Daher kann ich nur den Kopf schütteln, wenn es nun schon wieder um Bürgschaften von einer halben Milliarde Euro gehen soll. Wer kommt denn da noch alles? Man kann ja nur von Glück sagen, dass z.B. die Hufschmiede mangels Nachfrage schon weitgehend ausgestorben sind.
Offenbar ist die SPD da noch nicht ganz so überzeugt:
Der in der SPD nur noch als "der Baron" bezeichnete Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bekommt von Steinmeier sein Fett weg. Es könne nicht sein, dass "der Arbeitsminister für Arbeit kämpft und der Wirtschaftsminister für Insolvenzen". Guttenberg war schon bei Opel und jetzt auch bei Arcandor eher für eine geordnete Insolvenz als für Staatshilfen.
Steinmeier sieht darin akute Illoyalität gegenüber den Bürgern. Regierende, denen es egal sei, was mit Abertausenden Arbeitsplätzen geschehe, sollten in ihrem Amtseid nachlesen, dass sie die Verpflichtung hätten, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden, sagte er der Bild.
Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee warf dem CSU-Mann im NDR vor, in nicht akzeptabler Weise "ohne Not von Anfang an die Insolvenz ungefragt" bevorzugt zu haben. Ein Wirtschaftsminister aber müsse sich "krumm machen" dafür, dass die Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz behalten. Die Vizechefin der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Margret Mönig-Raane, wirft in der Berliner Zeitung dem Gespann Merkel und Guttenberg vor, nie eine staatliche Rettungsperspektive für den Handelskonzern in Betracht gezogen zu haben. "Wer Lösungen will, findet Wege. Wer keine Lösung will, findet Gründe."
Was Steinmeier da an Linkspopulismus abzieht, muss Lafo ja vor Neid grün werden lassen. Dass eine Insolvenz gerade für die Arbeitnehmer nach deutschem Recht nicht die schlechteste Lösung sein muss, fällt genauso untern Tisch wie die bezeichnende Zurückhaltung von Schickedanz und Sal Oppenheim.
Bleibt nur zu hoffen, dass der Plan nicht aufgeht und die Wähler weiterhin gar nicht so blöde sind wie gedacht.
In Antwort auf:Wer Lösungen will, findet Wege. Wer keine Lösung will, findet Gründe.
Mit dieser Binse hat die Verdi-Tante natürlich ins Schwarze getroffen. Was sie dabei allerdings nicht berücksichtigt hat, ist die Tatsache, dass das von den Häuptlingen des Restes der Sozialdemokratie Vorgeschlagene keine Lösung darstellt. Was, bitteschön, ist an Karstadt Erhaltenswertes, wenn die Leute bereits mit den Füssen kundgetan haben, dass sie Karstadt nicht brauchen, sondern anderswo besser zurechtkommen?
Aber, um im Bild zu bleiben, nicht mal Gründe finden die Sozen, sich für das Milliardenversenken in den Arcandor-Konzern stark zu machen. Denn das Wir-müssen-Arbeitsplätze-erhalten-Geschwafel kann wohl kaum als ein solcher betrachtet werden. Das als Grund angeführt wirft zwei Fragen auf: 1. Wieso nur die von Opel und Arcandor und nicht die der vielen (namenlosen) Mittelständler, die die gegenwärtige wirtschaftliche Situation ebenfalls nicht überleben? 2. Wie lange soll dieses Der-Staat-erhält-die-Arbeitsplätze-mit-Steuergeldern-Spielchen eigentlich gehen?
Der Staat als der ultimative Arbeitgeber - Das Konzept hatten wir schonmal. Unter anderem im östlichen Teil des Landes. Hat nicht so ganz richtig hingehauen, wenn ich nicht irre. Und, ich habe so den Eindruck, die Leute kapieren das auch so ganz allmählich (von den Traumtänzern in der SPD und der SED mal abgesehen).
