wer hätte das gedacht? hängt wohl alles mit dem naturgesetz zusammen, dass man einen kuchen nur einmal verteilen kann. wenn sich ein betrieb nur einen neuen mitarbeiter leisten kann, dann kann er eben nur einen neuen mitarbeiter einstellen, ganz egal, wie perfekt die bewerbungsunterlagen der weiteren bewerber sind.
aber hauptsache, man hat die arbeitslosen schikaniert und ihnen das gefühl gegeben, dass sie schuld an ihrer situation sind.
"Die einfachste surrealistische Tat besteht darin, mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu gehen und blindlings, solange man kann, in die Menge zu schießen. Wer nicht einmal im Leben Lust gehabt hat, auf diese Weise mit dem derzeit bestehenden elenden Prinzip der Erniedrigung und Verdummung aufzuräumen - der gehört eindeutig selbst in diese Menge und hat den Wanst ständig in Schusshöhe." ~André Breton
Und der Kommentator hat sogar auch schon eine Lösung parat, wie man es besser macht: Eine vor allem für ältere Langzeitarbeitslose sinnvollere Maßnahme wäre möglicherweise eine Veränderung der im Weltvergleich ausgesprochen ungewöhnlichen deutschen Bewerbungsstandards gewesen: Während es in vielen Ländern unüblich ist, das Geburtsdatum anzugeben, gelten in der Bundesrepublik sogar Fotos als Pflichtbeilage – ein teurer Unsinn, dem man in Großbritannien oder den USA mit Kopfschütteln begegnet.
Aha, wir schulen die Leute nicht mehr sondern verschleiern einfach die Bewerbungen. Zum Bewerbungsgespräch werden dann einfach falsche Bärte angeklebt.
Selbstverständlich sind Langzeitarbeitslose zu weiten Teilen selbst Schuld an ihrer Situation. Wer soll das denn sonst sein, der Nikolaus? Die Bundesregierung? Die Fussballmillionäre? Dass der Steuerzahler hier nicht per se den Lebensunterhalt für alle Zeiten absegnet sondern erwarten kann, dass das Bemühen um Weiterbildung nicht als Schikane betrachtet wird sollte eigentlich als Selbverständlichkeit gelten.
es geht nicht um weiterbildung sondern um bewerbungstraining.
"Die einfachste surrealistische Tat besteht darin, mit Revolvern in den Fäusten auf die Straße zu gehen und blindlings, solange man kann, in die Menge zu schießen. Wer nicht einmal im Leben Lust gehabt hat, auf diese Weise mit dem derzeit bestehenden elenden Prinzip der Erniedrigung und Verdummung aufzuräumen - der gehört eindeutig selbst in diese Menge und hat den Wanst ständig in Schusshöhe." ~André Breton
"sondern erwarten kann, dass das Bemühen um Weiterbildung nicht als Schikane betrachtet wird sollte eigentlich als Selbverständlichkeit gelten."
Eine "Fortbildung" die keinen Effekt hat, bindet aber lediglich Mittel, die woanders besser investiert wären, und sei es nur zur Senkung der Lohnnebenkosten.
Mir haben auch schon Bekannte von "Computerfortbildungen" erählt, bei denen sie faktisch den ganzen Tag mit dem Computer alleine waren. Als jemand, der das finanziert, würde ich dann auch lieber das Geld für diese Trainer sparen und die Leute nach Hause schicken. Nützt zwar auch nichts, kostet aber deutlich weniger.
In Antwort auf:Selbstverständlich sind Langzeitarbeitslose zu weiten Teilen selbst Schuld an ihrer Situation.
Also das ist mir doch recht pauschal.
