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Dieses Thema hat 8 Antworten
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 Themen des Tages
DP Offline



Beiträge: 5.248

21.07.2010 13:24
Substanzverlust in der Union Antworten

Die Motive mögen ja unterschiedlich sein; Abwahl, Amtsmüdigkeit, weggelobt, aber der Eindruck, dass die Union in kürzester Zeit ihre markantesten Köpfe verliert zieht sich dann doch wie ein roter Faden durch die Ära Merkel II. Vor allem die Aufgabe der politischen Position von Koch und von Beust sowie in Teilen von Wulff, Köhler und Oettinger sind doch bemerkenswert; Amtsmüdigkeit kennt man sonst kaum in der politischen Landschaft. Da wird der politischen Elite stets Machtversessenheit und Stühlekleben vorgeworfen und dann das.
Gibt es so etwas wie einen Zeitgeist, der für diese freiwilligen Rücktritte verantwortlich ist? Gilt Pflichterfüllung heute nichts mehr? Ist der Politiker selbst heute weniger wert oder sind gar die Bezüge und Karriereaussichten im Vergleich zur Wirtschaft zu klein? Oder ist das ein reines Problem der CDU unter Merkel, die all ihre Schwergewichte punktuell zurückstutzt, um ja keinen Nachfolger aufzubauen?

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

21.07.2010 14:26
#2 RE: Substanzverlust in der Union Antworten

Du hast Rüttgers vergessen, einst soziales Sprachrohr, des linken Flügels der CDU.

Davon abgesehen habe ich keine schlüssige Erklärung für diese Rücktrittshäufung.

DP Offline



Beiträge: 5.248

21.07.2010 14:33
#3 RE: Substanzverlust in der Union Antworten

Nun, Rüttgers und Althaus sind abgewählt worden und harren nun in der Reserve auf mögliche andere Posten und reihen sich somit eher in den üblichen politischen Verwertungskreislauf ein der da lautet; politische Karriere, Aufstieg, Amt, Abwahl, Ehrenvorsitz.

WRL Offline



Beiträge: 1.124

21.07.2010 15:27
#4 RE: Substanzverlust in der Union Antworten

M.E. greifen da einige Rädchen ineinander:
- zum einen sicherlich der Machtwille von Frau Merkel. So traue ich ihr durchaus zu, dass der Bu-Prä-Vorschlag Wulff nicht zuletzt deswegen kam, weil ihr so der letzte potentielle Gegenkandidat abhanden gekommen ist.
- des weiteren hat die CDU stark an Kontur verloren. Kanzlerwahlverein war sie schon immer, aber unter Adenauer bis unter Barzel, selbst noch unter Kohl war sie doch sehr von konservativen Werten und Gedanken geprägt; mittlerweile erscheint "Beliebigkeit" das Parteiprogramm zu sein.
- zumindest nach aussen hin erscheint Merkels Führungskraft nicht vorhanden zu sein. Wenn ich mir das Gezänk in der Koalition so anhöre dann kann ich daraus nur folgern, dass es außer "durchwursteln bis zur nächsten Wahl" keine anderen gemeinsamen Punkte mehr gibt. Früher haben die Leute Sommertheater aufgeführt von denen man noch nicht mal wusste, dass sie Bundestag sitzen - heute springen selbst Minister freudig auf die Bühne.
- Konkurrenz belebt das Geschäft - und da ist keine vorhanden. Eine Witzfigur wie Gabriel (zumindest muss er jemand klugen in seiner Umgebung haben, manchmal hat er ja überraschende Geistesblitze) oder auch die Damen Trittin, Künast und Roth (war Absicht) sollten ja eigentlich mit ein paar guten Argumenten vom Tisch zu fegen sein; nur, was macht man, wenn einem keine einfallen?

Mein Fazit: Wir haben jetzt gut 45 Jahre politisches Mittelmaß gepflegt, warum sollen wir uns aufregen wenn uns klar ird, das wir das schon seit langen Jahren haben?

Und zu den Abwanderern: Politik ist ein zunehmend schwierigeres Geschäft geworden, kein Wunder wenn man daran die Lust verliert. Bei dem Einkommen, das ein Ministerpräsident hat kann doch mal der Wunsch aufkommen, wenigsten soviel zu verdienen wie der Vorstand der Kreissparkasse und auch nicht mehr arbeiten zu müssen als dieser; und die Verantwortung ist auch noch viel viel weniger; und das Familienleben ist auch wieder schön; und und und..

Der Entscheidungsspielraum von politischen Entscheidern ist doch von allen Seiten eingeengt worden, was bleibt denn einem Ministerpräsidenten noch kreatives zu tun? Selbst in der Schulpolitik quatschen Berlin und Brüssel kräftig mit.