Zitat von SpockAha, nach dem Professor nun also der Baron. Was Steinmeier da an Linkspopulismus abzieht, muss Lafo ja vor Neid grün werden lassen. Dass eine Insolvenz gerade für die Arbeitnehmer nach deutschem Recht nicht die schlechteste Lösung sein muss, ...
Zum Glück ist das Insolvenzrechts heute so gefasst, dass eine Weiterführung des Unternehmens einen mindestens gleichwertigen Rang hat, wie die Befriedigung von Gläubigerforderungen. Der Populismus der SPD geht deshalb im Prinzip an der Realität vorbei, wäre da nicht ein grundlegendes Problem: http://www.ftd.de/unternehmen/handel_die...ern/524953.html
Nimmt man den FTD-Bericht mal als korrekte Beschreibung des Zustands in Deutschland, dann haben wir ein gutes Gesetz, und der Rest ist Wildwest. Und da wäre aber dann der Knackpunkt, bei dem die Politik, bzw. Regierung einen ihr ureigenen Beitrag leisten könnte, anstatt in marktwirtschaftlichen Prozessen herumzufummeln. Ob dem arroganten Steinmeier das jemand steckt (hatte am Sonntag kurz bei der Will reingeschaut, beim fünften Mal "Wissen Sie, Herr Martin.." habe ich dann aber abgeschaltet)?
Der Karstadtklüngel zeigt schon sehr deutlich der Bericht, dass es sinnvoll ist, alles mal zu "entwirren" und die finanzielle Situation u8nd mögliche Ursachen zu erforschen. Was ist sonst passiert? Metro hat immer noch Interesse, aber mittlerweile sieht es nicht nach dieser, scheinbar einfachen, Lösung aus. Hinzugekommen ist noch der Shoppingcenter-Betreiber mfi, die Interesse an bestimmten Standorten angemeldet haben. Heraus kam auch, dass der Karstadt-Warenhaus-Konzern mit seinen Häusern schwarze Zahlen schreibt, hier also kein Grund (mehr) besteht, alles in Frage zu stellen. Vielmehr ist Quelle-Versand derart angeschlagen, dass selbst das bayerische Vorpreschen, 50 Mios Massekredit (da wird bei Insolvenz zuallererst der Kreditgeber bedient) an Quelle zu geben, erstmal gestoppt wurden! Ob und wie da nun Kataloge gedruckt werden können, entscheidet die nahe Zukunft.....
Zitat von FunTaDer Karstadtklüngel Ob und wie da nun Kataloge gedruckt werden können, entscheidet die nahe Zukunft.....
Die Kataloge sind doch schon gedruckt. Die Druckereien haben sich wohl auf 'Signale' aus der Politik verlassen, dass sie nicht auf ihren Kosten sitzenbleiben.
Selbst meine Mutter, die am Wochenende 65 wurde, besellt ihren Kram zunehmend im Internet. Was ist das für ein veraltetes Geschäftsmodell, vor allem für die vielen volatilen Trend- und Technikartikel, wenn nur alle halbe Jahre ein Preis- und Sortiments-Update möglich ist? Da bleiben am Ende nur noch Unterwäsche und Bettzeug übrig, die sinnvoll über Katalog verkauft werden können, wofür die dicke Schwarte dann überdimensioniert ist.
Zitat von Spock Was ist das für ein veraltetes Geschäftsmodell...?
Naja, OTTO betreibt sein Geschäft nach diesem Modell ja, soweit mir bekannt ist, (noch?) ganz erfolgreich. Anscheinend gibt es doch noch genügend Versandhauskunden. Woran es nun liegt, dass es bei dem einen läuft und bei dem anderen nicht, kann ich allerdings nicht beurteilen.
Dewo, das ist sicher so ähnlich wie bei den Warenhäusern. Kaufhof kommt ja auch über die Runden. Bei den Dinosauriern überleben die anpassungsfähigsten am längsten und bilden vielleicht irgendwann eine neue Spezies.
