Na meine 'grundsätzliche' Antwort dazu war: Nichts tun und abwarten, dass es passiert, wird niemanden von seinen moralischen Bedenken befreien, denn auch in diesem Falle werden Menschen geopfert, nämlich der eigenen Entscheidungsschwäche.
Kodo schrieb am 03.10.2007 16:20
[Wenn man der Ansicht ist, der Zweck heilige jedes Mittel, begibt man sich auf die selbe Stufe wie der Terrorismus.
Wer ist dieser Ansicht, außer Dir mit dieser rhetorischen Konditionalkonstruktion?
Welche Mittel sind Deines Erachtens denn adäquat, wenn es um den Tod einer Vielzahl von Menschen geht? In der Medizin sind Abwägungen dieser Art Alltag und sie werden gemeinhin akzeptiert. Die Akzeptanz geht offensichtlich verloren, nur weil das rote Tuch 'Militär' ein Rolle dabei spielt.
Kodo schrieb am 03.10.2007 16:20
[Wenn man der Ansicht ist, der Zweck heilige jedes Mittel, begibt man sich auf die selbe Stufe wie der Terrorismus.
Wer ist dieser Ansicht, außer Dir mit dieser rhetorischen Konditionalkonstruktion?
Welche Mittel sind Deines Erachtens denn adäquat, wenn es um den Tod einer Vielzahl von Menschen geht? In der Medizin sind Abwägungen dieser Art Alltag und sie werden gemeinhin akzeptiert. Die Akzeptanz geht offensichtlich verloren, nur weil das rote Tuch 'Militär' ein Rolle dabei spielt.
Gruß, Martin
Das ist keine singuläre Ansicht von mir; genau so, wie der Begriff "Menschenwürde" keine Erfindung von mir ist.
Lies die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes und z.B. Kant oder Hegel.
Nicht nur Kant hat gesagt, das wir in keiner Handlung uns selbst oder andere bloß als Mittel gebrauchen dürfen.
Dein Beispiel mit der Medizin ist nicht nachvollziehbar.
Wenn in der Medizin der Zweck die Mittel heiligen würde, wäre die Medizin eine Art schwarze Magie.
Ich stimme Dir zu, wenn Du meinst, der Arzt amputiert das Bein, um den Menschen zu retten.
Ich stimme Dir allerdings nicht zu, wenn Du meinst, der Arzt benutzt einen "Sklaven" als Ersatzteillager, um andere Menschen zu retten.
Wie wäre es denn, wenn Du in dem abzuschießenden Flugzeug säßest?
Würdest Du dann auch sagen, dass du auf Deine unverlierbaren rechte als Person verzichtest, um dem Gemeinwohl zu dienen?
Deine Behauptung, der Zweck heilige die Mittel scheitert an der Komplexität und Undurchschaubarkeit der langfristigen Folgen unserer Handlungen.
Du scheinst ein typischer Gesinnungstyp zu sein.
Wieso sind die Leute im Fußballstadion wertvoller, als die im Flugzeug?
Der Grundsatz, dass der Zweck eben nicht jedes Mittel heiligt, hat nichts mit Militär zu tun.
Es ist ein universaler Grundsatz.
ich denke mal, es ist relativ einfach den Gedanken des BVG zu folgen, solange man nicht in einer Situation ist, die Entscheidungen fordert.
Dann hat man die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub, oder, um es anders auszudrücken, wie der damalige Kanzler Schmidt gesagt hat: Ich bin schuldig geworden.
Er wäre immer schuldig geworden, weil es in einer solchen Situation wie damals (diverse Morde, Entführung von H.-M. Schleyer und der "Landshut") keine "Old Shatterhand und Winnetou"-Lösungen gibt.
Ich denke mal, Martin hat die "Triage" vor seinem inneren Augen, die Situation, in der ein Arzt entscheiden muss, wenn er warum zuerst behandelt, weil es zuviele Opfer und zu wenig Ärzte gibt (das kann auch bei zivilen Katastrophen so sein). Der Arzt wird auch da schuldig werden - das kann ihm niemnd abnehmen.
