Unsere Morgenkaffeesorte ist Kenya, von Starbucks gekauft als volle Bohnen, von dem die richtige Menge im Crusinart Coffeemaker Sekunden vor dem Bruehen gemahlen wird - mit einem Burr Grinder, wie in der alten Hand-Kafffemuehle, nicht mit so einem flying Dingsbums, der nur den Kaffee aufheizt, fuer 10.43 Dollar das Pfund.
Wenn die sich die die Koepfe einhauen, dann wird unser Kaffee unerschwinglich teuer und wir muessen in unseren alten Tagen noch auf eine andere Sorte umsteigen.
FW: "die Kolonialzeit wird viel zu stark und einseitig als Ursache aller afrikanischen Übel gebrandmarkt."
Wo ich gerade dewos Beitrag lese fällt mir eines auf: Die Kolonialzeit als Ursache für die heutigen Probleme wird nicht überschätzt, sie wird vollkommen falsch eingeschätzt. Die größte Ursache für die heutigen Probleme sind ja bekanntlich Stammesrivalitäten. Und die gibt es aufgrund der Grenzziehungen von Kolonialherren mit einem Schreibgerät und meist einem Lineal, wo auf eigene Befindlichkeiten oder aktuelle Fronten Rücksicht genommen wurde, nicht aber auf die Bevölkerungsverteilung.
Mit dem Lineal kann man einen Stamm teilen. Dieser lebt dann zu einem Teil in der einen, und zum anderen Teil in der anderen Kolonie. Wenn diese Kolonie zum Staat wird, kommt dann das raus, was wir heute sehen.
Ohne die Kolonialzeit wären die Staatsgrenzen höchstwahrscheinlich anders als heute - entsprechend der Stammesterritorien - und es gäbe weit weniger Probleme mit Rivalitäten und Völkermord.
Jetzt zu sagen die Afrikaner müssten diese Probleme allein lösen ist daher ignorant und wird den Auswirkungen der Kolonialzeit nicht gerecht.
Etwas anderes ist es mit Problemen wie Korruption und Autokratie. Die ist, wie wir an unzähligen Staaten der Erde sehen können nicht oder zumindest nicht allein durch die Kolonialzeit verschuldet. Und hier sehen wir an Staaten wie Südafrika oder (nach dewo) Namibia, dass es sehrwohl anders geht.
Man sollte vielleicht mal aufhören, Afrika und seine Probleme ständig über einen Kamm zu scheren.
Nimm Ruanda mit seinem gewaltigen Genozid in den Neunzigern. Das Land besteht im wesentlichen in seinen Grenzen aus der vorkolonialen Zeit. Die beiden verfeindeten Stämme sprechen die gleiche Sprache und haben immer vermischt auf dem gleichen Gebiet gelebt (es gibt sogar Ethnologen die behaupten, dass es dort gar keine unterschiedlichen Stämme, sondern nur Abkömmlige einer früheren feudalen Unter- und Oberschicht gibt). Es gibt und gab nie Hutu- oder Tutsi Gebiete oder auch nur Dörfer. Ist jetzt auch der Kolonialismus schuld?
Die beiden grossen Völker Kenias, die sich gerade in den Haaren haben, leben beide komplett auf kenianischem Gebiet. Wo ist da was durch die Kolonialmächte zerschnitten worden? Und sich gegeseitig die Köpfe eingeschlagen haben die schon, bevor die Weissen auftauchten.
Schau dir in den Nachschlagewerken an, wie viele Stämme in den jeweiligen Ländern leben. Willst du jedem einen eigenen Staat verschaffen? Dann hast du mehrere 1000. Und in welchen Grenzen? So etwas gab es vor der Kolonialzeit fast nirgends. Die Territorien waren ständig im Fluss und umkämpft. Willst du das wieder einführen? Den edlen Wilden, der durch die Kolonialzeit verdorben wurde, gab es nie. Er war vorher schon verdorben.
F-W schrieb am 04.01.2008 01:44
Schau dir in den Nachschlagewerken an, wie viele Stämme in den jeweiligen Ländern leben. Willst du jedem einen eigenen Staat verschaffen? Dann hast du mehrere 1000. Und in welchen Grenzen?
Wenn sich die Nachbarn dann friedlich und gemeinsam auf Grenzen einigen können, dann dürfens auch 2000 Staaten sein. Wer will, kann ja mit der Zeit wieder fusionieren.
