Albrecht Müller, der ehemalige Leiter der Planungsabteilung im Bundeskanzleramt bei Willy Brandt und Helmut Schmidt, über die ARD-Polit-Talk-Show "Hart aber fair":
Zitat:
„Hart aber fair“ - eine PR Agentur mit angeschlossenem Fernsehsender
Die Produzenten dieser Sendung versuchen, Glaubwürdigkeit durch Frische, Biss und gelegentliche Kritikfreundlichkeit zu erwerben, um dann um so besser Kampagnenjournalismus zu betreiben.
Im konkreten Fall wurde eine Sendung mit dem Titel „Die SPD am Abgrund - was bringt der Schritt nach vorn?“ benutzt, um erstens die Kampagne gegen Lafontaine mit Themen fortzuführen und zu füttern, die mit dem Thema der Sendung nichts zu tun hatten, und zweitens um für die Fortsetzung des Agenda-Kurses zu werben. Dabei bedienten sich Plasberg und seine Mitproduzenten übler Tricks.
Erstens, das Lernziel: Lafontaine ist unglaubwürdig, ein Demagoge, einer, der den Bettel hinschmeißt. Das kam in der Sendung alles vor. Ich zitiere einen unsrer Leser:
Zitat:
In der heutigen “hart aber fair” sollte es eigentlich um die SPD gehen, aber plötzlich mitten in der Sendung ging es nur noch um die Glaubwürdigkeit von Oskar Lafontaine.
Das frappierende: Der Gast Michael Jürgs sprach Lafontaine auf eine Aussage von ihm an, in der er angeblich die Zwangsvereinnahmung der SPD in die SED als in Teilen freiwillig dargestellt habe. Lafontaine verteidigte sich und erstaunlicherweise hatte Frank Plasberg sofort einen Einspieler parat aus dem Jahre 1996!, in dem Lafontaine über die “Zwangsvereinigung” referierte.
In der Sache kann ich dazu gar nichts sagen, aber ist es denn fair, wenn man einen Angriff auf einen Studiogast (der übrigens nichts mit dem Thema zu tun hatte) mit einem anderen Studiogast abspricht, so dass dieser ihn einleiten kann?
Zur Verdeutlichung: Im konkreten Fall hatten die Produzenten in der Sendung mit einem der Gesprächsteilnehmer (Michael Jürgs) eine Passage abgesprochen, die dieser auch brav rezitierte. Die Produzenten hatten dafür einen Einspieler produziert. Beides hatte mit dem Thema wenig zu tun, zielte aber auf die Stützung der laufenden Kampagne gegen Lafontaine. Das gleiche gilt für einen anderen Teil der Angriffe auf Lafontaine. Sie betrafen eine länger zurückliegende Äußerung Lafontaines bei Anne Will über Merkels angeblichen Studienaufenthalt in Moskau*.
Im „Faktencheck“ von Hart aber fair soll das dann auch noch einmal dokumentiert werden, wie Plasberg ankündigte.
Das heißt: die Sendung „Hart aber fair“ dient als PR Instrument für bestimmte Kampagnen, deren Anforderungen auch unabhängig vom Thema der Sendung nachgekommen wird.
Zweitens: Die Macher der Sendung nutzten ihre Möglichkeiten auch noch zur Verbreitung der Botschaft, dass der SPD eine Kurskorrektur weg von der Agenda 2010 nicht gut täte. Dazu bemühten sie Jörg Schönenborn und seine Umfragen. Er wurde eigens dafür mit neuen Ergebnissen eingespielt: zunächst wurde berichtet, dass die SPD nach wie vor bei 26% Wähleranteil, die Union bei 36% läge. Dann wurde behauptet, 49% aller Bürgerinnen und Bürger fänden die Agenda eher positiv und nur 29% eher negativ. (Man kann die Frage so stellen, dass ein solches Ergebnis rauskommt). Dann wurde berichtet, 60% der SPD-Wähler sähen die Agenda positiv und nur 22% negativ. Daraus wurde messerscharf aber falsch geschlossen, es helfe der SPD nichts, diesen Begriff kritisch zu diskutieren.
Diese Schlussfolgerung liegt auf der Linie der Botschaft, die „Hart aber fair“ überbringen wollte: zur Agendapolitik gibt es keine Alternative, auch die SPD Wähler sind mehrheitlich überwältigend dafür.
