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Dieses Thema hat 23 Antworten
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Lexx Offline



Beiträge: 3.730

12.11.2009 13:37
Wider die Kopfpauschale. Antworten

Das Prinzip der Kopfpauschale gilt ja als Favorit der Union als Zukunft des Gesundheitssystems.

Aus der Schweiz kommt nun aber eine Erfahrung, die anscheinend dagegen spricht, wie dieser Artikel verdeutlicht:
http://www.tagesschau.de/ausland/gesundh...schweiz100.html

"Wie in Deutschland sind es vor allem die bürgerlichen Parteien, die Christdemokraten und die FDP, die auf Wettbewerb im Kassensystem setzen. Doch dieser Wettbewerb unter den 90 Schweizer Versicherern beschränkt sich lediglich darauf, dass man über günstige Kassenbeiträge der Konkurrenz Junge und Gesunde abjagt.

Der Wettbewerb ziele nicht darauf ab, die Leistungen für die Versicherten zu verbessern, sagen die Kritiker und sprechen von Pseudowettbewerb. Die Leistungen der Kassen sind in der Schweiz gesetzlich festgelegt. Die Kosten für die teuren Abwerbungskampagnen werden auf gut 200 Millionen Euro im Jahr geschätzt.

Kassen, die in diesem System auf der Strecke bleiben und den Kampf um die Jungen verlieren, wird mit einem milliardenschweren Risikoausgleich unter die Arme gegriffen. Alles in allem leiste der Wettbewerb damit aber keinen Beitrag, um die Kosten des Gesamtsystems zu senken, sagt Jacqueline Fehr. "Insgesamt ziehen wir nach 13 Jahren - seit dieses System in Kraft ist - die Bilanz, dass alle Erwartungen, die man damit hatte - Kostenkontrolle, Qualitätssteigerung, innovative Versorgungsmodelle – all diese Erwartungen nicht erfüllt werden konnten.""


Ich möchte diesen Satz besonders hervorheben:
"Alles in allem leiste der Wettbewerb damit aber keinen Beitrag, um die Kosten des Gesamtsystems zu senken"

DP Offline



Beiträge: 5.248

12.11.2009 14:33
#2 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Na dann mal eine ganz private Erfahrung; ich habe gerade (diese Woche) meine Krankenkasse gewechselt. Kosten pro Monat: EUR 83.-

Muss ich noch mehr sagen?

Kater Offline



Beiträge: 1.208

12.11.2009 20:09
#3 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

"Doch dieser Wettbewerb unter den 90 Schweizer Versicherern beschränkt sich lediglich darauf, dass man über günstige Kassenbeiträge der Konkurrenz Junge und Gesunde abjagt."

Naja, das hast Du ja dann bestätigt.

Gruss
Kater

Spock Offline



Beiträge: 2.377

13.11.2009 07:55
#4 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Man sollte noch anmerken, dass Frau Fehr, die hier von der Tagesschau zitiert wird, Gesundheitsexpertin der Schweizer Sozialdemokaten ist. Es ist also schlicht ihr Job, das bestehende Schweizer Modell zu kritisieren und nicht positive Aspekte zu erwähnen. Da hätte die Tagesschau genauso gut Ulla Schmidt fragen können, was die von den Regierungsplänen hält.

Aber danke Lexx, dass du uns mal wieder die 'Objektivität' der öffentlich-rechtlichen Nebelkerzenwerfer vor Augen führst.

DP Offline



Beiträge: 5.248

13.11.2009 10:02
#5 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Zitat von Kater
"Doch dieser Wettbewerb unter den 90 Schweizer Versicherern beschränkt sich lediglich darauf, dass man über günstige Kassenbeiträge der Konkurrenz Junge und Gesunde abjagt."
Naja, das hast Du ja dann bestätigt.
Gruss
Kater



Ja echt schlimm nicht? Kunden, die jederzeit wechseln und wählen können. Und dann die Anbieter zwingen, günstige Modelle anzubieten. Und es dann lukrativ machen auf seine Gesundheit zu achten.

Echt der Horror. Wie schön muss es doch im Zwangskassensystem der Deutschen sein; Riesenpakete, die jeden Mist beinhalten und System und Kosten aufplustern und zu guter letzt die Leute dazu bringen, ihre Zwangspakete abzufrühstücken.