Gegen so einen Reset spricht überhaupt nichts (ausser den freiheitsfeindlichen, ideologischen Beißreflexen gegen die angebliche und angeblich schlechte so genannte Kleinstaaterei, die man z.B. auch im Belgienthread nicht nachvollziehen kann).
FW:
Ruanda ist ein gutes Beispiel:
Hutu und Tutsi habe ich nachgesehen: Sie leben in Ruanda, Burundi und dem Kongo. Ein Stamm, drei Länder. Bezüglich dem Kolonialeinfluss steht in Wikipedia: Die Kolonialmächte, zunächst Deutsche, dann Belgier, beschlossen, durch indirekte Herrschaft zu regieren und wollten keinen eigenen Verwaltungsapparat aufbauen. Sie unterstützten zunächst die herrschenden Eliten der Tutsi und versuchten sie für ihre Zwecke zu nutzen. Die Kolonialmächte definierten die gesellschaftlichen Kategorien von „Hutu“, „Tutsi“ und „Twa“ als „Stämme“, unterschieden nach rassistischen Kriterien bezüglich des Äußeren und des angeblichen Charakters, sowie nach der Wirtschaftbasis (Tutsi = Rinderzüchter; Hutu = Bauern; Twa = Jäger/Sammler, Töpfer)."
Vor der Kolonialzeit war "Hutu" und "Tutsi" einfach eine Bezeichnung sozialer Gruppen, so wie heute "Mittelschicht" (Hutu, Bauern) und "Besserverdienende" (Tutsi, Viehhirten) in Deutschland. In der Kolonialzeit wurden daraus angebliche unterschiedliche Ethnien mit angeblich unterschiedlichen Qualitäten - die Tutsi wurden rassisch über die Hutu erhoben. Erst dadurch wurde das heutige Konfliktpotential zwischen beiden "Völkern" geschaffen. Ruanda ist also ein ganz schlechtes Beispiel, wenn man die These vertritt, dass die Kolonialzeit überbewertet wird.
"Wo ist da was durch die Kolonialächte zerschnitten worden?"
Grenzen zerschneiden nicht nur, die fügen auch zusammen - und in Afrika oft genug etwas, was nicht zusammen gehört. Betrachten wir zum Beispiel dieses Bild von Kenia, wo die Sprachen und Dialekte zu sehen sind (rot: nilotische Sprachen; grün: kuschitische Sprachen; blau: Bantusprachen: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9c/Kenya_Dialect_map.jpg
Die Grenzziehung ist dadurch zustande gekommen, dass zunächst die Küstengebiete Kolonie wurden und man hinterher das fruchtbare Hochland hinzugenommen hat. Auf natürlichem Wege hätte ich eher eine Grenze entlang der Sprachgrenzen erwartet, insbesondere zwischen rot und grün (was recht gut mit der geographischen Grenze zwischen Tiefland und Hochland übereinstimmt).
Die beiden Ethnien der Kikuyu und Luhya stellen übrigens nur rund ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Konfliktpotential im Sinne von rivalisierenden ethnischen Gruppen dürfte daher deutlich schwächer ausgeprägt sein als etwa in Ruanda.
"Willst du jedem einen eigenen Staat verschaffen?"
Ich will überhauptnichts in dieser Richtung. Ich wollte nur vermerkt haben, dass koloniale Grenzziehungen territoriale, kulturelle oder geographische Grenzen oft genug ignoriert haben, nach denen sich normalerweise die Grenzen eines Nationalstaates ausbilden und das trennt zusammengehörige Volksgruppen und bringt sie mit anderen zusammen, von denen sie sich womöglich lieber getrennt hätten. Sowas gab es übrigens auch in Europa: Stalins Westverschiebung der Grenzen Russlands und Polens hat sowohl Millionen Polen als auch Millionen Deutsche vertrieben und
Wie die Grenzen auf natürlichem Wege entstanden wären wissen wir beide nicht. Ich bin mir aber sicher, dass es andere Grenzen und eher Kriege zwischen Staaten als in den Staaten gegeben hätte - wie in Europa. Solchen interstaatlichen Konflikten kann man natürlich ganz anders begegnen als zwei Volksstämmen, die sich gegenseitig hinmetzeln.