So ganz uninteressant sind die Kataloge nicht. Besonders wenn es um große Anschaffungen geht wie Haushaltsgeräte mit Lieferservice. Da ist es im Katalog dann oftmals einfacher, was passendes zu finden, als sich im Inet durch oft unzureichende technische Angaben, Angebote und Lieferbedingungen zu wühlen.
Mal ganz abgesehen davon, dass viele mit dem Computer garnicht so viel zu tun haben (wollen). Letzteres wird sich freilich zu ungunsten der Versandhändler verschieben.
Aber wenn ich mir ansehe, wie Saturn und Media Markt in ihren riesigen Verkaufstempeln auch Haushaltsgeräte feilbieten, vermute ich, dass Quelle und Co. auch da was wegbricht. Liefer- und Anschlussservice haben die Elektromärkte nämlich auch. Und die Beratung ist aus eigener Erfahrung dort oft gar nicht so schlecht, wie oft behauptet.
Also ich weiss nicht. Wer sich im Katalog eine neue Mikrowelle kauft ist vielleicht nicht gerade der ideale Kandidat für den Elektronikmarkt. Die Katalogindustrie richtete sich schon immer mehr auf die Bedürfnisse von Frauen ein, die keinen Faible haben für den Einkauf elektronischer Geräte im Laden. Der Mediamarkt hingegen ist der testosterongetriebene Treff für Jäger und Sammler, wo der echte Mann noch seine Kabel selbst kauft oder zumindest so tun kann, wenn er die DVD Schnäppchen einsammelt.
In Antwort auf:Der Mediamarkt hingegen ist der testosterongetriebene Treff für Jäger und Sammler, wo der echte Mann noch seine Kabel selbst kauft oder zumindest so tun kann, wenn er die DVD Schnäppchen einsammelt.
Warst du mal in so einem neuen Mediamarkt? Das ganze riesige Erdgeschoss ist für weiße Ware (und in der Ecke noch die CDs und DVDs), Obergeschoss ist Unterhaltungselektronik. Die weiße Ware nimmt schon mindestens 1/3 der Verkaufsfläche. Da kannst du minutenlang an endlosen Reihen von Herden oder Waschmaschinen vorbeigehen und Espresso aus 100 verschiedenen Kaffeeautomaten probieren. Das war vor ein paar Jahren noch nicht so. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die pro Markt ein halbes Fußballfeld mit weißen Blechkisten vollstellen just for fun.
Ich vermute, die weiße Ware ist ins Visier der Märkte gerückt, weil hier noch nach Langlebigkeit und Qualität gekauft wird und die Margen entsprechend besser sind. Die Preise bei der Unterhaltungselektronik verfallen weiter, Kühlschränke, Herde und Mikrowellen sind zumindest nach meiner subjektiven Erfahrung eher preisstabil.
Zitat von Spock Ich vermute, die weiße Ware ist ins Visier der Märkte gerückt, weil hier noch nach Langlebigkeit und Qualität gekauft wird und die Margen entsprechend besser sind. Die Preise bei der Unterhaltungselektronik verfallen weiter, Kühlschränke, Herde und Mikrowellen sind zumindest nach meiner subjektiven Erfahrung eher preisstabil.
Ohne es genau zu wissen, glaube ich auch an die Theorie, dass die margenstabilen WW-Artikel mehr in den Fokus gerückt werden sollen, während CD/DVD und Unterhaltungselektronik eh aufgesucht wird, egal wo es steht.
Zum Thema Karstadt/Quelle: Das ist schon Wahnsinn und hart an der Grenze, jetzt hat Arcandor in letzter Minute sämtliche Konten leergeräumt von Quelle, so dass keine Liquidität im wahrsten Sinne des Wortes mehr vorhanden ist und auf der anderen Seite stellt sich ein Seehofer hin und fordert von Merkel fast schon persönlichen Einsatz durch Staatshilfe - wo man jetzt swchon weiss, dass das Geld quasi "weg" sein wird. Die CSU spielt hier ein dummdreistes Spiel mit dem Feuer, ätzend und verlogen.