"Sean Bell, 23 Jahre alt und Vater von zwei Kindern, stand kurz vor seiner Hochzeit, als er im Kugelhagel der New Yorker Polizei starb. 50 Schüsse feuerten die Beamten damals, im November 2006, auf das Fahrzeug des jungen Mannes ab. Einige Kugeln waren tödlich.
Der Grund: Bell hatte gemeinsam mit Freunden in einem Striptease-Lokal seinen Junggesellen-Abschied gefeiert und bei der Abfahrt wohl versehentlich einen Polizisten in Zivil gestreift und ein Polizeifahrzeug gerammt. Die Beamten eröffneten sofort das Feuer, Bells Freunde - wie er unbewaffnet - wurden schwer verletzt."
Bei der Armee wurden wir bei der Schiessübung stets angehalten, die gesamte Minition zu verballern, selbst wenn das Ziel längst unschädlich gemacht worden ist. Das hatte mit dem administrativen Aufwand bei der Rückgabe zu tun.
Aus dem Tagesschau Beitrag: "Richter Arthur Cooperman begründete sein Urteil (die Polizisten von der Schuld frei zu sprechen -DP) damit, die Anklage habe nicht überzeugend genug dargestellt, dass die Schüsse der Polizisten nicht gerechtfertigt gewesen sein. Die drei wegen Mordes und Fahrlässigkeit angeklagten Beamten hatten ihrerseits die Schuld von sich gewiesen. Sie hatten geltend gemacht, in Notwehr gehandelt zu haben und beklagt, die Medien würden sie fälschlicherweise als kaltblütige Killer hinstellen. Richter Cooperman folgte dieser Darstellung."
Nun, da steht doch alles drin, Lexx. Nicht gelesen? Die Polizisten wähnten sich in Notwehr weil ein wohl besoffener Irrer sie anfuhr und das Polizeiauto rammte. Die weiteren Umstände sind uns unbekannt, aber da der Richter die Polizisten freisprach kann man davon ausgehen, dass ihnen keine Schuld nachzuweisen ist.
Als medienkritischen Zusatz sei hinterhergeworfen; dass so eine Meldung überhaupt bei uns auftaucht liegt allein in ihrem Potenzial, die Amis mal wieder so richtig als bescheuerte Arschlöcher darzustellen. Deshalb werden nicht etwa Art oder die näheren Umstände des Falls erläutert, nein der Aufmacher ist, dass der Getötete 2 Kinder hat und kurz vor der Heirat stand, was ihn praktisch von jeder Schuld freizusprechen scheint, zumindest wenn man die übelsten deutschen Boulevardschundsendungen wie die z.B. Tagesschau sieht. Weiter unten verrät uns die Tagesschau den wahren Hintergrund, denn wie ja alle Deutschen wissen sind die Amis ja nicht nur doof und hinterwäldlerisch sondern rassistisch.
12 Jurors haben sich das Ganze angehoert und sind zu dem Schluss gekommen, dass die Poliszisten (zwei davon schwarz) unschuldig sind.
Das geht nun in den Appeal. Da hoeren sich ein bunch von Appelate Richtern das Ganze an und werden entscheiden.
Parallel dazu gibt es bei solchen Dinngen immer eine Bundes- Untersuchung. Sowas geht Jahre.
Vielleicht sollte man mit dem eigenen Urteil zurueckhalten, bis das alles vorbei ist, dann... Lexx, wenn Dir der Ausgang nicht passt, kannst Du Dir selbst aussuchen, wer die Batsards sind.
Die Tagesschau, oder irgendeie anderer TV Beitrag wird den Tatschen kaum naeher kommen. Im Gegenteil.
Ach ja, Al Sharpton macht kraeftig Heu, vergessend, dass zwei der Polizisten Schwarze sind. Al setzt sich in letzter Zeit immer wieder in die Nesseln. Der Rassistenberuf wird immer schwieirger. Die Grenzen verwischen sich. Vielleicht sollte Al an Pension denken.
Nun, da steht doch alles drin, Lexx. Nicht gelesen? Die Polizisten wähnten sich in Notwehr weil ein wohl besoffener Irrer sie anfuhr und das Polizeiauto rammte.
Wuerde man hierzulande auch nur jeden tatsaechlich besoffenen Autorammer und Personenstreifer so behandeln, waeren die Seitenstreifen voll mit von Kugeln durchsiebten Autowracks.
Also ich freue mich ja immer, wenn der Tagesschau Schmierenjournalismus und Tendenziosität nachzuweisen ist, in diesem Fall sehe ich das nicht. Bei Geschichten über Opfer ist es durchaus üblich, den Status des Opfers als Aufmacher zu benutzen - US-Medien, die über den Fall berichten, tun das sicher genauso.
Wenn sich das so abgespielt hat, wie geschildert, wirft es für mich kein gutes Licht auf die New Yorker Polizei. Ein Rempler und ein angefahrenes Auto dürfen kein Grund für sofortiges Niedermetzeln (so darf man den Kugelhagel wohl nennen?) sein, zumindest nicht in einem Rechtsstaat. Absolut keine Verhältnismäßigkeit!
