KiK ist im Moment medial und bald wohl auch wieder strafrechtlich am Pranger.
Warum?
In zehntausenden Fällen wurden Mitarbeiter per Auskunftei ausgespäht und überschuldete AN gezielt aus dem Unternehmen gedrängt, also gekündigt.
Warum?
Sind die obersten Personalmanager böse? Wollen sie diesen Leuten absichtlich schaden? Nein! Unglaublich aber wahr: Man hatte Angst, die Leute würden klauen.
Was hat der persönliche Schuldenstand mit der Rasse zu tun?
Es gab mal ein Lied "16 tons" mit dem Refrain "..I owe my soul to the company store!" - die hatten damals die Menschen in Schulden gebracht DAMIT sie über abhängige Mitarbeiter verfügen - so ändert sich die Welt. Nur ist das eine so schlecht wie das andere.
Es regnet.. WRL
"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach “Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.” (Mark Twain)
Zitat Wenn sie Vorbestrafte rausgefiltert hätten, könnte man das ja noch verstehen.
Nein könnte man nicht. Wenn die für die Vorstrafe ursächliche Straftat nicht in Widerspruch zur ausgeübten Arbeit steht, ist sie irrelevant. Wobei man da sicher viel konstruieren kann, gerade bei Verkaufspersonal mit Kundenkontakt und womöglich Kassenverantwortung.
Ansonsten ist sicher noch ein sehr großer Unterschied zwischen Schulden haben und überschuldet sein.
Wie schon an anderer Stelle gesagt: Einzelhandel 2010 in Deutschland ist keine Kuschelecke, sondern Kriegsschauplatz. Das ist nicht an den Haaren herbeigezogen. Die Hierarchien, Ränge und Verantwortlichkeiten in einem deutschen Warenhaus sind unter Umständen strenger gehandhabt als bei der Bundeswehr.
Wir alle mit unserem Konsumverhalten fördern und füttern dieses System. Selber Schuld, wer seine Tomaten nicht beim netten Gemüsehändler um die Ecke und seine Hemden nicht in der kleinen Boutique kauft, sondern bei den großen Ketten. Ich tue das auch nicht, oder kaum, aber ich jammere auch nicht über die angeblich unmenschlichen Zustände im deutschen Einzelhandel.
Skandalöser als die Vorgehensweise von Kik ist die Tatsache, dass das Unternehmen die Möglichkeit hat, Informationen über die Vermögensverhältnisse ihrer Mitarbeiter zu bekommen. So etwas dürfte es grundsätzlich nicht geben.
Zitat Skandalöser als die Vorgehensweise von Kik ist die Tatsache, dass das Unternehmen die Möglichkeit hat, Informationen über die Vermögensverhältnisse ihrer Mitarbeiter zu bekommen. So etwas dürfte es grundsätzlich nicht geben.
Das ist in der Tat ein wichtiger Punkt. Wie kann so etwas passieren in einem Land, in dem gefühlt auf je 10 Bürger ein Datenschutzbeauftragter kommt?
"Wie kann so etwas passieren in einem Land, in dem gefühlt auf je 10 Bürger ein Datenschutzbeauftragter kommt?"
Das ist relativ einfach. Bei allen wirklich wichtigen Dingen gibt es in Deutschland keinen Datenschutz, also müssen wir das bei den anderen umso genauer kontrollieren. Hat vielleicht was mit dem schlechten gewissen zu tun, was vielleicht bei manchen Politikern doch vorhanden ist.
Spock: Dass Einzelhandel Kriegsschauplatz ist, rechtfertigt ein solches Vorgehen in KEINER Weise.
1. gibt es auch Einzelhandel, der ohne solche Maßnahmen auskommt. Z. B. Aldi Nord. (Von C&A oder Kaufhof habe ich im Übrigen auch noch keinen Überwachungs-Skandal mitbekommen) 2. Dass diese Maßnahme überhaupt was bringt, ist garnicht nicht gesagt. Ich kann allein die Logik dahinter nicht nachvollziehen. Ich würde bei ver- oder überschuldeten Mitarbeitern eher davon ausgehen, dass die alles tun, um ihre Arbeit zu behalten - also besser zu unterdrücken sind. KiK hat hier mit demselben Ziel quasi gegenteilig gehandelt wie Lidl, die sich vorzugsweise besonders abhängige Mitarbeiter (Alleinerziehende) raussuchen. Diese Methode halte ich sogar für menschenverachtend - die Entlassenen werden praktisch ins Verderben, die Insolvenz, geschickt. 3. Handelt es sich hier vermutlich um eine strafbare Handlung. Die Staatsanwaltschaft prüft ja bereits eine Wiederaufnahme des Ermittlungsverfahrens, weil jetzt im entscheidenden Punkt, dem Nachweis der Schädigungsabsicht, Bewegung in die Sache gekommen ist.
