Faustregel: Je wichtiger etwas für den Bürger ist und je abhängiger er davon ist, umso schlechter ist er i.d.R. dran, wenn es rein privatwirtschaftlich betrieben wird.
Alte Faustregel: Je wichtiger etwas für den Bürger ist und je abhängiger er davon ist, umso eher kann der Staat Beamtenapparate aufbauen und Steuergelder verschwenden.
"Wo hinter der Bahn in ihrer jetzigen Form steht nochmal genau der große Beamtenapparat?"
Da dräng ich mich mal vor: Die Bahn IST der Beamtenapparat, zumindest zur Zeit. Auch wenn die Bahn eine private Firma ist, befinden sich noch ungeheuer viele der Mitarbeiter im Beamtenstatus - das ist genauso wie bei der Post oder der Flugsicherung. Da sind sicherlich eine Menge in den Mitarbeiter-Status gewechselt, aber es gibt immer noch Beamte en masse.
Und das mit dem Aufbau des Beamtenapparates (Reg-Schiene analog zur Reg-Tp für die "Funkerei") stammt von mir, DP hat das bezweifelt.
Schönen Abend WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)