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Dieses Thema hat 35 Antworten
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DP Offline



Beiträge: 5.248

12.09.2007 19:19
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Wer die letzten 2 Tage fernsah stiess unweigerlich auf den 11. September im New York des Jahres 2001. So auch das ZDF gestern. Was hier wieder mal geboten wurde war einmal mehr schwaches Boulevardfernsehen.

Henryk M. Broder sah das dann genauso:
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Gemessen an den wildesten Verschwörungstheorien, die seit 9/11 im Umlauf sind, zum Beispiel der, 4000 jüdische New Yorker seien am 11. September nicht zur Arbeit im WTC erschienen, war die ZDF-Doku relativ harmlos; geht man an eine Doku mit anderen Maßstäben ran, war sie relativ bösartig, irreführend und vor allem: eine Mogelpackung von der ersten bis zur letzten Minute. "ZDF-Recherchen erhärten Vorwurf gegen Behörden" konnte man auf der Homepage des ZDF lesen. Die Belege sollten von "namhaften Skeptikern, Experten und Augenzeugen der Anschläge" geliefert werden, dazu wurden "noch nie veröffentlichte Dokumente und Filmaufnahmen" angekündigt.

Zuschauer sollen Frage nach 9/11-Drahtziehern beantworten

Vollmundiger hätte man an die Sache nicht rangehen können. Die "noch nie gezeigten Filmaufnahmen" waren ein paar Close-ups aus dem Technik-Bereich der Türme, die man ebenso gut im Heizungskeller des ZDF hätte machen können; bei den "namhaften Skeptikern" handelte es sich um die üblichen Verdächtigen, die im 9/11-Zirkus seit langem ihre Pirouetten drehen. Darunter ein ehemaliger Vorsitzender des SPD-Kreisverbandes Balingen, der unter Helmut Schmidt als Bundesminister für Forschung und Technologie diente und seit nunmehr 25 Jahren Enthüllungen über die Praktiken der Geheimdienste veröffentlicht.

Ein anderer kompetenter Fachmann war ein 23 Jahre junger US-Amerikaner, der mit Hilfe seines Laptops eine "Dokumentation" produziert hat, die im Internet millionenfach angeklickt wurde und demnächst in die Kinos kommen soll. Der Ausgewogenheit halber kamen auch ein paar Zeugen zu Wort, die an den Orten des Geschehens waren. Doch wurde beinah jede ihrer Aussagen mit den Statements der Skeptiker und Experten konterkariert und relativiert.

Wie es nach der Sendung weiter ging, kann man auf der Homepage des ZDF nachlesen. In einer "Online-Abstimmung" wurden die Zuschauer aufgefordert, die Frage nach den "Drahtziehern" der Anschläge von 9/11 zu beantworten. Je 25 Prozent gaben George W. Bush und die US-Behörden an, 15 Prozent nannten die Rüstungslobby, 27 Prozent stimmten für Osama Bin Laden, 9 Prozent hatten keine Meinung. Das bedeutet: Zwei von drei Zuschauern erlagen der suggestiven Wirkung der Verschwörungstheorie, obwohl die ganz am Ende der TV-Dokumentation zum Teil demontiert wurde. Von dem "Vorwurf gegen die Behörden" blieb nicht viel übrig, außer der inzwischen bekannten und auch von einem US-Kongress-Ausschuss dokumentierten Tatsache, dass der Sicherheitsapparat im Ernstfall versagt hatte und es hinterher nicht zugeben wollte.

Was die ZDF-Doku zu 9/11 zum Skandal macht, ist nicht der Umstand, dass sie Binsen recycelt und dabei so tut, als würde sie sensationelle Neuigkeiten präsentieren, das gehört auch bei den Öffentlich-Rechtlichen zur Grundausstattung, es ist die heitere Schamlosigkeit, mit der Tatsachen zur Disposition gestellt werden.

Die Zuschauer sollen abstimmen, wie es war, wer das WTC zu Fall gebracht hat.

Freilich: Die Relativierung der Realität findet inzwischen täglich statt. Angefangen von der Familienpolitik der Nazis, die immer wieder neue Bewunderer findet, über die "kommode Diktatur", die in der DDR praktiziert wurde, bis zu den "Idealisten" von der RAF, die keine "gewöhnlichen Mörder" waren, weil sie sich nicht bereichern wollten. Und es gehört schon zur Routine, wenn bei Geiselnahmen und Morden zwischen "politischen" und "kriminellen" Motiven unterschieden wird.