Der banale Denkfehler einer solchen Argumentation wurde nicht erörtert. Man hat nur erhoben, dass 60% der verbliebenen SPD Wähler für die Agendapolitik sind. Da die SPD auf 26% geschrumpft ist, und es ihr Ziel sein müsste, mehr Wähler zu erreichen, nutzt einem ein Stimmungsbild vom verbliebenen mitregierenden Rest an SPD-Wählern nahezu nichts auf der Suche nach einer erfolgreichen Strategie. Man müsste diejenigen befragen, die weggegangen sind. Dann würde man erfahren, dass diese vor allem wegen der Agendapolitik gegangen sind. Wenn man diese zurückholen will, dann müsste man eine Kurskorrektur bieten, ohne die Befürworter der Agenda 2010 abzustoßen. - Aber so differenziert wollen die Macher der Sendung nicht rangehen. Sie sind eine Publicrelations Agentur und verbreiten deshalb die Botschaft ihrer Auftraggeber oder ihrer Brüder im Geiste.
Ich habe die Sendung gesehen und kann die Einschätzung Müllers nur bestätigen. Es ging nicht um das eigentliche Thema ("Quo vadis, SPD?"), sondern darum, Lafontaines Glaubwürdigkeit zu untergraben (was nicht gelungen ist).
*) Lafontaines Aussage ist korrekt. Angela Merkel lernte ihren späteren Mann Ulrich Merkel bei einem Studentenaustausch in Moskau kennen. Nachzulesen in der Merkel-Biographie von Gerd Langguth.
Lafo wollte die Sendung nutzen um wie gewohnt über die SPD herzuziehen. Den Gefallen haben ihm die Macher der Sendung nicht getan.
Das ist aber unfair!!!!
Unfair ist es auch, Lafontaine mit seinem unterirdischen Verhalten zu konfrontieren.
Und zu den den Lafo-Sprüchen über die SPD-KPD Zwangsvereinigung hat der Nachdenker trotz endloser Buchstabenreihen nichts gesagt.
Klar ist: Zu einer Sendung über Lafo der unzuverlässige Büttelhinschmeisser, über Lafo der Demagoge, über Lafo der Geschichtsklitterer wäre der Möchtegern-Saar-Napoleon nicht erschienen.
Merke: Fair ist eine Sendung nur, wenn sie Lafo ungehindert seine Kampagnen fahren lässt. Alles andere ist unfair.
gibts jetzt zu jedem Frühstücksrülpser von Lafontaine ein Extrathema?
Er darf ja bei ARD und ZDF inzwischen im Akkord rülpsen. Keine Politlabershow der letzten Wochen, in der nicht live sein Gesicht zu sehen ist. Zumindest brauchen sich ARD und ZDF nicht vorwerfen zu lassen, sie würden eine politische Kraft des Landes - die Linke - nicht hinreichend würdigen.
Zitat:
Es ging nicht um das eigentliche Thema ("Quo vadis, SPD?"), sondern darum, Lafontaines Glaubwürdigkeit zu untergraben (was nicht gelungen ist).
Das ist doch ein und dasselbe Thema. Lafontaine ist doch derjenige, der seit Jahren erzählt, was die SPD für eine Politik zu machen habe. Lafontaine ohne SPD würde gar nicht richtig funktionieren.
Albrecht Müller hat das komplette Scheitern seiner merkwürdigen Wirtschaftstheorien wohl noch nicht verkraftet und hofft auf einen zweiten Versuch unter Lafo.
Ich empfehle die Lektüre von Müllers Buch "Die Reform-Lüge". Liegt irgendwo zwischen Sozialismuspropaganda, Merkbefreiung und Unbelehrbarkeit.
Dazu kann man noch wissen, dass auch Müllers Dunstkreis schon mindestens einmal Sendezeit bei der ARD bekam, wie auch hier bei uns schon diskutiert.
Dass gerade Müller von Propaganda bei der ARD fabuliert, ist schon recht dummdreist, weil er sie selber dort schon platziert hat. Aber vielleicht ist er ja in Ungnade gefallen.
Was Mirk nun dazu meint, werden wir wohl nie erfahren, weil er
a) seinen unreflektieren Müll noch in ein Dutzend anderer Foren einkippen muss,
b) längst auf der Suche nach neuen Verschwörungen ist und die Server bei google glühen lässt
oder
c) ... ach nee lassen wir das lieber...
Ich kann dir sagen, wo es bei mir sofort Klick gemacht hat.
Die Domain 'Nachdenkseiten.de' Auf die bin ich damals sofort gestoßen und man braucht nicht lange, um zu erkennen, in welche Richtung da gedacht werden soll...
