Kater,
grundsätzlich könnte ich mir das sogar vorstellen, das man einfach die Anzahl der Grundschulen erhöht, die dann untereinander mit unterschiedlichen pädagogischen Konzepten konkurrieren.
In der Praxis klappt das nicht.
1. Es gibt eigentlich den "Wohnortzwang". Wer eine andere Grundschule haben möchte, muss darum betteln und das "begründen". Und wegen einer bestimmten Grundschule umziehen geht in der Regel nicht, weil man ja seinen Arbeitsplatz noch erreichen muss.
2. Die Kinder haben auch nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, allein zur Grundschule zu kommen. Bei größeren Kindern (Wechsel auf weiterführende Schule) kann man schon eher mal sagen "Die Schule ist zwar 20 km weg, aber da kommst du auch ohne mich hin...". Grundschulen müssen entweder räumlich nah beim Wohnort sein oder mindestens so liegen, dass man die Kinder auf dem Weg zur Arbeit dort absetzen kann. Alles andere ist logistisch nicht zu packen.
Nur am Rande sei erwähnt, dass die Kinder sich vielleicht auch außerhalb der Schule mal sehen wollen, was in der Praxis auch vorraussetzt, dass die Grundschule in der Nähe des Wohnorts liegt (und damit auch die Klassenkamaraden räumlich nah wohnen.)
3. Es gibt auch gar nicht so viele Grundschulen, dass man da in Praxis wählen könnte.
4. Neben dem pädagogischen Konzept gibt es weitere wichtige Punkte. Wir brauchten zB drei parallele Klassen, damit unsere Jungs auf jeden Fall jeder in eine eigene Klasse kommt.
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Fazit: ich erwarte eigentlich, dass alle Grundschulen einen pädagogischen und intellektuellen Mindeststandard haben. Das darüber hinaus jede Schule unterschiedlich ist, liegt in der Natur der Menschen begründet.
Grundsätzlich beklage ich, dass viel -und zwar V I E L- zu wenig Geld ins Bildungswesen fließt. Statt dessen werden (wieder mal) Diskussionen über die Höhe von Harzt 4 geführt. Super. Das zeigt doch sehr schön, wo unsere Schwerpunkte liegen.
Bei uns würde eine optimale Schulbildung so aussehen:
Kindergarten im 5 km entfernten Nachbarort. Haben wir genau aus den von Dir genannten Gründen nicht gemacht.
Grundschule am Ort.
Weiterführende Schulen sind nicht am Ort.
Das eigentlich zuständige Gymnasium hat den Ruf extremer Leistungsforderung ohne Förderung oder pädagogischem Konzept, d. h. wer es nicht packt, fliegt einfach raus. Letztlich wohl eine Gymnasialausbildung, bei der die Eltern und Nachhilfelehrer das Niveau sichern.
Die Realschule nicht anders (Kommentar des Schulleiters: Sicher haben die Klassen erstmal über 30 Schüler aber nach ein paar Jahren sind das höchstens noch 25. ).
Oder Gesamtschule (was voraussichtlich meine Präferenz wäre) am anderen Nachbarort. Aber hier muss ich dann "betteln".
Letztlich gibt es keine gescheite Lösung.
Aber schön wäre ja, wenn sich die Landesregierung nicht schon damit brüsten würde, dass die Lehrer jetzt 50% Zulage zur Klassenfahrt bekommen. Was für eine Verbesserung ?!?!?
>> Ueberwiegend schilderst du Arten von Problemkids, mit denen die Lehrer allein schon logistisch nicht fertig werden koennen.
>> Und diese Problemkids entstehen daheim durch falsche Erziehung, Vernachlaessigung, etc.
> Überwiegend schildert er vielmehr ganz normales kindliches Verhalten, wenn solcherlei ungeeignete Unterrichtsformen von Lehrern durchgeführt werden, die nichts von Disziplin und Respekt halten.
