In einem Interview mit der FTD hat Finanzminister Peer Steinbrück folgende goldenen Worte gesprochen: "Es gibt Bankenvorstände, die der Komplexität dessen, was sie tun, nicht gewachsen sind"
Da hat er sicherlich recht - auffallend ist einmal, dass vor allem Vorstände (halb-)staatlicher Banken offenbar Hauptbetroffene sind (SachsenLB, IKB), und sich die Bankenvorstände was die Beherrschung der Komlexität angeht ungefähr auf einem Niveau mit der Politik befindet.
Steinbrück selbst hats da natürlich etwas einfacher - er muss sein Geld ja nicht dadurch verdienen, dass er es anderen leiht und dann hoffen muss es wieder zurückzubekommen, nein er kann es einfach stehlen.
Das ist doch pure Literatur zur Befriedigung sozialdemokratischer Seelen. Solange Steinbrück keine sozialdemokratische Finanzpolitik betreibt kann er von mir aus austeilen wie er will.
Von Spiegel bis FTD konnte man seit über zwei Jahren regelmäßig lesen, dass sich jenseits des Atlantik was zusammenbraut. Die Mechanismen sind auch für Finanzlaien einfach verständlich.
Ich habe mich sehr gewundert, dass hier deutsche Banken so stark involviert sind, dass deren Existenz auf dem Spiel steht. Das riecht nach Missmanagement und angesichts der Größenordnuing nach Missmanagement ganz oben.
'Steinbrück kann das Geld stehlen' ist natürlich Blödsinn. Er kann und muss das umsetzen, was ihm an Steuergesetzgebung und Haushalt vom Parlament diktiert wird. Es hat mich schon zu Waigels Zeiten geärgett, dass immer gesagt wurde 'Das Geld nimmt sich der Waigel'.
Steinbrück steht hier sicher stellvetretend für die Regierung, er setzt letztlich deren Finanzbedarf um.
Was das 'Zusammenbrauen' und die 'Finanzmechanismen' angeht, so gab es wegen aller möglichen vermuteter Schieflagen und dem überbordenden Derivategeschäft beliebig viele Warnungen in einer Art ungutem Magengefühl, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Einstellung von Handel mit Papieren als Problem artikuliert worden war.
Wenn auch jetzt die Gewinne einiger Banken stark einbrechen, dürften sie unter dem Strich über die letzten Jahre heftig profitiert haben. Wenn ich das Problem der IKB richtig verstehe, dann liegt es eher darin, dass sie Bürgschaften begeben hat, die u.U. weit über ihr Eigenkapital hinausgehen konnten. Ich weiß nicht, ob das ein komplexes Problem ist, als Privatmann würde ich so etwas jedenfalls nie tun.
Wenn ich das Problem der IKB richtig verstehe, dann liegt es eher darin, dass sie Bürgschaften begeben hat, die u.U. weit über ihr Eigenkapital hinausgehen konnten. Ich weiß nicht, ob das ein komplexes Problem ist, als Privatmann würde ich so etwas jedenfalls nie tun.
Wenn ich das Problem der IKB richtig verstehe, dann liegt es eher darin, dass sie Bürgschaften begeben hat, die u.U. weit über ihr Eigenkapital hinausgehen konnten. Ich weiß nicht, ob das ein komplexes Problem ist, als Privatmann würde ich so etwas jedenfalls nie tun.
Das sagt doch im Grunde alles.
Nicht unbedingt. Hier trifft das erst mal nur ein Institut und sollte auch von Steinbrück nicht verallgemeinert werden, vor allem dann nicht, wenn er andere Institute zu neuen Risiken überreden will, damit das Problem IKB nicht auf die Wirtschaft überspringt.
Kalkulierte Risiken eingehen für den Gewinn dagegen ist normales Geschäft, auch wenn dabei auch mal ein Verlust herauskommt.
Spock schrieb am 30.11.2007 12:50
Ob Sozi oder nicht, er hat Recht.
Recht hat er.
Aber, er, wie auch Glos, der ja ins selbe Horn gestoßen hat, sitzen beide im Verwaltungsrat der KFW, die als Großaktionärin die IKB dominiert.
Über seinen engsten Vertrauten Jörg Asmussen ist Steinbrück auch im Aufsichtsrat der IKB vertreten.