Im Falle von 9/11 müsste am Anfang aller Verschwörungsüberlegungen die Frage stehen: Sind die Bekennervideos von Bin Laden und seinen Kumpanen ebenfalls von Bush in Auftrag gegeben worden? Wie schafft es eine Regierung, die nicht einmal einen kleinen Korruptionsskandal unter den Teppich kehren kann, 3000 eigene Bürger zu opfern, ohne dass auch nur einer der an der Verschwörung Beteiligten sein Schweigen bricht?

Die öffentliche Dummheit, der man kein Urteil in den elementarsten Dingen zutrauen kann, glaubt nicht nur daran, dass 9/11 von Bush und der Rüstungslobby inszeniert wurde, sie glaubt auch, dass die Mondlandung gefaket war, dass Lady Di ermordet wurde, dass Elvis noch lebt und dass die Titanic von Kapitän Nemo versenkt wurde.

Mit weiteren ZDF-Dokumentationen muss gerechnet werden.
____________________________________________

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,505350,00.html
F-W Offline




Beiträge: 1.679

12.09.2007 20:37
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Ich habe mir das Machwerk auch angesehen. Der Abspann hat dann mein negatives Gesamturteil bestätigt. Dort erschien als Verantwortlicher nämlich Dr. Guido Knopp, Chefhistoriker des ZDF und Spezialist für Hitlers Frauen und Hunde und sonst seicht aufbereitete Zeitgeschichte. Mirkalf wirds genossen haben.

Aber immerhin der grösste Quotenerfolg des ZDF seit Deutschland vs. Wales, und nur das zählt.

FW
MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

12.09.2007 21:53
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Ich habe es nicht gesehen, aber die Sekretärin hat mich heute nach meiner Meinung zu den Vorfällen gefragt - sie hatte heftige Diskussionen wegen der Sendung mit Bekannten. Diese haben sich offensichtlich voll von der Sendung infizieren lassen. Ich habe ihr gesagt, die 'Juden' hätten ganz sicher das Gold in den Tresoren unter dem WTC vor dem Anschlag herausgeholt, wenn sie informiert gewesen wären.

Immerhin kam die Sendung dann passend zum Urteil bzgl. der Gebührenfestlegung für den wichtigen öffentlichen Auftrag zur Information des Bürgers durch den ÖR.

Gruß, Martin

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

12.09.2007 23:17
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Im Grunde kann man es dem ZDF nicht mal verübeln, auch hier voll auf den Mainstream zu setzen. Dass Bush da irgendwie Dreck am Stecken haben muss und auf jeden Fall mit den Bin Laden Saudis unter einer Decke steckt ist ja schon sowas wie Allgemeingut. Die damals schnell auftauchenden Lügen gerade um die Juden bestreitet heute keiner mehr ernsthaft. Mit den Zwangsgebühren wird die grosse Suppe gekocht und damit die Gelder fleissig weiter fliessen muss sie nur munden.
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

12.09.2007 23:18
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
...DP
Flecki5 Offline

Besucher

Beiträge: 250

13.09.2007 04:04
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Dies ist im Grunde eine Diskussion über den (Un)Sinn der ÖR-Rundfunkanstalten, denn dass diese Sendung nicht zur politischen Bildung taugt, war auch schon in der Ankündigung zu lesen (z.B. in der FAZ). Zudem ist es ärgerlich, wenn der Herr Broder zur "Kritik" auftaucht. Wenn etwas offenbarer Unfug ist, dann schmiert uns der Typ das nochmal extra aufs Brot, was für billige Kritiken! Schon seit Jahren bedient dieser Vogel nur noch eine winzige Nische für Vollidioten, da muss man schon mehrere im Tee haben, um dessen Zeug zu lesen.

Aber was solls.