Kater Offline



Beiträge: 1.208

13.11.2009 11:02
#6 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Hmm, Du meinst, Du hättest das gleiche Angebot bekommen, wenn Du älter wärst oder gar krank ?

Es ist natürlich schön einfach, sich über teure Gesundheitssysteme aufzuregen, solange man sie nicht braucht.

Die Frage ist aber, was ein Gesundheitssystem für die Leute leistet, die unverschuldet krank sind.

Gruss
Kater

Spock Offline



Beiträge: 2.377

13.11.2009 11:12
#7 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Nun, selbst der tendenziöse tagesschau-Beitrag spricht von einem monatlichen Durchschnittsbetrag in der Schweiz von 250 Euro. An der Stelle könnte man mit der Diskussion schon aufhören. Ich zahle irgendwas um die 400 Euro pro Monat, bin nur etwas älter und nicht kränker als DP. Das ist für mich derzeit aber immer noch wesentlich günstiger als die gesetzliche, bei ungleich besseren Leistungen.

Außerdem wird ja für Deutschland meines Wissens eine Grundabsicherung in Form der Kopfpauschale diskutiert, die zunächst unabhängig vom Risiko des Versicherten ist.

Kater Offline



Beiträge: 1.208

13.11.2009 11:17
#8 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Hmm, Du vergleichst hier einen schweizer Durchschnittsbeitrag mit einem deutschen Einzelfall.

Der Unterscheid sollte Dir schon klar sein.

Ich halte ja das deutsche Gesundheitssystem durchaus nicht für das optimale, aber diese "ich zahle in der Schweiz nur 80€" Argument, halte ich dann doch für etwas verkürzt

Gruss
Kater

Spock Offline



Beiträge: 2.377

13.11.2009 11:48
#9 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Kater, die Tagesschau bzw. Lexx hat mit dem Vergleichen angefangen.

Was wären denn die wesentlichen Unterschiede, die meinen Vergleich ungültig machen?

In Antwort auf:
ber diese "ich zahle in der Schweiz nur 80€" Argument, halte ich dann doch für etwas verkürzt

Durchaus verkürzt aber ein Schlaglicht, was möglich ist. Und der Zahler ist - sorry DP :) - auch keine 25 mehr und selbst als solcher würde er in Deutschland nie auf so einen Beitrag kommen.

Wichtige Frage am Rande: Gibt es bei den 80 Euro noch einen Arbeitgeberanteil?

Kater Offline



Beiträge: 1.208

13.11.2009 13:21
#10 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Ich habe mal spasseshalber meine Daten im Schweizer Vergleichsrechner eingetragen.

Da lande ich für meine Familie in Zürich bei ca. 460€ Beitrag, wobei der Selbstbehalt ca 400€ / Jahr beträgt.

Das ist nicht besonders weit weg von den 550€, die ich hier zahle, vor allem wenn man berücksichtigt, dass in der Schweiz z. B. keine Zahnbehandlung inkludiert ist und dass ich in Deutschland bereits den Höchstsatz zahle.

Ein durchschnittlich verdienender Familienvater würde also in der Schweiz sogar mehr zahlen als in Deutschland für weniger Leistung.

Und wenn man 2500 CHF Selbstbeteiligung vereinbart (ansonsten habe ich die 80€/Monat in der Schweiz nicht erreichen können), geht das in Deutschland auch, wenn man sich privat versichern darf.

Letztlich findet in Deutschland ein Sozialausgleich über die Krenkenversicherung statt, den es übrigends in der Schweiz auch gibt. Da bekommen geringverdiener Zuschüsse aus Steuermitteln. Diese Steuern muss DP ja auch noch zu seinen Beiträgen hinzurechnen, um mit Deutschland vergleichbar zu werden.

Gruss
Kater

Spock Offline



Beiträge: 2.377

13.11.2009 13:43
#11 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

In Antwort auf:
Da lande ich für meine Familie in Zürich bei ca. 460€ Beitrag,...

also pro Kopf knapp 120 Euro bei zwei Kindern?