Schönen Tag
WRL

"Glückliche Sklaven sind die größten Feinde der Freiheit!" Marie von Ebner-Eschenbach
“Politiker sind wie Windeln. Man muss sie oft wechseln und das aus denselben Gründen.”
(Mark Twain)

DP Offline



Beiträge: 5.248

21.07.2010 15:52
#5 RE: Substanzverlust in der Union Antworten

Werner, Das macht für mich absolut keinen Sinn. Schliesslich ist hier niemand vom Machtepizentrum getürmt, also ein Minister, Partei-, oder Fraktionschef etc. sondern da haben sich Leute aus der Peripherie verabschiedet, die 1. fest im Sattel sassen und 2. gar keine bundespolitischen Absichten (mehr) besassen. Sollte z.B. der Hamburger OB tatsächlich wegen dem Führungsstil der Bundeskanzlerin von seinem Amt zurücktreten würde mich mal interessieren, welche Berührungspunkte es da überhaupt gäbe. Und für das Profil einer Partei ist meiner bescheidenen Meinung nicht nur der Chef verantwortlich, im Gegenteil wurde das Bild der Union gerade auch von Personen wie von Beust geprägt, der ja so etwas wie ein Anti-Konservativer ist. Wenn der zurücktritt und den Posten dem strammen Konservativen Ahlhaus überlässt beeinflusst dies das Bild der Partei weit mehr als Merkel das je allein gekonnt hätte.

Gast
Beiträge:

21.07.2010 19:50
#6 RE: Substanzverlust in der Union Antworten

Lafontaine ist schuld (wie immer). Der hat diesen Trend losgetreten.

F-W Offline




Beiträge: 1.679

22.07.2010 11:59
#7 RE: Substanzverlust in der Union Antworten

Man muss das sportlich sehen. Als Ballack vom Platz getreten wurde war das Wehklagen gross. Aber dann hat sich sein Wegbleiben als grosser Glücksfall für Löw erwiesen.

Diese Chance hat die Union auch. Der Substanzverlust ist nicht so hoch, wie von den Unionverächtern gerne herbeigeredet und -gesehnt. Öttinger, Althaus, Rüttgers. Entweder von der Union selbst oder vom Wähler entsorgt. Wo ist da der Substanzverlust? Sie wären zur Belastung geworden. Bei v. Beust, Wulff und Koch ist längst nicht gesagt, ob sie eine Wiederwahl in ihren Ländern geschafft hätten. Koch mit Sicherheit nicht, er überlebte nur weil sich die SPD mit Ypsilanti selten dämlich angestellt hat. Wulff hatte schon lange keine Lust mehr. Seit seiner Wiederwahl hat er nicht mehr regiert, sondern Präsident gespielt. McAllister ist der Mann der Zukunft und ihm jetzt Zeit zu geben, sich bis zur Neuwahl zu profilieren ist genau richtig. Ich halte ihn im übrigen für ein weit grösseres Talent als es Wulff je war. Zumindest in Hannover hat die Union an Substanz gewonnen.

FW

Lexx Offline



Beiträge: 3.730

22.07.2010 12:56
#8 RE: Substanzverlust in der Union Antworten

Substanzverlust ist es schon, schließlich ist die Substanz der Union dünner geworden.
Wobei man da bei Köhler drüber streiten kann. Nach der Bundespräsidentschaft ist ja normalerweise der politische Ruhestand angesagt.

Nur wenn die oberste Lage weggerissen wird, ist damit nicht gesagt, dass die Lage darunter schlechter ist. Insofern stimme ich dir zu.
Diesen McAllister kenne ich überhaupt nicht aber allein der Name deutet schon nicht auf einen typischen CDU-hardcore-Konservativen hin, wie Schäuble, Beckstein oder Öttinger. Wenn die CDU sich so mit moderneren Kräften erneuert, soll es mir recht sein.

Steffen Huber Offline



Beiträge: 194

25.07.2010 01:52
#9 RE: Substanzverlust in der Union Antworten

Zitat von Lexx

Diesen McAllister kenne ich überhaupt nicht aber allein der Name deutet schon nicht auf einen typischen CDU-hardcore-Konservativen hin, wie Schäuble, Beckstein oder Öttinger. Wenn die CDU sich so mit moderneren Kräften erneuert, soll es mir recht sein.



Ich wüsste jetzt nicht, dass es in der CDU überhaupt noch nennenswert Hardcore-Konservative geben soll (und einen Beckstein kenne ich nicht, oder meinst Du den von der CSU?). Aber gerade Öttinger ist selbst unter den nicht-besonders-konservativen kein besonders Konservativer.

Wobei ich Öttinger aus dem "Substanzverlust" sowieso rausnehmen würde. In BaWü fehlt er niemandem, und bundespolitisch hat seit Lothar Späth kein CDUler aus BaWü nennenswertes Gewicht entwickelt.

Mir scheint, dass die CDU-Strategie seit etwa 2005 darin besteht, die CDU für die Gutmenschenfraktion, die Wohlfühllinken und die pseudomodernurbane Klientel wählbar zu machen. Dazu wurden quasi alle halbwegs konservativen Positionen geräumt, wohl in der Erwartung, dass die konservative Wählerschaft trotzdem zur Wahlurne geht, weil sie ja eh keine Alternative hat. Das könnte nach hinten losgehen, wie die SPD schmerzlich erfahren hat. Die FDP fährt ja seit der Regierungsübernahme eine ähnliche Strategie. Nur die CSU (immer gegen die FDP!) und die Grünen (bei der Konkurrenz genügt Nichtstun!) haben derzeit eine klare Strategie.

Gruß,
Steffen

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