Er wird auch (hoffentlich!!!) nicht abwägen, wessen Leben wertvoller ist (oder sich die Privatpatienten aus dem eben durch einen Terrorflieger verwüsteten Fussballstadion raussuchen), sondern er wird andere Gründe für die Auswahl suchen müssen und finden.
Deine Bemerkung, wessen Leben wertvoller ist, ist zynisch. Hast Du verfolgt, wie die Lage in dem vierten 9-11-Flieger war, der über Pennsylvania abgestürzt ist? Da es Gesprächsaufzeichnungen gibt - es war den meisten klar, dass sie den Flug nicht überleben werden. Sollte ich in einer solchen Lage sein - nun, ich weiß nicht, was ich dann denken werde. Jetzt, vom Schreibtisch aus, ist es mir lieber, wenn mit mir nicht noch zusätzlich ein paar tausend Menschen mehr sterben müssen.
Was anderes wäre es sicherlich, wenn Angehörige im Flieger sitzen würden. Da stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt.
ich denke mal, es ist relativ einfach den Gedanken des BVG zu folgen, solange man nicht in einer Situation ist, die Entscheidungen fordert.
Dann hat man die Wahl zwischen Teufel und Beelzebub, oder, um es anders auszudrücken, wie der damalige Kanzler Schmidt gesagt hat: Ich bin schuldig geworden.
Er wäre immer schuldig geworden, weil es in einer solchen Situation wie damals (diverse Morde, Entführung von H.-M. Schleyer und der "Landshut") keine "Old Shatterhand und Winnetou"-Lösungen gibt.
Ich denke mal, Martin hat die "Triage" vor seinem inneren Augen, die Situation, in der ein Arzt entscheiden muss, wenn er warum zuerst behandelt, weil es zuviele Opfer und zu wenig Ärzte gibt (das kann auch bei zivilen Katastrophen so sein). Der Arzt wird auch da schuldig werden - das kann ihm niemnd abnehmen.
Er wird auch (hoffentlich!!!) nicht abwägen, wessen Leben wertvoller ist (oder sich die Privatpatienten aus dem eben durch einen Terrorflieger verwüsteten Fussballstadion raussuchen), sondern er wird andere Gründe für die Auswahl suchen müssen und finden.
Deine Bemerkung, wessen Leben wertvoller ist, ist zynisch. Hast Du verfolgt, wie die Lage in dem vierten 9-11-Flieger war, der über Pennsylvania abgestürzt ist? Da es Gesprächsaufzeichnungen gibt - es war den meisten klar, dass sie den Flug nicht überleben werden. Sollte ich in einer solchen Lage sein - nun, ich weiß nicht, was ich dann denken werde. Jetzt, vom Schreibtisch aus, ist es mir lieber, wenn mit mir nicht noch zusätzlich ein paar tausend Menschen mehr sterben müssen.
Was anderes wäre es sicherlich, wenn Angehörige im Flieger sitzen würden. Da stirbt die Hoffnung bekanntlich zuletzt.
Gruß
WRL
So einfach scheint es ja gerade nicht zu sein, das Urteil des Verfassungsgerichtes zu verstehen.
Sonst käme ja kein Regierungsmitglied auf die Idee, das Urteil eventuell mißachten zu wollen.
Helmut Schmidt hat sich schuldig gefühlt, weil die Geisel sterben musste.
Weder er noch sonst ein Teil der Exekutive haben damals geltendes Recht, geschweige denn die Verfassung gebrochen!
Wenn Ärzte entscheiden müssen, wer zuerst behandelt werden soll - also wenn es knappe Ressourcen gleich welcher Art gibt - besteht ein Problem von Verteilungsgerechtigkeit.
Und nach den Gesichtspunkten dieser Verteilungsgerechtigkeit muss dann entschieden werden.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass ein Depp wie Jung imaginäre Flugzeuge abschießen will, um Fußballfans und Hooligans zu schützen.
Es gibt keine Belege, dass sich die Passagiere des vierten Flugzeugs geopfert haben, um Washington zu retten.
Das einzige was klar ist, ist, dass sie wussten, dass sie nicht besonders viele Möglichkeiten hatten.
Kodo schrieb am 03.10.2007 18:28
Ich stimme Dir zu, wenn Du meinst, der Arzt amputiert das Bein, um den Menschen zu retten.