Also ich finde das ist kein schlechter Wert für eine ganze Familie und ich weiß, wie du geschrien hättest, wenn der Schweizer Beitrag 100 Euro *teurer* als dein deutscher gewesen wäre. Ist, finde ich, viel Geld 100 Euro pro Monat.

Apropos Steuermittel: Wir vergleichen schon wieder Äpfel mit Birnen, weil es so in Deutschland nicht weitergehen kann, Ullas Modell macht ja Milliardendefizite. Die kommen also demnächst on Top, eben aus Steuern oder auf die Beiträge.

Eine deutsche private Krankenversicherung, bei der ein 40jähriger Mann auf 80 Euro Monatsbeitrag kommt, gibt es nicht, auch nicht mit 1000 Euro Selbstbeteiligung. Wenn doch, wäre ein Hinweis nett, dann wechsle ich nämlich mit fliegenden Fahnen.

Kater Offline



Beiträge: 1.208

13.11.2009 14:01
#12 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Nun, die Versicherungsleistungen sind auch kaum vergleichbar. So zahlt die Schweizer Kasse keine Lohnfortzahlung, gar keinen Zahnersatz.

So gesehen gibt es in der Schweiz deutlich weniger Leistung für weniger Geld.

Und der Grund, warum es keine Krankenversicherung für 80€ gibt, ist wohl der, dass es zu wenige Leute gibt, die eine private KV mit so niedrigem Leistungsniveau abschliessen wollen.

Letztlich ist das alles nicht so weit auseinander. Was auch kein Wunder ist, da die Kosten fürs gesundheitssystem insgesammt in der Schweiz nicht niedriger ist als bei uns.

Gruss
Kater

DP Offline



Beiträge: 5.248

13.11.2009 14:39
#13 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Zitat von Kater
Hmm, Du meinst, Du hättest das gleiche Angebot bekommen, wenn Du älter wärst oder gar krank ?
Es ist natürlich schön einfach, sich über teure Gesundheitssysteme aufzuregen, solange man sie nicht braucht.
Die Frage ist aber, was ein Gesundheitssystem für die Leute leistet, die unverschuldet krank sind.
Gruss
Kater



Also der Preis gilt und es ist unerheblich wie meine bisherige Anamnese lautet. Und mit 43 kann ich mich wohl auch nicht mehr dem Jugendwahn zurechnen. Und (ich habs gerade gecheckt), der Preis gilt auch wenn ich 20 Jahre älter wäre.

DP Offline



Beiträge: 5.248

13.11.2009 14:42
#14 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Zitat von Spock

Wichtige Frage am Rande: Gibt es bei den 80 Euro noch einen Arbeitgeberanteil?

Nein, KK ist allein Sache des Bürgers und geht den AG nichts an.

DP Offline



Beiträge: 5.248

13.11.2009 14:54
#15 RE: Wider die Kopfpauschale. Antworten

Zitat von Kater
Nun, die Versicherungsleistungen sind auch kaum vergleichbar. So zahlt die Schweizer Kasse keine Lohnfortzahlung, gar keinen Zahnersatz.



Die Lohnfortzahlung im Kranheitsfall organisiert in der Regel (in allen Branchen und Betrieben die ich kenne) der AG. Diese beträgt 80-100% in den ersten 2 Jahren. Die Kosten für die Prämie werden (üblicherweise) geteilt. Ich zahle für sämtliche Versicherungsleistungen (Nichtberufsunfall, Unfall etc. der ganze Schrott) 0,6%, das macht etwa 60 Franken aus. Der Anteil der Lohnfortzahlungsversicherung im Krankheitsfall ist geschätzt 50%, also 30 Franken resp. 20 Euro, die kann man gern hinzurechnen.

Alle weiteren Leistungen, wie z.B. Zahnmedizin, kann man in Zusatzversicherungen hinzukaufen. Warum soll ich anderer Leute Zähne mitbezahlen? Ich habe selbst eine Zusatzversicherung für alternative Behandlungsmethoden. Nicht für Homöopathie sondern die bezahlen mein Fitnessabo und die Massagen. Dafür zahle ich 20 Euro. So komme ich auf etwa 125 Euro im Monat. Inkl. Lohnfortzahlung, Fitness und Massagen.

Die Beisserchen kommen dann dran wenns soweit ist.

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