Ein "selbst schuld" ist mir in diesem Fall einfach zu billig. Bei McDonalds werden die Mitarbeiter nicht in der Weise behandelt, haben sogar einen korrekteren Umgang als in so manchem Restaurant. Und das Gammelfleisch gabs bei Rewe, nicht bei den großen Discountern. Gefälschte Lebensmittel (Kunstkäse, Kunstfleisch, unechte Garnelen u. ä.) sind bei Markenartikeln vorherrschend. Vor Kinderarbeit und ausgebeuteten Näherinnen in Südostasien ist man auch bei Nike oder Reebok nicht gefeit.
Niedrige Preise sind also nicht automatisch ein Füttern menschenverachtender und ausbeuterischer Systeme. Das ist m. E. vielmehr der Einfluss einer manchester-kapitalistischen Mentalität in den entsprechenden Verwaltungsebenen, die im letzten Jahrzehnt verstärkt Einzug in Deutschland hält.
"Einzelhandel 2010 in Deutschland ist keine Kuschelecke, sondern Kriegsschauplatz."
Die Firmen agieren halt im Rahmen der Regeln die durchgesetzt werden. Es wäre aber Aufgabe des Gesetzgebers, endlich mal vernünftige Regeln für alle verbindlich festzuschreiben und durchzusetzen.
Das wurde aber in den letzten 30 Jahren nicht gemacht, im Gegenteil. Was wohl daran liegt, dass die meisten Politiker noch gar nicht mitbekommen haben, dass das hohe Lied der Tariffreiheit heute nicht mehr funktioniert. Naja, die haben ja gerade erst mitbekommen, dass es Computer gibt.
Meine Güte, gehts noch etwas dramatischer? Muss jetzt der UNO Menschenrechtshof einschreiten?
Worum gehts denn überhaupt? Da werden Kurzzeit Angestellte auf ihre Liquidität hin überprüft, weil man damit das Risiko eindämmen will, dass im eigenen Laden geklaut wird. Ich nehme an, das sind eh alles Hilfsarbeiter der sog. bildungsfernen Schichten. Und Kik ist doch son Ramschladen, da kommt doch eins zum anderen; armer Schlucker trifft temporär auf handelbare Ramschware, wo der Skrupel zum Klauen gering ist. Mit dem Kreditcheck wollte man wohl zumindest das gewerbsmässige Stehlen unterbinden.
Vielleicht sollte man diese Seite auch einmal betrachten, wenn man über die Firmenleitung herzieht; unsere lieben Angestellten entpuppen sich oft genug nicht nur als faul sondern auch als kriminell. Dass die Firma die kostenintensiven Kontrollen einstellen will liegt wohl weniger am öffentlichen Druck sondern daran, dass es nichts gebracht hat, weil es diesen direkten Zusammenhang zwischen Schulden und Klauen nicht so gibt.
DP: Nein, ich finde es richtig, dass der Arbeitgeber die Grenze zur Privatsphäre nicht zu überschreiten hat. Egal ob bei Billiglöhnern oder leitenden Angestellten. Ich weiß nicht, was du sagen würdest, wenn deine Firma ein persönliches Dossier über dich erstellen würde.
Bedenklicher finde ich Katers reflexhaften Ruf nach Regulierung. Der ganze Tarifmist führt dann dazu, dass eine Kraft, die bei Kik die Wühltische füllt, dasselbe verdienen soll wie ein Berater in einem hochwertigen Konfektionsgeschäft. Da fände ich Regelungen für einen vernünftigen Mindestlohn sinnvoller. Den Rest soll doch der bitte Markt erledigen.
Spock, natürlich ist das richtig, das bestreite ich ja nicht. Ich finde nur die Moralität dahinter lächerlich und einseitig. Ich finde die Handlung der Firmenleitung gemessen am real existierenden Problem nachvollziehbar, gleichwohl aber zu sanktionieren. Völlig richtig finde ich übrigens Lexx´s Impetus des unfassbaren Vorurteiles. Dass nämlich die Schuldner übermässig klauen ist ein Vorurteil welches in der Realität kaum Bestand haben dürfte. Vielleicht ist sogar das Gegenteil der Fall.
dass Netto versucht, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bei geringfügig Beschäftigten zu umgehen. Das ist eine Schweinerei. Dagegen ist das andere doch kiki.
"Bedenklicher finde ich Katers reflexhaften Ruf nach Regulierung. Der ganze Tarifmist führt dann dazu, dass eine Kraft, die bei Kik die Wühltische füllt, dasselbe verdienen soll wie ein Berater in einem hochwertigen Konfektionsgeschäft. Da fände ich Regelungen für einen vernünftigen Mindestlohn sinnvoller. Den Rest soll doch der bitte Markt erledigen."
Ähem, habe ich was anderes gefordert ?
Wenn es nach mir ginge, würden die ganzen 430€ Jobs abgeschafft und ein Mindestlohn eingeführt. Das vereinfacht erheblich die Kontrolle, weil viele Schlupflöcher dann nicht mehr gingen. Und die 430€ Jobs sind doch lediglich eine Umverteilung der Sozialabgaben von den anderen Angestellten zu den Firmen.
Das Problem ist, dass die Mindestlöhne mit Verweis auf die Tarifparteien nicht eingeführt werden.