DP: "Fragwürdig ist nur die fachliche Inkompetenz, die die Bezahlzeitungen nach eigener Ansicht substanziell von den Gratisblättern unterschied."
Ein schöner Versprecher
"Ein anderes Problem wird sein, dass kompetente Wirtschaftsleute weder die Ellenbogen noch die soziale oder kommunikative Kompetenz haben sich in Parteien durchzusetzen."
Ja, deswegen können so Leute wie Werner Müller auch nie Wirtschaftsminister werden....
"Beide, Journalisten und Politiker bekommen ihr Brot vom Wähler und zahlenden Kunden. Sie haben also mehr oder weniger dasselbe Ziel. Hat eine Regierung oder Partei die Wähler auf ihrer Seite hat sie auch eine gute Presse. "
Ich glaube, Dir ist nicht klar, wer der "zahlende Kunde" bei den Journalisten ist.
Das ist vor allem die Anzeigenkundschaft, die Leser bezahlen mal gerade das Papier auf dem ihre Zeitung gedruckt ist.
Wobei natürlich die Anzeigenkundschaft an hohen Leserzahlen interessiert sind. Aber das hat Grenzen, wenn eigene Interessen berührt werden.
Du willst mir ernsthaft weiss machen, die Anzeigenkunden reden den Redaktionen in ihre Kommentare hinein? Oder machen gar die Platzierung ihrer Werbung vom Inhalt der politischen Analysen abhängig?
DP: "Du willst mir ernsthaft weiss machen, die Anzeigenkunden reden den Redaktionen in ihre Kommentare hinein? Oder machen gar die Platzierung ihrer Werbung vom Inhalt der politischen Analysen abhängig?"
Die Süddeutsche musste genau das schmerzhaft feststellen. Nach einem Negativ-Bericht über ALDI-Süd, der eine Filiale schließen lies um einen Betriebsrat zu verhindern, hat ALDI für ein Jahr seine Anzeigen zurückgezogen. Volumen der Anzeigen: 1,5 mio. €. http://www.netzeitung.de/medien/282375.html
"Du willst mir ernsthaft weiss machen, die Anzeigenkunden reden den Redaktionen in ihre Kommentare hinein? Oder machen gar die Platzierung ihrer Werbung vom Inhalt der politischen Analysen abhängig?"
Du willst mir jetzt nicht ernsthaft weiss machen, dass Du das nicht weißt ?
Natürlich läuft das auch nicht so direkt. Aber es gab eben Fälle, wie von Lexx genannt, wo Firmen Anzeigen zurückgezogen haben, wenn denen was nicht passte.
Die Nachricht ist bei den Redakteuren sicher angekommen. Natürlich prahlen diese jetzt überall, dass sie Aldi widerstanden haben. Aber noch mal passiert denen das sicher nicht. Schliesslich ist Journalist derzeit ein gefährlicher Beruf und schnell werden mal ganze Redaktionen rausgeworfen.
Aber es gab eben Fälle, wie von Lexx genannt, wo Firmen Anzeigen zurückgezogen haben, wenn denen was nicht passte.
Und wenn das wiederum öffentlich wird, ist die betreffende Zeitung/Zeitschrift der Held und das Image der betreffenden Firma beschädigt. Das gab es ja schon mehrfach.
Also ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Die Schere im Redakteurskopf gegenüber Unternehmen sehe ich nicht größer als die gegenüber Institutionen, Religionen, etc.
Lexx schrieb am 02.12.2008 19:07
DP: "Du willst mir ernsthaft weiss machen, die Anzeigenkunden reden den Redaktionen in ihre Kommentare hinein? Oder machen gar die Platzierung ihrer Werbung vom Inhalt der politischen Analysen abhängig?"
Die Süddeutsche musste genau das schmerzhaft feststellen. Nach einem Negativ-Bericht über ALDI-Süd, der eine Filiale schließen lies um einen Betriebsrat zu verhindern, hat ALDI für ein Jahr seine Anzeigen zurückgezogen. Volumen der Anzeigen: 1,5 mio. €. http://www.netzeitung.de/medien/282375.html
Jetzt müsstest du mir nur noch die im Beitrag vorhandene politische Analyse zeigen.
Das ist doch was ganz anderes, da geht der Werbekunde gegen kritische Beiträge gegenüber seiner eigenen Firma vor, na da würde ich auch keine Anzeigen mehr platzieren.
DP:
Das ist natürlich ein krasser Fall. Aber wenn eine Zeitung gegen die eigene Branche schreibt, würdest du dir da als Firmenboss nicht auch überlegen, die Anzeigengelder mindestens zurück zu fahren? Offenbar bedient die Zeitung ja dann die falsche Klientel.....
Wow, ein Artikel über schlechte Arbeitsbedingungen beim Discounter. Das ist wahrlich investigativ (nein, es geht mir nicht um Aldi!). Wer ist denn so naiv zu glauben, dass ein Acht-Stunden-Job dort einem Wellnesstag gleichkommt? Gerade die linke intellektuelle, aber besserverdienende Klientel der SZ mästet doch Discounter wie Aldi, indem sie inzwischen den Biojoghurt dort einkauft und nicht beim Feinkosthändler. Aber dann morgens bei SZ und Albrecht-Kaffee den Kopf schütteln über das geschundene und ausgebeutete Personal. Die haben es nicht besser verdient, als die Aldi-Schnäppchenseite (wahrscheinlich die informativste des Blattes) nicht mehr in ihrer Hauspostille vorzufinden.
Also, ich unterstelle der Presse ja so einiges, aber nicht, dass sie den Anzeigenkunden nach dem Mund schreibt - generell gesehen. Ausnahmen mag es geben.
Die Anzeigen werden von der Auflage und den von dem Journal erreichten Zielgruppen generiert, nicht von den Inhalten. Von letzteren nur mittelbar, indem sie die Klientel an die Publikation binden.
Anzeigenboykotte sind bisher immer im Sande verlaufen. Ich erinnere mich an meinen eigenen ex-Arbeitgeber, der nach im Spiegel veröffentlichten Indiskretionen aus dem Vorstand grossmäulig einen Anzeigenboykott verkündete. Es hat genau 2 Wochen gedauert, bis die nächste Anzeige erschien. Und man weiss nicht mal ob in der Woche dazwischen überhaupt eine Anzeige eingeplant war.
Lexx schrieb am 03.12.2008 00:45
Aber wenn eine Zeitung gegen die eigene Branche schreibt, würdest du dir da als Firmenboss nicht auch überlegen, die Anzeigengelder mindestens zurück zu fahren?
Als Anbieter von Luxus Gütern würde ich sicher nicht gerade in der Jungen Welt (Mirks Leib und Magen Blatt) inserieren. Vor allem aber deshalb, weil ich da keine Target Kunden erreiche. Und als Label für Indie- und Punkmusik würde ich aus demselben Grund vielleicht nicht in der FAZ inserieren. Aber nicht weil die Kritiken in der FAZ über Punks, deren Musik oder Lebensstil mies schreiben sondern weil zu wenig Käufer diese Zeitung lesen.
Aber wenn eine Zeitung gegen die eigene Branche schreibt, würdest du dir da als Firmenboss nicht auch überlegen, die Anzeigengelder mindestens zurück zu fahren? Offenbar bedient die Zeitung ja dann die falsche Klientel.....
Da müsste er schön blöd sein. Wenn die Zeitung gerade seine Produktzielgruppe anspricht, wird es ihm egal sein, was die Redaktion schreibt. Und wenn nicht, dann inseriert er sowieso nicht in dem Blatt.