Nehmen wir mal einen Mechaniker mit durchaus solider Berufsausbildung oder einen Abteilungsleiter mit akademischem Abschluss. Arbeiten 20 Jahre in einem Unternehmen und erhalten mit, sagen wir 45 Jahren, die betriebsbedingte Kündigung. Das Spezialknowhow, das sie in ihrem alten Unternehmen erworben haben, passt nicht auf Anhieb auf offene Stellen. Schnell sind so 2 Jahre mit erfolglosen Bewerbungen rum. Dann kommt noch der Killerfaktor Arbeitslosigkeit hinzu, das Absaufen beginnt - mit jedem Monat längerer Arbeitslosigkeit sinken die Chancen.
Wie ist jetzt die 'Schuld' solcher Leute an ihrer Arbeitslosigkeit zu bewerten?
"es geht nicht um weiterbildung sondern um bewerbungstraining."
Es geht um eine sinnvolle Verteilung der Mittel der BA und da sagt die Studie "Bewerbungstraining = bäh" -> Geld besser anders investieren.
DP: ►"Selbstverständlich sind Langzeitarbeitslose zu weiten Teilen selbst Schuld an ihrer Situation. Wer soll das denn sonst sein, der Nikolaus?"◄
Das nennt sich Schicksal. In den meisten Fällen dürfte der Grund für die lange Arbeitslosigkeit sein, dass die AL a) eine Ausbildung und Berufserfahrung haben, die zur Zeit wenig gefragt ist oder b) als zu alt gelten.
Es ist schließlich ein offenes Geheimnis, dass man ab etwa 50 Jahren in normalen Berufen praktisch keine neue Anstellung mehr findet, weil die AG Vorurteile/Vorbehalte haben. Viele Handwerker wiederum sind momentan einfach überflüssig. Die können sich noch so sehr auf den Kopf stellen, sie finden nichts.
Genau das meinte ich mit "selbst Schuld". Wer 20 Jahre hochspezialisiert in einem thematisch engen Raum arbeitet weiss doch genau, dass sein Unterhalt für ihn ein Klumpenrisiko bedeutet. Entsprechend hat man 20 Jahre Zeit für den Plan B. Am Tag der Entlassung dann "Schicksal" zu sagen und sich ab 50 von der Sozialhilfe zu ernähren ist mir zu wenig. Und dass man mit 55 nicht mehr der Wunschkandidat ist ist wohl wahr, aber als alleinige Begründung, nun unweigerlich in die Langzeitarbeitslosigkeit zu rutschen, klingt das auch sehr dürftig.
DP: Ich glaube deine Vorstellungen gehen weit an der Realität vorbei. Sowas wie "Plan B" oder Arbeitsplatz auch noch mit 55 sind alles Dinge, die sich ein Akademiker oder Manager erlauben kann. Solche Leute werden normalerweise aber auch nicht langzeitarbeitslos.
Letztere haben in der Regel einen Ausbildungsberuf gelernt und der îst NATÜRLICH eine Spezialausbildung. Was erwartest du da?
Ich denke wir sind am Übergang zwischen der alten und einer neuen Arbeitswelt.
In der alten war man von der Ausbildung bis zur Rente im gleichen Betrieb tätig, egal in welcher Funktion. Die Arbeitsabläufe und auch die Sozialisierung waren darauf ausgerichtet. Kompetenzen zählten u.U weniger oder zumindest nicht mehr als die Betriebszugehörigkeit, spezielle Abläufe und innerbetriebliche Standards fand man außerhalb des Mikrokosmos so nicht wieder.
Heute agieren Unternehmen viel dynamischer, Teile werden verkauft oder abgewickelt, Produktsortimente geändert... Die Unternehmenssoftware und andere nötige Konformität nach außen führen zu mehr standardisierten Abläufen, die sich in vergleichbaren Unternehmen so wiederfinden werden.
In der neuen Arbeitswelt hat man als Angestellter viel eher den Blick nach draußen und prüft ggf. seinen Marktwert außerhalb der eigenen Firma.
Also kurz gesagt, vermutlich ist das Phänomen des klassischen Langzeitarbeitslosen, wie wir ihn heute kennen ein Auslaufmodell.
Spock: "Also kurz gesagt, vermutlich ist das Phänomen des klassischen Langzeitarbeitslosen, wie wir ihn heute kennen ein Auslaufmodell."
