DP: "Also für diesen Vergleich wärst du bei Kerner umgehend rausgeworfen worden."
Vorsicht, DP, das kann man auch als Kompliment auffassen
"Es geht nur noch um die Art der Finanzierung. "
Merkel hat ja schon gesagt, wenn die Verlängerung aufkommensneutral gestaltet wird, hat sie nichts dagegen....im Klartext ist das eine klare Absage an Becks derzeitige Pläne.
Dazu gibt es übrigens auch eine Umfrage und in der ist die Mehrheit interessanter weise für höhere Bietragssätze.
Martin: "dass man ein nun wenige Jahre erprobtes System nur an den Punkten ändern sollte, die offensichtliche Fehlsteuerungen sind, d.h. nach adäquater Analyse, und nicht nach politischer Tagesstimmung. Sonst ist Politik nicht mehr seriös."
Das widerspricht aber dem Wesen unserer Politk. Schröder hat ja genau sowas gemacht mit den Expertenrunden. Dass ein Wirtschaftler wie Hartz praktisch ohne Parteibindung ein Konzept ausarbeiten konnte war ja schon sowas wie ein Novum. Die 1:1-Umsetzung dieses Konzeptes war dann so neu, dass sie nicht durchgekommen ist.
Das Resultat dieser Politik waren verlorene Landtagswahlen, Häme und Kritik.
Und trotzdem ist Schröders Anti-Wählerstimmungs-Kurs - wie wir jetzt sehen - eine Wohltat für den Arbeitsmarkt. Ich erinnere daran, dass in der jetzigen Statistik mehrere hunderttausend Menschen drin sind, die es vorher nicht waren. und trotzdem ist die Arbeitslosigkeit niedriger als vor ein paar Jahren.
Wenn aber fast jedes Jahr irgendwo gewählt wird, wird ein solcher Kurs auf lange Sicht die Ausnahme bleiben.
Lexx schrieb am 23.10.2007 20:31
Martin: "dass man ein nun wenige Jahre erprobtes System nur an den Punkten ändern sollte, die offensichtliche Fehlsteuerungen sind, d.h. nach adäquater Analyse, und nicht nach politischer Tagesstimmung. Sonst ist Politik nicht mehr seriös."
Das widerspricht aber dem Wesen unserer Politk. Schröder hat ja genau sowas gemacht mit den Expertenrunden. Dass ein Wirtschaftler wie Hartz praktisch ohne Parteibindung ein Konzept ausarbeiten konnte war ja schon sowas wie ein Novum. Die 1:1-Umsetzung dieses Konzeptes war dann so neu, dass sie nicht durchgekommen ist.
Schröder hat nicht ein nur wenige Jahre erprobtes System geändert, sondern ein nach vielen Jahren an seine Grenzen gestoßenes. Das ist bei hartz 4 bei Weitem noch nicht der Fall.
Heute stehen diese Leute viel schlechter da. Wo man früher mit 55 anfing, über den Ruhestand nachzudenken, steht heute Fortbildung und die Angst um den Arbeitsplatz vorne. Wo früher eine Kündigung eher einen Tenniskurs in Spanien zur Folge hatte, stehen heute verordnete Bewerbungskurse und Auflösung der Ersparnisse.
Du scheinst immer noch nicht zu begreifen, dass es allein aus demografischen Gründen nicht funktionieren kann, dass sich die Masse der deutschen Arbeitnehmer mit Mitte 50 in den Ruhestand verabschiedet und auf Kosten des Restes für die nächsten 30 Jahre ein fürstliches Leben führt, inklusive aufwändiger Pflege in der Endphase etc...
In meiner alten Firma hatte ich einige solche Kollegen, die, wie du so schön sagst, über den Ruhestand nachdachten. Das war - ätzend mit denen zusammenzuarbeiten! Jegliche Vorurteile der Arbeitgeber zu älteren AN übererfüllten sie. Es ist ein Glücksfall für Deutschland, dass durch Hartz IV diesen Tendenzen entgegengewirkt wurde.
Lexx schrieb am 23.10.2007 20:31
Merkel hat ja schon gesagt, wenn die Verlängerung aufkommensneutral gestaltet wird, hat sie nichts dagegen....im Klartext ist das eine klare Absage an Becks derzeitige Pläne.
Dazu gibt es übrigens auch eine Umfrage und in der ist die Mehrheit interessanter weise für höhere Bietragssätze.
Die Union ist hier an vorderster Front dabei, die mühsam ausgehandelten und umgesetzten Reformen wieder abzubauen. Für mich ist die Haltung der Union noch weit enttäuschender als die von der SPD.
'Aufkommensneutral' ist so ein schönes Wort. Klingt fast wie soziale Gerechtigkeit. Ist aber am Ende auch nur ein in-die-Tasche-lügen, um sich nicht einzugestehen, dass man aus wahltaktischen Überlegungen seine Überzeugungen über Bord geworfen hat.