Lexx schrieb am 04.01.2008 11:06
Vor der Kolonialzeit war "Hutu" und "Tutsi" einfach eine Bezeichnung sozialer Gruppen, so wie heute "Mittelschicht" (Hutu, Bauern) und "Besserverdienende" (Tutsi, Viehhirten) in Deutschland. In der Kolonialzeit wurden daraus angebliche unterschiedliche Ethnien mit angeblich unterschiedlichen Qualitäten - die Tutsi wurden rassisch über die Hutu erhoben. Erst dadurch wurde das heutige Konfliktpotential zwischen beiden "Völkern" geschaffen. Ruanda ist also ein ganz schlechtes Beispiel, wenn man die These vertritt, dass die Kolonialzeit überbewertet wird.
Lexx,
wie auch immer das historisch abgelaufen ist, ist völlig schnuppe. Dass unterschiedliche Schichten und Ethnien zu mörderischen Konflikten führen müssen ist kein Naturgesetz. Es geht hier um Menschen, die sich sehr wohl bestehende Randbedingungen anpassen können, wenn sie nur wollen. Schließlich benutzen sie auch Telefone und keine Trommeln, wenn sie telekommunizieren wollen. Die Ursache für den Konflikt ist nicht, dass es eine Kolonialzeit gab, sondern dass die herrschende Klasse die Spielregeln nur dann einhält, wenn sie davon profitiert. Ein anderer gegenwärtigerer westlicher Einfluss ist eher von Bedeutung: Die Unterstützung afrikanischer Regierungen wird vom Westen von der Einführung demokratischer Strukturen abhängig gemacht, was möglicherweise dazu führt, dass Afrika (u.a.) eine Ansammlung von Fassadendemokratien ist, damit der Westen sein Gesicht wahren kann.
um dein Lexikonwissen ein wenig aufzubessern: Es gab vor der Kolonialzeit 3 Tutsi-Königreiche von denen sich 2, nämlich Ruanda und Burundi ziemlich unverändert in den Kolonial- und heutigen Grenzen wiederfanden. Nur das 3. ging im belgischen Kongo und im britischen Uganda auf.
Die Tutsi als "Besserverdiener" zu bezeichnen ist beschönigend. Sie waren die feudale, quasi adelige Herrschaftskaste, denen die Hutu tribut- und dienstverpflichtet waren. Eine quasi-Leibeigenschaft. Die Kolonialmächte haben die Herrschaftsverhältnisse kaum angetastet weil sie in ihrem Interesse waren, sind aber nicht für deren Existenz verantwortlich und auch nicht für die daraus resultierenden Konflikte. Diese konnten sie allerings auch nicht verhindern. Der Tutsi-König in Ruanda wurde noch zu belgischen Zeiten blutig gestürzt und die Hutu übernahmen die Macht, es kam in den 50ern zu den ersten grossen Massakern. Erst nach dem Massaker 1994 übernahmen die Tutsi wieder die Herrschaft.
In Burundi dagegen behaupteten sich die Tutsi bis heute.
Die Twa (weniger als 1%) sind Pygmäen die in unzugänglichen Rückzugsgebieten überlebt haben. Sie sind tatsächlich eine unterschiedliche Ethnie, die schon vor Urzeiten von den Bantu verdrängt wurden. Sie hatten und haben mit den Konflikten nichts zu tun.
FW: "sind aber nicht für deren Existenz verantwortlich und auch nicht für die daraus resultierenden Konflikte."
Da muss ich widersprechen!
Die Tutsi waren die Elite, das stimmt.
Aber sie hatten nicht diese rassenideologische Trennung. Die bekamen sie, wie geschrieben, erst in der Kolonialzeit. Du schreibst, unter belgischer Herrschaft wurde der Tutsi-König blutig gestürzt - warum nicht vorher? Warum nicht vor der Kolonialzeit?
Anscheinend hat die rassische Begründung für die Herrschaft der Tutsi doch noch mehr Aggressionen freigesetzt als vorher da waren. Denn Tutsi werden konnte vorher prinzipiell jeder. Ein Hutu-Bauer, der sich Vieh gekauft hat war fortan ein Tutsi-Viehhirte. Welcher Gruppe man angehörte war also eine Frage der sozialen Stellung.
Seine "Rasse" von Hutu zu Tutsi zu ändern ist dagegen nicht möglich - einmal ein Hutu, immer ein Hutu! Das ist eine ganz andere Qualität der Trennung und dieser (und damit der Kolonialherrschaft) schreibe ich sehrwohl eine signifikante Bedeutung für den postkolonialen Umgang der beiden Volksgruppen miteinander zu.