Zitat:
Bei der Armee wurden wir bei der Schiessübung stets angehalten, die gesamte Minition zu verballern, selbst wenn das Ziel längst unschädlich gemacht worden ist. Das hatte mit dem administrativen Aufwand bei der Rückgabe zu tun.
Bei *Übungen* mit Pappscheiben mag das ja durchaus Sinn machen, aber hier ging es ja nicht um eine Übung.
Spock schrieb am 26.04.2008 11:21
Also ich freue mich ja immer, wenn der Tagesschau Schmierenjournalismus und Tendenziosität nachzuweisen ist, in diesem Fall sehe ich das nicht. Bei Geschichten über Opfer ist es durchaus üblich, den Status des Opfers als Aufmacher zu benutzen - US-Medien, die über den Fall berichten, tun das sicher genauso.
Wenn sich das so abgespielt hat, wie geschildert, wirft es für mich kein gutes Licht auf die New Yorker Polizei. Ein Rempler und ein angefahrenes Auto dürfen kein Grund für sofortiges Niedermetzeln (so darf man den Kugelhagel wohl nennen?) sein, zumindest nicht in einem Rechtsstaat. Absolut keine Verhältnismäßigkeit!
Zitat:
Bei der Armee wurden wir bei der Schiessübung stets angehalten, die gesamte Minition zu verballern, selbst wenn das Ziel längst unschädlich gemacht worden ist. Das hatte mit dem administrativen Aufwand bei der Rückgabe zu tun.
Bei *Übungen* mit Pappscheiben mag das ja durchaus Sinn machen, aber hier ging es ja nicht um eine Übung.
Wenn sich das so abgespielt hat....
12 Jurors, keine Experten, ordinary randomly selected folks, haben sich mehrere Tage um die Ohren geschlagen, den Mund gehalten und nur zugehoert, was Zeugen so alles gesagt haben. Die wissen am besten, wie sich's abgespielt hat.
Du nimmst an, diese Juror seien unbedarfte Deppen, die Dich gebraucht haetten, um die Situation zu erklaeren.
Willst Du das ausdruecken.?
Willst Du auch ausdruecken, dass die Jurors keinem Rechtsstaat dienen, sondern irgendeiner Mobjustiz?
Rocky:
Ich halte mich mit meiner Meinung zurück und frage...
Allerdings ist der rechtliche Freispruch kein moralischer Freispruch. Wenn die Polizisten tatsächlich so hysterisch gewesen sein sollten, einen Autorammer für einen Selbstmordattentäter zu halten, den man natürlich sofort unschädlich machen muss (sonst ist man selber dran), dann wäre das rechtlich vermutlich nicht zu beanstanden, jedoch ein tragisches Fehlurteil, das so in anderen Ländern vielleicht nicht passiert wäre.
Man beachte den Konjunktiv! Ich habe nicht gesagt, dass es so war
Deswegen interessieren mich die Meinungen der anderen. Man ist bei dem Artikel natürlich schnell verleitet, die Klischees der US-Polizisten ("erst schießen, dann fragen") bestätigt zu sehen und womöglich sogar rassische Ungleichbehandlung (die aus Einzelfällen ja bekannt ist) so vermuten. Aber genau das wollte ich eben nicht tun und frage deswegen.
Lexx schrieb am 26.04.2008 12:35
Rocky:
Ich halte mich mit meiner Meinung zurück und frage...
Allerdings ist der rechtliche Freispruch kein moralischer Freispruch. Wenn die Polizisten tatsächlich so hysterisch gewesen sein sollten, einen Autorammer für einen Selbstmordattentäter zu halten, den man natürlich sofort unschädlich machen muss (sonst ist man selber dran), dann wäre das rechtlich vermutlich nicht zu beanstanden, jedoch ein tragisches Fehlurteil, das so in anderen Ländern vielleicht nicht passiert wäre.
Man beachte den Konjunktiv! Ich habe nicht gesagt, dass es so war
Deswegen interessieren mich die Meinungen der anderen. Man ist bei dem Artikel natürlich schnell verleitet, die Klischees der US-Polizisten ("erst schießen, dann fragen") bestätigt zu sehen und womöglich sogar rassische Ungleichbehandlung (die aus Einzelfällen ja bekannt ist) so vermuten. Aber genau das wollte ich eben nicht tun und frage deswegen.
Es geht hier um eine rechtliche Frage. guilty-not guilty.
Die Jurors haben not guilty entschieden.
Damit sind die Polizisten unschuldig, solange kein Appeal Court das Urteil rauswirft, oder die federal investigation was anderes findet, und die Polizisten in federal Court angeklagt wuerden. .
Dieser Fall ist brisant genug, dass er bis zum US Supreme Court gehen wird, bin ich sicher. Und die werden's annehmen, wenn sie ein Haar im Appelate Court Urteil finden.
Also abwarten, was das endgueltige Urteil ist.
Dann, aber erst dann, wenn Dir's immer noch nicht passt, kannst Du von "Fehlurteil" reden, wenn Du das so siehst. Vorher ist das premature ejaculation.