Anonymer User schrieb am 12.09.2008 09:51
Ich habe die Sendung gesehen und kann die Einschätzung Müllers nur bestätigen. Es ging nicht um das eigentliche Thema ("Quo vadis, SPD?"), sondern darum, Lafontaines Glaubwürdigkeit zu untergraben (was nicht gelungen ist).
...und wenns nicht Lafo ist, ist es halt die Linkspartei, das Linkshaendertum oder das Linksfahren in England. Gegen Links zu sein, ist grad schick und modern und bringt halt Quote u.ae. fuer die Medien. Um Sachfragen, Programmpunkte, etc. gehts da eh selten - allein schon, weil die rechten Gegner dann auch in der Hinsicht hinterfragt werden koennten, was sehr peinlich werden koennte.
Also nicht immer Verschwoerungen wittern - ist nur Marktwirtschaft plus (ueblichem Dauer-)Wahlkampf
Die Sendung bot eine der seltenen Momente, in denen Lafontaine sprachlos war.
Im wahrsten Sinne des Wortes.
Anne Will und die Slomka scheinen ja ganz heiß auf ihn zu sein.
Deshalb darf er dort sein dummes Zeug ohne Zeitbegrenzung mindestens dreimal pro Abend los werden.
Es ist keine Modefrage gegen Lafontaine und die Linkspartei zu sein.
Es ist einfach die Entscheidung zwischen Demagogie, die Lafontaine zweifellos beherscht und der Beschränktheit seiner Anhänger einerseits und gesundem Menschenverstand andererseits.
Kodo schrieb am 13.09.2008 17:42
Es ist keine Modefrage gegen Lafontaine und die Linkspartei zu sein.
Ok, dann eben fuer manche sowas wie Religion.
So oder so gibt es fast keine sachliche, nichtideologische Auseinandersetzung mit Lafo bzw. der LP.
Ob man das dann nun Mode oder Beklopptheit nennt, ist mir fast wurscht
Zitat:
Es ist einfach die Entscheidung zwischen Demagogie, die Lafontaine zweifellos beherscht und der Beschränktheit seiner Anhänger einerseits und gesundem Menschenverstand andererseits.
Gut, wir hier moegen uns ja mit Hilfe des Verstands mit der Sache beschaeftigen - und ok, mag er ein Demagoge sein - aber die Medien arbeiten da eher ohne den Verstand und die Linksgegner in den Medien arbeiten doch auf aehnlichem Niveau wie Lafo (nur nicht immer so erfolgreich :D)
"Es gibt viele Fälle, in denen jemand hohes Arbeitslosengeld bezieht, obwohl Familieneinkommen und Vermögen da sind. Und ich frage nun, ob der Sozialstaat nicht besser so konstruiert sein sollte, dass nur die Bedürftigen Nutznießer des Sozialstaats sind" - Interview in DER SPIEGEL 45/1998, spiegel.de;welt.de, 6. August 2007
"Wir können auf die ständig steigende Lebenserwartung nicht mit immer kürzerer Lebensarbeitszeit reagieren." - Interview "Focus" 33/95, zitiert nach spiegel.de, 2. August 2007; auch in welt.de, 31. August 2007, Berliner Morgenpost, 1. September 2004
Kodo schrieb am 14.09.2008 16:18
Mode, Beklopptheit, Religion...
Sonst noch was?
Ja, Quotenjagd gaebs da noch.
Zitat:
Wieso ist man bekloppt oder religiös, wenn man Lafontaine als Demagogen und als nicht seriös ansieht?
Irgendeine Begründung?
So ähnlich agiert auch Lafontaine.
hast Du einen Wochenendkurs bei ihm gemacht?
Wohl eher du angesichts deiner Verdreherei.
Ich habe nicht gesagt, man sei bekloppt/religioes, wenn man Lafo als Demagogen ansieht oder meint, er sei unserioes.
Wer in Deutschland Verstaatlichungen fordert, der ist ein politischer Feind von mir. Sozialismus ist unmenschlich, ungerecht, umweltfeindlich und vor allem: unmöglich. Sozialismus scheitert immer.
Wer solche Verstaatlichungen auch noch mit "Verfassungsfeindlichkeit" begründen will, ist ein Demagoge, denn diese Aussage ist sachlich falsch. Im GG steht nichts von "Hohe Vermögen sind verboten", sondern lediglich "Eigentum verpflichtet".
Und da soll der Lebemann Lafonatine mal mit gutem Beispiel vorangehen. Lafontaine schwelgt im Luxus.