Ich stimme Dir allerdings nicht zu, wenn Du meinst, der Arzt benutzt einen "Sklaven" als Ersatzteillager, um andere Menschen zu retten.
Wie wäre es denn, wenn Du in dem abzuschießenden Flugzeug säßest?
Würdest Du dann auch sagen, dass du auf Deine unverlierbaren rechte als Person verzichtest, um dem Gemeinwohl zu dienen?
Deine Behauptung, der Zweck heilige die Mittel scheitert an der Komplexität und Undurchschaubarkeit der langfristigen Folgen unserer Handlungen.
Du scheinst ein typischer Gesinnungstyp zu sein.
kodo,
nehmen wir das Beispiel von siamesischen Zwillingen, wenn die Trennung mit dem Risiko verbunden ist, dass Einer oder Beide sterben. Nehmen wir das Beispiel der schwangeren Frau, wenn es kurz vor der Entbindung um Kind oder Mutter geht. Es geht nicht nur um Ersatzteillager.
Deine Ansichten extrapoliert hieße letztlich sogar auf Selbstverteidigung zu verzichten. Das Fußballstadion wird zum Land, und im Fall von Terroristen hat der 'Gegner' keine Uniform, die ihn vom Unschuldigen zum Schuldigen macht. Man kann hier Paragraphen rauf und runter reiten, am Ende wird man spätestens dann scheitern, wenn die demokratisch wählende Bevölkerung mit einer nicht durch diese Paragraphen abgedeckten Realität konfrontiert wird.
Es kann ja durchaus das Kalkül eines Schäuble sein, im Nachhinein auf der richtigen Seite gestanden zu haben.
kater_5 schrieb am 03.10.2007 19:41
Wenn nur 35 Sekunden Zeit sind nutzt mir ein Abfangjäger auch nichts mehr.
So eine Diskussion macht nur Sinn, wenn man mindest 15 Minuten vorher weiss, was los ist.
In der Zeit kann man einiges bewegen.
Gruss
Kater
Richtig, wozu braucht man überhaupt noch Polizei oder schnelle Eingreiftruppen. Man fragt einfach nur kater, der dann verbindliche Richtlinien und Zeitwerte festlegt, in denen reagiert werden darf. Und wer sich nicht daran halten mag verfährt dann nach Kodos Grundsätzen; das Terrorziel hat immer Pech.
nehmen wir das Beispiel von siamesischen Zwillingen, wenn die Trennung mit dem Risiko verbunden ist, dass Einer oder Beide sterben. Nehmen wir das Beispiel der schwangeren Frau, wenn es kurz vor der Entbindung um Kind oder Mutter geht.
Man wird bei all diesen Beispielen alles tun, um beide zu retten, man wird vielleicht das Risiko in Kauf nehmen, dass einer stirbt, aber man wird in keinem der Fälle einen der Beteiligten aktiv töten.
Wobei es zugegebenermassen die Lösung mit der Abtreibung zu einem sehr späten Stadium zum Schutz der Mutter gibt, die ich für einen schlimmen Irrweg halte.
Zitat:
Das Fußballstadion wird zum Land, und im Fall von Terroristen hat der 'Gegner' keine Uniform, die ihn vom Unschuldigen zum Schuldigen macht.
Nun, die unbeteiligten Passagiere im Flugzeug sind ja doch klar auszumachen. Das sind die, die in dem Flugzeug sitzen.
Zitat:
Richtig, wozu braucht man überhaupt noch Polizei oder schnelle Eingreiftruppen. Man fragt einfach nur kater, der dann verbindliche Richtlinien und Zeitwerte festlegt, in denen reagiert werden darf.
Du kannst ja mal erklären, wie Du in 35 Sekunden ein Flugzeug abschiessen willst. Die Zeit beginnt zu laufen... JETZT
Wir spielen hier kein Videospiel. Gibt keine zweite Chance.
Die sind jetzt schon eingeschlagen.
Aber selbst wenn, würde Dir Deine F14 in der Schweiz jetzt auch nix nützen, wenn der Jumbo gerade mit 800 km/h im Anflug auf das Münchner Allianzstadion ist.