Martin:
Ich meinte die Entscheidung nach eingehender Analyse, nicht nach Tagespolitik. DAS war das neue.
DP:
Nunja, da beide die Verlängerung wollen, sind sie beide enttäuschend, das stimmt schon. Aber die Finanzierung spielt ja auch eine Rolle. Falls Beck - wie es der Kommentator sieht - neue Ausgaben plant (also Steuerfinanzierung der längeren Bezüge) wäre das allerdings sehr bedauerlich.
Deswegen sehe ich es pragmatisch: Da die längeren Bezüge wohl kaum noch abzuwenden sind, sollten sie wenigstens nicht als soziale Wohltat daherkommen, die alle bezahlen müssen.
Steuerfinanzierung nicht bei den Überschüssen, die die BA derzeit hat. Aber Beck will ggf. die Absenkung der ALV-Beiträge niedriger ausfallen lassen als ursprünglich geplant. Das will die Union nicht und spricht deswegen von Aufkommensneutralität, d.h. Verkürzung des ALG I für Jüngere auf unter 1 Jahr.
Wie das dann in der Praxis aussehen soll hat wohl noch niemand durchgerechnet. 11 Monate oder 10 Monate und 25 Tage???
FW, was ist denn daran aufkommensneutral? Für einen 35jährigen Arbeitnehmer macht es keinen Unterschied, ob ihm sein ALG gekürzt wird oder er mehr ALV zahlen muss (resp. weniger Entlastung erhält).
Warum in aller Welt steht hier niemand auf und sagt: Halt! Das ist doch völlig falsch! Wir müssen sämtliche Überschüsse an die Arbeitnehmer zurückgeben und also die Beiträge senken. Und die Bezugsdauer bleibt bei einem Jahr für alle, denn das hat dazu geführt, dass die Leute über 50 im Job bleiben.
Ich habe das lediglich aus Sioicht einer nicht unerheblichen Teils der Arbeitnehmerschaft geschildert. Und Wahlen werden letzlich nur um wenige Prozentpunkte entschieden, da können die Leute, die so denken, die Wahl entscheiden.
Von daher ist es durchaus verständlich, dass die SPD so agiert. Und es ist ebenfalls nachvollziehbar, dass die CDU da mitzieht.
Das das nicht richtig ist, ist unstreitig. Zumindest zwischen uns beiden
Kater: Ok, dann habe ich da missverständlich so einen Ton des Bedauerns rausgehört.
Das Reagieren und Mitziehen ist nur dann verständlich, wenn man auf kurze Sicht bei einer bestimmten Klientel punkten will, nicht aber, wenn man sich der Zukunft unseres Landes verpflichtet sieht. Münte (und hoffentlich bald auch Merkel) spielt in Interviews gerne auf diesen nicht ganz unwichtigen Punkt an.
kater_5 schrieb am 24.10.2007 14:15
"Kater: Ok, dann habe ich da missverständlich so einen Ton des Bedauerns rausgehört. "
Oooch, ich könnte mir durchaus schlimmeres vorstellen, als in 12 Jahren in Rente zu gehen
Gruss
Kater
Nun, ich bin schon Kandidat. Wenn Beck mir ein Geschenk macht nehme ich das großzügig mit. Die von Dir vorgestellten Sorgen meiner Altersklasse kenne ich allerdings nicht, und die kennt/kannte auch keiner meiner Kollegen . Um soo viel Geld geht es da am Ende nicht, das ist ein Kleinwagen mehr oder weniger.
''Oooch, ich könnte mir durchaus schlimmeres vorstellen, als in 12 Jahren in Rente zu gehen ''
Na wenn du repräsentativ bist für die mittvierziger Leistungsträger dieses Landes, die bereits in dem Alter darauf spekulieren, von der SPD möglichst früh in Rente geschickt zu werden, sähe ich gute Chancen für eine Koalition Beck-Lafontaine und ich sähe schwarz für Deutschland.
Das heisst ja nicht, dass ich mich in die Sonne legen würde.
Ich hätte schon ein paar Ideen für Projekte, dir ich gerne mal anpacken würde. Allerdings fehlt mir dafür derzeit das Startkapital. Mit einer Rente im Hintergrund, könnte man über manches nachdenken.
Hm, du willst dich also selbständig machen. Dann kommst du mit Beck und Lafo natürlich nicht ins Geschäft, denn statt Rente oder ALG zu beziehen, müsstest du fett Steuern zahlen.
Fehlendes Startkapital dürfte für 'Leute mit Plänen' in Deutschland bei der hohen Staatsquote symptomatisch sein. Ich kann mir als Besserverdienender schon ein nettes Leben machen, dicke Kohle für spannende Zukuntsprojekte kann ich mir aber kaum zurücklegen und die Banken werden mir was husten.