> Das hat mit "Problemkids" aber auch gar nichts zu tun, wie Dir jeder Lehrer, der wenigstens etwas Autorität ausstrahlt, mittels einer klassischen Unterrichtsform problemlos nachweisen kann.
Schau, was ich geschrieben habe: es ging um Logistik.
Du schwaermst vom autoritaeren Lehrer und Disziplin alter Schule - der wurde damals aber auch nur mit der Rasselbande fertig, weil die meisten schon dementsprechend von Eltern und Umwelt erzogen wurden. Respekt vor dem Lehrer zb musste sich damals kein Lehrer erarbeiten - das wurde den Kindern schon von Eltern und Gesellschaft eingeimpft.
Heutzutage sieht das meist anders aus - bis hin zur von Eltern anerzogenen Respektlosigkeit, die hier auch erwaehnt wurde. Und wenn die Kinder dann noch durch Gesellschaft, Medien, etc. asozial und gewaltbereit werden, dann hat selbst so ein rechter Rohrstockhannes schlechte Karten.
> Grundsätzlich beklage ich, dass viel -und zwar V I E L- zu wenig Geld ins Bildungswesen fließt. Statt dessen werden (wieder mal) Diskussionen über die Höhe von Harzt 4 geführt.
> Super. Das zeigt doch sehr schön, wo unsere Schwerpunkte liegen.
Derzeit doch wohl eher dort, wo man spontan mit Milliarden unfaehigen Bankern und Unternehmern unter die Arme greifen will.
Oder dort, wo man mit Milliarden unnuetze Hartz4-Kontrollbuerokratie und Alo-Statistik-Verschoenerungsaktionen finanziert.
Oder dass die oberen Schulkasten das Meiste bekommen, waehrend HS und GS eher stiefmuetterlich behandelt werden.
Oder nicht zuletzt dort, wo man jeden Dummdoedel ohne Eignungstests teuer studieren laesst, weil man an die Papierreliquie des heiligen Abiturius glaubt.
Letztendlich ist es zu wenig - und das bleibt es auch, wenn man nur Linke und Arbeitslose beschimpft.
Frank:
Und was willst du mit mehr Geld bezahlen? Mehr Lehrer, die es nicht gibt? Mehr Klassenräume, die erst noch gebaut werden müssen?
Eine Geldanlage wüsste ich: Jeden Klassenraum lärmschluckend umbauen, bringt 10 Dezibel weniger Lärm. Das kostet aber gerademal zwischen 1 (25 Schüler/Klasse) und 1,5 (17 Schüler/Klasse) Mrd. €.
Und dann kann man natürlich in den Bereichen, wo die Lehrer fehlen die Gehälter anheben (verdient ein Physiklehrer eben mehr als Englisch/Deutsch).
Die Lehrer würde es geben, wenn der Job attaktiver wäre. Mit einer Beamtenlaufbahn wie vor 50 Jahren lockt man aber keine engagierten Leute hinterm Ofen vor.
Und nochmal: Der Geräuschpegel der Klassen sollte nicht durch schallschluckende Wände, sondern ein Mindestmaß an Disziplin minimiert werden. Davon abgesehen sind hallige Klassenräume natürlich suboptimal. Aber da haben die Schulen noch ganz andere, drängendere Ausstattungsprobleme.
"Mit einer Beamtenlaufbahn wie vor 50 Jahren lockt man aber keine engagierten Leute hinterm Ofen vor. "
Ich kenne ja schon den einen oder anderen, der interessiert wäre. Die haben auch alle Berufserfahrung, was mal etwas Realität in die Klassenzimmerbringen würde.
Die sind aber alle zu alt, um noch genommen zu werden. Das Gehalt als Lehrer finde ich übrigends gar nicht so schlecht. Immerhin ist man um 2 Uhr zu Hause, hat viel Urlaub und hat doch relativ viel Freiheit.
kater_5 schrieb am 21.11.2008 20:11
"Mit einer Beamtenlaufbahn wie vor 50 Jahren lockt man aber keine engagierten Leute hinterm Ofen vor. "
Ich kenne ja schon den einen oder anderen, der interessiert wäre. Die haben auch alle Berufserfahrung, was mal etwas Realität in die Klassenzimmerbringen würde.