Das ist es sowieso, weil sich die derzeitige Unterbeschäftigung in den nächsten Jahrzehnten aufgrund der demographischen Entwicklung in einen Arbeitskräftemangel umkehren wird. Wenn ich 50 bin, werde ich aller Voraussicht nach keine Angst vor Arbeitslosigkeit haben müssen weil ich als zu alt gelte - die Wirtschaft wird dann froh um jeden sein, der in diesem Alter noch arbeitet.
Aber auch heute beruhen die Probleme alter Arbeitssuchender in erster Linie auf Vorurteilen - nicht belastbar, unflexibel, langsam. Dabei arbeiten ältere AN tendentiell langsamer, aber dafür auch weniger fehleranfällig und die mangelnde Flexibilität ist wohl inzwischen selbst in der Werbung ein überholtes Märchen.
Zitat von Lexx Aber auch heute beruhen die Probleme alter Arbeitssuchender in erster Linie auf Vorurteilen - nicht belastbar, unflexibel, langsam. Dabei arbeiten ältere AN tendentiell langsamer, aber dafür auch weniger fehleranfällig und die mangelnde Flexibilität ist wohl inzwischen selbst in der Werbung ein überholtes Märchen.
Ich war auch immer skeptisch bezüglich der Vorurteile, allerdings haben die älteren Bewerber unserer letzten großen Einstellungsrunde alle diese Vorurteile eindrucksvoll bestätigt.
Und wo ist das Problem? Wenn jemand sehr genau arbeitet und kaum Fehler macht kann er wegen mir auch langsamer sein und weniger flexibel. Die Jüngeren sind heute sehr gereift, vor allem ihren Pfusch mit dem grösseren Druck (etc.) zu erklären.
Das mit dem "flexibel" bezieht sich ja häufig darauf, dass die wegen Haus etc. schon ordentlich mehr Geld haben wollen, um den Arbeitsplatz zu wechseln. Unsere Personalabteilung verzweifelt da auch immer dran. Aber meiner Meinung nach ist ein grosser Teil des Ingenieursmangels genau darauf zurückzuführen, dass man eben nicht bereit ist, den Leuten diese Wechsel entsprechend zu bezahlen und die dann lieber bleiben wo sie sind.
Interessant ist daran aber, dass das bei den Jüngeren auch nicht anders ist, da sind dann eben die Kinder in der Schule, etc. Deutlich flexibler sind dann wieder nur die ganz Jungen, denen wirft man dann aber ihre Unerfahrenheit vor.
Ansonsten kann ich mich als mitlerweile "Älterer" schon manchmal über die Aufgeregtheit bei jüngeren Kollegen zu manchen Dingen wundern. Da bin ich dann wirklich schon mal langsamer, weil ich nicht jeder Wildsau sofort hinterherlaufe. Die erfahrung hat letzlich gezeigt, dass 99% aller Dinge lange nicht so heiss gegessen werden, wie sie gekocht werden.
Übrigends mal was pesönliches: Der Steffen Huber mach hier zwar auf dicken Max, ist aber selbst, wenn man seiner Homepage glauben darf, im ganzen Leben nicht aus Hohenacker rausgekommen.
Zitat von Kater Übrigends mal was pesönliches: Der Steffen Huber mach hier zwar auf dicken Max, ist aber selbst, wenn man seiner Homepage glauben darf, im ganzen Leben nicht aus Hohenacker rausgekommen.
Ja, das war jetzt wirklich ziemlich persönlich. Sogar unter Deinem Niveau. Ich nehme an, Du hast nichts sachliches beizutragen?
SteffenHuber: Du führst hier eigene Erfahrung an....mich interessiert da natürlich brennend, was für ein Unternehmen das ist, in dem eure neu eingestellten die Vorurteile "eindrucksvoll bestätigen". Meine Aussage war allgemeinbezogen.
Altersdiskriminierung scheint zumindest heute noch an der Tagesordnung zu sein.