Im Geschäftsbericht der IKB stand, dass die mit 12 Milliarden Euro geradestehen muss, falls die Spezialfonds mit den dirty Ami-Immos baden gehen.
Hat aber keiner gerafft.
Stellt sich die Frage, wie unbedarft dürfen Aufsichtsräte sein?
Das gilt aber natürlich auch für die deutschen Banker, die diesen Schrott gekauft haben.
Das gilt aber natürlich auch für die deutschen Banker, die diesen Schrott gekauft haben.
Das haben wohl alle, von Ackermann bis sonstwem. Aber es ist schon ein Unterschied in welchem Umfang das getan wurde. Ob damit die Existenz des Instituts aufs Spiel gesetzt wurde oder doch nur eine Delle im Gewinn verursacht wurde. Wie Martin sagt, Risiken gehören zum Geschäft, Leichtsinn kann aber tödlich sein.
Das Versagen der Aufsichtsorgane liegt weniger darin , dass die jeweiligen Personen persönlich nicht die den Produkten innenwohnenden Risiken erkannt haben. Dazu sind sie zu komplex. Damit hätten auch die Mehrzahl der Privatbank ARs und -Vorstände ihre Probleme.
Was versagt hat, bzw. offensichtlich überhaupt nicht existiert hat ist das Risikomanagement, das eine solche Konzentration einer einzigen Risikoklasse zugelassen hat. Das ist allerdings krasses Versagen der Aufsichtsorgane wie der Vorstände. Da hat meiner Meinung nach auch die Bankenaufsicht nicht genug Druck gemacht, denn das Problemfeld Risikomanagement ist seit langem bekannt. Bekannt ist auch, dass sich die Banken gerne darum drücken, denn es ist extrem teuer, weil sehr personalintensiv.
Das gilt aber natürlich auch für die deutschen Banker, die diesen Schrott gekauft haben.
Was versagt hat, bzw. offensichtlich überhaupt nicht existiert hat ist das Risikomanagement, das eine solche Konzentration einer einzigen Risikoklasse zugelassen hat. Das ist allerdings krasses Versagen der Aufsichtsorgane wie der Vorstände. Da hat meiner Meinung nach auch die Bankenaufsicht nicht genug Druck gemacht, denn das Problemfeld Risikomanagement ist seit langem bekannt. Bekannt ist auch, dass sich die Banken gerne darum drücken, denn es ist extrem teuer, weil sehr personalintensiv.
FW
Risikomanagement ist doch obligatorisch.
Was macht die interne Revision???
was machen die Buchprüfer???
Wundert mich aber nicht wirklich.
Habe gerade einen Banker auf einer Tagung über interne Revision erlebt.
Der meinte, wenn ein Kreditkunde einen Fernseher auf den Tresen der Bank stellt oder zwei, drei Mitarbeitern der Kreditabteilung einen Seychellenurlaub bezahlt, sollten die Mitarbeiter den Fernseher bei ihrer Tombola verlosen und die Reise bei ihrem Vorgesetzten bekannt machen und sich dann an den Strand legen.
Wenn sowas Mainstream ist, wundert mich nichts mehr.
Was macht die interne Revision???
was machen die Buchprüfer???
Beide prüfen erst im Nachhinein. Und das im Routinefall auch erst mit grossem Zeitabstand, von anlassbezogenen Sonderprüfungen mal abgesehen.
Das Risk-Controlling monitort laufend und aktuell die Risikopositionen. Das Risk-Management, zu dem auch das Risk-Controlling gehört, definiert darüberhinaus die einzelnen Risikokategorien, schlägt dem Vorstand eine Risikomatrix vor und sorgt dafür, dass die beschlossenen einzelnen Limite auch eingehalten werden. Das ist risikovorbereitende und -begleitende Arbeit. Revision und Buchprüfung ist Nacharbeit.
Wenn sie wirklich gut sind, steuern sie auch gleich die Ertragsseite mit. D.h. sie errechnen die Ertragsstruktur jedes einzelnen Produktes, das entweder der Kundschaft angeboten wird bzw. von der Bank im Markt abgeschlossen wird. Da fliessen die produktinheränten Risiken in Form von Auf- bzw. Abschlägen ein.
Ergänzt um die Konditionen kann dann Auskunft gegeben werden wo die Gewinnschwelle liegt. Den operativen Abteilungen werden dann Mindestkonditionen vorgegeben, die sie nicht unterschreiten dürfen.