Die sind aber alle zu alt, um noch genommen zu werden. Das Gehalt als Lehrer finde ich übrigends gar nicht so schlecht. Immerhin ist man um 2 Uhr zu Hause, hat viel Urlaub und hat doch relativ viel Freiheit.
Gruss
Kater
Zu alt, um noch genommen zu werden? Warum eigentlich? Das System ist halt starr. Aber was ist mit der unerlässlichen pädagogischen Ausbildung? Hier in Hessen werden ja vertretungsweise Laien-Lehrer eingesetzt. Die werden von schlimmeren Klassen ziemlich fertiggemacht, weil sie es nicht gewohnt sind, den Dompteur zu spielen.
Wenn man den Job relativ engagiert macht wie mein Partner, sitzt man nachmittags und abends an Korrekturen und Vorbereitungen, hat oft lange Telefonate mit Eltern und wirkt noch in der einen oder anderen Interessenvertretung mit. Das kommt nach meinem Überblick locker auf eine 40 Stunden Woche.
Und den Urlaub muss man immer in der Ferienzeit machen. Das klingt nicht schlimm, ist aber aus meiner Sicht ein deutlicher Verlust gegenüber normalem Urlaub. Einfach einen Gleittag nehmen - gibts nicht (obwohl das sicher machbar wäre).
Ich will kein Jammerlied über die armen Lehrer anstimmen, aber so extrem komfortabel ist der Job nun auch wieder nicht.
"...Mein Kommentar? Ich habe Tränen in den Augen angesichts der Kinder, die 40 Jahre 68er-Schulpolitik ausbaden müssen. Das alte "repressive System" ist abgeschafft, oh ja. Willkommen in der LINKEN HÖLLE.
Sagte ich schon, dass ich "linke politische Einstellung" als eine Form von Geisteskrankheit empfinde?
MfG Frank"
Hallo Frank,
ich kann mich noch gut erinnern, als Du damals bei der Geburt Eurer Rangen ganz stolz berichtet hast. Ich habe Dir (Euch) gratuliert, aber im Stillen mit Gruseln daran gedacht, was noch auf Euch zukommt.
Mit meinen Kindern habe ich nach der Konfessionsschule in NRW (ja, 1967 gab es die noch!) die ersten "Förderstufen" in Hessen "genießen" dürfen, jetzt sind die Enkel z.T. schon im Gymnasium. Ich erspare mir mal Schilderungen ähnlich wie die von Deiner Frau, und schlimmere.
Manchmal könnte man als Älterer eine gewisse Beruhigung über die "Gnade der frühen Geburt" haben, die uns die nächsten 50 oder 60 Jahre erspart; aber das ist blanker Sarkasmus, vielleicht kommt es doch nicht so schlimm...
[uV]Ephraim Kishon: "Für mich ist Rassismus eine unverzeihliche Sünde, und dazu gehört auch der Haß auf die eigene Rasse."
Imam von Izmir 1999 (von wegen 'der Islam gehört zu Deutschland'): "Dank eurer demokratischen Gesetze werden wir euch überwältigen, dank eurer religiösen Gesetze werden wir euch beherrschen."