Martin: "Dass unterschiedliche Schichten und Ethnien zu mörderischen Konflikten führen müssen ist kein Naturgesetz."
Das ist richtig. Du weißt aber selbst, welche Auswirkungen die Rassentheorien auf ein Volk haben können. Die Ausrottung einer minderwertigen Rasse ist schließlich viel einfacher zu Begründen als die Ausrottung eines bestimmten sozialen Milieus, das prinzipiell von jedem besetzt werden kann. So meine Zeit ist zuende, morgen kommt ggf. mehr
die "rassenideologische" Trennung ist ein Produkt der Europäer, ein Versuch, die vorgefundenen Verhältnisse für die damals vorherrschende Denkweise zu erklären. Für die Einheimischen war die Trennung immer da und es war für sie unerheblich ob sie "rassisch" oder sozialgeschichtlich begründet wurde.
Dass der Hutu-Aufstand während der Kolonialzeit eskalierte lag daran, dass die Tutu-Herrscher ihre Macht nicht mehr so absolutistisch ausüben konnten wie zuvor. Es wurde ein Rechtssytem europäischer Tradition eingeführt. Der Tutsi-König war nicht mehr oberste Gerichtsinstanz und nicht mehr Herr über Leben und Tod. Die Autorität der traditionellen Herrschaft wurde so nach und nach untergraben, da sie vor allem nicht mehr über das Gewaltmonopol verfügte. In vorkolonialen Zeiten hätten (und haben) die Tutsi-Könige Aufmüpfigkeiten schon von Beginn an blutig unterdrückt.
Der Aufstieg vom Hutu zum Tutsi durch Kauf von ein paar Kühen und simple Umdeklaration war nicht möglich. Heute im Zeitalter von Auto, Kalaschnikow und Handy spielt das eh keine Rolle mehr, aber die Abgrenzung der Ethinien ist so fest gefügt wie eh und je. Die Ethnie ist im Geburtsregister und den Personalpapieren verzeichnet. Vor 20 Jahren gab es vom Staat vorgegebene (auch für die Privatwirtschaft gültige) Quoten, wieviel Tutsis maximal beschäftigt werden durften und wieviel Führungspositionen sie bekleiden durften. Ich denke, dass das heute mit umgekehrten Vorzeichen nicht viel anders ist.
Womöglich, womöglich, hat der internationale Druck doch Einfluss auf den Gang in Kenia. Jedenfalls hat Kibaki erklärt, eine Einheitsregierung mit der Opposition eingehen zu wollen. http://www.tagesschau.de/ausland/kenia172.html
"Die Opposition fordert Neuwahlen."
Das kann ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen, denn die Wahlen waren ja offenbar durchaus in Ordnung. Man müsste einfach nur neu auszählen....
Na ja, Kibaki bliebe dann Präsident und das scheint mir die weit wichtigere Position zu sein als Mitglied einer dem Präsidenten untergeordneten Regierung. Einen Minister, selbst einen MP kann der Präsident jederzeit entlassen, wenn sich die Augen der Welt dem nächsten Aufreger zuwenden. Dazu kommt, dass in Afrika die Macht ausschliesslich auf eine Person zugeschnitten ist, i.d.R. der Präsident. Schon ein Ministerpräsident hat nichts zu sagen und keine Kompetenzen und ein Minister noch weniger. In den Ländern wird alles vom Chef entschieden. Man kann nur den Kopf darüber schütteln, welcher Fliegenschiss alles beim Boss auf dem Tisch landet.
Also kein ein gutes Geschäft für Odinga, wenn er denn tatsächlich gewonnen haben sollte. Mit dem Wahlergebnis will er jetzt an die Tröge und sich nicht mit Kleinigkeiten abspeisen lassen.
Lexx schrieb am 06.01.2008 17:59
Womöglich, womöglich, hat der internationale Druck doch Einfluss auf den Gang in Kenia. Jedenfalls hat Kibaki erklärt, eine Einheitsregierung mit der Opposition eingehen zu wollen. http://www.tagesschau.de/ausland/kenia172.html
"Die Opposition fordert Neuwahlen."
Das kann ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen, denn die Wahlen waren ja offenbar durchaus in Ordnung. Man müsste einfach nur neu auszählen....
Bereits im Wahlkampf hat besonders Odinga gehetzt und die Stämme gegeneinander aufgebracht.
Es wurden regierungsfreie Wahlkreise durch Vertreibungen geschaffen.
Insoweit waren die Wahlen nicht in Ordnung.