Jeder wird vermuten (auch ohne Broder), dass solche Sendungen nicht von einem irgendwie gearteten Rundfunkauftrag gedeckt sein können. Und siehe da, es gibt bereits mit Galileo Spezial (oder so ähnlich) ein Format für Scientific Myths bei den Privaten (vielleicht auch noch ein paar mehr). Das ZDF hat sich also mal wieder unserer Gebühren bedient, um die Privaten zu verdrängen, was für mich nichts anderes als Missbrauch der Gelder darstellt.

Nun hat die Wegelagerei der GEZ bei allen Wahlentscheidungen immer nur Prio 3 oder 4 bei den Wählern, weshalb sich die ÖR-Sender suhlen können in ihren Geldern, obschon die Kritik wohlbekannt und immer dieselbe ist (nämlich eine generelle). Das Thema schafft es einfach nicht in die obersten Zirkel der Parteien. Aber mir ist nicht klar, weshalb man die bei Phönix laufende politische Bildung - sicher durch den Grundversorgungs-Auftrag gedeckt - nicht auf ARD laufen lässt. Die politischen Debatten laufen bei ersteren vielleicht von 9 bis 16 Uhr, wo die ARD ohnehin nur Füllprogramm zu bieten hat (so wie alle anderen Sender auch). Danach kann das derzeitige ARD-Programm mit Soaps und Klimbim weiterlaufen. Schon durch eine solch schlichte Maßnahme wäre die Phönix-Frequenz frei, und sowas reduziert Kosten.

Von den Internet-Aktivitäten der ÖR mal ganz abgesehen...

MfG, Flecki
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

13.09.2007 07:51
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Aha, die hatten das irgendwie angekündigt, dass sie nur Schwachsinn bringen, na dann ist es etwas anderes, da entzieht sich ja die Kritik oder was? Wenn das ZDF am 11.9. zur Hauptsendezeit eine grosse Extrasendung zum Thema Geschichte macht und der Name Guido Knopp auftaucht kann ja praktisch nur Boulevard herauskommen. Und diese Entwicklung, das Outsourcen der Qualitätssendungen in die Spartenprogramme und das sich Breitmachen des Boulevards in den Öffis, hier ja allenthalben angeprangert, das ist das Thema von Broder und das gehört in jedes seriöse Medium, von FAZ bis Spiegel.

Dass die Parteien an dem Thema höchstens zaghaft nagen liegt weniger an ihrem Engagement im ör sondern schlicht an der Tatsache, dass die Deutschen ihren Staatsfunk nicht wirklich in Frage stellen. Hier und da wird mal gemeckert, ok, aber im Grunde ist das alles selbstverständlich und gottgegeben.
Und wenn man das so hinnimmt muss man halt bezahlen.
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

13.09.2007 07:52
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
...DP, der immer vergisst, sich einzuloggen.
Mirkalf Offline




Beiträge: 11.761

13.09.2007 10:08
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten

Zitat:

F-W schrieb am 12.09.2007 20:37
Ich habe mir das Machwerk auch angesehen. Der Abspann hat dann mein negatives Gesamturteil bestätigt. Dort erschien als Verantwortlicher nämlich Dr. Guido Knopp, Chefhistoriker des ZDF und Spezialist für Hitlers Frauen und Hunde und sonst seicht aufbereitete Zeitgeschichte. Mirkalf wirds genossen haben.




Ich habe mir die Sendung nicht angeschaut, aus diesem Grund.

---

„Manchen Völkern genügt eine Katastrophe, sie zur Besinnung zu bringen. Deutschen, so scheint es, bedarf es des Untergangs.”
--Arthur Moeller van den Bruck

„Wenn man so darüber nachdenkt ist es eigentlich erschreckend, wie wenig Politiker aufgeknüpft werden.”
--G. K. Chesterton

„Manchmal frage ich mich, ob die Welt von klugen Menschen regiert wird, die uns zum Narren halten, oder von Schwachköpfen, die es ernst meinen.”
--Mark Twain

DP Offline



Beiträge: 5.248

13.09.2007 11:42
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten

Zitat:

Ich habe heute mehrfach versucht, Herrn Renz zu erreichen - er sei im Schneideraum, teilte man mir mit. Ich habe jeweils die Dringlichkeit unterstrichen und das Wort "Recherchefehler" fallen lassen.





Der gute Herr Renz wird sicher seit Vorgestern bis zum Ende seines Lebens mit Möchtegerninterpreten vom Schlage Mirkalf bombardiert, die ihm verschwommene Videoschnipsel und scheinbare ganz logische Querschlüsse präsentieren.