Dr. Gottfried Curio, AfD 2017: „Wenn der Ausreisepflichtige nicht ausreist, braucht der Steuerpflichtige auch keine Steuern zu zahlen“
Ganz bestimmt nicht. Man kann davon ausgehen, dass Schule früher(TM) sehr autoritär und frontal unterrichtend war, mehr auf Auswendiglernen abzielte als auf selbständiges Denken und Initiative. Gerade die letzteren Qualitäten fordert die Gesellschaft aber zunehmend, also muss auch die Schule entsprechend darauf vorbereiten. Die Gesellschaft fordert aber nicht 'wir sitzen alle im Kreis und jeder macht, wozu er gerade Lust hat. Das Verstehen und möglichst exakte Ausführen von gestellten Aufgaben in vorgebener Zeit muss die Supermarkt-Kassiererin im späteren Leben genauso beherrschen wie der Vorstandschef.
wenn ich die Lehrer an meinem Gymnasium mit denen am Gymnasium meiner Tochter vergleiche dann stelle ich fest, dass sich der Anteil der guten Lehrer und der A***r so ziemlich vertauscht hat.
Gut, "wir" waren eine Ausbildungsschule mit vielen Lehrlingen(Referendare) und da waren wohl eher etwas "bessere" Lehrer zu finden, aber bei mir waren es mal geschätzt 50 % gute, 30 % Mittelmass und 20 % A***r. Bei meiner Tochter waren es noch 20% gute und 50% Leute, die sich nach dem Abi besser nie mehr in einer Schule hätten blicken lassen.
Von meinen Mitschülern wurden 6 Lehrer - bei mindestens einem hätte ich meine Kinder sofort von der Schule genommen wenn die Gefahr bestanden hätte, dass sie den bekommen. 3 von den 6 Lehrern waren/sind sehr gut gewesen, was ich so mitbekommen habe.
Dass auch heute noch wirklich gute Lehrer gibt, weiß ich auch - selbst in NRW :-))
WRL:
Ich bezweifle einfach mal, dass es "früher" so viele gute Lehrer gegeben hat. Ich denke ich habe zu heute eine Recht kompetente Ahnung, meine acht Jahre Gymnasium liegen gerademal vier Jahre zurück. Es gab an unserer Schule durchaus Flaschen, Nulpen und Unfähige als Lehrer. Aber man neigt dazu, diese überrepräsentativ in Erinnerung zu behalten. An die, an die ich mich jetzt innerhalb von drei Minuten erinnert habe sind 25, die ich als normal bis gut aber auf jeden Fall geeignet einschätze. Drei fallen durch. Einer war zu weich, eine ein A**** und einer irgendwie komisch. Bei zweien kann ich es nicht einschätzen.
Ein anderes Bild ergibt sich von den Lehrern, die ich selbst nicht hatte aber von denen mit Mitschüler erzählt haben: Da weiß ich von vier, die nichts drauf haben und einem, der geeignet ist (bei einer davon konnte ich mich von der Unfähigkeit selbst überzeugen). Über die Katastrophen erzählt man einfach eher als über das Normale.
Wenn ich dann an "früher" denke fällt mir sofort "Professor Unrat" ein - soviel zu den Lehrern der damaligen Zeit. Strenge und (vermeintliche) Autorität ist eben auch nicht der Königsweg zum Lernerfolg. Die besten Lehrer sind meiner Erfahrung nach diejenigen, die mit den Schülern gut auskommen. Zugegeben das ist in der Oberstufe einfacher als in den unteren Jahrgängen mit den ganzen pubertierenden Kindern. Aber auch da haben es genügend geschafft, sich weder unterbuttern zu lassen bzw. die Klasse nicht kontrollieren zu können, noch wie der "Diktator am Lehrerpult" zu wirken.
Dazu zähle ich auch denjenigen Lehrer, der mich mal mein komplettes Bioheft hat abschreiben lassen weil es total unordentlich war. Der "Aha"-Effekt war groß, denn erst da ist es mir selbst aufgefallen.
Lexx schrieb am 26.11.2008 10:13
Wenn ich dann an "früher" denke fällt mir sofort "Professor Unrat" ein - soviel zu den Lehrern der damaligen Zeit.
Ich will ja nicht deine Klischees zerstreuen, aber unter Umständen ist das Lehrerspektrum der Zeit vor Deiner Schulbildung doch etwas breiter als eine Zusammenfassung unter dem Titel "Professor Rath" (so hiess der nämlich).