Dass Rechtssprechung eine sehr zeitraubende Angelegenheit ist, weisst Du sicher.
Bis es soweit ist, kann man natuerlich alle moeglichen Diskussionen anfangen mit: Wenn das so ist..... Da es mindestens 100,000 oder vielleicht mehr Berichte ueber den Fall gibt, und die alle eine andere schattierung haben, kann man sich genau die Fortsetzung des Satzes je nach Vorurteil heraussuchen. Ist sicher Spass, und es ist Balsam fuer die selbstgerechte Seele, aber ich befasse mich mit solchen Konditionalsaetzen nicht, sondern ich urteile nur, wenn ich die tatsaechlichen Umstande mit einiger Gewissheit kenne. Und die kenne ich nicht in diesem Fall. Ich habe noch nicht mal das Gerichtsverfahren genau verfolgt. Hast Du's?
Was Du mit "moralischem Freispruch" meinst, ist mir schleierhaft. Sowas wie hausgemachtes, natuerlich "richtiges" Mobrecht?
Ich weiss auch nicht, warum Du die Rassenkarte ziehst. Zwei der Polizisten sind schwarz.
"Wenn die Polizisten tatsächlich so hysterisch gewesen sein sollten, einen Autorammer für einen Selbstmordattentäter zu halten, den man natürlich sofort unschädlich machen muss (sonst ist man selber dran), dann wäre das rechtlich vermutlich nicht zu beanstanden, jedoch ein tragisches Fehlurteil, das so in anderen Ländern vielleicht nicht passiert wäre. "
Da scheint es tatsächlich einen grundlegenden Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Polizisten zu geben. Diese Verfolgungsjagden, die ja auch gerne im amerikanischen Fernsehen live gezeigt werden (und derer ich mal selbst Zeuge werden konnte) sind ja in Deutschland völlig unbekannt. Deutsche Polizisten neigen dann schon mal eher dazu, den einfach zu Hause zu erwarten und dann in Ruh einzubuchten. Ist zwar nicht so spektakulär, aber vergleichbar effektiv und hat nicht so viele Nebenwirkungen.
Naja, und spätestens seit dem Simpson Trial dürfte wohl auch jedem klar sein, wie sicher der Spruch so einer Jury ist. Das heisst jetzt nicht, dass die grundsätzlich irren, aber nun aus dem Spruch eine Entscheidung abzuleiten, ist ebenso fahrlässig. Mag ja gut sein, dass die Polizisten dann im Zivilprozess auch zur Zahlung eines Schadensersatzes verurteilt werden.
Wenn sich das so abgespielt hat....
12 Jurors, keine Experten, ordinary randomly selected folks, haben sich mehrere Tage um die Ohren geschlagen, den Mund gehalten und nur zugehoert, was Zeugen so alles gesagt haben. Die wissen am besten, wie sich's abgespielt hat.
Du nimmst an, diese Juror seien unbedarfte Deppen, die Dich gebraucht haetten, um die Situation zu erklaeren.
Willst Du das ausdruecken.?
Willst Du auch ausdruecken, dass die Jurors keinem Rechtsstaat dienen, sondern irgendeiner Mobjustiz?
Nein, das will ich nicht ausdrücken. Es wäre zur Beurteilung gut, mehr Fakten zum Ablauf des Geschehens zu bekommen.
kater_5 schrieb am 26.04.2008 13:56
"Wenn die Polizisten tatsächlich so hysterisch gewesen sein sollten, einen Autorammer für einen Selbstmordattentäter zu halten, den man natürlich sofort unschädlich machen muss (sonst ist man selber dran), dann wäre das rechtlich vermutlich nicht zu beanstanden, jedoch ein tragisches Fehlurteil, das so in anderen Ländern vielleicht nicht passiert wäre. "
Da scheint es tatsächlich einen grundlegenden Unterschied zwischen deutschen und amerikanischen Polizisten zu geben. Diese Verfolgungsjagden, die ja auch gerne im amerikanischen Fernsehen live gezeigt werden (und derer ich mal selbst Zeuge werden konnte) sind ja in Deutschland völlig unbekannt. Deutsche Polizisten neigen dann schon mal eher dazu, den einfach zu Hause zu erwarten und dann in Ruh einzubuchten. Ist zwar nicht so spektakulär, aber vergleichbar effektiv und hat nicht so viele Nebenwirkungen.
Naja, und spätestens seit dem Simpson Trial dürfte wohl auch jedem klar sein, wie sicher der Spruch so einer Jury ist. Das heisst jetzt nicht, dass die grundsätzlich irren, aber nun aus dem Spruch eine Entscheidung abzuleiten, ist ebenso fahrlässig. Mag ja gut sein, dass die Polizisten dann im Zivilprozess auch zur Zahlung eines Schadensersatzes verurteilt werden.
kater_5 schrieb am 26.04.2008 21:56
Naja, und spätestens seit dem Simpson Trial dürfte wohl auch jedem klar sein, wie sicher der Spruch so einer Jury ist.
Simpson wollte seinen psychisch kranken Sohn schützen und den Verdacht auf sich lenken.