Auf eine Antwort auf Broders berechtigte Frage,

Zitat:

Wie schafft es eine Regierung, die nicht einmal einen kleinen Korruptionsskandal unter den Teppich kehren kann, 3000 eigene Bürger zu opfern, ohne dass auch nur einer der an der Verschwörung Beteiligten sein Schweigen bricht?



werden wir wohl ewig warten müssen.

Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

13.09.2007 13:13
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Nach der aktuellen Abstimmung (Stand 13 Uhr) liegt Bin Laden mit 27 % vor Bush mit 26 %.
Also ein spannendes Rennen!

Die Boulevardisierung der ÖR ist tatsächlich ein Problem.
Aber sie ist nicht Standard.
Ich sehe da schon eine seriöse Vielfalt, die ich bei den Privaten vermisse.

Im Vergleich mit den USA haben wir die absolut schlechtesten Privatsender.
In den USA haben praktische alle Privaten ein großes Info- und journalistisches Angebot.
Allerdings sind die ÖR in den USA auch schwach ausgeprägt.
Gelöschtes Mitglied
Beiträge:

13.09.2007 13:28
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Im ORF kam eine gute Dokumentation: Die Zerstörung des WTC

Mirkalf
F-W Offline




Beiträge: 1.679

13.09.2007 17:50
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten

Zitat:

Kodo schrieb am 13.09.2007 13:13
Im Vergleich mit den USA haben wir die absolut schlechtesten Privatsender.
In den USA haben praktische alle Privaten ein großes Info- und journalistisches Angebot.
Allerdings sind die ÖR in den USA auch schwach ausgeprägt.


Vielleicht sind unsere Privaten so schlecht, weil unsere ÖR so "gut" sind. Will heissen, das Potential von Interessenten an Sendungen abseits von Trash und flacher Unterhaltung ist so begrenzt, dass der Aufwand unter kommerziellen Gesichtspunkten nicht lohnt den ÖR im Info-, Wissens und Kulturbereich Konkurrenz zu machen. Schlussfolgerung: Gäbe es den überbordenden ÖR-Funk mit Zwangsgebühren nicht, dann wären auch die Privaten besser.

FW

DP Offline



Beiträge: 5.248

13.09.2007 21:29
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Hmm mal überlegen. Angenommen, es gäbe von heut' auf morgen keine Gebühren mehr. Die ARD würde ihre Dritten zu einem Dritten zusammenfassen, ebenso den Hörfunk straffer organisieren. Beide dann Ex-Öffis müssten ihre zahllosen Spartenangebote entweder kommerzialisieren und kostenmässig auf Trab bringen oder abschaffen. Das Riesennetz an Korrespondenten, Direktoren, Beamten müsste zusammengestrichen werden. Teure Prestigeobjekte wie millionenteure Eigenproduktionen, Fussballrechte oder überteuerte Entertainer sind passe. Dafür darf dann das Werbeangebot entsprechend ausgebaut werden.

Der Zwang zur Wirtschaftlichkeit würde zu einer weiteren Boulevardisierung beitragen. Zuschauermagnete wie Fussballänderspiele oder Olympische Spiele könnten dann bei den Privaten landen.

Ob das zu einer Seriosität der Privaten beitragen würde glaube ich nicht. Eher wären sie angehalten, ihre Info/Vollprogramm/Entertainment (N24/Sat1/Pro7 resp. N-TV/RTL/Vox) Schienen im Profil zu schärfen.

Immerhin führt uns dieses duale System vor Augen, wie ein staatlich organisiertes und Milliarden verschlingendes Ungetüm am Ende nicht besser ist als ein Privatbetrieb, der sich selber trägt. So sind die Öffis gar nicht so nutzlos, sondern taugen immerhin als schlechtes Beispiel.
MartiS2 Offline



Beiträge: 7.188

13.09.2007 22:49
Mit dem Zweiten schielt man besser Antworten
Eine kleine Frage halb zur Sache: Ich hatte 2001 den thread zu dem Terrorakt auf dem Focus-Forum eröffnet. Kann dieser Thread noch irgendwo abgerufen werden?

Gruß, Martin
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