Zu abstrakt? Ich will dich nicht mit Einzelheiten langweilen, gebe dir aber gerne konkrete Beispiele, wenn es dich interessiert.
"Das Versagen der Aufsichtsorgane liegt weniger darin , dass die jeweiligen Personen persönlich nicht die den Produkten innenwohnenden Risiken erkannt haben. Dazu sind sie zu komplex. Damit hätten auch die Mehrzahl der Privatbank ARs und -Vorstände ihre Probleme."
Ich halte diese Aussage ja für durchaus zutreffend - nur stellt sich mir die Frage, wozu denn ein AR überhaupt da ist? Zumindest müsste er sich doch über die o.a. Risikoanalysen informieren lassen.
Steinbrück steht hier sicher stellvetretend für die Regierung, er setzt letztlich deren Finanzbedarf um.
Was das 'Zusammenbrauen' und die 'Finanzmechanismen' angeht, so gab es wegen aller möglichen vermuteter Schieflagen und dem überbordenden Derivategeschäft beliebig viele Warnungen in einer Art ungutem Magengefühl, aber ich kann mich nicht erinnern, dass die Einstellung von Handel mit Papieren als Problem artikuliert worden war.
Wenn auch jetzt die Gewinne einiger Banken stark einbrechen, dürften sie unter dem Strich über die letzten Jahre heftig profitiert haben. Wenn ich das Problem der IKB richtig verstehe, dann liegt es eher darin, dass sie Bürgschaften begeben hat, die u.U. weit über ihr Eigenkapital hinausgehen konnten. Ich weiß nicht, ob das ein komplexes Problem ist, als Privatmann würde ich so etwas jedenfalls nie tun.
Gruß, Martin
Als Privatmann würde ich mir meine Wohnung auch nicht überbuchen, trotzdem führt gerade diese Handlung bei den Fluggesellschaften zu einem weiten Teil zum Geschäftserfolg.
DP schrieb am 02.12.2007 09:42
Als Privatmann würde ich mir meine Wohnung auch nicht überbuchen, trotzdem führt gerade diese Handlung bei den Fluggesellschaften zu einem weiten Teil zum Geschäftserfolg.
Auch eine Risikoabschätzung. Sie wissen, daß sie auf diese Art ihre Bude vollkriegen und somit die Gewinnziele erreichen, und sie haben sich ausgedacht, was sie machen, wenn's tatsächlich mal nicht klappt: Gutscheine, Upgrades oder Ähnliches. Ich finde, das kann man nicht vergleichen mit dem, was die Banken da getrieben haben; schon gar nicht kann man es vergleichen mit einer zu voll gepackten Privatwohnung.
Was macht die interne Revision???
was machen die Buchprüfer???
Beide prüfen erst im Nachhinein. Und das im Routinefall auch erst mit grossem Zeitabstand, von anlassbezogenen Sonderprüfungen mal abgesehen.
Das Risk-Controlling monitort laufend und aktuell die Risikopositionen. Das Risk-Management, zu dem auch das Risk-Controlling gehört, definiert darüberhinaus die einzelnen Risikokategorien, schlägt dem Vorstand eine Risikomatrix vor und sorgt dafür, dass die beschlossenen einzelnen Limite auch eingehalten werden. Das ist risikovorbereitende und -begleitende Arbeit. Revision und Buchprüfung ist Nacharbeit.
Wenn sie wirklich gut sind, steuern sie auch gleich die Ertragsseite mit. D.h. sie errechnen die Ertragsstruktur jedes einzelnen Produktes, das entweder der Kundschaft angeboten wird bzw. von der Bank im Markt abgeschlossen wird. Da fliessen die produktinheränten Risiken in Form von Auf- bzw. Abschlägen ein.
Ergänzt um die Konditionen kann dann Auskunft gegeben werden wo die Gewinnschwelle liegt. Den operativen Abteilungen werden dann Mindestkonditionen vorgegeben, die sie nicht unterschreiten dürfen.
Zu abstrakt? Ich will dich nicht mit Einzelheiten langweilen, gebe dir aber gerne konkrete Beispiele, wenn es dich interessiert.
FW
Die interne Revison prüft, so wie ich sie kenne, just in time.
Das schließt natürlich ex-post-Prüfungen nicht aus.
Und wo war das Risk-Controlling Monitoring bei den Banken?
Danke für Dein Angebot.
Ich gehöre quasi zur Familie.