Bei dem unfassbar weit auseinander klaffenden Unterrichtsniveau schon zwischen zwei Leistungskursen des selben Faches an der selben Schule ist eine zentrale Bewertung im Moment offenkundig unmöglich. Im Übrigen setzt sich die Abiturnote zu manchmal mehr als zwei Dritteln aus den Noten der 12. und 13. Klasse und nur zu einem Drittel aus den eigentlichen Prüfungen zusammen. Wie soll da zentral bewertet werden? In Jeder Unterrichtsstunde und bei jeder zweistündigen Nebenfachklausur zwei Ministeriumsprüfer?
Das Grundproblem des Zentralabiturs ist doch, dass wir jetzt ganz toll vergleichen können, es sich damit aber auch schon getan hat. Wer zentral prüfen will, muss auch einheitliche Strukturen und Qualitätsniveaus in der Oberstufe schaffen.
Im Übrigen weiß ich wovon ich rede, ich habe vor ca 4 Stunden mein vorläufiges Abiergebnis in die Hand bekommen und durch einen Bekannten eines anderen Gymnasiusm weiß ich zb von Zuständen in dessen Deutsch-LK, bei denen ich mir nur an den Kopf fassen kann. Insofern stimmt es, wenn ein Großteil des Frustes aus Schülersicht zumindest in NRW wohl wirklich vor allem an der jeweiligen Vorbereitung gelegen hat.
Das Gejammer über die Aufgaben des Zentralabiturs ist natürlich völlig übertrieben, da stimme ich zu. Die sind nämlich im Allgemeinen offener (zumindest in den Sprachen, den Gesellschaftswissenschaften und Biologie) und gestaltet und damit vom jeweiligen Abiturienten relativ individuell beantwortbar. Eine abzuhakende Liste mit Wissen und Fähigkeiten für die Lehrer, die der Prüfling in der Klausur zeigen muss, gibt es nicht. Das Gejammer über die zu kurze Einarbeitungszeit ist auch Blödsinn. Ich hatte nur 20 Minuten und habe es in der Deutsch-LK-Prüfung trotzdem geschafft, beide Texte und Aufgaben mehrmals zu lesen und bereits angefangen zu überlegen wie ich die Aufgabe ungefähr bearbeiten werde.
Den Luxus, aus acht Augabenvorschlägen zwei für die Schüler auszuwählen, gab es hier in Niedersachsen ebenso wenig. Dennoch kam unser Mathe-LK offenbar recht gut mit dem Zentralabi zurecht.
Anonymer User schrieb am 12.06.2008 15:11
Bei dem unfassbar weit auseinander klaffenden Unterrichtsniveau schon zwischen zwei Leistungskursen des selben Faches an der selben Schule ist eine zentrale Bewertung im Moment offenkundig unmöglich.
Im Gegenteil, die zentrale Bewertung ist sehr wohl möglich. Das Problem ist wohl nur, dass die zentrale Bewertung die unterschiedliche Qualität der Vorbereitung offensichtlich macht. So mancher Lehrer / manche Schule musste jetzt die Hose runterlassen. Dass dies auf Kosten der Schüler geht ist natürlich nicht ganz fair.
Ja, enormen Lücken und Schwachstellen werden deutlich. Und?Es passiert genau nichts. Weder in der Lehrerausbildung, noch in den Lehrplänen, noch in den Unterrichtsmaterialien. Die einzige Folge, die eine zentrale Bewertung hätte, ist, dass das Notenniveau des Zentralabiturs weiter sinkt.
Das Grundproblem des Zentralabiturs ist doch, dass wir jetzt ganz toll vergleichen können, es sich damit aber auch schon getan hat. Wer zentral prüfen will, muss auch einheitliche Strukturen und Qualitätsniveaus in der Oberstufe schaffen.
Also ich sehe das genau umgekehrt: Nur eine zentrale Prüfung zwingt die Schulen, eine gleichwertige und hohe Qualität der Ausbildung zu garantieren. Wer da wie der zitierte Ursache und Wirkung verdreht, will nur, dass die Sonntagsreden zur schulischen Qualität unbegrenzt weitergehen, während Inkompetenz und Faulheit ungeniert grassieren.
Martin:
Bis letztes Jahr war es ja so! Wo sind die ganzen Prüfer hin? An den zentralen Arbeiten waren sie offensichtlich nicht beteiligt.
"Im Gegenteil, die zentrale Bewertung ist sehr wohl möglich. Das Problem ist wohl nur, dass die zentrale Bewertung die unterschiedliche Qualität der Vorbereitung offensichtlich macht. So mancher Lehrer / manche Schule musste jetzt die Hose runterlassen. Dass dies auf Kosten der Schüler geht ist natürlich nicht ganz fair. "
Das ist zu kurz gedacht! Das einzige was die zentrale Abiprüfung vergleicht ist die für die jeweilige Aufgabe spezifische Vorbereitung. Selbst wenn zwei Kurse ein identisches Unterrichtsniveau haben und damit eine identisch gute Vorbereitung können die Ergebnisse variieren.
Das kann zum Beispiel an unterschiedlich schwierigen Aufgaben liegen, womit der Schwierigkeitsgrad der Prüfung von der Wahl des Lehrers abhängt. Das kann auch an unterschiedlichem Unterrichtsstoff liegen. In Deutsch werden ja nicht überall genau dieselben Texte behandelt und in Geschichte wird nicht identisch viel Zeit in den jeweiligen Epochen verbracht.
So können die Ergebnisse auch bei identischem Unterrichtsniveau voneinander abweichen.
Eine stärkere Ursache von Notenabweichungen sehe ich viel eher in der Bewertung durch einen schulfremden Zweitkorrektor.
Anonymer: "Im Übrigen setzt sich die Abiturnote zu manchmal mehr als zwei Dritteln aus den Noten der 12. und 13. Klasse und nur zu einem Drittel aus den eigentlichen Prüfungen zusammen."
In NRW ist das sogar nicht nur manchmal, sondern IMMER so
"Insofern stimmt es, wenn ein Großteil des Frustes aus Schülersicht zumindest in NRW wohl wirklich vor allem an der jeweiligen Vorbereitung gelegen hat. "
Das ist doch mal ne brauchbare Insider-Information. Heute ist die Schule also nicht anders als vor vier Jahren.
Lexx schrieb am 12.06.2008 16:58
Martin:
Bis letztes Jahr war es ja so! Wo sind die ganzen Prüfer hin? An den zentralen Arbeiten waren sie offensichtlich nicht beteiligt.
Tja, das wäre mal interessant, wen man alles mal so zusammengewürfelt hat.
Zitat:
Das ist zu kurz gedacht! ....... So können die Ergebnisse auch bei identischem Unterrichtsniveau voneinander abweichen.
Da ist nix zu kurz gedacht. 'Identisch' gibt s nicht, nicht mal beim 100m Lauf. Es geht darum, bei vertretbarem Aufwand ein Höchstmaß an Vergleichbarkeit zu erreichen. Dazu müssen die Variationsbreiten minimiert werden, niemand erwartet, dass sie zu Null werden. Immerhin gesteht man dem Lehrer eine Auswahl zu, damit er die Aufgaben an die Schwerpunkte seines Unterrichts anpassen kann.
Selbstverständlich müssn parallel Anstrengungen unternommen werden, um den Unterricht auf hohem Niveau zu vereinheitlichen. Da ist die Bildungspolitik gefragt.